ZDE Podcast 141: NFT – was ist das und was soll das?
NFT – WTF? Drei Buchstaben – ein Hype. Was sind Non-Fungible Token und warum sprechen alle darüber? Was kann dieses Blockchain-Produkt dem Handel bringen? Handelsexpertin Marilyn Repp klärt auf.
Die Folge zum Nachlesen
Drei Buchstaben. Ein riesiger Hype, NFT. Aber was ist das denn genau? Und wie kann oder muss ich da jetzt mitmachen? Und was heißt das überhaupt für die Handelsbranche?
Zukunft des Einkaufens – Der Podcast für Innovation im Handel.
Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe des Zukunft des Einkaufens Podcasts. Mein Name ist Marilyn Repp. Ich beschäftige mich mit Innovation, Trends und Digitalisierung im Handel. Und heute geht es um NFTs. Wir werden erstmal klären, was das überhaupt ist und dann werden wir nochmal kurz auf die Blockchain eingehen, das ist nämlich die dahinter liegende Technologie. Und wir werden uns anschauen, was steckt denn hinter dem NFT-Hype, vor allem rund um die Kunstwelt. Wir werden auf den Energieaspekt eingehen, die Blockchain wird nämlich auch immer wieder als absoluter Klimakiller bezeichnet, und wir werden darauf eingehen, was das überhaupt für den Handel bedeutet. Lag das gesamte Handelsvolumen von NFTs im ersten Quartal 2021 noch bei etwa 2 Milliarden US-Dollar, sind es jetzt, also im zweiten Quartal 2022 schon 16 Milliarden US-Dollar. Das ist eine wahnsinnige Steigerung, ein krasses Wachstum von über 700% und deshalb ist das natürlich auch ein Thema für uns, als Trendscouts, bei Zukunft des Einkaufens und wir gucken uns heute den Hype mal wieder mit der Handelsbrille an!
NFT – was ist das? Erstmal zur Theorie bzw. zu den Grundlagen. NFT steht für Non-Fungible Token, d. h. übersetzt so viel wie nicht austauschbare Marke. Das ist ein digitales Zertifikat, das auf einen digitalen Gegenstand verweist, z. B. auf ein digitales Kunstwerk oder ein anderes digitales Gut. In etwa zum Beispiel ein Grundstück in einem Computerspiel, für das gerade sehr viele Leute, sehr viel Geld auf der virtuellen Ladentheke lassen. Diese Zertifikate kann man sich jetzt etwa vorstellen wie ein Kassenbon, den man bekommen hat. Und diese Info, dass einem das gehört, ist eingetragen in eine verteilte, eine weltweit verteilte Datenliste – in die Blockchain. Und dadurch, dass diese Info weltweit auf verschiedensten Servern verteilt ist, ist dieser Inhalt absolut fälschungssicher – das ist das Blockchain Prinzip.
Jetzt möchte ich nochmal ganz kurz erklären: Was ist denn das überhaupt – die Blockchain? Das sind, wie schon angedeutet, fälschungssicher verteilte Datenstrukturen/Datensätze und in denen sind Transaktionen zum Beispiel protokolliert. Das Ganze wird dadurch natürlich nachvollziehbar, unveränderlich und ist ohne zentrale Instanz. Es funktioniert ohne zentrale Instanz. Warum ist denn das jetzt so revolutionär? Weil man früher für solche Dinge vertrauensvolle Institutionen beauftragt hat, z. B. Notare. Das kennt man ja, Grundbücher, staatliche Archive oder andere zentrale Stellen, die solche wichtigen Informationen eben verwaltet und gespeichert haben, das waren allesamt zentrale Institutionen. Die Blockchain ist jetzt nicht zentral organisiert, sondern dezentral. Die Information zum Beispiel über Eigentumsverhältnisse, also wem was gehört, wird auf zahllosen Rechnern weltweit gespeichert und diese Information wird dann dadurch absolut fälschungssicher. Das gilt jetzt vor allem für digitale Güter, man versucht zwar schon, die Vorteile der Blockchain auch in Sachen Lieferketten und Transparenz einzusetzen, allerdings halte ich das persönlich für sehr schwierig, denn die Information über die Herkunft eines Produkts, z. B. über ein Lebensmittel, befindet sich zwar digital absolut fälschungssicher abgebildet, aber was machen wir denn jetzt mit dem analogen Produkt, also dem echten Produkt? Nehmen wir zum Beispiel mal eine Weinflasche von einem sehr bekannten und wichtigen Winzer, von einem wichtigen Jahrgang und sozusagen ein sehr teures Produkt. Wenn ich jetzt das Etikett ablöse und ein anderes anbringe, ist die Info in der Blockchain absolut irrelevant, weil ich das analoge Produkt gefälscht habe und so ist das eben mit digitalen Gütern nicht. Hier kann ich nicht fälschen, weil es überhaupt kein Abbild dessen in der analogen, in der echten Welt gibt. Und deswegen funktionieren digitale Dinge wie zum Beispiel der Bitcoin super, aber für den Handel mit echten Gütern – die Nachvollziehbarkeit und Fälschungssicherheit von echten Gütern – ist diese Technologie, meiner Meinung nach, nur begrenzt geeignet, weil man, wie gesagt, dann die echten Güter leider immer noch fälschen kann. Und diese Transformation von echtem Gut in eine digitale Welt, also dieser Abbildung, ist nicht absolut fälschungssicher, das ist leider hier das Problem, aber bei digitalen Gütern funktioniert diese Fälschungssicherheit via Blockchain sehr gut.
Nächste Frage: Was steckt denn eigentlich hinter diesem NFT-Hype, den wir jetzt gesehen haben in den letzten Monaten? Besonders der Kunstmarkt fuhr in den vergangenen Monaten total auf NFT-Kunstwerke ab. NFT-Künstler: innen erstellen also so was wie Bilder, Fotos, Videos, aber auch Musikstücke und bringen das als ihre Kunstwerke raus. Von bekannten Kollektionen oder bekannten Künstler: innen wechseln die Kunstwerke für Hunderttausende oder sogar mehrere Millionen Dollar ihre Besitzer. Also zum Beispiel das bekannteste davon, das von Pak geschaffene, digitale Kunstwerk namens „The Merge“, wurde für 91,8 Millionen US-Dollar verkauft – das ist schon echt unglaublich! Und vielleicht hat ja jemand von euch auch schon mal die Bored Ape Yacht Club-Collection gehört, das sind diese Affenköpfe. Von denen gibt es 10.000 Kunstwerke und die sind inzwischen echt zu so einem richtigen Symbol für diesen NFT-Kunst-Hype geworden. Vielleicht habt ihr diese Affenköpfe ja schon mal gesehen. Das alles ist natürlich hochspekulativ, weil im Gegensatz zu Aktien, wo echte Unternehmen dahinter stecken – also meistens echte Unternehmen dahinter stecken – und auch echte Vermögenswerte, also wirklich mittels von anfassbaren Gütern und Werten. Also im Gegensatz zu Aktien geht man beim Kauf von einer NFT-Kunst einfach mal davon aus, dass der Wert weiter steigt und dass jemand zu einem späteren Zeitpunkt bereit ist, dafür noch mehr zu bezahlen. Das ist also reine Spekulation, die ist aber in letzter Zeit eben auch aufgegangen. Und jetzt mal ehrlich, das ist auch bei vielen anderen Kunstwerken so, man denke jetzt zum Beispiel an Joseph Beuys-Kunstwerke, die oft an Sperrmüll oder Altkleidung erinnern, aus denen er das ja auch wirklich gemacht hat. Durch sein Wirken, die Aufladung von Werten und seine Interpretation dieser Gegenstände, haben dann aus diesen Gegenständen echten Wert gemacht und Kunst geschaffen. Aber der echte Wert, sage ich mal, dieser Gegenstände ist natürlich nicht wirklich hoch, sondern nur die Aufladung durch den Künstler. Kaufen kann man solche NFT-Kunst, wie andere digitale Güter, auch auf Plattformen und Marktplätzen. Da gibt es extra NFT-Marktplätze wie zum Beispiel OpenSea oder Binance. Und um dort eben tätig zu werden und zu kaufen, braucht man Kryptowährungen, die basieren ja auf der Blockchain. Bei NFT-Kunst ist das meistens der Ether, basierend auf der Ethereum-Blockchain oder die Kryptowährung Ethereum. Manchmal kann man auch mit Bitcoin kaufen, aber bei NFT-Kunst ist es wirklich meistens der Ether.
Und jetzt kommen wir noch zu einer dunklen Seite von NFTs und Co. oder eben zu Blockchain im Allgemeinen. Krypto-Produkte wie Bitcoin werden immer wieder als Klimakiller bezeichnet – warum ist das jetzt überhaupt so? Bitcoins oder eben andere Blockchain-Produkte werden dadurch erzeugt, dass Rechner komplexe Puzzle lösen oder komplexe mathematische Aufgaben. Dieser Vorgang wird „Schürfen“ oder auf Englisch „Mining“ genannt. Dieser Erzeugungsmechanismus verbraucht enorme Mengen an Strom. Der jährliche Stromverbrauch allein des Bitcoins war im vergangenen Jahr höher als der von Norwegen – das ist schon krass! Und Bitcoin machte 2021 0,6% des weltweiten Strombedarfs aus. So ist das eben auch bei NFT-Kunst oder anderen Blockchain-Produkten. Sie müssen erzeugt, die Information also in der Kette hinterlegt werden und das verursacht hohe Kosten eben auch im Energieaspekt. Bei NFTs heißt die Umwandlung einer einfachen digitalen Datei, die ich jetzt erstelle – wenn ich selbst irgendetwas male sozusagen – wenn ich das umwandeln möchte in ein Krypto-Produkt, dann nennt man das „Minting“ und auch das ist sehr rechenaufwendig und erzeugt hohe Transaktionskosten. Um diesen NFT-Markt am Laufen zu halten, ist eine hohe Menge, eine große Menge an Rechenleistung erforderlich, auch das führt natürlich oder trägt dazu bei, dass die Welt sich erwärmt, also die globale Erwärmung. Da Investoren heutzutage auch immer mehr auf Nachhaltigkeit achten, kommt es jetzt gerade auch schon so ein bisschen zu einer Bremsung des NFT-Hypes und da kann man eben sagen, dass das hauptsächlich damit zusammenhängt, dass Krypto-Produkte und Blockchain-Produkte sehr energie- und rechenaufwendig sind.
Gibt es denn schon Anwendungsfälle für den Einzelhandel oder den stationären Handel? Oder eben auch den Handel mit nicht digitalen, also echten analogen Gütern? Wie vorhin schon angedeutet, macht es eher für digitale Güter Sinn, die Blockchain-Technologie zu verwenden und NFTs zu erstellen. Eine Kombination aus einem realen Produkt und einer digitalen Erweiterung dessen kann aber total Sinn machen. Das kann eben interessant sein für Hersteller oder Händler in Bezug auf die Kundenbindung und hier können also NFTs für die Erweiterung von analogen Produkten wirklich Sinn machen. Die vorhin angesprochenen hohen Transaktionskosten auf der Blockchain machen es aber wirklich nur für teurere Güter sinnvoll, solche NFTs zu vergeben. Was meine ich damit? Thema Kundenbindung. Ich will euch noch ein Prinzip vorstellen, das total wichtig ist beim Thema NFT, nämlich das Thema Token Gated Commerce. Das bedeutet, dass jemand, der im Besitz eines NFTs ist, dazu noch mehr erhält, also z. B. exklusiven Zugang zu einer Community, zu Inhalten oder sogar zu echten Produkten oder eben Preisnachlässen, also Discounts. Die Community und der Exklusivitätsfaktor sind enorm wichtig bei dem Thema NFTs, man fühlt sich zugehörig zu einer Gruppe, wenn man einen NFT hat und das hat natürlich einen total starken Kundenbindungsaspekt – also an der Stelle total wichtig für Hersteller, Marken, aber auch Händler. Ein wichtiges Grundprinzip beim Thema NFT ist sowieso das ganze Thema Verknappung, weil kein Produkt interessant ist, das es wie Sand am Meer gibt, vor allem, wenn es eben ein digitales Produkt ist, was es wie Sand am Meer gibt und was jeder irgendwie haben kann. Also Verknappung ist etwas, das alle derzeit machen, die NFTs produzieren und zum Kauf anbieten. Es gibt immer nur eine gewisse Anzahl und diejenigen, die eins davon ergattern können, sind dann glückliche Eigentümer: innen von NFTs und sie können dann eben exklusiven Zugang zu verschiedenen Dingen bekommen, also das bezeichnet man als Token Gated Commerce. Ein Beispiel ist ein Restaurant in New York, dort bekommt man nur Zugang, wenn man einen NFT von dort auch besitzt und gekauft hat – also hier auch wieder der exklusive Zugang, aber auch die Verbindung zwischen digital und analog. Dieses ganze Thema Token Gated Commerce ist wirklich etwas, was viele Marken derzeit treiben und was wir in Zukunft auch auf der Uhr behalten wollen. Ich habe jetzt noch ein Beispiel mitgebracht: In modernen Autos, die man kauft, lassen sich beispielsweise auch heute schon Funktionen digital freischalten und hier könnte man auch Kunden NFTs vergeben. Dieser Besitz könnte dann Premium-Funktionen freischalten lassen, nicht nur beim eigenen Fahrzeug, sondern vielleicht auch zum Beispiel bei Leihwägen. Das könnten zum Beispiel spannende Anwendungen sein, aber wie gesagt, eher hochpreisige Güter und eher Güter, wo also wirklich eine digitale Anwendung, eine digitale Erweiterung da sein kann und Sinn macht.
Ich habe euch jetzt noch eine Umfrage mitgebracht, die es jetzt gab unter Konsument: innen, und zwar vom ECC gemeinsam mit Salesforce wurden eine Reihe an Konsument: innen befragt, wie sie zum Thema NFTs stehen. Man muss dazu sagen, in der Gesamtbevölkerung können NFTs noch nicht ganz überzeugen. Für 2/3 der Konsument: innen sind NFTs noch wenig interessant. Ein Grund: Fehlendes Know-how und Unkenntnis darüber. Wir haben jetzt schon echt eine Zeit lang darüber gesprochen, es ist schon eher komplex. Man muss da erstmal durchsteigen und verstehen, was das überhaupt alles ist. Es sind super viele neue Begriffe im Umlauf – NFTs, Blockchains, Metaverse, Web3 – wow, das ist schon echt ganz schön viel, da muss man erstmal ein Verständnis für entwickeln. Aber wir sind ja hier, wie vorhin schon gesagt, bei der Zukunft des Einkaufens und deswegen beschäftigen wir uns natürlich mit solchen Zukunftsthemen. Und wenn solche Themen aufpoppen, dann sind die natürlich erstmal, sag ich mal, eher für so ein nerdigen Umkreis interessant, aber dieser Kreis wird dann immer größer und das wird irgendwann auch in den Mainstream umschlagen und dann auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten da draußen ankommen. Und diejenigen, die früh am Trend sind, werden auch in Zukunft gute Geschäfte mache, das haben wir ja in der Vergangenheit auch gesehen. Während NFTs in der Gesamtbevölkerung noch nicht so weit verbreitet sind, sieht das bei den Jüngeren jetzt schon anders aus. Die Hälfte der 18- bis 29-jährigen kennen NFTs schon und 13% haben schon investiert – Tendenz steigend! Wir als Verkäufer, sozusagen als Händlerinnen und Händler, wollen ja immer jüngere Zielgruppen ansprechen, weil die kann man nämlich noch langfristig an die eigene Marke binden und denen kann man natürlich noch länger was verkaufen, da ist der Bedarf natürlich noch größer als bei älteren Konsumentinnen und Konsumenten. Deswegen ist die junge Zielgruppe auf jeden Fall immer sehr spannend für den Handel und deswegen, wenn die sich dafür interessieren, sollten natürlich auch wir uns dafür interessieren.
Das war mein kleiner Einstieg in die Welt, der Non-Fungible Token, der NFTs und ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht! Vielleicht guckt ihr einfach mal rein, legt euch selbst ein Konto an auf so einem NFT-Marktplatz und guckt euch da mal um. Es macht immer Sinn sich damit zu beschäftigen und an der Stelle wünsche ich euch viel Spaß dabei! Gute Geschäfte und bis zum nächsten Mal!
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