ZDE Podcast 167: Personal finden mit Anne Liesenfeld
Es ist das Top-Thema unter Händler:innen derzeit: geeignetes Personal finden und binden. Die Kommunikationskanäle haben sich in den vergangenen Jahren geändert: weg von der Stellenanzeige in der Lokalzeitung, hin zu lockeren Videos auf Tik Tok. Eine zentrale Maßnahme heißt Employer Branding. Anne Liesenfeld vom IFH Köln – Speakerin und Autorin – zeigt, welche Schritte kleine Händler:innen ganz konkret tun müssen, um in dem Bereich Up-to-date zu sein.
Shownotes
- Das Mittelstand-Digital Zentrum Handel
- ZDE Podcast 149: Personalmangel – eine juge Quereinsteigerin berichtet über ihren Weg in den Einzelhandel
Die Folge zum Nachlesen
Marilyn Repp: Servus, Grüezi und Hallo bei einer neuen Ausgabe des „Zukunft des Einkaufens“ Podcasts. Schön, dass ihr dabei seid. Mein Name ist Marilyn Repp, ich beschäftige mich mit Innovation, Trends und Digitalisierung im Handel schon seit vielen Jahren. Ich bin beim „Handelsverband Deutschland“ tätig für das „Mittelstand-Digital Zentrum Handel“ und dort unterstützen wir kostenlos mittelständische Händlerinnen und Händler. Also klickt gerne mal auf www.digitalzentrumhandel.de, da gibt es sehr viel anbieterneutrale Hilfestellung rund um das Thema „Innovation und Digitalisierung im Handel“. Ich interviewe hier beim „Zukunft des Einkaufens“ Podcasts schon seit drei Jahren Frauen aus der Handelswelt. Ausschließlich Frauen. Falls es jemandem aufgefallen ist. Warum mache ich das? Weil die Frauen immer noch nicht gut repräsentiert sind, vor allem in Führungspositionen. Also der Einzelhandel ist natürlich eine sehr weibliche Branche, aber das ist er ja natürlich vor allem auch auf der Fläche. Und ich möchte Frauen eine Bühne bieten hier mit dieser Plattform, mit diesem Podcast und möchte ihnen mehr Aufmerksamkeit und Reichweite bieten. Deswegen mache ich das, dass ich hier ausschließlich Frauen interviewe. Und heute haben wir wieder eine ganz tolle Frau mit an Bord. Es geht heute um das Thema „Fachkräftemangel bekämpfen“, sozusagen. Also wie finden wir Personal bei uns für den stationären Store? Welche coolen Tipps gibt es dazu? Und an der Stelle auch noch ein kurzer Werbefilm sozusagen. Man kann mich als Speakerin auch buchen. Ich bin unterwegs rund um die Themen „Innovation und Trends im Handel“. Digitale Technologien sind auch hier meinen Schwerpunkt. Ich beschäftige mich vor allem auch mit den Themen Blockchain, Web 3, Metaverse, aber auch künstliche Intelligenz für den mittelständischen Handel und kommuniziere hier hauptsächlich mit Beispielen. Also wer ist schon clever unterwegs? Wer hat coole Innovationsprojekte gemacht? Und zeige in meinen Vorträgen immer sehr viele gute Beispiele. Wer mich buchen möchte, kann sehr gerne auf mich zukommen, mir bei LinkedIn schreiben. Und jetzt wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Podcast.
Marilyn Repp: In meinen Vorträgen kommt immer wieder das Thema „Personalmangel“ unter den Händlerinnen und Händlern als größtes Problem aufs Tableau. Wie lösen wir denn jetzt das Problem? Es sieht nämlich nicht danach aus, als würde sich die Situation in den nächsten Jahren verbessern, eher wird sie sich verschlimmern. Ja, wie lösen mir das Problem? Sie weiß es. Anne Liesenfeld vom IFH Köln ist heute mein Gast. Sie ist dort im „Mittelstand-Digital Zentrum Handel“ meine Kollegin. Und sie ist auch eine gefragtes Speakerin rund um das Thema Social Media, Social Commerce, Social Recruiting und auch Employer Branding. Sie ist also eine absolute Expertin und Anne, du kannst dich am besten selbst vorstellen.
Anne Liesenfeld: Ja, vielen Dank, Marilyn. Ich freue mich sehr, hier zu sein. Ich freue mich, mit deinem Podcast auch zu Wort zu kommen. Und zu meiner Person: Genau, Anne Liesenfeld heisse ich. Ich bin Projektreferentin am „Mittelstand- Digital Zentrum Handel“ und habe ja, ich referiere um die Themen Social Media, aber auch alles rund um Fachkräftesicherung, Fachkräftegewinnung und bin Projektmanagerin am Institut für Handelsforschung in Köln und dort im Markt Insights, also alles rund um Marktforschungsthemen. Und dort haben wir auch zu geforscht: Wie sieht die „Generation Z“ die derzeitige Arbeitsmarktsituation? Wie sieht es überhaupt allgemein aus? Und freue mich, dass ich heute mit am Start bin.
Marilyn Repp: Ja, du meintest jetzt kurz im Vorfeld, dass du aus einem Familienunternehmen stammst. Erzähl mal, wie es, genau, wie da so dein Background ist.
Anne Liesenfeld: Ja, mein Opa hat damals ein Schuhgeschäft in der Eifel aufgebaut und dann hat es meine Mutter auch übernommen. Ich selbst habe auch mehrere Jahre, so über fünf Jahre, auch mitgeholfen. Sei es auf der Fläche oder auch im Büro, also alle Tätigkeiten, die rund um so ein Familienbetrieb anfallen. Also kann die Besorgnisse und auch die Ängste verstehen, dass wir auch jetzt keine Fachkräfte mehr finden auf dem Markt und kann das einfach sehr gut nachvollziehen, weil ich selber auch auf der Fläche stand.
Marilyn Repp: Ja, also echt persönliche Einblicke in den stationären Handel, richtig cool. Wie geht es dem Laden jetzt im Moment?
Anne Liesenfeld: Ja, meine Mutter ist dann auch sehr gut aufgestellt. Tatsächlich, meine Schwester macht alles Social Media Aktivitäten und wir sprechen uns auch gerne mal zwischendurch ab, was es wieder Neues für Innovationen gibt oder wie wirklich Posts gut ankommen. Das finde ich ganz schön, dass es auch immer noch im Familienbetrieb jetzt ist. Genau, also es läuft gut, aber es ist auch natürlich schwer an Fachkräfte zu kommen. Also auch das geht nicht spurlos an dem Geschäft meiner Mutter vorbei.
Marilyn Repp: Ja, aber schön, dass es den Laden noch gibt, denn gerade die Schuhbranche, stationärer Schuhhandel, ist ja super gebeutelt in den letzten Monaten. Wir haben hier wirklich einige Insolvenzen gesehen und deshalb toi, toi, toi, dass ihr vor allem auch die Digitalisierung für euch nutzt, aber da bist du ja Expertin. Genau, du sprichst das Thema „Personalmangel“ an. Also wirklich eines der größten Probleme, gerade auch im mittelständischen Einzelhandel. Genau, wir sprechen hier viel über die junge Generation, die man ja immer gerne als neue Mitarbeitende gewinnen möchte, weil die haben halt noch ihr ganzes Berufsleben vor sich, soll heißen, viel Ressource zu heben für das Unternehmen dann am Ende des Tages. Wer ist denn jetzt diese junge Generation, diese viel besagte „GenZ“? Also wer ist das und wie ticken die denn?
Anne Liesenfeld: Ja, die „GenZ“ ist grundsätzlich zwischen 1995 und 2010 geboren. In manchen Studien sagen sie aber auch zwischen 1997 oder 2000. Also das aktuelle Alter liegt jetzt derzeit zwischen 12 und 28 Jahre und die sind einfach in einem sehr digitalen Zeitalter reingewachsen. Das heißt, die kennen oftmals diese ganzen Analogen, dieses analoge Zeitalter noch gar nicht, weil sie einfach sehr digital aufgewachsen sind. Man sagt auch, die sind sehr in eine Wohlstandsgesellschaft reingewachsen und haben eher weniger Krisen miterlebt, außer natürlich jetzt hier die letzten Krisen, die Pandemie, der Ukraine-Krieg, die Inflation, die wir jetzt natürlich wieder aufgeholt haben. Aber grundsätzlich haben sie von den älteren Generationen miterlebt, dass sie sich halt nicht kaputt arbeiten möchten. Man versucht ja auch aus den anderen Generationen mitzulernen und da wurden ja auch viele Fehler gemacht, sehr viel gearbeitet. Das ist natürlich auch gut für den Aufbau, aber grundsätzlich sagt die „Generationen Z“ heute, sie möchte mehr Work-Life-Balance, Spaß an der Arbeit, Selbstverwirklichung. Und so können wir auch sagen, ist sie geprägt. Also sehr digitalaffin und Work-Life-Balance gewinnt einfach an Wichtigkeit.
Marilyn Repp: Werbung. Unsere Inhalte gefallen euch sehr gut und bringen euch in eurem Business weiter. Das freut uns sehr. Wir machen diese Inhalte natürlich auch total gerne. Es macht uns Spaß und wir machen das auch weiterhin kostenfrei für euch. Möchten euch aber gerne darauf aufmerksam machen, dass ihr uns weiter empfehlen könnt. Also sehr gerne „Zukunft des Einkaufs“, die Plattform und unseren Podcast an eure Kolleginnen, Kollegen, Freunde, Freundinnen einfach weiter empfehlen und auf uns hinweisen. Da freuen wir uns drüber oder verteilt ein paar Sterne in den Podcatchern eurer Wahl. Auch das ist natürlich wichtig: Teilt uns in den sozialen Medien. Macht auf uns aufmerksam. Reichweite ist alles. Darüber predigen wir natürlich auch immer hier im Podcast. Nicht nur für die Händlerinnen und Händler da draußen ist das wichtig, sondern auch für uns. Wir brauchen Reichweite. Und wie gesagt, wir machen das weiterhin gerne kostenlos für euch. Aber freuen uns auch, wenn wir ein paar Euro über euch als Unterstützer bekommen. Das könnt ihr ganz einfach machen unter www.zukunftdeseinkaufens.de, da seht ihr oben einen Reiter, da steht: „Unterstützer werden“ und das geht schon mit ein paar Euro im Monat. Darüber freuen wir uns sehr. Und jetzt geht es weiter mit dem Podcast. Viel Spaß.
Marilyn Repp: Es ist natürlich ein bisschen doof, wenn man sowieso schon einen Personalmangel hat. Und dann wollen diejenigen, die danach kommen, weniger arbeiten als der Rest. Ja, schwierig irgendwie zu vereinbaren, oder?
Anne Liesenfeld: Ja, gut, also absolut. Es ist natürlich schwierig dann, wenn man aus einer anderen Generation stammt, das erst mal so zu verstehen, dass die jetzt so ticken. Aber wenn wir uns überlegen, dass wir einfach einen Fachkräftemangel haben und dadurch auch einen sehr freundlichen Arbeitnehmermarkt. Also man sagt auch, wir sind auf einem Arbeitnehmermarkt und nicht auf einem Arbeitgebermarkt. Das heißt, die können sich einfach eher die Arbeitgeber aussuchen und haben dann natürlich viel mehr Freiheiten. Und können natürlich auch mehr Ansprüche, höhere Ansprüche, stellen.
Marilyn Repp: Also ich muss ja ehrlich sagen, ich kann das total verstehen. Ich bin jetzt nicht „GenZ“, sondern eher „GenY“, die Generation zuvor. Aber auch ich habe keine Lust, irgendwie zu leben, um zu arbeiten, sondern man will ja irgendwie das, was man da sich aufbaut, auch irgendwo genießen. Ja, wie können denn jetzt digitale Tools beim Recruiting helfen, vor allem im Mittelstand? Also das ist, glaube ich so, das, was sehr viele Hörerinnen, Hörer da draußen wissen wollen, welche Tools gibt es? Sind denn die klassischen Stellenanzeigen, bringen die überhaupt noch was oder mache ich es jetzt irgendwie nur über Social Media? Genau, wie digital muss man sich da aufstellen?
Anne Liesenfeld: Ja, das A und O ist natürlich immer zu wissen: Wen möchte ich gerade ansprechen? Suche ich wirklich jüngere Mitarbeitende? Dann ist definitiv sicher, dass wir digital suchen sollten, weil die einfach sehr digitalaffin sind. Sie suchen auch online nach Jobs oder lassen sich inspirieren. Dementsprechend ist Online-Sichtbarkeit das A und O. Sei es auf Social Media Kanälen, zielgruppengerecht zu zeigen, was für Jobmöglichkeiten es beim Arbeitgeber gibt, aber auch zum Beispiel Google-Unternehmensprofile. Da mal zeigen, auch da, dass ich einen Job gerade zu vergeben habe. Und es gibt sehr viele Möglichkeiten online sich aufzustellen. Auch über Newsletter habe ich schon Kundendaten, kann ich da auch mal Anzeigen verschicken. Und wenn ich wirklich sage, ich mache noch klassische Stellenanzeigen, ist das natürlich auch nicht komplett wegzudenken ist, weil da diese harten Fakten auch drin stehen in diesen Stellenanzeigen, dass man sagt, wie kann ich die Beschreibung auf die Zielgruppe besser formulieren, damit sie ansprechender ist. Also ich finde, es ist so ein kompletter Mix, aber online ist das A und O.
Marilyn Repp: Ja, verstehe. Wie sieht denn jetzt, du hast es schon angesprochen, ein guter Social Media Auftritt aus, eines mittelständischen Händlers? Da hast du ja bestimmt auch ein paar gute Beispiele immer an Bord und ja, wie macht man so dieses ganze Thema Stellen Suche über Social Media? Also was ich leider schon oft gesehen habe, ist halt irgendwie, dass eine Stellenanzeige so aus dem klassischen Sinne, die halt früher was weiss ich irgendwie in der Zeitung gedruckt wurde, dass die halt einfach bei Instagram hochgeladen wird und dann gepostet wird und dann denke ich mir immer: „Oh nee, also diesen riesen Text, den will ich mir irgendwie gar nicht durchlesen.“ Finde ich echt. Also das ist nicht Social Media übersetzt sozusagen.
Anne Liesenfeld: Ja, absolut. Also man sollte auf jeden Fall, die Unternehmen sollten sich überlegen: Wie kann ich das auch wirklich aktivieren, Job aktivieren? Also wie man auch Kauf aktivierende Social Media Posts generiert, auch schauen, wie kann ich den Job, wie kann ich die Benefits in den Vordergrund stellen? Wie kann ich zeigen, dass auch wirklich arbeiten Spaß macht und dass es nicht nur um an sich die Arbeit geht, sondern auch darum, wie sieht das Team aus? Also ganz klassisch eignen sich Videos. Kurzvideos, wo dann wirklich auch mal gezeigt wird, wer arbeitet um Unternehmen, eigene Mitarbeitende einfach mit in Videos zu zeigen: „So sieht mein Arbeitsplatz aus. Heute berate ich mal einen Kunden, morgen bin ich in der Buchhaltung und helfe hier mit.“ Also dass man wirklich zeigt: Wie sieht so ein authentischer Arbeitsplatz aus? Wer sind unsere Kunden? Was sollte derjenige mitbringen? Und da wirklich kurz und knapp auch die Werte des Unternehmens mitzuvermitteln in Videos. Am besten eignen sich Videos, Reels, Kurzvideos, weil sie auch im Algorithmus besser bewertet werden und dementsprechend die Sichtbarkeit noch mal erhöht wird.
Marilyn Repp: Ja, du hast jetzt auch Benefits angesprochen. Was sind denn so Benefits, die ziehen? Also man sagt ja auch zum Beispiel: immer mehr junge Leute wollen keinen Dienstwagen mehr haben, gut das ist jetzt sowieso irgendwie auf der Fläche im stationären Einzelhandel nicht so häufig der Fall. Aber was sind denn so Benefits, die vielleicht gerade bei jüngeren Leuten oder insgesamt gut ziehen?
Anne Liesenfeld: Ja, also durch die Krisen haben wir tatsächlich, wir haben ja auch eine Studie entwickelt, die im März auch rausgekommen ist, die „ECC Club Studie“. Und da haben wir auch mal geschaut: Was sind so klassische Benefits oder Angebote, die den Jüngeren aber auch über alle Altersgruppen hinweg wichtig sind? Und aufgrund der Krisen haben wir schon wieder festgestellt, dass das Gehalt tatsächlich an erster Stelle wieder gestellt wurde. Aber knapp gefolgt vom Team, also dass das Team wirklich optimal zu einem selber auch passt. Und auch die Urlaubstage sind sehr wichtig, genauso wie an vierter Stelle der Führungsstil steht, neben Flexibilität von Arbeitsplatz, -zeit und -ort. Also es ist so eine Mischung aus sehr harten Faktoren, aber auch weichen Faktoren und darauf sollte man wirklich achten, dass man auch wirklich alle Faktoren in diesen Videos mit Abbildungen zeigt: Wie ist das Team aufgestellt, wie flexibel könnt ihr hier bei dem Job arbeiten. Aber auch die harten Fakten mit erwähnen, also dass man vom Gehalt her, werden die auch wirklich fair bezahlt, weil das ist nach wie vor natürlich auch das A und O, vor allen Dingen nach den ganzen Krisen, die jetzt stattgefunden haben und alles teurer wird.
Marilyn Repp: Ja, total verständlich, also man arbeitet ja auch nicht zum Spaß, sondern auch und vor allem um Geld zu verdienen. Das Thema „Social Recruiting“, da würde ich gerne nochmal so ein bisschen tiefer einsteigen. Genau, gibt es hier irgendwie auch Zahlen oder welche Kanäle eignen sich denn ganz besonders? Also was wir ja auch immer wieder unseren Händlern sagen ist: Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Du kannst jetzt nicht YouTube, TikTok, Instagram, Facebook, BeReal, alles gleichzeitig bespielen. Man muss ja schon irgendwie gucken: Welche Kanäle lohnen sich für mich und die Zielgruppe? Also welche Kanäle würdest du sagen, lohnen sich besonders, wenn es um das Thema „Employer Branding“ eben geht und dann auch für das Thema „Social Recruiting“?
Anne Liesenfeld: Ja, also hier muss ich auch tatsächlich wieder sagen: Es kommt auf die Altersgruppe an. Suche ich wirklich die ganz junge Zielgruppe, die „GenZ? Dann eignen sich besonders gut Instagram und auch TikTok. Also hier haben wir auch in der Studie ermittelt, auf welchen Kanälen die jüngere Generation auf einen Job auch aufmerksam geworden ist und sich auch daraufhin beworben hat und da lag tatsächlich Instagram auf Platz 1, dicht gefolgt von TikTok. Also die sind tatsächlich sehr auf den sozial getriebenen Plattformen unterwegs, wenn wir aber schauen, über alle Altersgruppen hinweg, dann sind tatsächlich die Berufsplattformen auf Platz 1. Also LinkedIn mit 44% und auch XING, wo dann auch alle Altersgruppen nach Jobs suchen. Deswegen, man kann das gar nicht so ganz pauschal sagen, aber gerade die Jüngeren und die digitalaffineren Personen sind eher dann auf den sozial getriebenen Plattformen unterwegs und lassen sich eher inspirieren. Sei es durch Corporate Influencer, die auch sehr gerne und oft eingesetzt werden.
Marilyn Repp: So, und jetzt würde ich gerne nochmal etwas konkreter werden. Weil genau, wir hatten das Thema ja auch echt schon öfter, das Thema „Personalmangel“ und „Personal finden und binden“ begleitet uns ja jetzt noch nicht erst seit diesem Jahr oder so, sondern das hat sich ja jetzt irgendwie langsam aufgebaut in den letzten Jahren. Deshalb war es auch schon oft im Podcast Thema. Ich hatte zuletzt vor einem halben Jahr oder so, die Lorraine Dumke von „Fräulein Mode und Wohnen“ bei uns, die eben über Social Media, über Instagram zu dem Laden gekommen ist, wo sie jetzt Store Managerin ist. Sie ist eine Quereinsteigerin. Also da kann ich auch gerne empfehlen, sich den Podcast nochmal anzuhören, weil sie wirklich nochmal ganz genau sagt, wie ist das abgelaufen und was können vielleicht andere Händlerinnen und Händler davon lernen. Also guckt euch auf jeden Fall mal den Kanal von „Fräulein Mode und Wohnen“ bei Instagram an. Und noch ein Beispiel ist die „Frau Hansen“ aus Hamburg. Ich glaube, Anne, die hattest du mir auch mal empfohlen.
Anne Liesenfeld: Genau, ja.
Marilyn Repp: Genau. Die macht auch ein super Employer Branding, ganz tolle Social Media Auftritte und die sucht eben auch immer wieder aktiv über Social Media. Hast du noch ein paar gute Beispiele?
Anne Liesenfeld: Also ich bring auch tatsächlich mal ganz gerne die „Frau Hansen Shop“ als Best Practice Beispiele. Ich finde, sie wirkt halt auch sehr authentisch und sie lebt halt dann auch ihre Werte und das vermittelt sie extrem gut über Social Media. Es gibt es aber auch, also ich habe mich natürlich auch damit beschäftigt. Ich habe ja immerwährend dieser Corporate Influencer Programme, die jetzt von überwiegend den Großen durchgeführt werden, aber immer mehr auch kleinere Betriebe nachziehen. Da geht es ja um die eigenen Mitarbeitenden, dass sie auch den Arbeitgeber auf Social Media weiter empfehlen. Und da gibt es zum Beispiel von der „OTTO Group“ tolle Beispiele, wo sie wirklich ihre Mitarbeitenden vorstellen, auch schreiben, was sie im Unternehmen genau machen. Es gibt zum Beispiel kleine Videos dazu, was zum Beispiel der Verkäufer auf der Fläche macht, aber auch wie der Informatiker im Background arbeitet. Also da können, ist es auch immer schön mal rein zu gucken, sich inspirieren zu lassen, was es einfach für Möglichkeiten gibt, einen Job auch interessant darzustellen.
Marilyn Repp: Ja, authentisch sein, glaube ich, ist da immer super wichtig. Das darf nicht so gestellt wirken und soll wirklich locker und einfach echt wirken. Das ist glaube ich total wichtig. Was hältst du denn jetzt von dem ganzen Thema „Bewerbungsprozess“ oder was würdest du da empfehlen? Weil ich glaube, je niedrigschwelliger und einfacher man es macht, desto besser, oder?
Anne Liesenfeld: Ja, kann ich genau, absolut zustimmen, weil Schnelligkeit zählt. Auch das haben wir auch durch die Studie ermittelt und umso jünger, umso schneller soll eine Rückmeldung erfolgen, aber auch auf eine Bewerbung. Aber auch die Hemmschwelle sich überhaupt zu bewerben, soll so schnell wie möglich gehen. Also lange Prozesse mit Anschreiben, das braucht man heutzutage nicht mehr.
Marilyn Repp: Genau, das wollte ich noch mal explizit fragen: Motivationsschreiben, das ist ja so eine abschreckende Hürde, oder?
Anne Liesenfeld: Absolut, ja.
Marilyn Repp: Man kann ja auch einfach sagen: „Ey schreib uns drei Motivations-Stichpunkte, warum du zu uns möchtest.“
Anne Liesenfeld: Oder auch im Video. Also was ich auch jetzt schon mal gesehen habe, das Unternehmen dann einfach sagen: „Schick uns ein kurzes Video, mit drei Sätzen, warum möchtest du bei uns arbeiten.“ Oder auch letztens noch gesehen: „Schick uns einfach deine Kontaktdaten und wir rufen dich an.“ Also das fand ich auch ganz interessant, einfach mal den Spieß rumzudrehen. Weil wir sind halt auf einem Arbeitnehmermarkt und dementsprechend müssten sich die Arbeitgeber fast schon bei den Arbeitnehmern bewerben, also es hat sich einfach komplett gedreht, der Arbeitsmarkt.
Marilyn Repp: Ja, und das Thema „CV“, also Lebenslauf und Motivationsschreiben, ich glaube, das schreckt echt nur ab. Ich kann da nur von abraten. Wenn man wirklich einen akuten Fachkräfte-, Mitarbeitermangel hat, dann muss man da die Hürden geringer gestalten. Ich meine, man kennt es ja von sich selbst, irgendwie so Motivationsschreiben zu verfassen, da muss man schon richtig, richtig Bock haben zu wechseln oder bei einem Unternehmen anzufangen, wenn man da nicht so mega viele Einblicke hat, dann macht man das nicht, das ist einfach zu viel Aufwand.
Anne Liesenfeld: Ja, ja. Und was man natürlich auch noch machen kann, wenn man jetzt sagt, man findet die Zielgruppe nicht, die man sucht, dass man einfach umdenkt als Unternehmen und mal schaut, was ist denn überhaupt vorhanden auf dem Arbeitsmarkt, gerade in meiner Region? Also eher mal nach Persönlichkeit, also „Hire for personality, train for skills“ ist so ein Ansatz, wo man sagt: „Wir gucken uns die Persönlichkeiten an, aber nicht mehr die Skills.“ Also ob sie wirklich auch im Einzelhandel gearbeitet haben und geben Quereinsteigern auch mal eine Chance, sodass wir die wirklich anlernen können im Job selber, sodass die Persönlichkeit wirklich zu uns passt und alles andere kann dann im Job selbst erlernt werden.
Marilyn Repp: Ja, das finde ich auch ein sehr wichtigen Ansatz. Es ist doch wirklich immer so, wenn man irgendwo neu anfängt, dass man so viel Neues lernen muss. Es ist doch nie so, dass man irgendwo neu anfängt und schon alles kann. Deswegen, der Lernprozess ist sowieso eröffnet. Der ist da, das ist wichtig und deswegen, glaube ich, ist es nicht so wichtig zu gucken, hat derjenige oder diejenige schon exakt das vorher gemacht, was wir jetzt hier brauchen. Nein, das kann man alles lernen. Wichtig ist einfach, dass die Person reinpasst. Vor allem auch auf der stationellen Fläche, wenn die Leute im Austausch mit Kundinnen sind. Dann ist natürlich besonders wichtig, dass da so eine Personality da ist.
Anne Liesenfeld: Ja, Motivations zählt mehr als, dass man schon genau weiß, was das Produkt beinhaltet. Also das kann man ja alles lernen. Wenn man motiviert ist, wenn man Lust hat, mit in die Beratung zu gehen, das ist alles erlernbar, meiner Meinung nach.
Marilyn Repp: Ja, super. Anne, was haben wir jetzt vergessen? Was möchtest du den Unternehmen noch mitgeben, an vielleicht konkreten Tipps noch?
Anne Liesenfeld: Ja, also wir hatten auch mal überlegt, dass wir noch schauen, was gibt es denn für Tools, die die Unternehmen vielleicht noch sich anschaffen könnten, was beim Recruiting helfen kann. Und da wollte ich nochmal auf das Thema „Chat GPT“ eingehen. Finde ich zum Beispiel ein super gutes Tool, um dann auch mal, wenn sie sagen: „Ich möchte auf jeden Fall noch eine Stellenanzeige schalten“, weil grundsätzlich ist es natürlich gut, über Social Media aufmerksam zu machen. Aber ganz die Stellenanzeige wegzulassen sehe ich jetzt auch nicht als richtig an. Dann kann man sich aber trotzdem mit so verschiedenen Tools wie „Chat GPT“ die Bewerbungstexte auch schreiben lassen, dass man wirklich auch Zeit spart, weil gerade das Thema Zeit ist ja im Mittelstand ein schwieriges Thema, weil einfach keine Fachkräfte mehr da sind, um zu beraten. Also das würde ich gerne noch mal mit anbringen oder auch Job-Matching-Plattformen, finde ich auch eine interessante Möglichkeit, die geeigneten Bewerber zu finden. Das sind zum Beispiel Plattformen, wo Bewerber angeben können, was ihnen wichtig ist beim Arbeitgeber und wo der Arbeitgeber auch angeben kann, was ihm wichtig ist bei einem neuen Bewerber. Und dass man darüber vielleicht auch nochmal mehr Bewerbeungen generieren kann.
Marilyn Repp: Wunderbar.
Anne Liesenfeld: Ja, genau. Und auf jeden Fall auch immer bewusst machen: die Benefits sind natürlich auch das A und O und wenn ein Mitarbeiter, oder ein potentieller Mitarbeiter liest, bei der einen Firma bekomme ich mehr Benefits als bei der anderen, dann auch nochmal überlegen: Was biete ich denn alles? Habe ich die Möglichkeit flexible Arbeitszeiten dann auch anzubieten? Dann auch bitte mit reinschreiben. Gibt es die Möglichkeit auf Mitarbeiter-Rabatte? Auch das alles mit reinschreiben. Weil das zieht natürlich auch am Ende, wenn dann mehrere Vergleiche gezogen werden.
Marilyn Repp: Vielen Dank, liebe Anne, für die ganz konkreten Tipps. Also da war wirklich super viel dabei, glaube ich, was man direkt umsetzen kann. Schlussendlich bleibt mir wirklich immer wieder nur zu appellieren: Setzt euch an das Thema Social Media, das geht nicht mehr weg. Das ist super wichtig. Da hängen inzwischen alle Leute rum, nicht nur die Jungen. Und das ist einfach super wichtig, nicht nur für die Sichtbarkeit gegenüber potentiellen Kundinnen und Kunden, sondern eben auch gegenüber potentiellen Mitarbeitenden. Und genau, regelmäßig posten, authentische Inhalte. Und ja, man muss es, glaube ich, machen, man muss sich ansetzen. Ich hatte erst vor ein paar Tagen wieder eine Fachtagung mit Händlerinnen und Händlern und da sind doch auch immer wieder einige dabei, die sagen: „Oh, ich kann das nicht. Und ich fühle mich da nicht berufen.“ oder „Ich will da meinen Kopf auch nicht in die Kamera halten.“ Ausprobieren, testen. Es muss auch nicht immer perfekt sein, überhaupt nicht. Authentizität ist da wirklich Trumpf. Und die Leute sind das einfach aus den sozialen Netzwerken gewöhnt, dass nicht alles perfekt ist. Das gehört dazu, heutzutage. Wir sind ja nicht irgendwie im Fernsehstudio.
Anne Liesenfeld: Ja, vielleicht auch eigene Mitarbeitende mal zu aktivieren und zu sagen: „Habt ihr Lust, da auch mal Videos zu drehen?“ Und vielleicht gibt es ja auch jemanden, der sagt: „Ich habe total Lust da drauf und ich möchte mich da gerne engagieren.“ Also das ist perfekt, wenn man dann im eigenen Unternehmen dann auch Mitarbeitende hat, die da Lust drauf haben. Das zeigt sich ja dann auch auf dem Social Media Kanal, dass da jemand Lust hat, motiviert ist und das gibt einen guten Feedback für die anderen, die sich dann bewerben möchten.
Marilyn Repp: Genau, tolle Schlusswort. Liebe Anne, herzlichen Dank, dass du dabei warst im Podcast. Und an der Stelle: vielen Dank und alles Gute.
Anne Liesenfeld: Ja, danke für die Einladung. Dann dir auch alles Gute.
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