Trendwatch #5: Microjobs
Mittlerweile weiß ja jeder, dass die Smartphones ganze Geschäftsmodelle revolutioniert oder gar überflüssig gemacht haben. Das ist nicht nur ein Ergebnis der Flexibilität und der Interaktionsmöglichkeiten dieses Mediums geschuldet, sondern in erster Linie des Convenience-Faktors, die dieser kleine Assistent bietet.
Aktuell haben diese Helfer auch Einzug in die Arbeitswelt gehalten. Mit Hilfe von speziellen Apps werden über das Smartphone kleinere Aufträge an User vergeben, die dann in Minutenschnelle abgearbeitet werden. Für diese Arbeit wird ihnen anschließend ein kleiner Geldbetrag oder andere Credits auf dem Benutzerkonto gutgeschrieben. Das Aufgabenspektrum ist recht breit gefächert, so werden beispielsweise folgende Aufgaben beauftragt:
- Verschiedene Produkte zu testen
- Öffnungszeiten herauszufinden
- Orte/Sehenswürdigkeiten zu fotografieren
- Die Frische von Obst und Gemüse in einem Supermarkt zu bewerten
- Einen Zigarettenautomat auf seine Funktionalität zu prüfen
- Tempolimits in Straßen zu fotografieren
- An Marktforschungsaufgaben teilzunehmen
Oft werden die Aufträge nicht nur textlich, sondern auch fotografisch abgearbeitet. So werden z.B. Scouts losgeschickt, um die Verfügbarkeit einer bestimmten Promotion zu einem bestimmten Zeitraum festzuhalten. Dazu werden entsprechende Aufträge versandt, die dann exakt vom Auftraggeber definiert werden. Wie oft soll ein Store gecheckt werden? Was soll genau beantwortet werden? Welche Zielgruppe wird angesprochen? Durch die Fotodokumentation, die meistens auch mit Geodaten versehen ist, kann dann schnell die Authentizität der Dokumentation festgestellt werden. Wie das aussieht sieht man auf dem Screenshot von Appjobber.
Neben den klassischen ortsgebundenen Aufträgen werden oft auch ortsunabhängige Aufträge vergeben, die bequem von zu Hause aus erledigt werden können. Das sind z.B Transkriptionen, Umfragen und Korrekturen von Texten. Alles, was sich irgendwie digital distribuieren lässt, kann von entsprechenden Fachleuten bearbeitet werden.
Sicherlich wird der Microjobber durch diese Aufgabe nicht reich, kann sich aber durch geringe Investitionen (ein Smartphone reicht meistens) ein kleines Zubrot dazuverdienen. Ebenso wird kein Unternehmen über diesen Weg eine hochqualifizierte Fachkraft ersetzen können; hier wird lediglich die Crowdpower zur Erledigung von leichten Regelaufgaben genutzt.
Folgende Apps sind derzeit im deutschsprachigen Raum verfügbar:
- Appjobber: Ist kostenlos und praktisch der Pionier in dem Bereich.
- Streetspotr: Ähnlich wie Appjobber, allerdings kann man sich hier einen Expertenstatus erarbeiten.
- Scoopshot: Ein Bilderdienst, für den entweder nach Aufträgen gearbeitet wird oder Schnappschüsse in einer Datenbank auf Käufer warten.
- Appinio: Ein spezielles Tool, das schnelle Umfragen mit großer Reichweite für explizite Zielgruppen sicherstellt. (Wir haben in diesem Beitrag darüber berichtet).
An dem Videobeispiel sieht erkennt man das Grundprinzip der Microjobs:
Was bedeutet das für die Branchen?
Microjobs für den Handel
Für den Handel kann die Umsetzungsqualität von neu eingesetzten Standards festgestellt werden. Ist die Verräumung okay? Wie sieht die Out of Shelf Quote für verschiedene Produkte aus? Ist das Planogram überall umgesetzt? Wie ist die generelle Kundenansprache? Finde abgelaufene Produkte in den Regalen, Preisscan beim Wettbewerber. Aus Datenschutzgründen ist aber alles, was die Arbeitsweise von Mitarbeitern betrifft, davon auszunehmen. In den meisten Fällen ist es nicht nur Mitbestimmungspflichtig, sondern besitzt auch einen gewissen „Blockwart-Touch“.
Microjobs bei der Konsumgüterindustrie
Gerade der Bereich der Promotionen lebt sehr stark von der zeitgleichen Verfügbarkeit der Ware im Store. Über die Stellschrauben zu mehr Promotioneffizienz haben wir bereits berichtet. Sind die Promotiondisplays alle am Stichtag auf der Fläche? Sind die gebuchten Sonderplatzierungen im Kassenbereich auch besetzt? Sind die Handzettel mit entsprechenden Hinweisen versehen? Sind die Shop-in-Shop Regale vom Außendienst sauber installiert und bestückt? Laufen die passenden Promotionen auf den digitalen Screens des Digital Signage Netzes? Funktionieren die Beacon am PoS noch? Wie ist die Qualität meiner Permanent-Displays nach 3 Monaten? Wie kommt ein neues Produkt beim Konsumenten an?
Microjobs im Bereich von Navigationssoftware
Gute Navigationslösungen verbessern sich selbst in der Regel durch selbstlernende Algorythmen. Trotzdem ist es manchmal notwendig, bestimmte Sachverhalte durch Menschen validieren zu lassen? Ist an der bestimmten Stelle noch die 30er Zone? Ist der vor 3 Jahren gemeldete Blitzer immer noch aktiv? Warum fahren in bestimmten Bereichen die Fahrzeuge nur in eine Richtung?
Microjobs im Marktforschungsbereich
Gerade in diesem Bereich kanibalisieren Microjobs alteingesessene Geschäftsmodelle. In einem früheren Bericht haben wir bereits ausgiebig diese Veränderung beschrieben. Viele Aufgaben, die im Bereich der Feldforschung bisher aufwändig durch MoFo-Unternehmen erledigt wurden, kann heute schnell und preiswert die Crowd erledigen. Allerdings ist eines klar: Geschultes Fachpersonal, das für qualitativ hochwertige Analysen gebraucht wird, ist so nicht ersetzbar.
Microjobs im Bereich der Innovationsentwicklung
Im Bereich der innovativen Produkt- und Geschäftsmodellentwicklung kommt es immer darauf an, dass man früh mit nicht marktfähigen Ideen scheitert. Im Bereich der Design Thinking Workshops gibt es zwei Phasen, in denen der Istzustand und die Idee mit potenziellen Usern diskutiert werden. Mittlerweile wandeln wir in unseren Workshops diese Aufgaben in Microjobs um und bekommen in 2 Stunden Hunderte von Feedbacks zu den Ideen.
Sicherlich gibt es noch viele Bereiche, die ich bei dieser Trendbetrachtung nicht auf dem Radarschirm habe. Daher freue ich mich, wenn in den Kommentarspalten weitere Einflussparameter verfasst werden. Jeder Leser wird sich über weitere Inspirationen freuen. Es bleibt also spannend!
Foto: Stocksnap.io, gmvteam GmbH
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