COVID-19: Große Akzeptanz der Maßnahmen, wenige Insolvenzen, fehlendes Einkaufserlebnis
Nach harten Maßnahmen, den Corona-Virus einzudämmen, bemühen sich nun alle um angemessene Lockerungen. Einigen gehen diese Lockerungen zu weit, anderen nicht weit genug. Über die Sinnhaftigkeit wird in Deutschland heiß diskutiert. Wir schauen, wie groß die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen ist, ob die Insolvenz-Welle schon da ist und wie sich ein fehlendes Einkaufserlebnis auswirkt.
Das Virus im Griff?
Das Robert-Koch-Institut (RKI) vermeldet knapp 170.000 Infektionen, wobei Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg nach wie vor die Liste der Bundesländer anführen (Stand: 11.05.2020, 00:00 Uhr).
Die Reproduktionsrate ist in den letzten Tagen wieder leicht auf R=1,13 gestiegen, d.h. jede* Infizierte steckt etwas mehr als eine weitere Person an. Ziel war es, diesen „R-Wert“ unter Eins zu halten. Ob der derzeitige Anstieg bereits ein Trend ist, kann noch nicht beurteilt werden. Hier legt sich auch das RKI noch nicht fest. Das werden wir abwarten müssen.
Deutsche halten Corona-Maßnahmen für angemessen
Die oftmals sehr lauten und heftigen Proteste gegen die Corona-Maßnahmen in den letzten Tagen erwecken den Eindruck, ein sehr großer Teil der Deutschen würde die Maßnahmen ablehnen und möchte schnellstmöglich die meisten aufheben. Doch die Akzeptanz für die beschlossenen Einschränkungen ist hoch. Eine bevölkerungsrepräsentative Studie der Technischen Universität Ilmenau in Zusammenarbeit mit der Universität Bern ergab, dass 72 Prozent die eingeleiteten Maßnahmen zum Gesundheitsschutz für angemessen halten. 77 Prozent der Deutschen sind mit den Entscheidungen der Bundesregierung zufrieden.
Da nur ein Drittel (33 %) der Bürgerinnen und Bürger größere Angst hat sich anzustecken, stellt sich jedoch die Frage, wie lange die Einschränkungen in den Grundrechten akzeptiert werden. Schon jetzt geben fast 30 Prozent der Befragten an, dass sich ihre wirtschaftliche Lage verschlechtert hat und über 40 Prozent empfinden die Lage in ihrem Haushalt als angespannter. Zudem meinen 47 Prozent, die Regierung mache nicht genug für sozial Schwächere.
Insolvenzen in Handel und Gastgewerbe
Für zwei der mit am stärksten betroffenen Branchen, Handel und Gastronomie/Hotellerie, prophezeien die jeweiligen Verbände Dramatisches für die kommenden Monate. Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet mit 50.000 Insolvenzen, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) sogar mit 70.000.
Die Amtsgerichte meldeten für Februar 1.529 Insolvenzen. Das entspricht 3,2 Prozent weniger als im Februar 2019. Aufgrund der Corona-Krise veröffentlicht das Statistische Bundesamt erstmals vorläufige Zahlen zu den Regelinsolvenzverfahren in Deutschland. Demnach nahm die Zahl der eröffneten Regelinsolvenzverfahren im März 2020 im Vergleich zum März 2019 um 1,6 % zu. Für den April 2020 sank die Zahl der eröffneten Verfahren dagegen deutlich um 13,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Der Verband der Insolvenzverwalter (VID) warnt jedoch vor einem deutlichen Anstieg der Insolvenzen, wie der VID-Vorsitzende Christoph Niering gegenüber Reuters sagte: „Nach jahrelangem Rückgang der Zahlen rechne ich mit einer Zunahme im zweistelligen Prozentbereich.”
Fehlendes Einkaufserlebnis
Für den Handel ergeben sich aufgrund der Corona-Maßnahmen große Herausforderungen. Der Corona-Handelstracker von EY-Parthenon und Innofact zeigt, dass von den regelmäßig befragten Konsumenten 63 Prozent angeben, dass das Einkaufen unter den derzeitigen Bedingungen keinen Spaß mache. Das allein ist schon ein hoher Wert, doch im Vergleich zur Vorwoche sind es noch einmal satte 13 Prozentpunkte mehr.
Masken, Mindestabstand, lange Schlangen und Absperrbänder sind demnach starke Konsumkiller. 58 Prozent der Befragten gaben an, noch nicht in Geschäften gewesen zu sein, die nun wieder geöffnet haben. Ein fehlendes Einkaufserlebnis hat hier massive Folgen.
Hinzu kommt, dass in dieser Befragung 38 Prozent angegeben haben, dass sie aufgrund der derzeitigen Unsicherheit versuchen, ihre Ausgaben auf das Nötigste zu reduzieren. Dies bestätigt auch das Konsumbarometer des HDE: Das Barometer fiel im Mai erneut (-6,13 Punkte) und weist nun einen Wert von 90,53 Punkten auf. Damit erreicht der Index den zweiten Monat in Folge einen Tiefstand seit dem Beginn der Befragungen im Oktober 2019. Ein derart starker Rückgang konnte noch nie zuvor beobachtet werden.
Was tun?
Was soll also die Politik tun? Weitere Lockerungen und zwangsläufig damit höhere Risiken eingehen? Findet dies die Akzeptanz in der Bevölkerung? Was können Händler*innen, Gastronom*innen und Hoteliers tun?
Was tun Sie in dieser Situation und was würden Sie sich wünschen? Diskutieren Sie mit uns und unseren Leserinnen und Lesern.
Beitragsbild: Stockfoto – Jennifer M. Mason/Shutterstock
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