ZDE Podcast 158: News vom Payment Markt
Der Payment-Bereich unterliegt derzeit einer enormen Dynamik. Was ist dabei für den Händler interessant, worauf muss man reagieren? Wir haben uns einen kompetenten Ansprechpartner ans Mikro geholt.
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Unser Gast
Maximilian Fuchs ist Strategischer Payment Berater bei CSMPI
Die Folge zum Nachlesen:
Hui, da ist die Folge 158 unseres Retail Innovation-Radios. Mein Name ist Frank Rehme. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Innovation im Handel und betreibe hier mit mehreren Autoren den Blog zukunftdeseinkaufens.de. So, welches Thema haben wir denn heute? Heute geht es um das Thema Bezahlen. Aber bevor wir damit anfangen, möchte ich euch auf etwas aufmerksam machen. Ihr wundert euch sicherlich auch immer, warum wir hier keine Werbung für irgendwelche Drogeriemärkte machen oder irgendwelche Matratzen anpreisen als ganz besonders toll, das hat damit zu tun, dass wir hier werbefrei unterwegs sind und eigentlich von der Unterstützung unserer Hörerinnen und Hörer leben. Ihr könnt uns unterstützen auf mehreren Wegen. Falls ihr Lust habt uns monetär zu unterstützen, könnt ihr auf der Webseite zukunftdeseinkaufens.de unter Unterstützer sehen, wie unser Unterstützerprogramm funktioniert, ist ganz einfach.
Aber an anderer Stelle, wenn ihr sagt, ich habe es gerade nicht so dicke und ich würde aber trotzdem gerne unterstützen, dann habt ihr die Möglichkeit euren Arbeitskolleginnen, Arbeitskollegen, Freunden, Bekannten von uns zu erzählen, ein bisschen Werbung für uns zu machen, auf den Podcatchern uns positiv zu bewerten und auch gerne mal ein Kommentar hier darunterzuschreiben. Wir leben natürlich auch von eurem Feedback und die Sterne-Vergabe in eurem Podcatcher ist praktisch das, was für einen Künstler der Applaus ist und da freuen wir uns auch drüber. So, jetzt geht es aber um das Thema Bezahlen. Bezahlen ist in Deutschland ein Thema, was scheinbar immer wieder stiefmütterlich behandelt wird, denkt man zuerst mal, aber in Wirklichkeit stimmt das gar nicht. Bezahlen ist etwas, was jeden irgendwo bewegt und wir haben hier schon oft darüber berichtet, wie in anderen Ländern bezahlen abläuft, warum da unfassbar viel bargeldlos funktioniert und sogar teilweise auch kontaktlos, dass viele mit der Watch, dem Handy bezahlen oder einfach auch nur die Karte irgendwo auflegen und das schon seit vielen Jahren.
Corona hat hier natürlich eins bei uns auch verändert, der Anteil der bargeldlosen Zahlungen ist deutlich hochgegangen, eben aus Angst, sich irgendwo mit einem Virus anzustecken. Viele Menschen haben mittlerweile auch die Bequemlichkeit des kontaktlosen Bezahlens und des unbaren Bezahlens auch kennengelernt. So, aber da stehen jetzt einige Veränderungen an, wir sind gerade dabei, dass das Thema der Maestro-Karten, das, was wir landläufig unter EC-Karte verstehen, langsam ausläuft, da müssen wir uns als Händler darauf einstellen. Für die Kunden eigentlich gar keine große Veränderung. Und was das bedeutet, möchte ich mit euch mal durchsprechen. Ich habe einen interessanten Gesprächspartner aufgetan, den ich durch Zufall eigentlich entdeckt hatte, den Max Fuchs, der sich schon lange mit dem Thema Payment beschäftigt. Den habe ich jetzt einfach mal ans Mikrofon geholt und den hören wir uns jetzt mal an.
Frank Rehme: Ich habe den Maximilian Fuchs hier am Mikrofon. Hallo, Maximilian. Grüß dich.
Maximilian Fuchs: Hi, Frank. Vielen Dank für die Einladung.
Frank Rehme: Was ist denn jetzt richtig, Maximilian oder Max?
Maximilian Fuchs: Sehr gerne Max.
Frank Rehme: Gut, dann nehmen wir jetzt den Max. Max, du kommst von einer Company, die ich hochinteressant fand. Ihr habt mich ja kontaktiert und ich fand das total gut über welche Themen du mit mir reden möchtest. Aber bevor wir über die Themen anfangen, erzähl erstmal ein bisschen was von dir, wo du arbeitest und womit du dich den ganzen Tag beschäftigst.
Maximilian Fuchs: Klar, super gerne. Ich bin strategischer Payment-Berater, bei einer globalführenden Beratung, die sich den ganzen Tag mit nichts anderem außer Payment auseinandersetzt. Wir sitzen hier in Düsseldorf und wir beraten Unternehmen, Händler im Speziellen dabei, wie die ihre Zahlungsannahme besser aufstellen können. Also alles Richtung Kundenerlebnis, Kostenreduktion, Betrugsreduktion und haben da einfach sehr viele spannende Einblicke gesammelt. Und ich freue mich da heute mit dir drüber zu sprechen.
Frank Rehme: Payment ist ja in aller Munde, eigentlich schon seit Jahren und durch Corona nochmal ganz besonders reingekommen. Wir Deutschen sind ja die Bargeldliebhaber mit den Österreichern zusammen in Europa, die Österreicher sogar noch mehr als wir. Wenn ich mir meine Reisen so angucke, ich war vor kurzem in Norwegen, da konnte man gar kein Bargeld mehr loswerden, also die haben gar keine Prozesse mehr, Bargeld anzunehmen, also eine Kasse und Wechselgeld oder so. Ich hatte noch ein bisschen alte Währung in der Tasche gehabt von einer Reise von vor zehn Jahren und ich bin die nicht mehr losgeworden in der ganzen Zeit. In Deutschland haben wir ja dieses Thema, dass wir Bargeld immernoch zu, ich glaube jetzt zu 40% noch haben und, dass wir durch Corona aber schon mal so einen Schub bekommen haben. Kontaktloses Bezahlen war auf einmal, weil wir Kontaktminimierung durch die Pandemie-Verhinderung auch mehr präferieren sollten, ganz groß dabei. Habt ihr irgendwo festgestellt, dass euch jetzt die Bude eingerannt wird, dass viele Händler auf euch zu kommen und sagen, wir müssen über diese ganze Strategie nochmal nachdenken?
Maximilian Fuchs: Auf jeden Fall. Also Payment war ein Thema, was vor sehr vielen Jahren irgendwo in der Finance- oder der Treasury-Abteilung ein bisschen stiefmütterlich behandelt worden ist und nebenbei lief. Wir sehen einen ganz klaren Trend dazu, dass viele große Händler ihre eigenen Payment-Abteilungen aufbauen, weil die einfach merken, dass Payment von einem Kostentreiber zu einem wirklichen Wertstifter wird und man zusätzliche Mehrwerte für den Kunden liefern kann. Durch den richtigen Payment-Mix, auch die Verknüpfung von zum Beispiel Value-Added-Services mit Payment, durch Themen wie Omnichannel. Und da haben wir natürlich auf der einen Seite einen großen Boom gesehen an Zahlungen, gerade an Kartenzahlungen und das hat dazu geführt, dass jetzt doch der Fokus auf jeden Fall sehr, sehr viel verstärkt wird.
Frank Rehme: Man sieht auch, dass auf einmal dieses ganze Thema Zahlen mit Wearables, hier mit Apple Watch und wie sie alle heißen, sehr stark ist. Also wenn man das mal im Handel macht, wundert das keinen mehr. Vor zwei Jahren, als das langsam hochkam, hat die Verkäuferin erstmal blöd geguckt, wenn man den Arm ans Kartenterminal gehalten hat.
Maximilian Fuchs: Ja, das stimmt. Und am Ende ist es auch eigentlich nur eine Kartenzahlung, die über einen Wallet abgewickelt wird. Also wir als Konsumenten hinterlegen unsere eigene Karte, sei es eine Girocard bei Apple Pay zum Beispiel, ist mit der Sparkasse möglich, oder eben eine Kredit- oder Debitkarte in dem Wallet und können dann mit der Uhr zahlen, mit dem Handy zahlen. Der Händler sieht es als normale Kartenzahlung, also der sieht eine Girocard-Zahlung, Kreditkartenzahlungen und zahlt auch exakt die gleichen Gebühren bei Apple Pay, weil Apple den Umsatz macht über einen Share von den Interchange-Gebühren, die die Banken bekommen für so eine Zahlung, also die Banken, die die Karten herausgegeben haben.
Frank Rehme: Ah interessant, jetzt wissen wir auch mal, wie die ihr Geld damit verdienen. Aber jetzt kommen wir mal zu dem Händler selber, der muss sich auf ein paar Veränderungen einstellen. Man hört da solche Dinge, Maestro soll irgendwann verschwinden, Girocard wird jetzt geboostert. Ich habe vor kurzem von meiner Bank direkt beim Öffnen des Online-Bankings, jetzt Girocard-Teilnehmer werden und solche Geschichten alle da gesehen mit fünf Klicks. Was passiert da gerade? Ich habe das überhaupt noch gar nicht durchschaut.
Maximilian Fuchs: Was passiert ist, ist, dass Mastercard herausgegeben hat, dass sie ab Mitte nächsten Jahres keine Maestro-Karten mehr ausgeben werden bzw. den Banken nicht mehr erlauben, Maestro-Karten auszugeben. In Deutschland sind sehr viele Girocards in einem Co-Badge, bedeutet, auf der Karte ist nicht nur das Girocard-Scheme drauf, sondern auch das Maestro-Scheme. Das führt dazu, dass diese Karte international genutzt werden kann und jetzt müssen sich die Banken eine neue Lösung aussuchen für dieses Co-Badge, was sie derzeit haben, falls sie einen Maestro Co-Badge nutzen. Kann also sein, dass die Girocard als Girocard only ausgegeben wird, die also nur noch im Inland genutzt werden kann. Es kann sein, dass eine Maestro-Karte in Zukunft mit einem Mastercard Debit gebadget wird als Co-Badge, dann kann es auch im eCommerce genutzt werden zum Beispiel und auch international. Oder es gibt ganz andere Modelle, wo manche Banken sagen, wir gehen nur mit den großen Schemes, also machen nur einen Mastercard Debit Co-Badge zum Beispiel. Das sind alles Möglichkeiten und ich glaube, der Handel muss verstehen das es sein kann, dass sich ab dem nächsten Jahr die Anteile verschieben werden. Also wir werden höchstwahrscheinlich mehr Debitkarten-Anteile sehen, etwas weniger Girocard-Anteile, obwohl wahrscheinlich absolut die Girocard trotzdem weiterhin wachsen wird, weil wir weiterhin einen sehr starken Shift von eben Cash-Zahlungen zu Kartenzahlungen sehen.
Frank Rehme: Die Händler haben immer gerne dieses Thema, also die Länder der EC-Karte immer geliebt gegenüber einer Kreditkarte. Was ist der Grund aus deiner Sicht dafür?
Maximilian Fuchs: Die EC-Karte oder eben Girocard ist in eigentlich so gut wie allen Fällen signifikant günstiger in den Kosten. Also für die Annahme von Girocard-Zahlungen, dafür zahlt man auf der einen Seite an den Netzbetreiber, also den Acquirer für die Kreditkarten oder Netzbetreiber für Girocard eine Gebühr und zahlt dann eine Gebühr an die Banken, die verhandelbar ist. Bei den globalen Schemes, bei Kreditkarten, bei Debitkarten ist es so, dass diese Gebühr, die an die Banken geht, dass die nicht verhandelbar ist, man zusätzlich noch eine Scheme Fee zahlt an die Schemes, also Visa- und Mastercard und man zusätzlich noch eine Gebühr an den Acquirer zahlt. Bedeutet hier hat man einen Faktor, der dazukommt an Gebühren und einen anderen Faktor, der auf einmal nicht mehr verhandelbar ist, was dazu führt, dass die Kosten einfach signifikant höher sind als jetzt.
Frank Rehme: Wenn ich Händler bin, muss ich irgendwas beachten jetzt oder passiert das dann automatisch, außer dass ich dann eventuell höhere Kosten habe?
Maximilian Fuchs: Wenn man ein Händler ist, der heutzutage nur die Girocard annimmt und keine anderen Karten, sollte man sich schon Gedanken darüber machen, ob es nicht sinnvoll ist, auch ein Vertrag mit einem Acquirer abzuschließen oder mit dem eigenen Netzbetreiber zu reden, ob der auch als Acquirer fungieren kann, um eben diese Visa- und Mastercard-Karten anzunehmen, weil wir schon davon ausgehen, dass ein höherer Anteil an Kreditkarten- oder Debitkarten-Zahlungen in Zukunft der Fall sein wird. Und da sollte auf jeden Fall die erste Überlegung sein, wenn man das Ganze heute schon annimmt, sich wirklich die Daten anzuschauen, die Entwicklungen anzuschauen und im Zweifel nochmal eine Nachverhandlung mit den Acquirern und Netzbetreibern zu gehen, damit man einfach auch die Karten so kosteneffizient wie möglich annimmt.
Frank Rehme: Um jetzt mal Butter bei die Fische reinzubringen. Ich weiß, dass das natürlich von Branche zu Branche verschieden ist, aber Kreditkartengebühren, wie hoch sind die in der Regel?
Maximilian Fuchs: Kreditkartengebühren haben eine Interchange-Gebühr, die liegt bei 0,3% für domestische Zahlungen plus die Scheme Fee, die nochmal irgendwas um die 0,2% betragen kann plus eben die Acquirer-Gebühr. Also man kann davon ausgehen, dass man irgendwas zwischen 0,5% im besten Fall bis irgendwas um die 1,5% zahlt, wenn man vielleicht einfach sehr, sehr klein ist oder nicht so gut verhandelt hat.
Frank Rehme: So, jetzt kommen wir aber von ganz anderen Gebühren historisch her, die waren ja früher viel höher, oder?
Maximilian Fuchs: Das stimmt. Vor der MIF-Regulierung, also die Regulierung dieser Interchange-Gebühren, die ich gerade genannt habe, waren die Gebühren signifikant höher. Und auch bei der Girocard gab es eine Gebührenstruktur, die heute sehr stark angeprangert wird, verschiedene Unternehmen gehen derzeit gegen die Girocard vor wegen dieser Gebührenstrukturen früher, das waren 0,3% pro Transaktion, aber mindestens 0,08 € und das hat sich seit 2015 wirklich signifikant verbessert für den Handel.
Frank Rehme: Also wir sehen, dass in der Vergangenheit sich vielleicht etwas in die Köpfe der Händler festgesetzt hat, dass das riesig teuer ist, was heute gar nicht mehr ist. Und deshalb haben eigentlich diese Schilder Kartenzahlungen erst ab 10 € oder so, die haben eigentlich überhaupt gar keinen Grund mehr, oder?
Maximilian Fuchs: Das stimmt. Also die Fixkosten, die mit einer Kartenzahlung verbunden sind, sind sehr, sehr gering. Es kann sein, dass man irgendwelche Gateway-Gebühren zahlt, die fix sind, aber der Großteil der Kosten ist Prozentual. Also macht es wirklich wenig Sinn, da zu sagen, ich nehme erst Kartenzahlungen ab 10 € an, weil am Ende zahlt man eine prozentuale Gebühr und ob das auf 1 € ist oder auf 10 € oder auf 100 €, es kommt prozentual aufs selbe raus.
Frank Rehme: Ich meine, viele haben es ja geschnallt, also solche Dinge, die wären noch vor zwei, drei Jahren undenkbar gewesen. Ich bin viel Bahnfahrer und in jedem Bahnhof kann ich beim Bäcker das Brötchen im Vorbeigehen mal eben mitnehmen, immer mit einer Karte bezahlen und mittlerweile hängen die Terminals an so langen Armen auch schon über die Theke drüber, dass das Ganze schnell und einfach geht.
Maximilian Fuchs: Ja, das stimmt. Und das macht es für den Konsumenten natürlich auch viel einfacher, weil der Konsument die Möglichkeit hat zu wählen, wie er oder sie zahlen möchte. Also das ist, glaube ich, ein ganz großes Thema, wenn es um Kundenerlebnis geht. Dem Konsumenten die Möglichkeit geben, sich das richtige Zahlungsmittel für sich selber auszusuchen.
Frank Rehme: Wenn ich diese Schilder immer sehe, Kartenzahlung erst ab 10 €, dann gehen bei mir natürlich im Handel immer die Nackenhaare hoch und ich stelle dann immer dem Händler folgende Frage: Wie viele Leute wollen bei dir mit weniger als 10 € mit Karte zahlen? Wie viel sind da in der Woche? Und dann, das sind bestimmt so 2, 3, 4, 5 Stück. Da sage ich immer, du hältst allen anderen Kunden dieses negative Schild vor die Nase, nur weil eine Hand voll Kunden wirklich mit weniger bezahlen will, nimm das Schild ab. Das ist so eine negative Message, die du am Check out haben kannst, der letzte Touchpoint eigentlich im Laden, da sollte etwas Positives passieren und da schlägst du den Leuten dann wahrscheinlich noch mit zwei Ausrufezeichen so ein Schild entgegen. Also das ist so eine Sache, finde ich, die geht gar nicht mehr heutzutage. Aber ich komme jetzt zu einer Geschichte, wo wir, habe ich gerade schon mal gesagt, im europäischen Ausland, wenn man mal da guckt, da ist dieses mit Karten zahlen vollkommen normal. Was ist bei uns Deutschen anders? Kannst du dir das irgendwie erklären, warum wir dieses Bargeld, bedrucktes Papier, bedruckte tote Bäume, warum wir dieses so lieben?
Maximilian Fuchs: Ich glaube, das kommt aus einer deutschen Historie und einem wahnsinnigen Sicherheitsbedürfnis. Das sehen wir natürlich beim Bargeld stationär, das sehen wir aber auch, wenn wir im Onlinebereich gucken an den beliebtesten Zahlungsmethoden. Da ist einfach die Zahlung auf Rechnung auf Platz 1, weil wir ganz gerne erstmal die Produkte in der Hand haben möchten, bevor wir sagen, das behalte ich und dafür gebe ich dann auch tatsächlich Geld aus. Ich glaube, dass eine ganz gute Möglichkeit ist, den Deutschen zu betrachten und was dem Deutschen dann tatsächlich wichtig ist und das ist einfach diese Sicherheit in Verbindung mit einer gewissen Anonymität, die durch das Bargeld dann auch noch herrscht.
Frank Rehme: Also Kontrollverlust, ich weiß gar nicht mehr, wie viel ich wie ausgebe und wenn ich ein Portemonnaie habe, das voll Scheine ist und die werden immer weniger, dann habe ich ein Gefühl von Kontrolle.
Maximilian Fuchs: Ich habe Kontrolle durch meine Online-Banking-App. Ich habe eine Debitkarte und sehe sofort, wenn das ganze abgebucht ist und habe so die perfekte Kontrolle über meine Ausgaben. Ich brauche dafür nicht unbedingt die Scheine im Portemonnaie. Obwohl es bei mir genau andersherum ist, kann ich es aber natürlich verstehen, dass viele Konsumenten und Konsumentinnen gerne mit Bargeld zahlen.
Frank Rehme: Ich mache das ähnlich. Ich habe nochmal ein Konto bei der Bank, die holländische Bank, die eigentlich nur als App existiert, die gibt es gar nicht anders und da lade ich mir immer einen bestimmten Betrag raus, den ich mir als Taschengeld gönne. Und dann sehe ich jederzeit auf dem Handy, wo ich da gerade stehe, ist eigentlich viel, viel besser, hast du vollkommen recht, ich mache das auch nicht anders. Aber wenn wir jetzt mal in die Richtung gehen, wenn ein Händler noch viel mit Bargeld macht, Bargeld-Handling, Cash-Handling, kostet doch auch Geld? Gibt es da eigentlich schon Untersuchungen in dem Bereich, wie viel eigentlich Cash-Handling kostet?
Maximilian Fuchs: Ich glaube, wenn man sich Cash-Handling anguckt und wirklich über Kosten von Cash-Handling spricht, dann ist es immer eine Frage, mit wem man gerade spricht und es kann sein, dass dann die Kosten einfach von geringen Basispunkten bis zu mehreren Prozentpunkten reichen. Es gibt Untersuchungen von der Bundesbank, wie viel Cash-Handling tatsächlich kostet, da werden auch indirekte Kostenfaktoren miteinbezogen, sei es der Verlust von Bargeld oder auch die Zeit, die man braucht als Händler, um das Geld in die Bank zu bringen. Wenn man sich direkte Kosten anguckt, relativ günstig, gerade in der Verarbeitung, aber die indirekten Kosten, die mit Bargeld zusammenhängen sind dann doch sehr hoch und auch sehr stark Fixkosten lastig. Bedeutet, wenn jetzt die Bargeldmenge sinkt mit der Zeit, dann steigen die prozentualen Kosten von Bargeld und machen dann Kartenzahlungen gegenüber Bargeld nochmal attraktiver.
Frank Rehme: Ich meine, da sind viele Risiken auch mit verbunden. Wir hatten hier in Düsseldorf vor kurzem einen großen Bericht in einer in der lokalen Presse, dass ein Bäcker gesagt hat, ich will einfach kein Bargeld mehr haben, das ist viel zu aufwendig, ich muss das zählen, bei der Bank wird dann nochmal gezählt und ich muss das auch dahin bringen und ein Risiko ist, dass was verloren gehen kann von dem Geld, ich will gar keins mehr haben. Und da gab es diesen riesigen Shitstorm erstmal, weil viele gesagt haben, dann kauf ich da nicht mehr ein und so, aber der hat ja im Grunde genommen recht. Der nimmt sich seine Kompetenz so, hat er dann auch gesagt, ich backe tolle Backprodukte, das ist meine Kompetenz und ich will mich mit allem anderen eigentlich nicht beschäftigen. Und diese Kompetenz, diese Fokussierung auf die Kernkompetenz war für ihn das Allerwichtigste. Um solche administrative Prozesse dann möglichst auch klein zu halten, hat er sich eben dazu entschieden. Aber der deutsche Bürger glaubt dann immer gerne mal, nicht alle, an Verschwörungstheorien, dass man nachverfolgbar ist und jeder sieht, dass man fünf Brötchen gekauft hat statt drei und die Krankenkasse dann sagt, du musst jetzt mehr Beitrag bezahlen oder so, da gibt es ja solche Geschichten alle. Im Payment haben wir jetzt die Grenzen, Bargeldobergrenzen, kannst kein Auto mehr bar bezahlen, weil es 50.000 € kostet, es sei denn, du hast nachgewiesen, wo du das Geld herhast, das musst du dann immer gleich mitliefern, aber da wird sicherlich doch EU-mäßig vielleicht was kommen. Hast du da vielleicht eine Info oder seid ihr in so Diskussionen gar nicht involviert?
Maximilian Fuchs: Wir haben ein eigenes Team, was in solchen Diskussionen involviert ist. Wir haben eigene Ökonomen, die bei uns bei CMSPI sitzen und eben auf EU-Ebene auch da mitsprechen und Daten liefern. Ich glaube, es ist eine Bargeldobergrenze geplant, die bei 10.000 € liegt, soweit ich weiß, das ist aber deutsche Rechtsprechung. Was auf EU-Ebene geplant ist, kann ich persönlich nicht sagen, da müsste ich nochmal intern Rücksprache halten.
Frank Rehme: Ja gut, super. Es bleibt spannend in dem ganzen Payment-Bereich. Die Empfehlung die ich auch immer gebe den Händlern ist, denkt nicht daran was für euch das Beste ist, sondern denkt einfach daran, was der Kunde am besten findet.
Maximilian Fuchs: Ja und ich glaube, dass es extrem wichtig ist, dass man im Payment, die die Interessen von Konsumenten und Konsumentinnen mit denen vom Händler vereint, um den richtigen Payment-Mix am Point of Sale, aber auch im eCommerce zu erstellen, um da wirkliche Mehrwerte zu schaffen durch Payment.
Frank Rehme: Ja, Payment ist ein wichtiger Touchpoint. Wir hatten hier vor kurzem mal einen Podcast mit troy gehabt, wo es um das Thema Forderungsmanagement ging, auch ein ganz wichtiger Touchpoint, wie spreche ich Kunden an, an die ich Forderungen habe und so. Da merkt man immer dieser Touchpoint, der wird vollkommen unterschätzt, wie wichtig der ist, um in der gesamten Shopper-Journey aus so einem Pain Point, ein Love Point zu machen. Und genau darum geht es ja, wenn alles einfach ist, ist es sehr gut.
Maximilian Fuchs: Auf jeden Fall. Am Ende ist es der Punkt, der letzte Punkt, bei dem ein Kunde mit einem Händler in Berührung kommt und das bleibt natürlich im Gedächtnis. Wenn das alles funktioniert, wenn das wirklich ohne Friktionen funktioniert, dann hat man alles richtig gemacht.
Frank Rehme: Klasse. Max, hat Spaß gemacht mit dir! Mensch, die Zeit ist ja ruckzuck rum gegangen. Wenn irgendeiner Fragen hat, kann er dich natürlich kontaktieren. Wir stellen deine Kontaktdaten hier in die Shownotes mit rein und ich sage mal, weiterhin alles Gute und vor allen Dingen fette Beute!
Maximilian Fuchs: Vielen, vielen Dank! Hat mir auch sehr viel Spaß gemacht!
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