Future City Langenfeld: Modell für den analog-digitalen Erlebnisraum
Die Stärkung der Innenstadt ist eine Aufgabe, mir der sich derzeit viele Initiativen beschäftigen. Eine der nachhaltigsten ist sicherlich die Future City Langenfeld, eine Initiative, die von der Stadt gemeinsam mit der Düsseldorfer gmvteam GmbH initiiert wurde. Das Ziel ist die Entwicklung von Lösungen für einen attraktiven Handel und des Erlebnisraumes Innenstadt.
Schrittweise Verbesserung anhand der Shopper Journey
Maßgeblicher Orientierungspunkt ist die Shopper Journey (To-/Pre-/In- und Post-Store), die sich wie folgt darstellt:
- Teil 1: Im ersten Schritt werden die Zutrittshürden zu Handel und Innenstadt abgebaut
- Teil 2: Erleben der Innenstadt und Vernetzung des existierenden mit dem digitalen Raum
- Teil 3: Neue Wege zur Verbesserung der Instore-Experience
Begleitet werden allen Phasen mit Elementen aus dem Bereich Smart City, das man nie früh genug mit einbinden kann. Deshalb liegt dieses Thema als Querschnittsprojekt über allen Teilprojekten.
Für Teil 1 wurden drei Schwerpunkte in der über ein Jahr dauernden Kommunikationsphase (mehrere Workshops mit Händlern, Bürgern und Partnern) identifiziert:
- Parken und die Gebühren
- Sichtbarkeit des Handels im digitalen Raum
- Einheitliche Öffnungszeiten
Zutrittshürde 1: Eliminierung der Parkgebühren
Das Projekt wurde bereits in einem anderen Beitrag detailliert beschrieben, in der Kurzform ließt sich das so:
Es wurde ein Loyalty-Programm für die ganze Stadt installiert, der sogenannte Stadtschlüssel. Dieser besteht aus 2 Funkchips, einer für das Auto, einer für den Schlüsselbund. Dadurch wird das Fahrzeug an allen Parkhäusern automatisch aus der Ferne erkannt, die Schranken öffnen sich ohne Zutun des Shoppers. Bei jedem Einkauf wird der Chip am Schlüsselbund erkannt und ein Bonus gutgeschrieben. Nach dem ebenso einfachen Verlassen des Parkhauses werden die Bonuspunkte mit den Parkgebühren verrechnet.
Vorteil für alle Beteiligten: Der Handel profitiert von hoher Frequenz und Aufenthaltsdauer, der Shopper vom Wegfall der Parkgebühren und einem deutlichen Komfortgewinn, die Stadt behält den Haushaltsposten der Parkeinnahmen.
Zutrittshürde 2: Sichbarkeit im digitalen Raum
Wer kennt sie nicht: Die Stadtportal-Projekte, in denen man lokale Onlineplattformen aufbaut, in denen sich Amazon-Like die Händler einfach einen Webshop anlegen können. In Langenfeld hat man erkannt, dass die Händler damit eher in eine Multi Channel Falle tappen. Anstatt sich mit der eigenen Konzeptentwicklung und dem Finden der neuen Lücke zu beschäftigen, entwickelt man sein Geschäftsmodell nicht weiter, sondern bringt das nur in einen weiteren Kanal. Zudem muss man sich fragen, wie viele Menschen angesichts der großen Webshop-Konkurrenz auf sein neues Stadtportal bekommt.
Um diesen Weg zu vermeiden, hat sich Google ein neues Konzept ausgedacht: Die Local Invetory Ads. Auch ohne einen eigenen Webshop erscheint man in den Google Shopping Ergebnissen in dem Moment, in dem der Shopper danach sucht.
In der Future City Langenfeld wurde diese Lösung mit einem kleinen Handarbeitsladen umgesetzt. Wird Wolle gesucht, erscheint nun der Händler ganz oben und animiert zum Kauf vor Ort. In diesem Beitrag gibt es weitere Details zu dem Projekt.
Zutrittshürde 3: Nicht einheitliche Öffnungszeiten
Man kennt das Problem: Gegenüber großen Shopping Malls mit einheitlichen Öffnungszeiten haben Innenstädte die größte Ladenschluss-Vielfalt. Eine Vereinheitlichung hinzubekommen ist illusorisch, also muss man andere Wege gehen. Die Idee: Mit einem Windowshopping Projekt soll der Kunden zum Kauf animiert werden. Dazu konnte der Shopper, wenn der Store bereits geschlossen hatte, sein Smartphone per QR Code mit einem Monitor verbinden und damit einen Coupon fürs Wiederkommen generieren. Details dazu in diesem Beitrag
Nicht jeder Frosch, den man küsst, wird zum Prinzen – so war es in dem Teilprojekt auch. Bisher wurde noch nicht die richtige Lösung gefunden, denn es gibt keine Konditionierung, die Menschen mit Displays kooperieren lässt. Daher wurde der Weg erst einmal nich weiter beschritten, man sollte in 2-3 Jahren aber noch einmal diese Möglichkeit aufgreifen.
Wie geht es nun weiter?
Mittlerweile hat sich die Landesregierung NRW mit Fördermitteln an dem Projekt beteiligt. Im Projektaufruf „Digitalen und stationären Handel zusammendenken“ werden im Future City Langenfeld Projekt weitere Aktivitäten gefördert, die zur zweiten Phase (Erleben der Innenstadt) passen:
Die Smartsphere
Wie soll die wachsende Anzahl von digitalen Informationen und Anwendungen in einer Stadt sinnvoll miteinander verknüpft werden? Eine Plattform soll künftig den stationären und digitalen Erlebnisraum Innenstadt zusammenbringen. An vielen Stellen werden digitale Interaktionen viele Daten generieren, die in der Stadt verbleiben und so für den Bürger genutzt werden.
Die Smartsphere kann man als das Betriebssystem einer Stadt verstehen, das alle Anwendungen, die sich in den verschiedensten Bereichen wie z.B. Smart City, eGoverment oder eMobility ergeben, synergetisch miteinander verknüpft. Die Stadtwerke Langenfeld sind als kommunales Unternehmen mit ihrer infrastrukturellen Stärke der Projektowner. Ein ausfühliches Interview zu dem Thema gibt es hier.
Die Whitebox
Ab Sommer wird in der Shopping-Mitte ein Ladenlokal zur Langenfelder White Box umgestaltet. Hier entstehen flexible Räumlichkeiten. In denen können digitale Anwendungen, passgenaue innovative Konzepte und Produkte präsentiert und ausprobiert werden. So wird Händlern und Kunden ein möglichst nahtloser Zugang zum digitalen Erlebnisraum Innenstadt ermöglicht. Zudem wird der Austausch zwischen Anbietern, Handel und Kunden aktiv unterstützt.
Eines ist das Projekt Future City Langenfeld nicht: Ein geschlossener Projektraum. Es ist offen für all diejenigen, die gemeinsam eine Modellstadt für die innovative Zukunft des Handels und des Erlebnisraumes Innenstadt gestalten wollen. Es bleibt also spannend!
Ihr Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie gern einen Kommentar!