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Christine Mengelée

Lieferketten unter der Lupe: Warum Transparenz ein Wettbewerbsvorteil ist.

1. Oktober 2025 / Von Christine Mengelée / Lesedauer: 2 Minuten 43 Sekunden

Lieferketten stehen unter Beobachtung

Vom T-Shirt aus Bangladesch bis zur Banane aus Ecuador. Doch hinter dieser Effizienz verbergen sich oft komplexe Herausforderungen wie Kinderarbeit, Umweltzerstörung, fehlende Arbeitsschutzmaßnahmen und intransparente Produktionsbedingungen. Die öffentliche Aufmerksamkeit für diese Missstände ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Verbraucher:innen fordern zunehmend ethisch vertretbare Produkte, und Unternehmen geraten unter Druck, Verantwortung für ihre gesamte Lieferkette zu übernehmen.

Genau hier setzt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) an. Es verpflichtet große Unternehmen in Deutschland dazu, menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken entlang ihrer Lieferketten zu identifizieren, zu bewerten und zu minimieren. Seit dem 1. Januar 2024 gilt das Gesetz für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden.

Ursprung und Ziel des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes

Das LkSG wurde im Juli 2021 vom Bundestag verabschiedet und trat am 1. Januar 2023 in Kraft. Es basiert auf den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie dem Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) der Bundesregierung. Ziel ist es, Unternehmen in die Pflicht zu nehmen, nicht nur im eigenen Betrieb, sondern auch bei direkten und mittelbaren Zulieferern menschenrechtliche Standards einzuhalten.

Zu den zentralen Pflichten gehören:

  • Einrichtung eines Risikomanagements
  • Durchführung regelmäßiger Risikoanalysen
  • Abgabe einer Grundsatzerklärung
  • Präventions- und Abhilfemaßnahmen
  • Einrichtung eines Beschwerdeverfahrens
  • Dokumentation und Berichterstattung

Die Umsetzung wird vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) überwacht. Verstöße können mit Bußgeldern und Ausschluss von öffentlichen Ausschreibungen geahndet werden.

Herausforderungen globaler Lieferketten

Die praktische Umsetzung des LkSG ist komplex. Viele Lieferketten erstrecken sich über mehrere Kontinente, beinhalten zahlreiche Zwischenhändler und sind oft in Ländern angesiedelt, in denen Menschenrechte nicht ausreichend geschützt werden. Unternehmen stehen vor folgenden Herausforderungen:

  • Mangelnde Transparenz: Oft ist unklar, wer tatsächlich produziert.
  • Begrenzter Einfluss: Deutsche Unternehmen haben wenig Kontrolle über entfernte Zulieferer.
  • Kosten und Aufwand: Die Erhebung und Prüfung von Daten ist ressourcenintensiv.
  • Rechtsunsicherheit: Die Definition „angemessener Maßnahmen“ lässt Interpretationsspielraum.

Dennoch zeigt sich, dass Unternehmen, die frühzeitig in Transparenz investieren, können sich positiv vom Wettbewerb abheben.

Praxisbeispiele

Zwei der größten deutschen Einzelhändler gehen mit gutem Beispiel voran und veröffentlichen seit einigen Jahren Herkunftslisten für ihre Produkte.

ALDI SÜD:

  • Veröffentlicht Lieferantenlisten für Textilien, Schuhe, Bananen, Kaffee, Fisch und Fleisch.
  • Nutzt den ALDI Transparenz Code (ATC): Per QR-Code auf der Verpackung können Verbraucher:innen Informationen zur Herkunft abrufen – etwa zur Aufzucht, Schlachtung oder Fanggebiet.
  • Eigenmarke „Bestes aus der Region“ zeigt Herkunft und Verarbeitungsort transparent an.

Lidl:

  • Seit 2017 Veröffentlichung von über 600 Lieferanten für Textil- und Schuheigenmarken.
  • Seit 2020 auch Herkunftslisten für Lebensmittel wie Tee, Erdbeeren und Bananen.
  • Transparenz umfasst Namen, Adressen und Länder der Produktionsstätten.

Diese Maßnahmen stärken nicht nur das Vertrauen der Kund:innen, sondern erleichtern auch die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.

Digitale Rückverfolgbarkeit als Schlüssel

Digitale Technologien wie Blockchain und QR-Codes bieten neue Möglichkeiten, Lieferketten transparent und fälschungssicher zu gestalten.

Blockchain:

  • Dezentral gespeicherte, unveränderbare Datenblöcke dokumentieren jeden Schritt der Lieferkette.
  • Vorteile: Fälschungssicherheit, lückenlose Rückverfolgbarkeit, schnelle Reaktion bei Rückrufen.
  • Beispiel: Herkunft von Fleisch, Milch oder Kakao kann bis zum Ursprung nachvollzogen werden.

QR-Codes:

  • Ermöglichen Verbraucher:innen den direkten Zugriff auf Herkunftsinformationen.
  • In Kombination mit Blockchain können Zertifikate zu Bio-Standards, Fairtrade oder Tierwohl transparent dargestellt werden.

Digitale Rückverfolgbarkeit schafft Vertrauen und kann zum echten Wettbewerbsvorteil werden.

Fazit: Verantwortung als Chance

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist kein bürokratisches Hindernis, sondern ein Meilenstein für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit im globalen Handel. Unternehmen, die Transparenz nicht als Pflicht, sondern als strategische Chance begreifen, können langfristig profitieren und zwar durch Vertrauen, Kundenbindung und Innovationskraft.

Der Einzelhandel zeigt, dass Verantwortung möglich ist.

 

Quellen:

Forum Moderne Landwirtschaft – Blockchain in der Lebensmittelkette

Global Market Insights – Blockchain für Supply Chain Traceability

PwC – Blockchain in der Lieferkette

BMAS – Lieferkettengesetz

CSR Deutschland – FAQ zum Lieferkettengesetz

Wikipedia – Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz

IHK Essen – Umsetzung des LkSG

WEKA – Leitfaden zur Umsetzung des Lieferkettengesetzes

ALDI SÜD – Transparente Lieferkette

Lidl Deutschland – Transparenz in Lieferketten

 

 

Christine Mengelée

Bankkauffrau

Diplom Betriebswirtin

Msc. Umweltwissenschaftlerin (lfd.)

20-jährige Erfahrung im Einkauf von Nonfood Produkten

2-jährige Erfahrung im Bereich Kreislaufwirtschaft / Wertstoffmanagement

 

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Kategorie: Nachhaltigkeit
Schlagworte: LEH, Loyalty, Nachhaltigkeit, Packaging, POS, QR-Code, Sourcing
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