ZDE Podcast 155: Mentale Gesundheit und Personal
Fachkräftemangel, Pandemie, Kriegsfolgen – alles Themen, die das tägliche Arbeitsleben massiv beeinflussen. Die Entwicklung geht nicht spurlos an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorbei: Die Arbeitsunfähigkeitstage auf Grund von psychischen Erkrankungen sind auf einem Höchststand angekommen: 264,6 Tage auf 100 Beschäftigte im Jahr 2020.
Das betrifft jedes Unternehmen
Hier sind ganz besonders die Führungskräfte in den Unternehmen gefragt: Sie müssen Antennen ausbilden, um negative Entwicklungen zu erkennen. Neben dem Gesundheitsfaktor ist aber auch die wirtschaftliche Auswirkung nicht zu unterschätzen. So haben wir an der prominenten Friedrichstraße Kosmetikläden gesehen, die um 15 Uhr auf Grund von Personalmangel schließen mussten. Bisher haben wir immer über out-of-shelf Vermeidung gesprochen, was wir da erleben, ist aber no-shelf!
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Die Shownotes
Unser Gesprächspartner heute: Marcel Couturier Sales Director bei openup
Die Folge zum Nachlesen
Uups, da ist ja schon wieder eine neue Folge unseres Retail Innovation-Radios. Mein Name ist Frank Rehme und ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Innovation im Handel. Was ist unser Thema heute? Heute geht es um etwas, was eigentlich mit allen Unternehmen zu tun hat und nicht nur mit dem Handel, nämlich um das Thema mentale Gesundheit. Wer kennt es nicht? Allein in der Pandemie haben wir auf einmal gelernt, wie toll es doch ist, im Homeoffice zu sitzen und über Zoom oder Teams und wie die Tools alle auch heißen, Meetings zu machen. Wir stellen manchmal fest, dass das auch zu einer totalen Überforderung mittlerweile geworden ist. Wenn ich mir mal mein tägliches Leben anschaue, dann stelle ich fest, dass viele Dinge, die eigentlich in einer kurzen WhatsApp oder in einem Telefonat geklärt werden können, in den Kalender eingestellt werden mit einem einstündigen Online-Meeting in dem Dinge dann besprochen werden, die man auch hätte in wenigen Minuten anders klären können. Das führt natürlich dazu, dass die Kalender immer voller werden, die Leute auch immer weniger vorbereitet sind in diesen ganzen Meetings und da können die gar nichts für, das ist einfach eine totale Überlastung. Und natürlich, dass wir dann auch extrem unter Stress geraten, weil wir einfach die vielen Aufgaben, die auf uns einprügeln, nicht mehr geregelt kriegen. Dann kommt noch etwas weiteres hinzu und zwar, dass wir alle über einen wahnsinnigen Fachkräftemangel gerade reden, nicht nur im Handel, sondern in allen Unternehmen und wir auf einmal auch feststellen, dass die verbliebenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dann diese Themen abarbeiten, auch sehr, sehr schnell überlastet sind. Das heißt, die Komplexität nimmt zu, die Arbeitsbelastung nimmt zu und dadurch dann natürlich auch durch den Fachkräftemangel nochmal die Vielfalt, die man von anderen Bereichen mitübernehmen muss. Das führt in vielen Unternehmen natürlich auch dazu, dass wir Ausfälle haben mit Krankheitsbildern über die wir vorher noch nie nachgedacht haben und die sich jetzt aber sehr, sehr stark inflationär auf einmal ausbilden. Dagegen muss etwas getan werden und wir haben uns da auch Gedanken gemacht, weil wir in unserem persönlichen Umfeld auch gesehen haben, dass diese Problematik sehr stark um sich greift. Wir haben uns gedacht, das müssen wir doch einfach mal thematisieren, weil das darf kein Tabuthema in den Unternehmen sein. Allein schon aus wirtschaftlichen Gründen muss man schauen, dass man für die mentale Gesundheit der Menschen auch Sorge trägt. Und ich habe mir Gedanken gemacht, wie kann man sich mit dem Thema gut beschäftigen und dem Thema auch nähern und bin auf den Marcel Couturier gestoßen, der sich schon länger mit dem Thema beschäftigt. Und den habe ich mir mal ans Mikrofon geholt und das hören wir uns jetzt mal an.
Frank Rehme: Ich habe den Marcel jetzt hier am Mikrofon. Hallo, Marcel. Grüß dich.
Marcel Couturier: Hallo, Frank. Schön, dass ich da sein darf.
Frank Rehme: Marcel, sage mal ein paar Worte zu dir, damit man dich einordnen kann, wenn man am anderen Ende des Lautsprechers hängt.
Marcel Couturier: Ja, sehr gerne. Ich bin Marcel. Ich komme aus dem Ruhrgebiet und einer kleinen Stadt namens Hattingen, Nähe Essen, Bochum, Dortmund oder erweitert auch Köln. Bin dort aufgewachsen, war jahrelang in der Sportartikelindustrie, Adidas, Asics usw. und seit ca. acht Monaten bei OpenUp. Ich leite das Dach-Team bei OpenUp. Und ja, das ist sicherlich ein Thema, wo wir heute drüber sprechen.
Frank Rehme: Ja, genau. Und im Gegensatz zu mir, ich bin nämlich auch ein Ruhrpott-Kind so wie du, hast du aber den Slang schon ablegen können und ich werde den einfach nicht mehr los. Marcel, ich habe in der Anmoderation auch schon darüber gesprochen, das große Problem ist ja gerade, wir haben Fachkräftemangel. Heißt auf der anderen Seite natürlich auch, dass die Fachkräfte, die eigentlich dann übrigbleiben und immer mehr Aufgaben übernehmen, oft in Probleme reinlaufen. Welche Probleme seht ihr da in verschiedensten Bereichen?
Marcel Couturier: Das ist eine sehr offene Frage, Frank, danke dafür. Was ich sehe, vielleicht ein bisschen die Brücke aus meiner Vergangenheit in verschiedenen Führungspositionen auch bei großen Konzernen oder mittelständischen Unternehmen gewesen zu sein, ist, dass sich die Entwicklung von Arbeitnehmern im Kontext der Arbeitgeber geändert hat. Und das ist nicht nur aufgrund von externen Faktoren wie zum Beispiel Covid hat uns alle irgendwo gezwungen Homeoffice zu machen, ganz plötzlich und man musste umdenken. Jetzt gibt es auf einmal New Work-Arbeitsmodelle, die dem Rechnung tragen, aber auch einfach die Gesamtentwicklung. Menschen haben einfach ein sehr hohes Maß an Reizen, die alltäglich auf jeden einprasseln. Und sicherlich sind manche Entwicklungen in der Gesellschaft, Politik, Ökonomie, die dem beitragen, wie beispielsweise Digitalisierung usw., um das erstmal oberflächlich zu halten.
Frank Rehme: Hier bei uns geht es auch sehr stark um das Thema Mental Health. Ich komme ja eigentlich aus einer Industriegesellschaft, wo viel, ich sage mal, Hard Work früher immer war. Und da hatten wir natürlich sehr oft einen Krankenstand gehabt durch Verletzungen, die bei der Arbeit passiert sind, Überlastungen, Rückenschmerzen und solche Geschichten alle. Mittlerweile sind wir immer mehr auf dem Weg in die Wissensgesellschaft und normalerweise sollte man meinen, dass sich so ein Krankenstand dadurch, dass die Arbeitsplätze eigentlich gesünder werden, auch eigentlich zurückgeht. Aber wir sehen teilweise den gegenteiligen Trend, dass viele Leute einfach auch mit der Art zu arbeiten, wie wir heute unterwegs sind, überlastet sind.
Marcel Couturier: Ja, absolut. Um da vielleicht mal eine Zahl reinzuwerfen, 37% der langfristigen Fehlzeiten von Arbeitnehmern sind zurückzuführen auf psychische Beschwerden. Das ist mehr als ein Viertel, das geht schon in Richtung die Hälfte. Und was wir zum Beispiel sehen, was auch ein bisschen die Brücke ist zu unserer Entstehungsgeschichte, ist, dass circa 25% aller Deutschen unter depressiven Verstimmungen und/oder Angststörungen leiden. Wenn man sich junge Menschen anguckt, so zwischen 18 und 24 Jahre jung, dann sind das sogar 43%. Der Bedarf von Menschen in irgendeiner Form Hilfe anzunehmen im psychologischen Bereich, ist enorm gewachsen. Der ist um 40% gewachsen im Vergleich zu den Jahren davor und das ist einfach erstmal eine Realität, mit der wir uns auseinandersetzen müssen als Arbeitgeber, als Eltern, vielleicht auch als Zuhörer heute. Und da, glaube ich, muss man erstmal ansetzen.
Frank Rehme: Ich sehe das ja auch in meinem persönlichen Umfeld. Ich meine, ich habe drei oder vier Fälle in meinem persönlichen Umfeld von Menschen, die wirklich mit Burnout aussteigen mussten. Und ich glaube, jeder hat irgendwo einen Bekannten oder einen Bekannten eines Bekannten, wo er ähnliche Sachen gehört hat. Und ich bin ja auch schon viele Jahre auf diesem Planeten, vor 20, 30 Jahren hat man solche Phänomene entweder nicht drüber gesprochen, weil dort auch Tabus waren und auch immer eine Schwäche, eine Scheinschwäche auch gezeigt haben, aber es war auch weniger und wir müssen einfach jetzt mal darüber nachdenken, wie kann man als Unternehmen denn dagegen angehen. Jetzt mal rein aus einer monetären Sicht gesehen, Unternehmer haben in erster Linie den Wirtschaftlichkeitszwang, ist natürlich so etwas ein Riesenproblem und wenn ich einen Fachkräftemangel habe und die verbliebenen Fachkräfte dann auch dementsprechend noch ausfallen. Ihr habt da eine tolle Lösung entwickelt. Ich war total begeistert davon als ich das erste Mal davon gehört habe und habe dann auch mal intensiver recherchiert. Aber du kannst die sicherlich viel, viel besser erzählen als ich. Wie geht ihr mit dem Thema um als OpenUp und guckt, wie ihr Unternehmen dabei unterstützen könnt, genau in diesem Bereich eine höhere Wirtschaftlichkeit auch zu erreichen und natürlich auch etwas für die Menschen zu tun? Das ist ja das, was eigentlich im Mittelpunkt steht.
Marcel Couturier: Ich setze gleich mal früher an bei unserem Gründer Gijs Coppens, ein Niederländer, der ursprünglich Ingenieur ist und dann umgesattelt hat in Richtung klinische Psychotherapie, dann verschiedene Institutionen in den Niederlanden gegründet hat zur psychologischen Therapie tatsächlich. Und der hat sich dann überlegt, wir wollen ein für jeden Menschen bedeutungsvolles Gespräch anbieten können für 10 €. Das war ein bisschen der Ansatz der ganzen Idee von OpenUp und daraus ist eben OpenUp entstanden. Was ist OpenUp? Wir sind eine Plattform für mentale Gesundheit, die es wirklich jedem ermöglicht, seine mentale Gesundheit zu trainieren, zu bearbeiten, Tools zu bekommen und auch insgesamt Bewusstsein zu schaffen. Wir sind gegründet worden kurz vor Covid, was uns irgendwo auch zu Gute gekommen ist, da viele Menschen noch mehr Bedarf hatten an psychologischer Unterstützung. Sicherlich auch dadurch beschleunigt, dass viel Wandel dann im Arbeitskontext kreiert wurde durch Homeoffice, Hybrid arbeiten. Die Manager mussten irgendwie über Videotelefonie, und wie viele Videotelefonie-Möglichkeiten gibt es da heutzutage, die Teams managen. Und dadurch haben wir sicherlich nochmal ein bisschen Rückenwind bekommen, was die Annahme von Unternehmen von OpenUp angeht. Was machen wir, um das ein bisschen praktischer auszulegen? Wir haben ein Kern-Produkt und das ist, ich kann ein Gespräch mit dem Psychologen buchen in 24 Stunden, in 22 Sprachen. Ob ich jetzt in Deutschland sitze mit einem deutschen Muttersprachler oder in Spanien oder in den Niederlanden, das spielt keine Rolle. Das ist sehr schnell und einfach verfügbar, aber das ist nicht das Einzige, wir wollen wirklich jeden erreichen und wissen natürlich auch, dass das Stigma, die Tabuisierung irgendwo noch da ist, was du ja auch schon angesprochen hast. Für keinen ist es leicht über so was zu sprechen und sich vielleicht angreifbar zu machen oder schwach dazustehen, obwohl das eigentlich gar nicht so konstruktiv ist, weil die Leute, die das machen, kommen am Ende viel stärker bei raus. Und vielleicht letzter Satz, wir wollen jedem etwas anbieten und deshalb sind unsere Prinzipien dieser Plattform eben niedrigschwellig, maximal nutzerfreundlich und einfach in der Handhabung. Man geht wirklich auf die Seite, auf die Website und in vier Klicks habe ich ein Gespräch gebucht. Aber auch wenn ich noch ein bisschen mehr Distanz dazu habe, kann ich einen Selbst-Check-In machen, das sind geführte Fragen, die einem dann schon mal ein Gefühl geben danach, wo stehe ich eigentlich mit meiner mentalen Gesundheit. Und dann helfen wir dem Nutzer wirklich seinen Weg zu finden, mit seinem eigenen Tool-Kit sozusagen im Täglichen damit umzugehen, aber da kommen wir gleich vielleicht noch zu.
Frank Rehme: Man sieht also die Stigmatisierung von genau solchen mentalen Themen ist deutlich zurückgegangen. Wenn man sieht, Kurt Krömer macht ein Buch über seine Depression auch. Und wir haben auch alle verstanden mittlerweile, glaube ich, dass wir nicht nur mit gebrochenen Armen zu Ärzten gehen müssen, das ist für uns selbstverständlich, dass wir so was machen, sondern auch mit Problemen, die bei uns im mentalen Bereich zu tun haben, dann zum Arzt gehen. Und das ist etwas, was natürlich auch schwierig ist für viele. Wir sehen ja auch, dass nicht immer gut Termine zu bekommen sind, wir reden da oft von wochenlangen oder monatelangen Wartezeiten bis man mal beim Psychologen irgendwo einen Termin bekommt. Und wenn man das dann wie bei euch in 24 Stunden in 22 Sprachen auch noch bekommt, ist das natürlich eine sehr, sehr gute Sache. Aber ihr seid ja sehr B2B lastig, also ihr geht hin und holt euch Partnerunternehmen oder seid Partner von Unternehmen, die für ihre Mitarbeiter diese Sicherung der mentalen Gesundheit auch weiter fördern wollen.
Marcel Couturier: Ja, korrekt.
Frank Rehme: Das heißt, wenn ich als Unternehmen, ich höre den Podcast hier, wir beide unterhalten uns darüber und möchte jetzt ganz gerne mal mehr darüber wissen und vor allen Dingen aber auch direkt etwas mehr für meine Mitarbeiter tun. Was macht er dann am besten?
Marcel Couturier: Einfach Kontakt mit uns aufnehmen. Aber das ist das Einfachste, das kann man machen über die Website www.openup.de oder auch gern in direkten Dialog mit mir . Aber ich denke, grundsätzlich geht es erstmal darum, dass man sich auch als Unternehmen oder als Führungsperson mit dem Thema auseinandersetzt und schaut, inwiefern ist es auch ein bisschen meine Verantwortung oder meine Chance als Arbeitgeber meinen Mitarbeitern etwas anzubieten, was ihren Job oder auch drumherum ihr Leben anreichert. Wenn man sich überlegt, du hast es vorhin angesprochen, der Wandel oder der War-of-Talent oder auch Fachkräftemangel, das kommt ja auch nicht von ungefähr. Sowohl Generation Z als auch Arbeitnehmer, die aus früheren Generationen kommen, haben einfach andere Ansprüche heutzutage. Es geht nicht mehr nur darum, ich gehe zur Arbeit, mache meinen Job und geh nach Hause. Das trifft sicherlich für manche immer noch zu, aber es geht vielmehr um, ich will nicht sagen Work-Life-Balance, sondern -Blending, dass man eben einen Job hat, der einen auch erfüllt. Und dazu tragen auch Dinge bei, wie zum Beispiel den Mitarbeitern einen mentalen Gesundheitssupport anzubieten oder auch Sportangebote, das ist sicherlich ähnlich. Und wenn man das nicht macht, könnte man sagen, kann man nicht mehr mithalten irgendwann mit den Unternehmen, die das schon längst eingesetzt haben. Da gibt es auch Daten zu unheimlich viel, was da passiert ist in den letzten Jahren. Sicherlich ist die USA als Beispielmarkt nochmal weiterentwickelt oder es ist dort präsenter, aber was investiert wird in Well-Being-Angebote, wo mentale Gesundheit mit reinfällt, ist sicherlich signifikant. Auf der anderen Seite, was an Kosten verursacht wurde schon in den letzten Jahren für Unternehmen ist auch signifikant. Das heißt, wenn man dem nicht entgegenwirkt, dann hat man auch einfach eine rein ökonomische Challenge.
Frank Rehme: Ja, genau. Also die wirtschaftliche Betrachtung ist vollkommen klar. Wir sehen ja in den Unternehmen auch, dass viele Prozesse, Strukturen eigentlich so optimiert sind, dass man da nichts mehr rausholen kann. Und jetzt stellt man auch auf einmal fest, dass natürlich das Thema die Mitarbeiter viel, viel mehr an das Unternehmen zu binden und dadurch natürlich auch eine viel größere Loyalität und auch eine bessere Arbeitsleistung dementsprechend herauszubekommen extrem wichtig geworden ist. Also man ist jetzt da unterwegs und guckt, wo man noch Optimierungsmöglichkeiten hat. Aber hat natürlich auch damit zu tun und das sind Dinge, die früher weniger eine Rolle spielten, wie du gerade auch schon mal angesprochen hast, dass es Möglichkeiten geben muss, Mitarbeitern auch zu zeigen, dass neben dem Gehalt auch noch weitere Goodies, Bestandteile einen Wert haben, die jetzt nicht unbedingt monetär sind. Diese klassischen Dinge wie Gehalt, Dienstwagen reichen mittlerweile nicht mehr aus. Heute liest man von vielen Unternehmen, dass sie Sportangebote für ihre Mitarbeiter haben und unter anderem auch solche Dinge, die sich um Mental Health kümmern.
Marcel Couturier: Da stimme ich absolut zu. Wenn man da vielleicht auch nochmal von der Sicht des Einzelnen drauf schaut und das sollte auch das Ziel sein von Firmen. Und genau so ist es auch unser Ziel, unsere Mission ist es wirklich jedem Menschen Zugang zu ermöglichen zu seiner mentalen Gesundheit. Das ist erstmal unsere Mission und man könnte jetzt sagen provokant, wenn Unternehmen wie unseres nicht notwendig wären, wäre das eigentlich gar nicht schlecht, ist aber nicht so. Es ist ganz im Gegenteil so, dass der Bedarf immer höher ist. Ich war letztens auf einer Messe, World Class Business Leaders in Bad Homburg zum Beispiel, da kommen Leader hin, die inspirierende Reden halten über alle möglichen Themen, auch Handel, Technologie und es waren vier Unternehmen aus dem mentalen Gesundheitsbereich dort vor Ort als Aussteller. Jetzt könnte man sagen, das ist viel Wettbewerb, aber andererseits zeigt das und bestätigt das auch, dass der Bedarf da ist und auch die Rechtfertigung, dass vielleicht mehrere gleichzeitig bestehen können da ist. Wenn man vielleicht, noch ein Punkt, was ich selber erfahre oder auch beobachte, wenn man sich mal überlegt, welche Reize alles auf den Einzelnen und auch fast egal in welchem Job so jeden Tag einprasseln. Und manche, da hat man direkt was mit zu tun, manche anderen ein bisschen distanzierter. Wirklich von Covidkrise oder -Epidemie mit den Effekten auch auf den Alltag zu Ukrainekrieg, zu Energiekrise, zu Inflation, zu Digitalisierung, die, wenn ich im Handel zum Beispiel arbeite, mich zwölfmal hin und vor und zurück geschubst hat, von Schiff zu eCommerce zurück zu Handel, also kann ich gar nicht aufhören drüber zu reden. Und wenn man das dann mal vergleicht mit wie ist eigentlich das menschliche System aufgestellt, also ohne dabei Hirnforscher oder Psychotherapeut, Psychologe zu sein, man kann das aber auch nachlesen. Die Struktur des Gehirns ist nicht wesentlich verändert, zu der in dem Beginn der Menschheitsgeschichte 1,5 Millionen Jahre voraus oder selbst, wenn man vergleicht ein paar 100.000 Jahre. Die Geschwindigkeit von Veränderungen ist überhaupt nicht übereinander zu legen. Das heißt, der Mensch in einem Arbeitskontext arbeitet eigentlich ein bisschen gezwungen in einem Kontext, der gar nicht so gut funktioniert fürs Gehirn. Und das heißt eigentlich nur, dass wir mehr Wege finden müssen/sollten, jeder Einzelne, dem entgegenzuwirken. Und das bieten wir eben an, dass wir Leuten diese Hilfe bieten. War eine sehr lange Antwort, sorry dafür.
Frank Rehme: Nein, das ist schon vollkommen in Ordnung. Ich sage mal, je ausführlicher, desto besser. Also dieses ganze Thema Gesundheit am Arbeitsplatz ist eine Sache, die sich jetzt auch auf die mentale Gesundheit weiter erstreckt. Die kommt ja eigentlich, mittlerweile schon über 100 Jahre alt, auch aus der klassischen Industrie. Ich weiß, ich habe selber früher in der Industrie gearbeitet, wir hatten einen medizinischen Dienst und der hat alle zwei Jahre alle Mitarbeiter untersucht. Der Hintergrund war aber, dass man frühzeitig erkennen wollte, wenn irgendwelche Veränderungen bei den Mitarbeitern waren, denn da haben nur Männer gearbeitet, wo ich war, um frühzeitige Rentenzahlungen zu verhindern. Das heißt, die Berufsgenossenschaft war daran interessiert, frühzeitig zu erkennen, ob anbahnende Berufskrankheiten entstehen, weil die natürlich bei den Berufsgenossenschaften als Unfallversicherer für die Gewerbe zu verhindern, dass dort Rentenzahlungen, Frührentner-Aufwendungen auch dementsprechend entstehen. Mittlerweile müsste auch ein normales Interesse der Berufsgenossenschaften dabei sein, dass man auch diese mentale Gesundheit mit fördert und nicht nur die physische, die eigentlich in den letzten 100 Jahren immer so mit beobachtet wurde. Aber jetzt kommt der Hintergrund, mentale Gesundheit oder eine nicht vorhandene mentale Gesundheit wird nie als Berufskrankheit anerkannt, auch wenn sie vom Beruf herkommt momentan und das ist, glaube ich, noch die Krux. Ich glaube, da müssen wir auch von den Regeln und von den Gesetzgebungen her nochmal drüber nachdenken, ob wir an der Stelle auch nicht mal erkennen, dass bestimmte Krankheiten, die im mentalen Bereich entstehen, auch auf den Beruf zurückzuführen sind und als Berufskrankheiten anerkannt werden. Dann haben wir nämlich einen ganz anderen Drive auf der Schiene, weil die Berufsgenossenschaften dann natürlich da hinterher sind, die zu verhindern.
Marcel Couturier: Ja, natürlich. Es gibt auch so Dinge im psychischen Bereich, ohne dabei Experte zu sein, zum Beispiel psychische Gefährdungsbeurteilung ist auch ein Instrument in dem System in Deutschland, was Unternehmen auch machen müssen, soweit mir bekannt ist. Die Motivation bei diesen Dingen aber ein bisschen eine andere, finde ich. Die ist eher Einschätzung von dem Risiko, was wir dann am Ende finanziell im System drunter leiden müssen oder ertragen müssen. Ich würde das komplett umdrehen, es geht eigentlich eher darum, dass man als verantwortungsvoller, verantwortungsbewusster Arbeitgeber einfach erkennt, ich kann dem präventiv entgegenwirken, genauso wie vielleicht in den 80ern, 90ern, 2000ern das Thema psychische Gesundheit und Sport zum Beispiel vielmehr in den Vordergrund gedrängt ist und auch mittlerweile ganz normaler Bestandteil ist. Von Siemens bis Adidas mit großem Campus, was Sporteinrichtungen angeht, ist, glaube ich, jetzt ein bisschen die Ära. Ich habe noch einen Artikel gelesen von der Europäischen Kommission, die haben das Jahr 2023 zum Jahr der psychischen Gesundheit ausgerufen und mentale Gesundheit soll den Stellenwert, den gleichen Stellenwert wie körperliche Gesundheit bekommen in diesem Jahr. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass man das auch proaktiv angehen kann und das ist, glaube ich, ein bisschen die andere Betrachtungsweise. Wenn wir es nicht machen, dann haben wir sicherlich Probleme mit den Konsequenzen und Kostenausfall etc., aber die Chancen, dass man sich früher damit beschäftigt und eben seinen Mitarbeitern das auch anbietet als Tool, die sind enorm. Das versuchen wir ein bisschen aufzubrechen und eben ganz pragmatisch und einfach in der Handhabung Tools anzubieten für die Arbeitnehmer.
Frank Rehme: Jetzt bin ich Unternehmer, ich habe mich über eure Webseite mit euch in Verbindung gesetzt und wir haben gesagt, lass uns Partner werden, wie kann ich mir das vorstellen? Biete ich dann irgendwelchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Zeitkontingente an, die sie bei euch nutzen können, oder wie funktioniert das? Also die praktische Nutzung, was passiert danach?
Marcel Couturier: Also wir arbeiten im B2B-Bereich mit Subscriptions. Also unser Prinzip ist, mentale Gesundheit sollte nicht begrenzt sein. Wenn ein Mitarbeiter Bedarf hat, dann muss das auch möglich sein, dass er unbegrenzt zum Beispiel Gespräche buchen kann. Wir arbeiten mit einem Subscription-Modell, das hat einen gewissen Preis, dann pro Person, pro Jahr in der Regel, und das Unternehmen macht dann mit uns einen Vertrag in der Regel für alle Mitarbeiter und die Mitarbeiter nutzen dann unser Angebot unbegrenzt und unlimitiert. Das reicht von, ich buche mir ein Gespräch mit einem Psychologen verfügbar in 24 Stunden bis hin zu, ich mache Selbst-Check-In’s, Gesundheitscheck-In‘s, um schon mal ein Gefühl zu bekommen bis hin zu Achtsamkeitsübungen geführt auch von Psychologen oder auch bestimmte Gruppenmodule und auch sehr, sehr viel Content und Artikel, die wir kreieren, der zeitgemäß ist, auch zum Beispiel Leuten zu helfen, die irgendwie involviert sind mit dem Ukrainekrieg oder die besondere Hilfe gerade brauchen, weil finanzielle Sorgen omnipräsent geworden sind durch Inflation und andere Dinge usw., also zeitgemäße Inhalte. Und genau so läuft das im Prinzip und man kann sich einfach melden, man hat dann den Dialog was erkundet, gemeinsam dann auch, was sind die Challenges oder auch Möglichkeiten in dem Firmen-Kontext. Das variiert natürlich auch ein bisschen und dann erarbeitet man gleichzeitig die Strategie wie man OpenUp einführen kann und das kann man ziemlich schnell machen. Wir haben da keine großen Vorbereitungszeiten im Prinzip, aber so klappt das eigentlich.
Frank Rehme: Ich sehe auf eurer Webseite auch, ihr habt da wirklich auch schon viele namhafte Unternehmen mit drauf und man sieht, dass das auch eine große Akzeptanz findet. Ich würde einfach mal sagen Marcel, vielen Dank für dieses Gespräch! Vielen Dank für den Einblick auch noch in die Gesamtproblematik. Und ja, ich drück euch alle Daumen, dass ihr sehr stark dabei mithilft, die mentale Gesundheit unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dementsprechend mit nach vornezubringen.
Marcel Couturier: Besten Dank, Frank. Vielen Dank!
Frank Rehme: Ja, ein hochinteressantes Thema! Wir müssen auch mal akzeptieren, dass es Dinge gibt, die nicht mehr totgeschwiegen werden können. Einfach und allein, weil es hier natürlich auch um Menschen geht. Sicherlich habt ihr aber festgestellt, dass wir keine Werbung haben von irgendwelchen Drogerien oder Matratzen oder solchen Dingen. Unser Podcast ist kostenlos, aber ihr könnt auch etwas für uns tun, also es gibt mehrere Möglichkeiten. Nr. 1 kostet euch überhaupt nichts, ihr erzählt euren Kolleginnen und Kollegen von unserem Format, auch von unserer Webseite www.zukunftdeseinkaufens.de und macht ein bisschen Werbung, dass wir unsere Reichweite dementsprechend erhöhen und natürlich auch unsere Message weiter in die Breite bringen können. Das Nächste ist, dass ihr natürlich auch gerne mal in den Podcatchern eurer Wahl ein paar Sterne vergeben könnt, damit wir von den anderen auch besser gefunden werden. Und wenn ihr sagt, das ist mir richtig etwas wert, weil das für mein Business einiges bringt, dann geht auf unsere Seite zukunftdeseinkaufens.de und werdet Unterstützer. Ihr findet oben in der oberen Menüleiste den Begriff Unterstützer, wenn ihr da draufklickt, könnt ihr sehen, dass ihr wirklich für ganz, ganz kleines Geld monatlich uns auch unterstützen könnt. Ansonsten natürlich immer gerne unseren Newsletter abonnieren, damit ihr immer auf dem Stand seid. Wir berichten auch ganz viel über diese ganzen Themen aus den USA, weil wir auf der NRF-Messe waren und dort einiges gesehen haben. Also insofern besten Dank für eure Unterstützung und bis zum nächsten Mal bei.
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