Ranking: Wie fair sind deutsche Lieferdienste?
Der eCommerce boomt und mit ihm auch die deutsche Plattformökonomie. Zu ihr gehören auch Zustell- und Lieferdienste wie Wolt, Flink, Getir oder Gorillas. Der Verteilungskampf auf der letzten Meile ist in vollem Gang und einige der Anbieter zeichnen sich nicht nur durch sehr kurze Lieferzeiten, sondern auch mit fragwürdigen Arbeits- und Managementmethoden aus. Nun hat die Fairwork-Initiative, wie in jedem Jahr, einen Blick auf Mitspracherecht von Arbeiter*innen, Vereinigungsfreiheit, soziale Absicherung und Gleichstellung von Arbeitenden geworfen und ein Ranking für 2021 erstellt.
In diesem Ranking liegen Wolt und Lieferando mit sieben von zehn möglichen Punkten bei den Lieferdiensten vorn, gefolgt von Flink mit sechs und Getir mit fünf von zehn Punkten. Amazon Flex kommt auf drei Punkte. Und auf dem letzten Platz (2/10 Punkte): Gorillas, die in den vergangenen Monaten heftige Kritik für ihren Umgang mit Mitarbeitenden einstecken mussten.
Nun haben wir in Deutschland mit Gorillas einen Lieferdienst, der sich nicht durch besonders hohe Fairness-Standards auszeichnet und Markenunternehmen, die sich sehr vollmundig Nachhaltigkeitsziele auf die Fahnen schreiben. So hat zum Beispiel Douglas, mit großem Medienaufschlag, 2020 seinen Purpose formuliert: „We open all eyes to the beauty of uniqueness, bring it to life and make life itself more beautiful! For a world where everyone feels seen, heard and valued.“
Und auf der Webseite von Douglas liest man unter „Verantwortung“: „Unsere starken Beziehungen zu Industriepartnern und Lieferanten bilden ein Fundament für nachhaltigen Erfolg. Bei der Wahl der Lieferanten achtet Douglas stets darauf, dass sie dieselben sozialen und ökologischen Standards erfüllen, die Grundlage unseres eigenen Handelns sind. Unser Anspruch ist festgeschrieben im Douglas Lieferantenkodex, der sich auf die Anerkennung von Arbeits- und Sozialstandards sowie auf internationale Menschenrechte stützt.“
Seit November 2021 testet Douglas die Auslieferung ausgerechnet mit Gorillas. Ob es zu einer dauerhaften Zusammenarbeit kommen wird, scheint zurzeit noch offen zu sein. Ich persönlich verspüre hier eine gewisse Dissonanz zwischen Purpose und konkretem Handeln und bin gespannt, wie sich Douglas entscheiden wird. Was meinen Sie? Passen hier die selbst gesteckten Nachhaltigkeitsziele mit der Kooperation zusammen?
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