Wer kann den lokalen Marktplatz digitalisieren? StartUp oder global Player?
Lokaler Online Marktplatz
Ein Marktplatz war immer der zentrale Treffpunkt einer Innenstadt. In den Kommunen wird aber immer deutlicher: Wer seinen Bürgern und Besuchern ein attraktives Einzelhandelserlebnis bieten will, der muss seine Händler bei der Digitalisierung begleiten. Es gilt also lokalen Händlern und Filialisten einen Online-Auftritt und damit mehr Sichtbarkeit im Internet zu verschaffen, die der Kunde dann aber auch lokal zuordnen kann. Diese Lücke versuchen seit ca. zwei, drei Jahren junge StartUps mit lokalen Onlinemarktplätzen zu füllen. Aber auch große Player wie Ebay versuchen sich auf dem lokalen Spielplatz. Als Pureplayer hatte das Unternehmen in den letzten Jahren massiv verloren und ringt seit geraumer Zeit um eine Neupositionierung. Der Internetriese muss dringend wieder mehr Händler und Kunden erreichen. Was liegt da näher, als sich direkt an den stationären Handel zu wenden.
Innenstadtleben digital transformieren
Insbesondere in kleineren und mittleren Innenstädten haben es die lokalen Händler jedoch schwer online Inspiration, Erlebnis und Beratung zu bieten. Nun könnte man meinen, die Antwort wäre, dass einfach jeder Händler seinen eigenen Online-Shop aufmacht. Dem stehen in erster Linie zwei Probleme entgegen: Erstens haben viele der kleineren Händler noch kein Warenwirtschaftssystem und keine Real-Time-Bestandsführung. Zweitens haben kleinere und mittlere Händler und Filialisten mit einer Online-Präsenz das Problem der Sichtbarkeit und Auffindbarkeit. Die gängigen Suchmaschinen werden schließlich von den größeren Anbietern wie Amazon und Co dominiert.
Ein Lösungsansatz…
… ist tatsächlich die Bündelung mehrerer Händler als Gemeinschaft, unter Ausnutzung der lokalen Kompetenz und Bekanntheit. Erste Ansätze dafür gibt es bei mehreren Projekten und Plattformen, wie z.B. „Online-City Wuppertal“ und „Mönchengladbach bei Ebay“. Aber fehlt dort nicht etwas? Reicht es tatsächlich nur Produkte anzubieten? Die Stadt Langenfeld und der Marketingverbund Kommit e.V. glauben fest daran, dass auch andere Angebote auf den lokalen Marktplatz gehören – beispielweise das Angebot von Dienstleistungsunternehmen, Gastronomen oder auch lokaler Vereine. Auch das Serviceangebot der Stadt könnte ein wichtiger Bestandteil sein.
Das Hauptunterscheidungsmerkmal zu anderen Marktplatz-Angeboten und Plattformen soll der holistische Ansatz und der Eintrittsweg sein, der auf die Lokalität fokussiert ist. Das Ziel ist es, eine Online Plattform zu gestalten, auf der lokale Bürger eine größtmögliche Übersicht und Bestellmöglichkeit, nicht nur für Handel, sondern auch Gastronomie, Dienstleistungen und Services bekommt. Selbstverständlich verbunden mit Liefer- und Reservierungsoptionen und Einbindung in ein lokales Kundenbindungsprogramm. Auch die Einbindung von Verkehrs- und Parkinformationen, mit dem Ziel der Verkehrssteuerung, ist angedacht.
Auf der Suche nach einem starken Partner
Die vernetzte Innenstadt war eines der Projekte, das in der Intiative FUTURE CITY Langenfeld als erstes diskutiert wurde. Bislang sind die Bemühungen, mit jungen Anbietern von Online-Martplätzen einen ganzheitlicher Ansatz für die Innenstadt zu entwickelt jedoch nicht so erfolgreich verlaufen wie man es sich gewünscht hätte.
Es wird spannend werden, ob sich in der StartUp-Szene jemand dieser Herausforderung stellen wird, oder ob es am Ende doch nur die global Player sein werden, die das lokale Innenstadtleben digital transformieren können.
Titelbild: Gratisography; Beitragsbild: FUTURE CITY Langenfeld
Hallo Frau Mussmann, was heißt dies nun konkret für die Future City Langenfeld? Wird es nun nicht mehr der von Ihnen anfangs favorisierte Infrastrukturgeber HierBeiDir sein?
Die Frage ob Global Player oder Start-up ist meines Erachtens nicht schwer zu beantworten. Es ist keine Raketenwissenschaft, einen Marktplatz mit weiteren dynamischen Daten anzureichern. Die Frage am Ende ist allerdings, wollen wirklich alle Akteure die All-in-one-Marktplatz-Lösung inkl. Shopinfrastruktur, Reservierungstools, Veranstaltungskalender, Newsletter-Sytem etc. Zumal als aller erstes sowieso die Finanzierung des Kümmerers 2.0 stehen muss (keine Weihnachtsbeleuchtung durchboxen, sonder digitales Dachmarketing für den Standort moderieren und realisieren).
Wenn man den von Ihnen als „holistisch“ genannten Weg geht (ich nenne es integrierten Ansatz), wird dann nicht ein konkreter Zweck (RoPo-Effekte, Online-Umsätze, Sichtbarkeit für den lokalen Handel) überdeckt mit „zuviel“ Information? Gehören bestimmte Themen nicht in die Webumgebung der Verwaltung oder auf zugespitzte mobile Anwendungen? Muss man wirklich jedem Versicherungsmakler und Bäcker einer Stadt gerecht werden? Ich habe darauf natürlich auch noch keine finale Antwort. GoCoburg oder Digitales Minden versuchen zumindest einen höheren Vernetzungsgrad hinzubekommen.
Auf einem Multi-User-Online-Shop ein paar Feeds mit lokalen Informationen oder dynamischen Parkplatzdaten und Kundenbindungselementen einfließen zu lassen, ist jedenfalls kein USP von Global Playern. Und wer sollte dieser Global Player sein, der einen Meta- oder Cityadministrator in die Tiefen des CMS schauen und werkeln lassen muss? Ebay? Oder vielleicht bald mal ein Produkt aus dem Google-Hause Sidewalk Labs? Klar ist auf jeden Fall: eine Out-of-the-Box-Lösung, die alle glücklich macht, wird es so schnelll zum bezahlbaren Preis nicht geben und jede Kommune/Stadt sollte dreimal hinschauen Hoheiten über digital-lokale Netzwerke und Plattformen abzugeben.
Also, meine Meinung: Lieber sich mal genau umschauen. Denn es gibt sie durchaus auch hierzulande, die kleinen Agenturen und IT-Schmieden, die sich gerade darüber Gedanken machen. Ein paar findet man schon hier: http://www.localcommerce.info
Viele meinen allerdings auch mit ein bisschen Code die „Digitale Stadt“ erfunden zu haben – leider.
Dass ich vor fast 4 Jahren atalanda als Infrastrukturgeber der Online City Wuppertal gewählt habe, lag im Übrigen vor allem daran, dass atalanda bis dato der einzige Anbieter hierzulande war, der Marktplatz und Logistik zusammengedacht hatte. Von Anfang an war dem Projektmanagement allerdings klar, dass auch atalanda seine Plattform modular erweitern und den Handwerkern und Dienstleistern genauso Raum geben sollte. Aber das ist eine andere Geschichte…
Schöne Grüße und weiterhin viel Erfolg in Langenfeld.
Andreas Haderlein