Nerdkultur goes Mainstream: Warum immer mehr Handelsunternehmen auf der Gamescom präsent sind
Rewe, Rossmann, Aldi, Amazon – immer mehr Handelsunternehmen interessieren sich für Gaming-Kultur. Warum?
Die Gamescom in Köln ist die größte Gaming-Messe weltweit. 320 000 Menschen waren 2023 da – man knüpft damit an alte Vor-Pandemie-Besucherrekorde an. Unternehmen und Institutionen aller Art haben das Potenzial erkannt: im harten Kampf um junge Talente kann man sich hier gut präsentieren.
Rewe sponsert schon seit Februar 2022 offiziell SK Gaming, eine große Esports-Marke aus Köln. Dass es dabei zentral um Employer Branding geht, machte der CEO Lionel Souque damals bereits in der Pressemitteilung deutlich.
Am Stand von Rewe ging es aber eher darum, den Lieferservice unter Gamer:innen bekannter zu machen. Die Besucher:innen am Stand konnten mit Greifautomaten Gewinne wie 10-Euro-Gutscheine absahnen. Die Hostessen am Stand konnten aber keine Auskunft zum Unternehmen oder zu den Beweggründen des Lebensmittlers geben.
Rewes Auftritt war eher von der großen Sorte: man konnte E-Sports-Mannschaften zum Meet & Greet und für Fotos auf der Bühne treffen.
Employer Branding
Das große Pontential an technikbegeisterten jungen Leuten haben viele Unternehmen erkannt. Auf der Gamescom gibt es eine eigene Halle zum Thema Jobs und Karriere. Bundesnachrichtendienst, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, auch das Land Rheinland-Pfalz findet man auf der Gamescom – sie alle sind aus einem Grund hier: sie wollen sich als attraktiven Arbeitgeber darstellen.
Hier fand man Aldi (Nord und Süd gemeinsam) an einem Stand. Der Discounter ist schon das zweite Jahr vor Ort, um die Möglichkeiten in der IT-Einheit des Unternehmens aufzuzeigen. Der Bedarf an Technikbegeisterten jungen Leuten sei riesig, wurde am Stand mitgeteilt. Aldi sucht seit einigen Jahren vermehrt die Öffentlichkeit – früher war das undenkbar, denn das Unternehmen galt als extrem verschwiegen und verschlossen. Dass man in Zeiten des massiven Personalmangels zunehmend Haltung zeigen muss, versucht auch Aldi langsam aber sicher umzusetzen. Komplettes Home Office sei nicht möglich – klingt eher nach einem Showstopper. 2800 Menschen beschäftigt die internationale IT von Aldi Süd.
Aldi war aber nicht nur im Karrierebereich mit einem eher überschaubaren Stand präsent, sondern sponserte das Gamescom Camp außerhalb des Messegeländes. Hier traten Streamer:innen und Gamer:innen auf und feierten gemeinsam mit den Fans auf über 200 Quadratmetern – alles in Aldi gebrandet. Das Unternehmen unternimmt in den letzten Monaten immer mehr im Bereich Gen Z Marketing: so auch das Metaverse-Projekt Aldimania oder die Kooperation mit der Rapperin Nina Chuba.
Zum ersten Mal in diesem Jahr war ebenso Drogist Rossmann zu finden, ebenfalls mit der IT-Abteilung. Auch Rossmann hat 400 Beschäftigte allein in der hauseigenen IT und sucht derzeit noch 100 neue Kolleg:innen. Auf dem Stand von Rossmann waren zumindest zwei Spiele zu spielen: der Greifautomat mit Isana-Produkten und ein 80ies Retro-Game. Beides wurde von langen Schlangen junger Leute honoriert.
Die Auftritte von Aldi und Rossmann im Karrierebereich erinnern aber eher an die auf nüchternen Ausbildungsmessen.
Erlebnis pro Quadratmeter statt Umsatz pro Quadratmeter
Der Handel immer mehr zum Erlebnisbietenden und kann sich in dem Bereich von der Freizeit- und Gamingindustrie inspirieren lassen. Wie man Menschen begeistert, Interaktion hervorruft und an eine Marke bindet: das weiß man in der Gamingbranche ganz genau. Außerdem werden digitale Erlebnisse immer wichtiger: die echte und die digitale Welt verschwimmen immer mehr miteinander.
Außerdem schwappt Jugendkultur immer mehr in den Mainstream und in etablierte Unternehmen. Hier gibt es viel Potenzial für Handelsunternehmen. Also am besten heute statt morgen anfangen und vor allem: den jungen Leuten zuhören!
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