ZDE Podcast Folge 119: Anlassbezogener Konsum
Wenn der Handel es schafft, im Bereich anlassbezogener Konsum zu denken, ist der größte Schritt in Richtung Kundenorientierung gemacht. Wie das geht erfahrt ihr in dieser Folge.
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Folge 119 unseres Retail Innovation Radios. Wir legen heute mit dem Thema anlassbezogener Konsum los. Schon vor vielen Monaten haben wir gesagt, dass man den Anlassbezug und die damit verbundenen Konsumwünsche viel mehr zusammenbringen muss. Genau darum geht es gleich im Interview. Bevor wir allerdings anfangen, möchte ich euch noch einen Hinweis auf unseren Sponsor der heutigen Folge geben.
Wir werden auf den verschiedensten Kanälen immer wieder gefragt, welches Warenwirtschaftssystem, also ERP System, das passende ist. Da hilft vielleicht ein Hinweis auf den Sponsor unserer heutigen Sendung, nämlich auf Comarch.
Comarch ist ein weltweiter Anbieter von IT-Lösungen für den Mittelstand und hat ein ERP System, welches sich sicherlich lohnt, anzuschauen. Wir reden hier über ERP XT, welches ein mini ERP System für Kleinst- und Kleinunternehmen ist und eine Web- und Browserbasierte Software zur Unternehmensverwaltung mit eigener App bietet, speziell für Selbstständige, Freelancer, StartUps, Digitale Nomaden und natürlich auch Einzelunternehmer. Es gibt verschiedenste Funktionen und Module, wie Rechnungen und Angebote schreiben, Lagerverwaltung, POS-Modul mit Kassensoftware für iOS, Businessmodul zur Analyse von Geschäftsdaten und natürlich eine Integration in den Comarch Webshop. Letzteres ist natürlich ein Highlight, denn in vielen Geschäftsbereichen sehen wir immer wieder, dass Webshops nicht mit Warenwirtschaftssystemen arbeiten wollen und das ist mit ERP XT wunderbar gelöst. Du findest also mit Comarch einen Partner für deine Digitalisierung, bekommst die nötige Flexibilität, um dich voll auf dein Kerngeschäft verbringen zu können, du kannst zeit- und ortsunabhängig auf deine Unternehmensdaten zugreifen und hast alles aus einer Hand. alle Daten liegen sicher in einer cloud und das auch noch in mehreren sprachen, wie zum Beispiel deutsch, englisch, polnisch und französisch.
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Es geht nun um anlassbezogenen Konsum und wie ich diesen befriedigen kann. Vorweg eine kurze Erklärung, was anlassbezogener Konsum ist. Der ist sehr stark beeinflussend geprägt worden von der Firma Ferrero, die das Thema Anlassbezug in der Präsentation ihrer Produkte am Point of Sale schon sehr intensiv praktizieren. Es geht zum Beispiel um den Schulanfang, Weihnachten oder Ostern, was wir alle sehr gut kennen. Dadurch ist Ferrero mehr als omnipräsent in den Supermärkten und hat sich dort ganze Palettenstraßen allokiert. Anlassbezug kennen wir allerdings auch aus anderen Ecken wie zum Beispiel die Hochzeitsmessen. Wenn wir uns eine Hochzeitsmesse genauer anschauen, dann finden wir dort Händler, die etwas mit Hochzeit zu tun haben und Dienstleister wie beispielsweise Friseure. Alle beschäftigen sich damit, was alles bei einer Hochzeit gebraucht wird und wo man das herbekommen kann. Obwohl eine Hochzeitsmesse totaler Blödsinn ist, da man die Sachen, die dort gezeigt werden, sowieso das ganz Jahr über in der ganzen Stadt bekommt, hat sie dennoch einen Vorteil. Man findet dort alles an einem Ort, zu diesem einen Thema. Wir sind der Überzeugung, dass muss man zukünftig, nicht nur für solche Makroevents, sondern auch für Mikroevents digitalisieren. Man kann natürlich überlegen, dann Themen wie einen Mädelsabend oder ein Fußballendspiel als Mikroevents digital abzubilden und alle Produkte, die man dafür braucht digital zu zeigen. Der Shopper oder die Shopperin haben so nur einen einzigen Anlaufpunkt für seine oder ihre Themen. Diese Idee hat jemand aufgegriffen, die ich ihm einmal zugespielt habe und hat dann sofort angefangen daraus ein Produkt zu entwickeln. Das hören wir uns jetzt an und ich sage Band ab:
Frank Rehme: Ich habe jetzt den Philipp Jung hier am Mikrophon. Hallo Philipp, grüße dich.
Philipp Jung: Hallo Frank. Ich grüße dich. Schönen guten Abend.
Frank Rehme: Wir sind zusammengekommen, weil du über den Handelsverband eine Idee verbreitet hast und da hab ich gedacht, da ist einiges an Potential dahinter. Stell dich doch mal vor. Wer bist du, was die Idee ist und wie du diese mittlerweile weiterentwickelt hast.
Philipp Jung: Das kann ich relativ kurz und knackig zusammenfassen. Ich bin Philipp Jung, 45 Jahre, verheiratet, 2 Kinder und komme aus dem wunderschönen Hagen in Südwestfalen. Wie Nena und meine Frau heißt auch Nena. Ich hatte vor gut 4 Jahren den Gedanken eine App zu entwickeln, um Mitbringsel und Geschenke zu organisieren. Meine Frau war schwanger, saß auf dem Sessel und wurde immer wieder gefragt, was sie sich gerne zur Baby Party wünscht oder haben möchte. Das wurde so viel, dass wir gedacht haben, dass man das doch eigentlich irgendwie organisieren können muss. Wie über eine App in der Unternehmen einfach Geschenkempfehlungen für verschiedene Anlässe einstellen können. Oder anders herum, dass der zu beschenkende in dieser App seine Wünsche äußern kann und wo man diese Artikel vor Ort finden kann. Frank wie du schon richtig gesagt hast, haben wir uns über den Einzelhandelsverband kennengelernt. Du hast dort ganz nebenbei aus einem tollen Gespräch heraus eine Idee fallen lassen, die mir dann nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist. Warum sollte das alles nur online funktionieren und warum sollte man das nicht auch auf den stationären Einzelhandel umlegen können, zu einer Art City Tour. Daraus haben wir dann den City Loop entwickelt. Dort können stationäre Einzelhändler ihre Produkte zu einem Thema zusammenführen, zum Beispiel Camping, Hochzeit, Babyparty, oder Grillabend. Einzelne Händler können sich so zusammenschließen und zu den verschiedenen Themen Listen erstellen mit ihren Produkten und wo der Kunde diese abholen kann. Du kannst dann diese Listen sehen, eine Tour durch die Geschäfte starten und vor Ort kaufen. So kann der stationäre Einzelhandel auch ohne Online Shop seine Produkte präsentieren und sich mit anderen Anbietern austauschen, mit denen er dann Synergien schaffen kann.
Frank Rehme: Der Makrotrend dahinter, ist ja das Thema anlassbezogener Konsum. Da haben wir in der Vergangenheit schon oft drüber gesprochen und ich verlinke euch das mal in den Shownotes. Ich habe selber auch mit dem Thema erst vor 5 Jahren Berührung gehabt, weil Ferrero sehr stark im Bereich anlassbezogener Konsum los gelaufen ist.
Wir kennen doch alle die Sonderplatzierungen im Lebensmittelhandel zu Weihnachten oder zu Ostern. Ferrero hat dann damit begonnen Mikroanlässe zu erschaffen von der Einschulung bis zum Mädelsabend, wo Produkte angeboten werden, die darauf abzielen. Jetzt hatte Ferrero allerdings nur den Fokus auf deren eigene Produkte, was nicht unbedingt jeden erfreut. Daraus ist dann das Konzept entstanden, zu überlegen, wie man zusammen „Fußballendspiel Listen“ erstellt und alles das bekommt, was man dafür braucht. Angefangen vom TV über den Kasten Bier, den Chips bis hin zu den passenden Wimpeln. Im weiteren Feld haben wir uns gefragt, warum es eigentlich Hochzeitsmessen gibt. Auf diesen Messen sind immer genau die Händler, die schon in der Stadt vertreten sind und diese Händler bieten eigentlich das ganze Jahr über ihre Produkte an. Nur bei der Messe ist der Anlassbezug da. Unser Gedanke war dann, dass man eine Hochzeitstour in eine City App mit einbaut, sodass die die heiraten sehen können, wo ist ein Friseur, wo bekomme ich Schuhe, ein Kleid, Schmuck, Blumen oder ähnliches. Früher gab es einen Hochzeitstisch, meistens in einem Haushaltswarenladen. Den hat man zusammengestellt und die Gäste konnten dort dann die Dinge kaufen, die man sich als Brautpaar gewünscht hat. Sowas habt ihr jetzt virtuell gebaut, richtig?
Philipp Jung: Genau, absolut richtig. Das ist ein virtueller Gabentisch. Den haben wir mit Lux geschaffen. Wir wollen die junge Generation ansprechen. Die Leute in unserem Alter gehen ja noch in die Städte bummeln und Eis essen. Wir müssen die Jugend in die Städte holen. Wir nutzen über Lux vorsichtig gesagt die Darstellungssucht der Menschen, die sich auch auf zum Beispiel Instagram, Facebook oder TikTok präsentieren. Denn diese Menschen können sich auf Lux ebenfalls präsentieren, zeigen was sie eingekauft haben und verlinken wo sie diese Geschenke gekauft haben. Wir haben die Möglichkeit die Gefühle aus diesen Abenden in den einzelnen Loops zu präsentieren und das schöne dabei ist, das sind alles echte Menschen mit echten Gefühlen und keine mit Fotoshop bearbeiteten Models. Besser kann man sein eigenes Geschäft nicht darstellen, als mit glücklichen und zufriedenen Kunden, die vorher ihre Liste in Zusammenarbeit mit dem „Gabentisch“ abgearbeitet haben und gezeigt haben.
Frank Rehme: Wenn jetzt ein Händler oder die Stadt daran teilnehmen möchte, was müssen diese denn dafür machen?
Philipp Jung: Sie müssten auf einfachstem Wege nur eine Loop, also Geschenke- oder Artikelliste erstellen, wo sie ihre Produkte anpreisen. Die Städte können zum Beispiel die Einzelhandelsverbände und den Einzelhandel in der City ansprechen und das vorschlagen. Es ist auch sehr einfach für den stationären Handel eine eigene Loop zu erstellen und dort seine Produkte zu empfehlen. In den Bemerkungen kann man den Ort oder die Öffnungszeiten mit anzufügen. Es ist ganz simpel. Eine Liste erstellen, unter den 5 Auswahlfeldern auswählen was ich präsentieren möchte, Foto hochladen und das wars.
Frank Rehme: Jetzt nützt es ja nichts wenn wir dort tolle Loops mit tollen Produkten angelegt haben. Wie ist denn deine Strategie um den Endkonsumenten mit dieser App zu erreichen, denn letztendlich sind sie es, die das ganze für Händler interessant machen und die muss man dann massenhaft dort drauf bekommen. Das ist auch das Problem der vielen lokalen Onlinemartkplätze, von denen mittlerweile mehr als 250 in Deutschland existieren, die alle darunter leiden, dass sie keine Frequenz der Verbraucher darauf haben. Was ist deine Strategie dort hinzukommen?
Philipp Jung: Wir fahren da zweigleisig. Zum einen wünschen wir uns, dass sich der Handel präsentiert und Storys postet in denen er mitteilt, dass sie Loopen und ihre Listen auf Facebook, Instagram oder TikTok gefunden werden können. Zum anderen ist es so, dass die Zielgruppe, die wir ansprechen, grundsätzlich mobil und viel mit dem Handy unterwegs ist und sich einfach präsentieren möchte. Das sind Menschen, die sich darstellen wollen. Diese Möglichkeit der Präsentation bieten wir mit den Listen, wo Bilder von den Käufen hochgeladen werden können. Diese Bilder werden alle verifiziert und kontrolliert. Das heißt zum Beispiel in der Lister von der Buchhandlung am Rathaus, können die Käufer ihre Bilder hochladen, wie sie jetzt in der Badewanne, oder vorm Kamin mit einem Glas Rotwein, ein dort gekauftes Buch lesen und genießen. Das sind dann die sogenannten Looper, die hinterher über Bonusprogramme oder sonstiges partizipieren. Das ist allerdings noch etwas weiter weg. Wir glauben in der jetzigen Zeit an die Selbstdarstellung vieler Menschen, die einfach nur zeigen wollen was sie tun, dass sie etwas tun und dass sie kaufen.
Frank Rehme: Also geht es hauptsächlich nicht um das Thema Konsum, sondern um Konsum gepaart mit Social Media – Anteilen?
Philipp Jung: Wir sehen uns als ein Facebook oder Instagram trifft Amazon. Wobei mir jetzt der Einzelhandel nicht böse sein soll, wenn ich jetzt den Begriff Amazon nutze. Da sehen wir uns wirklich in der Riege, dass wir beides miteinander verknüpfen. Wir schaffen eine neue Welt des emotional Shoppings, wo die Menschen ihre echten Gefühle zeigen können und das den anderen Kunden vermitteln, die sich ebenfalls diese Loop anschauen. Diese Art zu präsentieren mögen sehr viele und das werden die jugendlicheren Nutzer auf jeden Fall ausnutzen und die App als Endlösung zu bedienen und darüber zu konsumieren. Wir haben auch Gespräche mit großen Onlinehändlern geführt und diese sehen das Thema emotional Shopping auch sehr stark, dass sie das auch mit einbringen wollen. Allerdings kommen die Konsumenten so nicht in die Stadt und das ist eigentlich das was wir wollen. Wir wollen den Handel stützen.
Frank Rehme: Richtig und deshalb nicht die Onlineshops in der App, sondern die stationären Formate. Ich drücke euch die Daumen. Unterschätzt nicht den Aufwand die User zu generieren, weil man dafür wirklich gute Konzepte braucht, wie man Mehrwerte schafft. Mein Tipp an der Stelle, versucht mal mehr mit Städten in Kontakt zu kommen, ob ihr als White Label – Lösung mit in den Stadtportalen oder Stadt Apps mit reinkommt.
Philipp Jung: Das ist wieder ein super Tipp Frank.
Frank Rehme: Als White Label müsst ihr irgendwo mit rein, wo schon Reichweite existiert, das ist das A und O dabei. Gut Philipp, schönen Dank, wir drücken euch die Daumen. Wir verlinken hier auch alles in den Shownotes. Wer dich finden will, findet dort auch deine Mailadresse und den Link zu deinem Profil. Ich sag vielen Dank!
Philipp Jung: Danke dir vielmals Frank und danke an die Zuhörer!
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