ZDE Podcast 131: Social Media Boosting leicht gemacht mit KI
Social Media Arbeit ist für viele Händler ein Thema, an dem sie nicht so gern arbeiten. Zwar gehört es heutzutage zum Marketing-Einmaleins eines jeden Unternehmens, aber eben nicht zu den Kernkompetenzen der Händler. Die Lösung ist da: künstliche Intelligenz nimmt den Hauptteil der Arbeit ab.
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Minimaler Aufwand für Händler
Stellt Euch mal vor, ihr gebt in ein schlaues System nur eine GTIN (das ist das, was man früher EAN nannte) und einen Preis ein. Das System geht dann hin, schmiedet daraus automatisiert peppige Social Media Beiträge, Youtube-Videos oder gar Fernsehwerbung. Das Beste: Das geht dann auch noch an die richtige Zielgruppe! Sichtbarkeit im digitalen Raum, also ganz einfach erledigt.
Wir haben ein derartiges Projekt mit unserem Partner gmvteam für das Kompetenzzentrum Handel auf die Beine gestellt. Dabei haben wir uns der Expertise des Startups mapAds bedient. Einer Lösung, die in der Handelswelt deutliche Aufmerksamkeit erzeugt hat. Ausgewählt wurde dafür einen Fashionhändler aus der Eifelstadt in Daun, das Modehaus Lenzenhuber.
Minimaler initialer Aufwand
Der Initiierungsaufwand hielt sich in Grenzen: ein physisches und drei Zoom Meetings haben ausgereicht, um das Projekt an den Start zu bringen. In Kurzform sah das so aus (Die Langversion ist hier nachzulesen):
- Workshop zur Definition der Ziele und Zielgruppen sowie der zu bespielenden Kanäle
- Verknüpfung der Warenwirtschaft mit der KI und Bestimmung der zu bewerbenden Artikel (was den größten Aufwand darstellte und 3-4 Wochen dauerte)
- Bestimmung der Frequenz und des Aktionsrahmens
- Go Live durch künstliche Intelligenz
Was hat es gebracht?
Die Frage ist ja immer: Was ist dabei rumgekommen? Wir haben am Ende des Projektes alles analysiert, im Folgenden nun das Ergebnis.
Zuerst aber einmal die Rahmendaten:
Zeitraum: 3 Monate, 20. Sept. bis 20. Dezember 2021
Automatisierte, standortbezogene Marketing über:
- Facebook: Posts, Werbung und Video-Werbung
- Instagram: Werbung und Video-Werbung
- YouTube: Werbevideos
- Google: Produktplatzierung in der Google-Suche und im Google-My-Business-Eintrag
- TV: Standortbezogene und zielgruppenbezogene Fernseh-Werbung
864 Produkte wurden insgesamt verknüpft
Erreichte Zielgruppe: TV==> 30.318 Ausspielungen, alle anderen: 135.101 Ausspielungen
Ausspielungen nach Sendern: Sendungen |
Ausspielungen |
Welt der Wunder |
187 |
VOX / IP Deutschland GmbH |
6.437 |
TLC / Discovery |
2.589 |
SuperRTL / IP Deutschland GmbH |
1.113 |
Sport1 Media GmbH ATV |
80 |
VOXup / IP Deutschland GmbH |
785 |
n-tv / IP Deutschland GmbH |
87 |
RTL / IP Deutschland GmbH |
8.093 |
Disney Channel |
276 |
Tele5 TM-TV GmbH |
720 |
HGTV / Discovery |
393 |
RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG |
6.131 |
DMAX / Discovery |
1.001 |
NITRO / IP Deutschland GmbH |
2.426 |
Gesamt |
30.318 |
Die TV Werbung bestand aus den Frames, die bei Smart TV´s zu Beginn von Sendungen oder auch zwischendurch eingeblendet werden. Hier ein Beispiel:
Die Reichweite war dementsprechend: über 130.000 Konsumenten wurden erreicht.
Was bedeutet künstliche Intelligenz auf dem Kassenzettel?
Das ist die große Frage, die sich jeder Händler beim Marketing stellt. Die kann zwar nicht auf Heller und Pfennig bewertet werden, aber folgende Auswertung konnte im Vergleich mit den vor-Pandemie-Monaten aus 2019 gefahren werden:
- Der Oktober 2021 war deutlich besser als der Oktober in 2019
- November und Dezember 2021 war vergleichbar mit denen aus 2019. Die Gesamtbranche hatte aber pandemiebedingt einen Rückgang um 39% zu verzeichnen. Damit lag das Ergebnis deutlich über der Gesamtbranche.
Damit hat sich unsere These, die wir zu Beginn des Projektes aufgestellt haben, bewiesen: Digitale Sichtbarkeit ist gut, mehr Sichtbarkeit ist besser!
Abschließend lässt sich aber noch bestätigen: personalisierte Posts mit personalisierten Beiträgen bleiben eine der wichtigsten Marketingmaßnahmen. Um allerdings zur richtigen Zeit gesehen zu werden, muss man dem Algorithmus der Plattformen bekannt sein. Und genau für solche Zwecke lohnt künstliche Intelligenz. Diese sorgt nämlich im Stillen und ganz von alleine dafür, dass die Kund*innen zur rechten Zeit das Wichtigste mitbekommen.
Wer mehr über mapAds erfahren möchte, kann sich hier den Podcast dazu anhören.
Die Folge zum Nachlesen als Transkript
Wir sind mittlerweile bei der Folge 131 unseres Retail Innovation Radios und heute geht es um das Thema Künstliche Intelligenz und Social Media. Heute habe ich keinen Interview Gast und ihr müsst euch mit mir begnügen. Ich berichte von einem hochgradig interessanten Projekt, welches viele Probleme im stationären inhabergeführten Einzelhandel gelöst hat. Viele wissen ja, dass wir seit ewigen Zeiten predigen, dass man an Social Media heutzutage überhaupt nicht mehr vorbeikommt.
Das heißt, wenn ich meinen Laden nicht irgendwo digital sichtbar mache, dann habe ich auf Dauer ein Problem. Digital sichtbar heißt dabei nicht, dass ich einen Online Shop habe, denn da müssen die Leute ja aktiv drauf gehen, sondern, dass ich in erster Linie natürlich auch Social Media Arbeit mache. Dann bin ich nämlich automatisch in der Timeline der Leute. Das heißt, die Leute müssen nicht zu mir kommen, ich komme zu den Leuten. Jetzt geht es darum, dass man sich darüber Gedanken macht, wie ich in Social Media eigentlich effizient arbeite. Da haben wir festgestellt, dass viele Händler enorme Probleme damit haben, jeden Tag oder sagen wir mal jeden zweiten Tag Inhalte zu produzieren, die auch den Shopper aktivieren. Hierbei geht es nicht nur um ein reines Bild von dem gesamten Laden mit dem Untertitel „Unsere Frühlings Kollektion ist angekommen“.
Das ist so ziemlich das langweiligste, was man machen kann, es geht wirklich um aktivierende Posts, die in die Richtung gehen, wie man denn den Job richtig machen kann. Das bedeutet natürlich, dass man auf einmal Aufwand erbringen muss für seine Marketingarbeit, damit allerdings natürlich eine hohe Messbarkeit hat und auch eine Effizienzmessung vornehmen kann, von dem was man da tut. Das Beste ist, dass man dann automatisch sieht und weiß, was meine Media Spendings denn überhaupt gebracht haben. Ich glaube, an dieser Stelle noch einmal über den Sinn oder Unsinn von Social Media Arbeit zu sprechen erübrigt sich hier. Ich gehe davon aus, dass jeder weiß, dass das ein Hygienefaktor ist, den man unbedingt machen muss. Jetzt ist der Händler natürlich ein Händler und kein Redakteur und kein Schauspieler und kein Texter.
Das heißt, da ist eine Aufgabe, die er nicht unbedingt in seinem Blut verinnerlicht hat. Das ist genau das, was dazu führt, dass viele Händler entweder die Arbeit nicht gut machen oder die Arbeit sogar scheuen und dadurch dann eben überhaupt nicht machen. Um das Problem zu lösen, haben wir viele Untersuchungen gemacht und überlegt, wie man das besser machen kann. Wie kann man dafür sorgen, dass Händler regelmäßig die Sichtbarkeit in sozialen Medien bei geringstem Aufwand dementsprechend auch bekommen können? Da sind wir auf ein StartUp gestoßen, mapAds. Ich verlinke euch das in den Shownotes. MapAds haben hier ein erstklassiges Konzept erarbeitet. Als sie bei mir aufgeschlagen sind und ich das ganze Thema das erste Mal gehört habe, habe ich gedacht, da kommt jetzt wieder so einer, der sagt wir lehren jetzt Amazon das Fürchten, indem wir dem Händler mehr Sichtbarkeit im digitalen Raum geben. Da habe ich auch erst einmal gedacht, das ist wieder jemand, der ein digitales Händler Verzeichnis, immer gerne auch Städte spezifisch, auf die Beine gestellt hat.
Nach einer längeren Diskussion habe ich festgestellt, dass das etwas ganz anderes ist und das löst ein Problem, was wir bei vielen Händlern schon beobachtet haben. Das ist das Erstellen von Social Media Inhalten, sprich das ganze Thema Content Generation, wie es in Neudeutsch heißt. Was machen die jetzt genau? Die Versprechungen waren sehr, sehr hoch und ich war noch skeptischer, als ich gehört habe, wie das Ganze funktionieren soll. Man gibt eine GTIN, früher war das der EAN oder der Barcode, der an Produkten dran ist und einen Preis an, oder man verbindet sich gleich mit dem Warenwirtschaftssystem von mapAds. Dann passiert folgendes, wir streuen dann etwas digitalen Feenstaub, so könnte man ja auch KI nennen, über diese beiden Informationen und sammelt dann Informationen zusammen aus dem Web, die frei verfügbar sind und zugleich auch noch das, was Google so beisteuert und spielt das dann generiert von einer künstlichen Intelligenz als Social Media Beitrag aus.
Ich höre jetzt, wie ihr als Hörerinnen und Hörer mit den Ohren schlackert und euch denkt, dass das gar nicht geht. Was ist mit Bild Rechten oder was ist mit dem Impressum und solchen Geschichten. Ich kann euch sagen, dass das alles geregelt ist. Das haben wir dann in einem Projekt dementsprechend auch validiert. Wir haben uns einen Händler ausgesucht, ein Inhaber geführter Mode Handel in der schönen Stadt Daun, mitten in der Vulkaneifel, mit einer recht guten Reichweite in dem Ort, der, wenn nicht irgendeine Pandemie herrscht, auch dementsprechend Touristen und Besucher hat. Wir sind dann dort hingegangen und haben analysiert, welche Artikel zielgruppengerecht am meisten Sinn machen. Vorher haben wir natürlich festgelegt, wen wollen wir genau ansprechen und haben dann mapAds direkt mit dem Warenwirtschaftssystem verbunden und sind dann gestartet. Der Zeitraum, den wir uns ausgeguckt haben, war Ende September bis Ende Dezember 2021, also das klassische Weihnachtsgeschäft.
Wir haben Marketingbudget eingesetzt, was wirklich sehr, überschaubar war, das muss man wirklich sagen. Dann sind wir losgelaufen und haben automatisierte standortbezogene Posts über Facebook gemacht. Das war Werbung und Video Werbung, denn Videos wurden auch automatisiert erstellt und in Instagram das gleiche. Auf YouTube hatten wir die Werbevideos, die man vorher immer gerne nach 5 Sekunden weg klickt. Dann hatten wir die Produktplatzierung in Google und in der Google-Suche natürlich und im Google My Business Eintrag und eine standortbezogene, Zielgruppen bezogene Fernsehwerbung. Was ist unter Fernsehwerbung dabei zu verstehen? Wenn ihr einen Smart-TV habt, dann seht ihr immer, wenn umschaltet, einen Frame, der eine bestimmte Werbung die ersten Sekunden ausspielt, nachdem ihr umgeschaltet habt und genau dort sollte dann das Unternehmen im Umkreis von 20 km um Daun erscheinen. Wir haben dann 864 aktive Produkte dort eingestellt und bei der Zielgruppe, die wir dann ausgesucht haben, haben wir folgende Erfolge verzeichnet.
Da möchte ich einmal durchgehen, denn wir haben im TV 30318 Ausspielung gespielt und in den anderen Medien über 135000 Ausspielungen. Wenn man sich das mal beim Fernsehen anschaut, waren RTL und Vox ziemlich weit vorne mit dabei, von diesen 30000, haben die gut 30 Prozent ausgemacht und dabei wurden natürlich die Zielgruppen erreicht, die man dann auch erreichen wollte. Die 18 bis 24-Jährigen wird man wahrscheinlich über Fernsehwerbung nicht erreichen. Ganz speziell wurde angepeilt die Altersgruppe 45 bis 65. Die sind natürlich sehr stark dann übers Fernsehen angesprochen worden und man sieht hier auch ganz besonders, dass das ganze Thema Facebook bei denen doch sehr präsent war, wo hingegen Instagram von denen weniger frequentiert wurde. Wir konnten auch wunderbar sehen, welche Produkte von denen dementsprechend auch geliked wurden. Man kriegt da wirklich eine ganz tolle Übersicht und ein Spitzenreiter war ein grauer Pullover, der die meisten Likes bekommen hat, wie auch eine Jacke, die Dunkelblau war.
Des weiteren kriegt man auch eine wunderbare Landkarte am Ende raus, wo welche Artikel wie oft betrachtet wurden. Auch Google ist dann später sehr, sehr stark ins Rennen gegangen und hat auch noch einmal ganz viele Views gebracht. Jetzt will natürlich die eine oder der andere wissen, was denn auf dem Kassenzettel rausgekommen ist und da kann ich wirklich nur sagen, das war mehr als erstaunlich. Jetzt kann man zwar nicht sagen, was der einzelne Klick exakt auf dem Kassenzettel gebracht hat, so clever ist auch die stärkste KI aktuell noch nicht, aber man konnte durch die Vergleiche mit anderen Monaten in der vor Pandemie Zeit rausbekommen, ob man irgendwo eine Umsatzsteigerung bekommen hat. Da sind echt gute Zahlen bei rausgekommen. Der Oktober 21, praktisch der letzte Monat vom Weihnachtsgeschäft, war gut 10 Prozent besser als der Oktober vor der Pandemie Zeit 2019. Damit konnte man schon mal zeigen, dass dieser Einsatz sich auf dem Kassenzettel gelohnt hat. Wenn man dann weiter schaut, was im November und Dezember passiert ist, hatten die praktisch die gleichen Umsätze wie der November und Dezember 20 19. Jetzt könnte man sagen, das hätte nichts gebracht, da es ja die gleichen Umsätze wie in den zwei Jahren davor waren. Man muss aber mal auf die gesamte Branche schauen. Wir haben da wieder Teil Lock Downs gehabt, Masken Reglungen, 2G Regelungen und solche Geschichten alle.
Da war der stationäre Handel natürlich extrem gebeutelt und da ganz besonders die Branche Fashion. Diese Fashion Branche hatte in den Monaten November und Dezember 2021 einen Rückgang von 39 Prozent und diesen Rückgang hat dieses Unternehmen in Daun, in der Eifel überhaupt nicht gespürt. Das heißt, sie konnten den Rückgang halten und hätten theoretisch einen Zuwachs von 39 Prozent gegenüber der gesamten Branche gehabt. Ich kann an der Stelle nur sagen, beschäftigt euch mit dem Thema. Der Einsatz an Mitteln und ich möchte hier jetzt nicht über Preise reden, der war wirklich sehr überschaubar. Dieser bewegt sich in dem Rahmen wie heutzutage Zeitungswerbung und Printwerbung sich ungefähr bewegt, die überhaupt gar keine Nachweisbarkeit hat über die Werbewirksamkeit und so weiter. Beschäftigt euch damit. Ich kann euch nur den Tipp geben, dass das Themen sind, die die Zukunft des Handels sehr stark mit beeinflussen werden, denn künstliche Intelligenz bietet uns komplett neue Möglichkeiten.
Ich sage immer in meinen Vorträgen, wenn die letzte Dekade die Dekade der Datensammler war, ist die nächste Dekade die Dekade der künstlichen Intelligenz, dass man aus den gesammelten Daten dann endlich mal Informationen und Handlungsalternativen für den Handel darstellt. So, das war’s aber auch schon für heute. Die geballten Informationen hierzu findet ihr in den Shownotes. Ich habe hier alles mit den Zahlen dementsprechend verlinkt und ihr könnt euch diese ganzen Sachen noch einmal anschauen. Meine Empfehlung in die Richtung, probiert es mal aus, macht es zwei, drei Monate, es kostet nicht viel und ihr werdet sehen, was das bringt. Übrigens sind wir gerade noch an einem zweiten Projekt, allerdings nicht mit einem Fashion Händler.
Wir haben ein Herz für die Flutopfer im Atal und da sind wir gerade dabei mit einem Brettspiele Händler, der Brettspiele verkauft, dieses Projekt mit dem Produkt für eine andere Branche außer Fashion noch einmal auszuprobieren. Bevor ich schließe, möchte ich euch noch kurz um eine Unterstützung bitten, die euch überhaupt nichts kostet. Unser Angebot ist ja kostenfrei, deshalb könnt ihr vielleicht auch etwas tun, was auch kostenfrei ist, um uns hier zu unterstützen. Erzählt euren Freunden und Bekannten von diesem Format Zukunft des Einkaufens dem Podcast und liked uns, gebt uns 5 Sterne, egal über welchen Podcatcher ihr uns hört. Ob auf Spotify oder Apple Podcast und so weiter, bewertet uns positiv. Gibt uns auf Google noch ein paar Sterne mit dazu, hierüber freuen wir uns und es ist denen geholfen, die Informationen über den Handel und die Innovation im Handel suchen und dann automatisch auf unser Format kommen. Besten Dank! Ich wünsche euch einen schönen Tag, eine schöne Woche und vor allen Dingen fette Beute.
Hallo Herr Rehme,
Vielen Dank für Ihren Artikel. Es ist in schweren Zeiten schon ein Wert an sich, den Umsatz zu halten, aber wie hoch war der finanzielle Aufwand? Hat sich die KI-Aktion schon in den drei Monaten gerechnet oder muss man da eher langfristig denken?