ZDE Podcast 105: Menschen machen den Unterschied, wie nimmt man die mit?
In Zeiten der Veränderung und des digitalen Zeitalters denkt man immer zuerst an neue Technologien und Verfahren. Wir haben viele Projekte scheitern sehen, weil die Menschen nicht mitgenommen wurden. Aber wie nimmt man die Menschen mit?
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Wir haben im Bereich der internen Kommunikation schon fast alles gesehen: Hygiene-Seminare für die Fleischtheke auf dem Waagendisplay, Papierausdrucke im Pausenraum oder Whatsapp Gruppen pro Filiale. In Zeiten der schnellen Veränderung, gerade in der Pandemie, hat sich gezeigt, dass die Informationsgeschwindigkeit zunimmt. Mit klassischen Mitteln ist das nicht mehr umsetzbar, neue Wege müssen her.
Wir haben 2 Lösungen in der aktuellen Folge, die per App das Personal über die notwendigen Veränderungen informiert. Viel Spaß beim Hören!
Shownotes:
Die Folge zum Nachlesen
Willkommen zu Folge 105 unseres Retail Innovation Radios, heute zum Thema ‚Veränderung und Kommunikation‘.
Wir haben gesehen, dass die Pandemie das Digitalisierungsthema total zusammengedampft hat. Was sonst in 5 Jahren passiert ist, ist jetzt mal eben in einem Jahr abgearbeitet worden. Und das überfordert natürlich viele Menschen in den Unternehmen.
Festzustellen ist, dass gerade der Inhabergeführte Einzelhandel ein großes Problem hat, die neuen Prozesse und die neuen Regeln an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter zu vermitteln, wenn er diesen Schritt in Richtung Digitalisierung geht. Das Gleiche gilt natürlich bei großen Unternehmen genau so. Das heißt wenn wir mal einen großen Filialisten sehen, hat der natürlich die gleiche Veränderungskommunikation zu managen wie die Kleinen. Nur die Kleinen haben den Unterschied, dass sie wenige Mittel haben, um dementsprechend die Menschen auch zu erreichen. Hat man nur eine Filiale, ist es relativ einfach. Da macht man sein Briefinggespräch, erstellt möglicherweise noch ein Dokument oder sogar Checklisten, die ich auch immer empfehle, und dann sollten alle bescheid wissen. Bei den Großen ist es so, dass es da eh große Strukturen gibt wie Schulungen stattfinden und wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informiert werden. Und da ist eigentlich Vieles schon gut geregelt. Aber auch dort liegt der Hase ganz gerne mal im Pfeffer, denn die Informationswege und Strukturen, die bei den Großen aufgebaut sind, kennzeichnen sich durch eine relativ geringe Veränderungsgeschwindigkeit. Das heißt, wenn man irgendwo jetzt ganz schnell, und das haben wir in der Pandemie gesehen, Änderungsinformationen rüberbringen will, dann muss man zu anderen Mitteln greifen. Ich sag mal ein Beispiel: Wir haben ja lange darüber debattiert, welche Regel für Öffnung, mit wie viel Quadratmeter und Test oder ohne Test denn in welchem Bundesland, ach sogar manchmal in welcher Stadt, letztendlich gilt. Jetzt versuchen Sie das mal mit 400-500 Filialen, diese Informationen wirklich der Regel gerecht auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rüber zu bringen. Und da sieht man, dass das schon ein großes Problem ist. Bei den Kleinen habe ich auch so Beispiele aus den Projekten, die wir hier laufend machen, auch für das Kompetenzzentrum Handel. Und da sehen wir, dass die große Herausforderung ist, wenn man so 2, 3 oder 4 Filialen hat, alle dementsprechend zu informieren. Und da habe ich Beispiele gesehen, wo man manchmal denkt ‚das kann jetzt nicht wahr sein‘. Also dass mal einer schaut, wenn man so seinen ersten Onlineshop denn letztendlich hat, ist denn überhaupt eine Bestellung hereingekommen. Dann landet die Information über eine Bestellung immer erst einmal irgendwo auf eine Mailadresse, die keiner abruft. Dann geht man hin und schafft sich Handies an für jede Filiale, wo man dann schnell reingucken kann, ob eine Bestellung über den Onlineshop gekommen ist oder ein Kunde sogar über den WhatsApp-Kanal bestellt hat. Und dann stellt man fest ‚Ach du liebe Güte, ja das Handy, ich weiß jetzt auch nicht wo das grade ist‘ oder ‚Och, das ist gar nicht aufgeladen. Guck mal das liegt da irgendwo’, weil die Prozesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gar nicht so richtig kommuniziert und erst recht nicht in Fleisch und Blut übergegangen sind. Und da habe ich jetzt zwei hochinteressante Interviews und ich fange einfach mal mit dem ersten Interview, mit Sonja Kaiser, an. Die aufmerksamen Hörerinnen und Hörer kennen Sonja Kaiser eigentlich schon, da ich mit ihr bereits das Thema ‚Mein Kleiderzimmer‘ durchgegangen bin. Das sind drei Schwestern, die ein Retailformat von ihren Eltern übernommen haben und nun dabei sind zu überlegen, wie man so ein Retailformat zeitgemäß aufstellen kann. So haben sie dieses Thema ‚Mein Kleiderzimmer‘ entwickelt, wo man mit Freundinnen Zeiten buchen kann, um dementsprechend schöne Mädelsabende zu machen. Und sie haben auch festgestellt, dass sie etwas tun müssen, um ihre Mitarbeiterinnen dementsprechend zu informieren und haben dafür eine App erschaffen, die Jola heißt.
Frank Rehme: Sonja Kaiser jetzt bei mir am Apparat, wenn man das überhaupt noch so sagen kann. Wir sitzen natürlich in Zoom zusammen und Sonja, von Schwesterherzen, stell euch doch mal vor.
Sonja Kaiser: Hallo lieber Frank. Es freut mich, dass ich wieder mit dir sprechen darf. Genau, Schwesterherzen heißen wir. Wir, das bin ich mit meinen zwei Schwestern. Die Gabi, ich und die Linda, das war die Reihenfolge nach der Größe, dem Alter geordnet. Wir sind ein Familienbetrieb in Baden-Württemberg, haben 5 Filialen im Textileinzelhandel und wir kennen den Frank von unserem Konzept ‚Mein Kleiderzimmer‘, mit dem wir damals einen Popeye-Award gewonnen haben, welchen Frank uns verliehen hat und wir ganz stolz darauf waren, weil wir da einfach ein Einzelhandelskonzept an den Start gebracht haben, wo wir mit persönlicher Beratung, einem separaten Raum, Sekt, Snacks und Häppchen die Kundenwünsche absolut erfüllt haben. Und dieses Konzept war dann auch der ausschlaggebende Punkt, um uns darüber Gedanken zu machen, wie wir besser mit unseren Mitarbeitern kommunizieren können, denn für unsere Mitarbeiter, die im Kleiderzimmer arbeiten, ist es besonders wichtig, dass sie in dem Thema Beratung besonders stark sind. Also Verkauf, Beratung, Mode-Beratung. Und das zu schulen war für uns ein wesentlicher Faktor und deshalb haben wir uns quasi in einen ganz anderen Bereich hereingewagt und sind jetzt unter die App-Entwickler gegangen und haben für die Mitarbeiter eine eigene Schulungs- und Kommunikationsapp entwickelt, die Jola.
Frank Rehme: Ja, unter www.mein-kleiderzimmer.de kann man sehen, was ihr da genau macht. Guckt euch das Video auf der Seite an, das erklärt eigentlich alles. Das ist eine ganz tolle Geschichte, auch so eine Plattformökonomie für das Thema Kundenbegeisterung für Fashionhändler auf die Beine zu stellen. So bin ich auf euch aufmerksam geworden und das ist natürlich ein sehr, sehr großer Change für das Personal vor Ort. Also nicht nur alleine Digitalisierung, sondern auch eine ganz andere Art der Kundenbedienung und ihr habt mir damals auch erzählt, wie wichtig das ist, das Personal auch auszubilden. Wir hatten ja auch schonmal überlegt, hier in NRW mal so ein Projekt anzugehen. Ist leider nie zum Leben gekommen, aber da war auch dieses ganze Thema des Personals sehr stark im Mittelpunkt. Und da habt ihr gemerkt, dass man da nochmal ran muss und habt Jola gemacht. Und jetzt erzähl mal über Jola, welche Funktionen da drin sind, wie die Akzeptanz ist und vielleicht Anwendungsbeispiele, wo ihr gesehen habt, das es ohne die App vielleicht wesentlich langsamer geworden wäre.
Sonja Kaiser: Ja genau. Unter der Jola versteht man eine App, die aus dem Handel von uns entstanden, aus dem Thema ‚wie schaffe ich es direkt, schnell und vor Allem auch nachhaltig mit meinen Mitarbeitern zu kommunizieren‘. Wir haben in der Jola die Funktionalität, dass wir Videos, Nachrichten, Bilder und Dateien verschicken können. Da haben wir das Rad auch nicht neu erfunden, denn das Herzstück ist eine Informationsdatenbank, in welcher unser Wissen gespeichert ist. Die App kann jedoch auch mit dem Wissen anderer Unternehmen für diese eingesetzt werden. Aber ich gehe nochmal zurück zu uns. Wir haben in dieser Informationsdatenbank unser Schulungssystem. Das bedeutet alles, was unsere Mitarbeiter lernen, ist in kleinen Einheiten, in Videos gespeichert. Zum Beispiel das Thema ‚Begrüßung‘ hat alleine drei Videos: Warum begrüße ich, wie begrüße ich und was mache ich danach. Diese Videos werden in einer automatisierten Versandreihe gespeichert, welche ich immer wieder verwenden kann. So können die Schulungen auch regelmäßig wiederholt werden, weil wir alle wissen wie wichtig es ist, dass die Mitarbeiter regelmäßig die Inhalte bekommen, um sie sich wieder ins Gedächtnis zu rufen. Manche Dinge müssen wir einfach mehrmals hören, um es uns anzuzeigen und auch wirklich in die Umsetzung zu bekommen. Und Umsetzung ist auch das Stichwort dafür dass wir gesagt haben, wir machen kleine Einheiten, kleine Videos, denn ein Schulungstag mit ganz vielen Mitarbeitern ist derzeit nicht möglich und wir wollten Nachhaltigkeit erreichen. Also wir haben einen Schulungstag und jeder lernt etwas Tolles und dann kommen wir am nächsten Tag wieder in den Laden und haben das Meiste vergessen. Und dann haben wir gesagt, dass das nichts bringt, weil es zu viel auf einmal ist. Deswegen haben wir kleine Videos gemacht und diese in eine Versandreihe gepackt. Das bedeutet es gibt Schulungen von der Begrüßung bis zum Verkaufsabschluss in kleinen Videos, die einmal von uns eingestellt worden sind und wir verwenden sie nun immer wieder, wenn wir sie brauchen, wie zum Beispiel bei neuen Mitarbeitern, die vorab sogar noch ein Onboarding zu Schwesterherzen zu bekommen. Also wer sind wir, was sind unsere Werte, wie ist unsere Firmengeschichte, wie ticken wir so, um unsere Mitarbeiter möglichst schnell zu uns Schwesterherzen zu bringen. Wir wollen unsere Mitarbeite also schnell zu Schwesterherzen machen, das ist die Philosophie dahinter. Und vor Allem erfährt der Mitarbeiter einmal alle wichtigen Inhalte von mir und ich weiß, ich hab sie ihm gesagt und muss niemanden dort hin stellen, der 1zu1 das sagt, was man jedem neuen Mitarbeiter sagt. Also wie melde ich mich krank, wie beantrage ich Urlaub, also alle Administrative kann man jetzt alles über die App regeln. Und natürlich kann ich ganz schnell und unkompliziert mit meinen Mitarbeitern. Und da ist mein Papa immer ein sehr gutes Beispiel, der Chef im Hintergrund und unser Coach ist und immer kurz und knackig kommuniziert. Also viel ‚Hallo‘ und ‚Tschüss‘ ist nicht so wichtig für ihn, sondern es geht um die Botschaft. Und so können wir eben über die App ganz schnelle, kurze, knackige Botschaften an die Mitarbeiter verschicken, wie zum Beispiel ‚Achtung draußen hat es 30 Grad, bitte T-Shirts und Tops in den Vordergrund, Pullover nach hinten‘. Das kommt zack auf das Handy, ist vielleicht einen Tag sichtbar für den Mitarbeiter, danach ist es weg. Das heißt das ist eine saubere App-Lösung, er ist aber für den Moment richtig informiert.
Frank Rehme: Jeder, der mehrere Filialen hat, hat ja diese Problematik. Wenn ich jetzt Händler mit 3,4,5 Filialen bin und genau die gleiche Problematik habe, den Leuten genau klar zu machen was zu tun ist und unseren Spirit einheitlich nach Außen wirken zu lassen, was muss ich dann tun und mit welchem Aufwand muss ich rechnen, um jetzt so eine Lösung bei mir einzuführen?
Sonja Kaiser: Auf der Homepage www.jola-training.de kann sich jeder einmal die App anschauen. Wir fangen bei 30€ im Monat an, also wir sprechen nicht von Großinvestitionen. Je nachdem, wie viele Mitarbeiter man hat, wird es ein bisschen teurer. Aber letztendlich liegt es an der Anzahl der Mitarbeiter und der Funktionalität hinter der App. Man kann sofort starten damit. Der Aufwand ist der, dass man sich trauen muss, Videos zu machen, denn davon lebt die App tatsächlich. Man kann natürlich Texte und Bilder verschicken, das macht auch Sinn das zu kombinieren, aber die Videos sind die, die Leben reinbringen und auch die, mit denen wir auch persönliche Verbindungen mit den Mitarbeitern aufbauen können. Also wenn ich jetzt nicht so oft in den Filialen bin oder meine Schwester, die übrigens das zweite Baby jetzt bekommt, dann haben wir halt ein Video gemacht ‚Schaut mal, das ist die Paula. Das ist das erste Kind. Und guckt mal der Babybauch ist schon da, da ist schon das zweite Kind‘. So baut man persönliche Verbindungen auf und das muss man sich ein bisschen trauen als Unternehmer. Die ganzen administrativen Sachen kann man wunderbar als Screenaufnahme machen, sogar unsere Softwareschulung haben wir jetzt komplett über die App abgewickelt. Also neue Software, neue Kassensoftware wurde installiert und jeder Mitarbeiter hat eine digitale Schulung über die App bekommen und kann das auch immer wieder anschauen. Da muss man sich ein bisschen reinfuchsen, aber es geht sehr, sehr schnell.
Frank Rehme: Ja, also reinfuchsen: Kein Händler kommt mehr um Digitalisierung herum und gerade dieses Thema Kommunikation ist extrem wichtig. Danke Sonja, ich wünsche euch auch weiterhin viel Erfolg.
So viel zur Jola App. Ich finde, dies ist eine total tolle Entwicklung, denn genau die Kleinen brauchen etwas bezahlbares und die sind von ihrem Lizenzmodell her wirklich in einer richtig guten Ecke unterwegs. Die Infos dazu findet ihr in den Shownotes.
Aber um dieses Thema kümmern sich auch mehrere und ich möchte jetzt mal rüber schalten zu Ann Kathrin Stärkel. Die haben mit der Lösung ‚Flip‘ etwas erarbeitet, was auch sehr stark schon in großen Unternehmen unterwegs ist.
Frank Rehme: Hallo Ann Kathrin, CMO bei Flip.
Ann Kathrin Stärkel: Hallo Frank. Schön, dass ich heute hier sein darf.
Frank Rehme: Erzähl doch mal ein bisschen über dich, also wer bist du, wo kommst du her, was machst du da gerade.
Ann Kathrin Stärkel: Ich bin bei Flip für die Themen Marketing und Wachstum zuständig und Flip ist eine Mitarbeiter-App für eine bessere interne Kommunikation bei großen Unternehmen, vom Büro bis auf die Fläche. Und da arbeiten wir unter Anderem mit vielen Handelsunternehmen zusammen, wie beispielsweise der Rossmann Gruppe, wo wir uns gerade im Rollout befinden. Wir sind die Mitarbeiter-App für Edeka-Märkte und haben dort einen Vertrag mit der Zentrale geschlossen, so dass die Einzelhändler von vorteilhaften Konditionen profitieren und sind da also ganz gut unterwegs im Handel, aber natürlich auch in der Produktion und im Gesundheitswesen.
Frank Rehme: Wie ist die ganze Idee eigentlich entstanden und wie ist man damit gestartet?
Ann Kathrin Stärkel: Die Idee ist so entstanden, dass unser Gründer, der Benedikt Ilg, der damals bei Porsche die Data Science Abteilung mit aufgebaut hat, als eine seiner Aufgaben hatte, sich mit den Terminals in der Produktion zu beschäftigen, über die Informationen an die Non-Desktop Mitarbeiter gegeben werden. Und in diesem Prozess merkte er, dass für es für alle Büromitarbeiter sehr viele Kommunikationstools gibt wie Mail, Zoom, gewisse Apps und Intranet, auf der anderen Seite aber die Mitarbeiter auf der Fläche von der internen Kommunikation relativ abgeschnitten sind und wenige Informationen direkt erhalten. Und das ist auch im Handel ein ähnliches Phänomen. Wenn man überlegt, wie Informationen an die Mitarbeiter getragen werden, dann funktioniert das oft über aushänge im Pausenraum oder eben über zentral gesteuerte Anzeigen, die man sich dann anschauen kann, wenn man auf der Arbeit ist. Und da setzen wir an und so ist die Idee entstanden, dass wir gesagt haben, dass es nicht so ein großes Ungleichgewicht in der Wissens- und Informationsverteilung geben darf. Deshalb haben wir Flip gegründet, welches die Top-Down Kommunikation mit der Bottom-Up Kommunikation verbindet, also das gezielte Streuen von Informationen an die richtigen Mitarbeiter und an alle Mitarbeiter mit einem Mitarbeiterchat für den Austausch untereinander.
Frank Rehme: Ich stelle mir jetzt gerade vor, dass man das doch eigentlich auch mit einer schönen WhatsApp Gruppe machen könnte, aber bei so Großunternehmen wie Rossmann oder Edeka die Gruppe viel zu groß wäre und 90% der Infos die meisten nicht interessieren würden. Das heißt ihr könnt auch wirklich für spezielle Rezipienten, ich sag mal in Filiale 47, eine eigene Sequenz machen, die Filiale 48 und 46 nicht erreicht, oder?
Ann Kathrin Stärkel: Genau. Also wir sind die Experten dafür, komplexe Strukturen einfacher abzubilden. Und wie das dann funktioniert ist, dass jeder Mitarbeiter in einer gwissen Organisationsstruktur befindet und die bilden wir in dieser App nach. Das heißt der Frank, der in Stuttgart in der Filiale arbeitet, bekommt genau die informationen, die für ihn relevant sind. Den interessiert aber nicht, was denn gerade in der Filiale in Köln oder Berlin-Neukölln passiert. Diese Themen würde er dann nicht sehen. Er würde quasi die unternehmensweiten und für Jeden relevanten Informationen dort sehen können und gleichzeitig in seiner Filiale, dort wo er arbeitet, an seinem Standort, die Informationen erhalten und dort auch mit seien Kollegen interagieren können.
Frank Rehme: Jetzt bring doch mal so ein Best-Case, wo ihr bei einem Unternehmen die Themen Digitalisierung und so weiter mit welchen Arten von Informationen oder vielleicht auch Schulungen unterstützt habt.
Ann Kathrin Stärkel: Also speziell im Handel ist es so, dass über die App so Themen wie Änderungen in den Hygienerichtlinien oder auch wenn Testkäufe oder Sortimentsänderungen oder spezielle Sonderangebote anstehe, diese Informationen dann im Newsfeed geteilt werden und so jedem Mitarbeiter die Möglichkeit gegeben wird, dass er noch besser informiert ist und für die Kunden ein besseres Kundenerlebnis schafft. Und das findet über diesen Newsfeed statt. Die App ist sehr, sehr einfach, da viele Mitarbeiter auch nicht so Technik affin sind und die müssen sich sehr schnell und einfach dort zurechtfinden können. Und das schaffen wir, in dem wir diese Wissenspuzzleteile in einer gewissen Weise zur verfügung stellen, die intuitiv und einfach zugänglich ist. Und was wir während der Corona-Pandemie auch in vielen verschiedenen Unternehmen gesehen haben ist, dass dort so ein Kanal, eine Mitarbeiterapp, extrem wertvoll war, um sich an neue Gegebenheiten anpassen zu können. Wir kennen das aus unserem eigenen Leben, dass ständig eine neue Regelung kommt und man nicht genau weiß, was ich heute tun darf, morgen aber anders machen muss. Und wenn man dann noch im Lebensmitteleinzelhandel arbeitet, hat man noch einen ganz anderen Druck, sich an diese Gegebenheiten anzupassen.
Frank Rehme: Jetzt braucht man ja, um mit einer App zu arbeiten, ein Smartphone oder ein Tablet. Jetzt hat natürlich grad im Handel nicht jeder Mitarbeiter ein Smartphone als Diensthandy. Wie ist das geregelt, ist dann irgendwo zentral ein Tablet an der Wand oder geht man davon aus, dass die Mitarbeiter ihre private Hardware dafür nutzen?
Ann Kathrin Stärkel: Ja zum Teil ist es so, dass wir in den Pausenräumen oder generell in den Filialen dann schon Tablets genutzt werden, wo die App den Mitarbeiter zugänglich gemacht wird. Das musst du auch, damit jeder Mitarbeiter auch die Möglichkeiten hat, die gleichen Informationen einzusehen. Und gleichzeitig ist die Flip-App eine ‚Bring Your own Device‘ Lösung. Das heißt die Mitarbeiter können sich die App auch auf ihr privates Endgerät laden, auf ihr privates Smartphone, und da dann die ‚Rossmann App‘ in dem Fall nutzen und jederzeit dort reingehen und schauen, was es gerade Neues gibt.
Frank Rehme: Da sind natürlich dann auch sehr viele betriebsinterne Informationen drauf. Wie stellt man denn dann sicher, dass nicht irgendjemand, der die Informationen nicht lesen darf, also kein Teil der Rossmanngruppe ist, diese nicht bekommt. Ich meine, diese Userdaten kann man ja mal schnell irgendwo abgreifen oder weitergeben.
Ann Kathrin Stärkel: Also wir kennen das von den Apps, die wir privat nutzen. Die App, die wir neu installieren, greift zuerst einmal auf alle unsere Kontakte zu, die wir auf unserem Smartphone haben und das macht die Flip Mitarbeiterapp nicht. Wir haben die App so konzipiert, dass nicht auf andere Apps und private Daten der Mitarbeiter zugegriffen wird und gleichzeitig hat die App wie so eine Art containerartige Funktion. Also da gibt es die Möglichkeit, dass man eben auch Downloads et cetera ausschaltet, also die Möglichkeit für Mitarbeiter sich da dann unternehmensrelevante Informationen herunter zu laden, kann in der App deaktiviert werden. Was man natürlich nicht verhindern kann ist, dass jemand mit einem Drittgerät etwas aus der App abfotografiert, aber das kann man auch bei jedem Laptop und Diensthandy, welche man vom Arbeitgeber bekommt.
Frank Rehme: Hast du irgendetwas an Zahlen zur Verfügung, dass man mal sieht, wie viele andere Kommunikationswege man einspart?
Ann Kathrin Stärkel: Also wie viele Informationen das genau sind, das kann ich dir leider nicht sagen. aber ich kann dir sagen, dass wir speziell im Handel durchgehend Nutzungsraten sehen von um die 90%. Das heißt, dass 90% der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den einzelnen Filialen und Märkten die App nutzen und auch täglich aktiv sind um sich Zugang zu Informationen und Daten zu verschaffen und mit den Kollegen in Austausch zu treten. Und wenn man jetzt von Digitalisierung spricht denkt man immer daran, dass es sehr, sehr viele neue Tools gibt, welche die Effizienz steigern sollen und am Ende hast du dann eine Tool Flut und du siehst nicht mehr ,welches Tool muss ich jetzt für was nutzen. Und an der Stelle ist Flip vor Allem im Handel schon Prozess relevant, weil diese schneller und einfacher abgewickelt werden können und der Austausch und die Informationsqualität eine Höhere ist. Und in dem Sinne ist es im Prinzip auch wenig verwunderlich, dass wir so hohe Nutzungsdaten daran sehen.
Frank Rehme: Sehr gut. Jetzt sagtest du, dass zum Beispiel bei Rossmann die App ‚Rossmann App‘ heißt. Das bedeutet, das ihr eine White Label Lösung seid. Ich kann die praktisch so umbenennen, wie ich sie für meinen Betrieb brauche.
Ann Kathrin Stärkel: Genau, ganz richtig. Das heißt du hast dann für dein Unternehmen dein Logo und deine CI auf dem privaten oder dem Endgerät vom Arbeitgeber deiner Mitarbeiter. Und das schafft natürlich eine hohe Identifikation mit dem Arbeitgeber und der Mitarbeiter weiß immer sofort, wenn er Informationen möchte zu dem, was heute ansteht und zu seinen Aufgaben, dann geht er in die XY-App.
Frank Rehme: Das ist ja hochinteressant und wir wissen ja, wenn man solche Systeme irgendwie betreiben will, muss man jemanden haben, der sich um das Content Management kümmert. Wie ist das denn organisatorisch in den Unternehmen gemacht? Wie viele Leute brauche ich denn, um diese App auch mit Inhalten zu versehen?
Ann Kathrin Stärkel: Also wir unterstützen da natürlich im Onboarding Prozess und während der Nutzung mit einem sehr starken Team und unterstützen auch bei der Erstellung von redaktionellen Inhalten. Man muss aber sagen, das die Inhalte, die von der Zentrale an alle Mitarbeiter ausgespielt werden, nicht zu viel werden sollten. Also zwei bis drei Posts pro Woche, die von der Zentrale kommen, sind interessant und so ist der Aufwand auch überschaubar. Und dann hat man diese kleineren Gruppen der einzelnen Filialen, wo es im Normalfall von den Filialleitern gesteuert oder von denen, die die Berechtigung im Newsfeed Inhalte zu teilen. Und im Chat ist es so wie bei WhatsApp, wo man einfach mit den Kollegen kommuniziert.
Frank Rehme: Ja wunderbar. Also da auch endlich mal eine strukturierte Lösung, um schnell Informationen im Unternehmen zu verteilen und natürlich auch dementsprechend die Leute zu erreichen. Vielen Dank Ann Kathrin und wir drücken euch die Daumen, dass ihr da noch ganz viele Teilnehmer gewinnt, denn der Handel braucht es, denn lebenslanges Lernen braucht Informationen und die kann man über so ein Thema dann verteilen.
Ann Kathrin Stärkel: Vielen Dank dir, Frank.
Ja ihr hört, wie die Unternehmen das ganze Thema annehmen, halte ich für extrem wichtig, denn wir sehen ja Folgendes gerade. Die Unternehmen, die drehen gerade ganz, ganz große Räder. Wenn wir uns anschauen, was es denn bedeutet, diesen ganzen Change irgendwo zu managen, dann reden wir in erster Linie nicht über Multichannelprojekte oder solche Sachen, sondern es ist in erster Linie ein Changemanagementprozess. Und das ist der Fehler, der in vielen Unternehmen gemacht wird. Man geht irgendwo hin, man kauft sich eine Infrastruktur, also zum Beispiel eine Lösung für einen Onlineshop, und stellt dann fest, dass man nicht Infrastruktur kaufen muss, denn das ist so ein Ding, das funktioniert von ganz alleine. Aber wo wir zu wenig dran denken ist, wie krieg ich die Menschen alle mitgenommen. Und ich kann nur sagen, ich habe jetzt über 40 Jahre Berufsleben hinter mir, das ganze Thema Menschen mitnehmen, Menschen dazu bewegen den gleichen Weg, den man selbst im Kopf hat, mit zu bestreiten, das ist die große Herausforderung. Vergesst nicht die Leute, denn letztendlich sind die es, die dafür sorgen, dass Kunden bei uns zufrieden sind.
Das wars für heute. Ich wünsche ich euch eine angenehme Woche, nächstes Mal ist wieder Marilyn Repp da, und sag einfach nur tschüss, ciao und fette Beute.
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