„Fast Fashion? Fast vorbei!“ – Frankreich macht Ernst mit Nachhaltigkeit
Am 10. Juni 2025 hat der französische Senat mit überwältigender Mehrheit einen Gesetzentwurf zur Regulierung von Ultra-Fast-Fashion verabschiedet. 337 Senatorinnen und Senatoren stimmten dafür, lediglich eine Stimme sprach sich dagegen aus. Ziel des Gesetzes ist es, den ökologischen und sozialen Auswirkungen von extrem billig produzierter und schnell konsumierter Mode – vor allem aus dem Online-Handel – entgegenzuwirken.
Gesetz gegen Ultra-Fast-Fashion: Ein Signal mit internationaler Strahlkraft
Der Gesetzentwurf richtet sich insbesondere gegen Anbieter wie Shein und Temu, deren Geschäftsmodelle auf massenhafter Produktion, schnellen Produktwechseln und aggressivem Online-Marketing basieren. Die französische Ministerin für Industrie und Energie, Agnès Pannier-Runacher, bezeichnete Ultra-Fast-Fashion als dreifache Bedrohung: Sie fördere Überkonsum, belaste die Umwelt massiv und gefährde die Existenz europäischer Modeunternehmen.
Kernstück des neuen Gesetzes ist die Einführung eines sogenannten Öko-Scores für Bekleidungsprodukte. Dieser soll Verbraucherinnen und Verbrauchern anzeigen, wie hoch die Umweltbelastung eines Kleidungsstücks über dessen gesamten Lebenszyklus ist. Produkte mit schlechter Bewertung sollen ab 2025 mit einem Strafzuschlag von bis zu fünf Euro belegt werden. Ab 2030 kann dieser Betrag auf bis zu zehn Euro steigen – gedeckelt wird der Aufschlag jedoch bei 50 Prozent des Verkaufspreises.
Die Gehirnwäsche wird eingeschränkt
Ein weiterer Aspekt des Gesetzes betrifft die Werbung. Fast-Fashion-Anbieter dürfen künftig in Frankreich nicht mehr werben, weder über klassische Kanäle noch über Social Media. Auch Influencer, die Produkte solcher Anbieter bewerben, müssen mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Ziel ist es, den Konsumanreiz zu reduzieren und einen Bewusstseinswandel bei der jungen Zielgruppe anzustoßen.
Frankreich reagiert mit diesem Vorstoß auf alarmierende Zahlen: Im Jahr 2023 wurden im Land durchschnittlich 48 Kleidungsstücke pro Person verkauft – und etwa 35 davon pro Stunde weggeworfen. Die Entsorgung erfolgt in vielen Fällen über nicht nachhaltige Wege, was zu massiven Umweltproblemen führt.
Für die Handelsbranche, insbesondere für Anbieter von Mode und Textilien, bringt das Gesetz weitreichende Veränderungen mit sich. Neben der verpflichtenden Umweltkennzeichnung rücken auch Fragen der Lieferkettentransparenz, der Ressourcenschonung und der strategischen Kommunikation stärker in den Fokus. Unternehmen, die sich bereits mit nachhaltiger Produktion und Kreislaufwirtschaft beschäftigen, könnten durch die neuen Rahmenbedingungen gestärkt werden.
Ein starkes Signal für Europa
Der Gesetzentwurf wird im September in einer parlamentarischen Kommission weiterverhandelt. Anschließend prüft die EU-Kommission, ob die geplanten Maßnahmen mit europäischem Recht vereinbar sind. Das finale Gesetz könnte somit noch in diesem Jahr verabschiedet werden.
Der französische Vorstoß dürfte europaweit Schule machen. In Brüssel wird das Thema ebenfalls diskutiert, und zahlreiche Umwelt- sowie Verbraucherorganisationen fordern seit Langem strengere Regulierungen für Fast Fashion. Auch für den deutschen Markt könnten sich daraus mittel- bis langfristig relevante Veränderungen ergeben – sowohl in Bezug auf gesetzliche Vorgaben als auch auf das Konsumverhalten der Bevölkerung.
Frankreich positioniert sich mit dem Gesetzentwurf als Vorreiter in der Modepolitik. Ob der Entwurf auch zum Vorbild für andere europäische Staaten wird, hängt nun von der Reaktion der EU-Kommission sowie vom politischen Willen anderer Mitgliedsländer ab. Klar ist: Die Regulierung von Ultra-Fast-Fashion ist kein rein nationales Anliegen mehr – sie steht exemplarisch für die globalen Herausforderungen von Konsum, Klima und Digitalisierung.
Beitragsbild erstellt mit ChatGPT am 15. Juni 2025










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