ZDE Podcast 204: Effizienzsteigerung durch Prozess- und Datenmanagement
Oliver Vosshenrich ist in dieser Folge unser Gesprächspartner. Mit ihm behandeln wir die Optimierung gerade der Backstoreprozesse und wie kann man in diesen Bereichen mit Datenmanagement mehr rausholen?
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Shownotes
POS Tuning https://postuning.de
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Frank Rehme: Ja, und jetzt haben wir wieder eine neue Folge unseres Retail Innovation Radios. Heute zum Thema: Wie kann ich die Instore Prozesse effizient verbessern? Und da habe ich mir einen Experten ans Mikro geholt und zwar den Oliver Voßhenrich. Hi Oli, grüß’ dich.
Oliver Voßhenrich: Hallo Frank, guten Morgen.
Frank Rehme: Oli, wir kennen uns jetzt schon seit Future Store, ne?
Oliver Voßhenrich: Das ist so. Ganz genau.
Frank Rehme: 2008.
Oliver Voßhenrich: Mit Claudia Schiffer in Tönnies Forst, so ist es.
Frank Rehme: Ja, nee, Claudia Schiffer war in Rheinberg. Tönnies Forst haben wir Budgetcut gehabt, da waren nur die Vorstände von IBM und SAP und so da.
Oliver Voßhenrich: So ist es.
Frank Rehme: Aber das waren Zeiten, wo wir wirklich mal versucht haben, der Handelswelt zu zeigen, was so alles möglich ist technisch. Gut, aber lass uns den Rückspiegel abschrauben. Wir gucken jetzt mal nach vorne. Und für die paar Leute, die hier unseren Podcast hören und dich doch nicht kennen, sag mal ein paar Worte zu dir.
Oliver Voßhenrich: Ja, mein Name: Oliver Voßhenrich. Ich bin mittlerweile 51 Jahre alt, eigentlich studierter Informatiker und bin dann aber 2003 bei meinem Vater ins Unternehmen eingestiegen, der im zarten Alter von 54 Jahren die Firma POS Tuning gegründet hat und hat sich halt damals Gedanken gemacht, wie man letztendlich Ware an den Mann bringt, kam aus dem Ladenbau und hat dann irgendwann festgestellt: Naja, der Punkt, um den es geht, ist eigentlich der, wo der Kunde zur Ware greift. Und hat dann ein Warenvorschubsystem entwickelt, welches heute auch in vielen Läden zu finden ist. Ich bin dann 2003, wie gesagt, dazugekommen, hab dann erst mal so die kaufmännischen Themen organisiert, bin dann in den Vertrieb gegangen und führe heute den Laden mit zwei weiteren Geschäftsführern zusammen und kümmere mich dort um alles, was so das Thema Innovation und Vertrieb und Marketing anbelangt.
Frank Rehme: Ja, POS Tuning, jeder, der mal mit Aufmerksamkeit durch den Supermarkt gelaufen ist, wird feststellen, dass es Supermärkte gibt, die wunderbare Facings in den Regalen haben, wo die Artikel alle nach schön vorne an der Regalkante stehen und die benutzen natürlich dann eure Produkte und ihr seid ja auch jetzt für eine Zeit hier Sponsor von Zukunft des Einkaufens auch, vielen Dank an der Stelle noch mal. Aber es geht nicht darum, jetzt die große Werbetrommel auszurühren, sondern wir wollen uns ja ein Thema in den Mittelpunkt stellen und zwar die Prozesse im Store. Aber bevor wir damit anfangen, möchte ich mit dir ein kleines Spielchen machen. Das oder-Spielchen. Du kriegst jetzt zwei Themen, also mehrere Fragen gestellt, aber immer jeweils kannst du aussuchen zwischen eins oder zwei und du musst es möglichst intuitiv und schnell machen. Dann legen wir gleich los. Energiesparen oder Photovoltaik?
Oliver Voßhenrich: Schwierig. Energiesparen.
Frank Rehme: Bio oder Regional?
Oliver Voßhenrich: Regional.
Frank Rehme: Wachstum oder Konsumverzicht?
Oliver Voßhenrich: Konsumverzicht.
Frank Rehme: Smart Store oder Tante Emma?
Oliver Voßhenrich: Smart Store.
Frank Rehme: Tante Emma oder Picknick?
Oliver Voßhenrich: Tante Emma.
Frank Rehme: Picknick oder Lieferando?
Oliver Voßhenrich: Picknick.
Frank Rehme: Cash oder Karte?
Oliver Voßhenrich: Karte.
Frank Rehme: Karte oder Smartphone?
Oliver Voßhenrich: Smartphone.
Frank Rehme: Zehn oder zwei Marmeladen?
Oliver Voßhenrich: Zwei.
Frank Rehme: Wurst oder Käse?
Oliver Voßhenrich: Wurst.
Frank Rehme: Nutella warm oder kalt?
Oliver Voßhenrich: Kalt.
Frank Rehme: Schlaueste oder beliebteste Person im Raum zu sein?
Oliver Voßhenrich: Schlaueste.
Frank Rehme: Kreatives Chaos oder Ordnung?
Oliver Voßhenrich: Ordnung.
Frank Rehme: Penthouse in der Stadt oder Villa auf dem Land?
Oliver Voßhenrich: Villa auf dem Land.
Frank Rehme: Lieber fliegen oder unter Wasser atmen können?
Oliver Voßhenrich: Fliegen.
Frank Rehme: Super. So, dann legen wir los mit unserem Thema. Jetzt haben wir schon mal so einen Einblick in dich bekommen durch diese Fragen.
Oliver Voßhenrich: Das ist ein geniales Spiel. Das Dumme ist, bei vielen Sachen möchte man eigentlich beides sagen, aber gut, es geht ja immer nur eins.
Frank Rehme: Das gibt dieses Spiel eben halt nicht vor. Okay. Oli, ich beobachte euch ja schon seit eben, wie gesagt, hier fast 20 Jahren und es geht ja dadrum, dass ihr viele Experimente gemacht habt. Ich habe ja gesehen, ihr habt damals auch mit Fraunhofer zusammen gearbeitet. Hier diese ganzen intelligenten Vorschubsysteme, die auch dann mit IoT versehen waren, entwickelt. Also ihr seid ja wirklich umtriebig bis zum geht nicht mehr in vielen Bereichen. Ihr habt ja da auch mit der, warte mal, Fachhochschule Lemgo ist das?
Oliver Voßhenrich: Ja, genau.
Frank Rehme: Mit der habt ihr zusammen gearbeitet. Ostwestfalen ist ja sowieso so ein Schmelzstil der kreativen und innovativen Wirtschaft. So und da habt ihr natürlich auch mit neoalto ein Unternehmen sogar mal gegründet, was sich mit den Daten beschäftigt hat. Aber jetzt sind wir an so einem Punkt, wo wir eigentlich noch viel, viel ernster darüber reden müssen, denn viele Prozesse im Handel müssen ja deutlich verbessert optimiert werden, weil wir einfach die Menschen nicht mehr haben, die die nach alten Muster machen, oder?
Oliver Voßhenrich: Ja, das ist so tatsächlich. Also jeder kennt diese Beispiele, dass heute, Wurst- und Käsetheken nicht mehr besetzt werden können, weil einfach Fachpersonal fehlt. Wir sprechen bei uns in der Industrie- und Handelskammer mittlerweile schon gar nicht mehr von Fachkräftemangel, sondern tatsächlich von Menschenmangel. Und ich glaube, das kann jeder auch beobachten, wenn man mal im Supermarkt ist, da sind eh schon wenig Leute, die irgendwo mal Frage und Antwort stehen. Und man muss sich jetzt natürlich auch überlegen: Wie werden die notwendigen Dinge, also ganz simple Sachen, wie kommt die Ware ins Regal, also Regalverräumung, Warenannahme, Lücken im Regal erkennen und so was, wie macht man sowas zukünftig, dass wenn der Shopper in den Laden reinkommt, der letztendlich auch sein Produkt findet und dass der Handel seinem Versorgungsauftrag nachkommt? Ich glaube, da muss man einfach viel tun, wenn man sich das mal anschaut. Natürlich wird heute viel experimentiert. Du hast ja viele Themen auch gerade schon genannt, ob das jetzt Lieferdienste à la Picknick sind oder kassenlose oder mannlose Systeme sogar. Da ist ja der Professor Rüschen ganz weit vorne, die alle sauber zu katalogisieren. Finde ich übrigens großartig, was da an unterschiedlichen Formaten kommt und was da alles ausprobiert wird. Aber letztendlich muss man sich was einfallen lassen, um letztendlich einen Versorgungsauftrag noch erfüllen zu können.
Frank Rehme: Ja, Versorgungsauftrag einerseits, den wir ja in der Stadt sehen, aber auch ganz besonders auf dem Land. Ich habe ja noch so eine kleine Wohnung an der Mosel in so einem 400 Einwohner Ort. Da gibt es nichts mehr. Da gibt es weder einen Arzt, noch eine Sparkasse, Laden, gar nichts mehr. Du musst immer echt zehn Kilometer fahren, um irgendwo Zivilisation, sage ich mal, zu erreichen. Und da ist ja noch eine ganz, ganz große Herausforderung, weil da auch die Bevölkerung überaltert und deshalb auch nicht mehr so mobil ist und die musst du auch irgendwie versorgt kriegen. Deshalb sind die Initiativen mit diesen Smart Stores hier, mit Stephan Rüschen, der auch schon oft hier Gast im Podcast war, die sind ja wirklich auch da besonders zu erwähnen. Mannloser Store, ich kenne solche Sachen auch, manchmal ein bisschen belächelnd gesagt: Wenn die Technik nicht funktioniert, schickst du einen Mann los – deshalb heißen die so.
Oliver Voßhenrich: Ja gut, entweder mannlos oder die Männer sitzen halt einfach nicht in der Filiale, sondern irgendwo anders. Aber nein, es ist natürlich immer so, wenn man irgendwo neue Technologie an den Markt bringt, dann gibt es immer eine Phase der Entwicklung, wo Themen belacht werden. Mein Lieblingsbeispiel aus dem Buch Innovators Dilemma ist das mit den Segelschiffen und den Dampfschiffen, wo alle Leute sich gefragt haben, wie man so bekloppt sein kann, Kohle in ein Schiff zu laden, damit man dann diese verbrennt um von A nach B zu kommen? Da hat man ja gar keinen Platz mehr für die Ware, die man transportieren will. Und insofern waren alle der Meinung, es wären doch eigentlich größere Segelschiffe die Lösung. Allen Teilen ist bekannt: Segelschiffe gibt es heute nicht mehr. Gut, auch keine Kohlenfrachter. Aber das ist halt immer so ein Entwicklungsprozess. Und deswegen finde ich das wichtig, dass man Dinge ausprobiert, dass man Dinge anders macht und das ist ein Lernprozess, der auch viel, viel Freude macht und der irgendwo hinführen wird. Denn Fakt ist, wenn irgendwann mal keine Menschen mehr da sind, dann werden nicht nur die Käsetheken zugemacht, sondern dann werden auch Öffnungszeiten reduziert und da muss man sich halt irgendwann überlegen, wie man so seinen Alltag gestalten will. Wie viel Zeit man zum Einkaufen gehen dann verwenden möchte und und und.
Frank Rehme: Lass uns doch mal ins Konkrete gehen. Also wir beide sind ja damals zusammengekommen sehr stark über das Thema Out-of-Shelf-Detection.
Oliver Voßhenrich: Genau.
Frank Rehme: Wo wir uns ja Gedanken gemacht haben: Wie kann man Regallücken am besten erkennen? Da haben wir ja mehrere Versuche gemacht hier, auch mit SAF damals zusammen, haben wir dann mathematisch statistische Methoden versucht. Mit euch haben wir hier die ersten Pusher, die elektronisch dann Wege aufgezeichnet haben, dann auch gehabt. So Out-of-Shelf war damals die klassische Quote vier Prozent. Es ist natürlich für den Handel eine Katastrophe, wenn der Mensch, der Kunde/die Kundin vor dem Regal steht mit einer gefüllten Brieftasche und der Artikel ist nicht da.
Oliver Voßhenrich: Ja.
Frank Rehme: Das ist natürlich… Und du kannst in Ladenbau so viel investiert haben, bis zum geht nicht mehr und so viel Shopping-Erlebnis schaffen, wenn du die Klamotten nicht da ist, die die Leute haben wollen, dann stehst du da. Was ich beobachtet habe jetzt in den letzten Jahren, gerade wenn wir so auf der Messe in New York sind, dann sieht man ja viele Lösungen im Bereich Out-of-Shelf. Von Drohnen, die durch den Laden fliegen, über Roboter, bis hin zu jetzt aktuell, wo man sieht, dass mit Computer Vision, also Kameratechnik, solche Sachen dann identifiziert werden. Das Problem wird brennender in meiner Wahrnehmung, denn von diesen vier Prozent sind wir meiner Meinung nach durch unsere Lieferketten und solche Probleme, wie du gerade gesagt hast, dass wir so diese Warenverräumung nicht mehr so hinkriegen und solche Sachen, sind wir von diesen vier Prozent recht weit entfernt. In manchen Läden habe ich so gefühlt 10, 15 Prozent Out-of-Shelf und das ist ja eine große Problematik. Wie kann man der denn am besten mal begegnen?
Oliver Voßhenrich: Ja, absolut. Also bin ich dabei, es deckt sich übrigens mit meinen Beobachtungen und wir haben uns mal ganz anders mit dem Thema Gedanken gemacht. Jetzt kann man natürlich mit Messungen am Point of Sale feststellen, dass es ein Problem gibt, aber das Problem entsteht ja an einer anderen Stelle. Das Problem entsteht ja da, wo Ware nicht verräumt werden kann oder wo Ware schlicht nicht geliefert wird und da muss man natürlich auch als Händler immer gucken: Wo habe ich denn überhaupt einen Hebel, an dem ich anpacken kann. Wenn der Hersteller schlicht nicht lieferfähig ist, weil ihm irgendwo eine Produktionsanlage abgebrannt ist, dann stehe ich doof da, dann kann ich mir überlegen, ob ich ein Alternativprodukt rein stelle, aber auch das weiß ich ja im Zweifel, wenn ich gut organisiert bin und die Daten fließen, dass die Produkte eben nicht geliefert werden. Und dann stellt sich mir halt immer die Frage, wenn man sich das mal anschaut: Wie schauen heute so Ware-Lieferungsprozesse aus? Dann kommt der Lkw nachts an die Rampe, packt dann seine Hordenwagen aus und dann kommen irgendwann Menschen, die mit diesen Hordenwagen auf die Fläche fahren und dann quasi Ware verräumen. Besonders schön zu beobachten am Samstagmorgen, wo dann Heerscharen von Studenten und Rentnern die eigentliche Ladenfläche bevölkern und den Shopper vom Einkaufen abhalten, weil sie eben dann schnell nochmal nachräumen müssen, damit dann die Ware auch da ist. Und es ist ja nicht nur das Verräumen der Ware, sondern dann kommt das „Pappe ziehen“, also die ganzen Transportverpackungen müssen entsorgt werden. Das sind alles manuelle Prozesse, die letztendlich viel, viel Arbeit kosten und natürlich dann auch, ich sag mal, Abläufe auf der Fläche behindern. Und wir haben uns mal erlebt, wenn man sich jetzt mal den kompletten Lebenszyklus anguckt, der Ware von einem Herstellungsprozess bis hin zum Verbraucher, kann man nicht eigentlich an der Stelle ganz anders vorgehen und mal versuchen, Verpackungen wegzulassen und auch letztendlich dieses leidige umpacken zu eliminieren? Weil der Hersteller packt es auf eine Palette, dann liefert er es an das Zentrallager vom Einzelhandel, da wird es depalettiert, dann wird es quasi eingelagert, dann kommt es wieder aus dem Lager raus, in den Hordenwagen rein, vom Hordenwagen wieder runter, dann wird es ausgepackt, ins Regal gepackt und der Shopper packt es in den Einkaufswagen und dann hinterher ins Regal. Also wenn ich mir mal überlege, wie oft so ein Produkt angepackt wird, bis es dann tatsächlich am Verbrauchsort steht, dann kann man mal die Zeiten zusammen addieren und die Transporthilfsmittel à la Pappe etc. pp. und dann kommt man relativ schnell zu der Überlegung: Das muss doch eigentlich anders machbar sein? Ja und jetzt gibt es ja schon verschiedenste Ansätze, zum Beispiel von der GS1, die sogenannte Smartbox, wo ja da auch schon mit dem Handeln und der Industrie, dm als einer der Early Adopter, wenn man so möchte oder Innovatoren, versucht hat, gerade eben diese Kontaktpunkte mit der Ware zu reduzieren, beziehungsweise auch, ich sag mal, kleinere Gebinde und kleinere Mengen an Produkten auf die Fläche zu bringen. So und auch in der Industrie, wenn man sich das mal anschaut, ja bei uns, wir nutzen sogenannte KLT, Kleinladungsträger, das sind Kunststoffkisten mit einem Standardformat 40×60, sodass die gestaffelt schön auf eine Euro-Palette draufpacken und diese Kisten lassen sich natürlich perfekt automatisieren in der Logistikkette, weil es halt eben ein Standardformat ist, das ist was Festes, da kann ich irgendwo Angriffspunkte definieren für eine Automatisierung und auch der Handel hat das ja erkannt und zeigt im Bereich Obst und Gemüse, wie sowas funktioniert. Also kann man auf LinkedIn gucken oder auch auf YouTube, die EDEKA ist da recht kommunikativ, was das anbelangt, hat jetzt diverse Läger so automatisiert, dass Obst und Gemüse vollautomatisch kommissioniert und dann gepackt wird für die Auslieferung in die Läden. So und da war die Überlegung, wenn das mit Obst und Gemüse funktioniert, das ist ja im Prinzip ein Sortiment, was extrem schwierig ist, also Frische, Verderb, das ganze Thema Waren-Sicherung, dass ich also den schönen Apfel nicht andütsche, dass der mit einer braunen Stelle dann hinterher im Regal landet. Also wenn das mit so einem Sortimenten funktioniert, dann müsste es doch auch machbar sein, auch Trockensortimente und andere Sortimente in einer ähnlichen Art und Weise vom Hersteller an den Verkaufspunkt bzw. sogar bis zum Verbraucher zu bringen. So und ja, dazu haben wir uns ein bisschen was überlegt.
Frank Rehme: Ach, übrigens, wir teilen ja mit dir Einblicke, Trends und inspirierende Geschichten direkt aus der Welt des Einzelhandels. Und du kannst uns aber dabei unterstützen, diese Mission auch zukünftig fortzuführen und das Beste daran, du kannst uns helfen, ohne auch nur einen Cent auszugeben. Dazu erzähle einfach deinen Kolleginnen und Kollegen von uns, abonniere unseren Newsletter und wenn dir gefällt, was du hörst, bewerte uns in deinem Podcatcher mit fünf Sternen. Deine Stimme zählt und hilft uns enorm. Für diejenigen unter euch, die unsere Arbeit auch finanziell unterstützen möchten, bieten wir verschiedene Unterstützer-Pakete an, die teilweise schon bei einem Euro anfangen. Schon für sehr kleines Geld kannst du also dazu beitragen, unser Retail Innovation Radio am Laufen zu halten. Schau da auf unsere Webseite ins obere Menü bei „Unterstützer“. So, jetzt geht’s aber weiter.
Ja, das ist ein wichtiger Punkt, du hast ja gerade gesagt, wie oft diese Dinge angepackt werden. Und das ist ja, glaube ich, für jemanden, der sich da in diesem Bereich schon mal aufgehalten hat und weiß, dieses ganze Umpacken, wie nervig diese ganze Geschichte ist, ist natürlich dann eine Erleichterung, wenn man solche Systeme hat, die man einfach so in den Laden reinpackt kann, die dann auch dementsprechend sofort verfügbar sind und nicht mehr irgendwie groß angefasst werden können.
Oliver Voßhenrich: Genau.
Frank Rehme: Ja, dieses Thema Out-of-Shelf hat aber auch noch andere Hintergründe. So frühzeitig ja auch zu erkennen, wann so ein Zustand entstehen könnte. Also so ein bisschen predictive analysis, wo man so was frühzeitig auch sehen kann. In dem Bereich habt ihr ja auch mal Entwicklungen gemacht.
Oliver Voßhenrich: Ja, das stimmt. Du hast es gerade eben schon angesprochen, der Future Store damals quasi als Initialzündung. Ich habe es eben erzählt, also eigentlich bin ich Informatiker und naja, als ich 2003 bei der POS Tuning angefangen habe, rein mechanische Systeme, da wurde irgendwie was von hinten nach vorne geschoben, habe ich mir mal die Frage gestellt: Wenn ich doch irgendwo eine Bewegung im Regal habe, dann kann ich die ja auch messen? Also ich kann ja im Prinzip, die Bewegung löst den Impuls aus, diesen Impuls, der führt zu einer Veränderung der Position des Schiebers im Regal. Und wenn es mir jetzt gelänge, diese Position zu messen, wüsste ich daraus ja auch, ob ein Produkt entnommen wurde, wann es entnommen wurde, wo es entnommen wurde und vor allen Dingen, wie viele Produkte noch im Regal stehen. So, und aus dieser Idee ist halt der e-Pusher entstanden. Heute nennen wir das etwas anders, heute ist es der Smart Track. Wir haben da eine steile Lernkurve hinter uns und das ist genau so ein Thema, wo wir natürlich dann am Ort des Verbrauchens oder des Verkaufens, zeitnah, also in Echtzeit messen können: Was ist eigentlich noch an Ware verfügbar? Und das ist ja auch so ein bisschen kurios, wenn man sich das mal anschaut. Heute sprechen ja alle von Autodisposystemen, die ja auch mittlerweile Standards in dem Einzelhandel, die auch einen großen Nutzen stiften. Aber trotzdem, wenn man heute mal durch die Läden läuft, du hast es gerade gesagt, findet man die berühmten Regallücken. Und jetzt stellt sich ja die Frage: Naja, woran liegt das? Und bei Autodisposystemen ist halt der Punkt, es sind, wie du schon gesagt hast, Prognosesysteme. Das heißt, die gehen von Annahmen aus. So und insbesondere, wenn ich jetzt langsam drehende Produkte habe, ist es natürlich so, dass der Abgang meiner Ware vielleicht so langsam ist, dass ich im Prinzip aus den Daten, die dort entstehen, gar nicht ablesen kann, ob jetzt nur deswegen keine Warenbewegung stattgefunden hat, weil das Ding sowieso nicht dreht oder es hat keine Warenbewegung stattgefunden, weil schlicht kein Produkt im Regal steht. So und die Daten, mit denen diese Autodisposysteme arbeiten, das sind ja Daten, die aus dem Kassensystem gezogen werden. Das heißt, es gibt an der Stelle nur einen einzigen Messpunkt und das ist die Kasse. Das heißt, alles, was Schwund ist, was Verderb ist, was Diebstahl ist oder schlicht organisatorische Schwächen, sprich, jemand räumt das Produkt einfach falsch ein oder vergisst die Palette hinten an der Rampe und bringt es einfach nicht auf die Fläche. Das wird alles im Prinzip über diese Autodisposysteme nicht erfasst, kann nicht erfasst werden, führt aber dazu, dass dann am Ende des Tages die Produkte nicht über die Kasse laufen. So und da kann man natürlich mit Sensorik im Regal auch wieder wunderbar automatisieren, weil ich schaffe einen zweiten Messpunkt, sogar drei, also Wareneingang über die Rampe, dann von der Rampe auf die Fläche. Da ist dann der Sensor, der erkennt: Jo, Ware ist von der Rampe ins Regal gekommen. Und dann der dritte Messpunkt, die Kasse, wo ich dann natürlich auch mit ein bisschen Intelligenz zum Beispiel gucken kann, ob ein Produkt, was vor zwei Minuten aus dem Regal genommen wurde, dann auch irgendwann über die Kasse läuft. Das ist ganz spannend, wenn man mal so in Bedienbereiche reinguckt, so in Tankstellen zum Beispiel. Da gibt es eine hohe Quote an Diebstahl im Bereich Tabak. Jetzt fragt man sich: Na wie kann das sein? Da steht ja ein Mitarbeiter hinter der Theke, der mir die Zigaretten-Schachtel über den Tresen reicht. Ja, das ist halt eben genau das Thema. Nicht alle Zigaretten-Schachteln, die aus dem Regal genommen werden, landen dann auch tatsächlich in der Tasche des Kunden, sondern die verschwinden auf anderem Wege. Und da ist natürlich super, wenn man im Prinzip eine Art doppelte Buchführung machen kann. Also sprich, ich messe, was geht aus dem Regal raus und was geht dann tatsächlich über die Kasse. Und wenn zwei aus dem Regal rausgehen und nur eins über die Kasse, dann ist irgendwo ein Problem und da kann ich ja mal hingucken.
Frank Rehme: Ja, viele Wege gerade, wenn man so einen Store intelligent machen will, braucht man ja so eine Technologie. Und diese Smart Stores, die so gerade entstehen, die sind ja darauf angewiesen, dass solche Messpunkte mehrfach da auch bestehen letztendlich.
Oliver Voßhenrich: Ja.
Frank Rehme: Gerade so dieses Thema Daten. Wir reden ja hier im Handel ganz, ganz stark über künstliche Intelligenz. Wir selber machen ja auch hier ein Projekt, gerade im Auftrag hier der Landesregierung NRW, da entwickeln wir ein KI-Navi für den Handel, hauptsächlich zur direkten Anwendung für den Mittelstand. So, KI funktioniert aber nur mit einem guten Datenpool. Das heißt, die Datenqualität wird ja immer wichtiger, dass ich genau weiß, was in meinem Store passiert, um solche Systeme dann überhaupt einsetzen zu können. Und wer jemals in Warenwirtschaftssysteme reingeguckt hat und von einem Produkt zehn Doubletten entdeckt hat, weil die immer anders geschrieben wurden oder anders angelegt wurden, das ist ja wirklich ein Wahnsinn. Ihr wart ja in dem Bereich auch mal unterwegs. Seid ihr da noch aktiv in dem Thema Sammeln von Daten irgendwo im Store?
Oliver Voßhenrich: Ja, unbedingt. Also wie gesagt, diese Smart Tracks, die wir einsetzen, die sammeln ja letztendlich Bewegungsdaten. Also ich weiß genau, wie sind Abgangshäufigkeiten, an welcher Stelle aus dem Regal. Wir haben auch ein super Projekt zum Beispiel mit der HEM und mit Red Bull gemacht, um zu messen, wie die Wirkung einer Zweitplatzierung im Store ist. Also kannibalisiere ich mit der Zweitplatzierung das Stammregal? Also und das sind halt eben Daten, die ich dann sensorisch ermitteln kann, wo ich normalerweise dann Studenten hinstelle, die dann gucken, wo dann Shopper Produkte aus dem Regal rausnehmen. Also da kann man viele Dinge auch im Rahmen der Marktforschung automatisieren, die dann am Ende des Tages zu einer besseren Warenplatzierung und zu einem besseren Gesamtergebnis auf der Fläche führen. Und das Thema Stammdaten, das kann ich nur so unterstreichen. Also in allen Projekten, wo wir im Prinzip die Sensorik einsetzen, ist das Thema Stammdaten immer, ich sag das jetzt mal auf Hochdeutsch, pain in the ass. Also selbst wenn man die Daten vom Hersteller bekommt, dann ist das eher die Regel als die Ausnahme, dass zum Beispiel sowas wie Verpackungsabmessung oder Produktgewichte schlicht falsch sind. Und wenn das aber die Daten sind, über die man misst, also zum Beispiel Bestände misst oder Abgänge misst, dann misst man Mist. Und insofern ist das wirklich auch ein hoher Aufwand, der da reingeht, wirklich die Datenqualität sicherzustellen. Und da muss definitiv was passieren. Ich meine, auch dort ist ja die GS1 schwer dabei und auch andere mit Atrify und andere Stammdaten-Pools, aber nichtsdestotrotz, glaube ich, befinden wir uns da noch in der Steinzeit. Also da muss was passieren.
Frank Rehme: Ja, ich habe mich auch, das ist schon über 25 Jahre her, mit dem Thema Stammdaten mal beschäftigt, seinerzeit habe ich noch Business Intelligence bei der Metro gemacht und ich habe gedacht: Mensch, Stammdatenmanagement kann doch jetzt nicht so ein Problem sein, so als Rookie in dem Bereich. Und dann hat mir mein Geschäftsführer damals gesagt: Junge – damals konnte man zu mir noch Junge sagen – der sagte: Pass mal auf, ich will dir mal was erklären, ändere die Dinge, die du ändern kannst, lass die Finger weg von Sachen, die du nicht ändern kannst und vor allen Dingen für dich gilt, lerne beides voneinander zu unterscheiden.
Oliver Voßhenrich: Ein weiser Mann, ein weiser Mann.
Frank Rehme: Ein weiser Mann, tatsächlich. Ja, also viele Lösungen sind möglich und gerade jetzt, wo wir dieses Datenchaos, was du gerade auch beschrieben hast, vor uns haben, ist es ja wichtig, Validierungspunkte zu haben, also weitere Daten irgendwo zu haben, um diese letztendlich Datenchaosdinger irgendwo geradezuziehen und vielleicht durch weitere Messpunkte irgendwo zu validieren. Ja, Oli, wenn jetzt jemand irgendetwas in diese Richtung in seinem Laden machen will, wo findet er dich? Wie kann er dich erreichen?
Oliver Voßhenrich: Also natürlich immer im Internet, unter www.postuning.com oder natürlich auf allen möglichen Fachkongressen. Ich bin großer Freund von Netzwerken, also auf dem Handelskongress oder auf den ECR-Tagen findet man mich auch sehr häufig und ich freue mich, wenn jemand uns ein Problem schenkt, verspreche ich, dass wir mit aller Macht an der Lösung arbeiten werden.
Frank Rehme: Und das sogar ausgezeichnet, denn ich weiß noch, ihr habt mal den Shop Award gewonnen, wo ihr mit eurer Lösung, die ihr da hattet, dann auch die Jury überzeugen konntet, dass das preiswürdig ist. Oli, jetzt zum Abschluss, ein kleines Spielchen, bevor dein Handwerker gleich kommt.
Oliver Voßhenrich: Jo.
Frank Rehme: Wir machen jetzt das Spielchen „Wie viel Handel bist du?“
Oliver Voßhenrich: Attacke.
Frank Rehme: So, und da geht es darum, legen wir los. Frage eins: Wofür steht WKZ?
Oliver Voßhenrich: Werbekostenzuschuss.
Frank Rehme: Super, und LMIV?
Oliver Voßhenrich: LMIV, das weiß ich tatsächlich nicht.
Frank Rehme: Also nicht leck mich im oder so, sondern das ist die Lebensmittel-Informationsvorordnung.
Oliver Voßhenrich: Ja, guck mal, damit beschäftige ich mich nur selten.
Frank Rehme: Ja ich frage dich jetzt aber nicht, was GTIN bedeutet oder? Soll ich?
Oliver Voßhenrich: General Trade Item Number.
Frank Rehme: Genau. So, jetzt kommen die wichtigsten Fragen. Wie viel Umsatz hat der Einzelhandel 2023 gemacht? 650, 730 oder 810 Milliarden?
Oliver Voßhenrich: Das kommt drauf an, ob es der gesamte Einzelhandel oder nur der Lebensmitteleinzelhandel ist.
Frank Rehme: Der gesamte Einzelhandel.
Oliver Voßhenrich: Dann sind es 830 glaube ich.
Frank Rehme: 810 hast du gesagt, waren aber 650 insgesamt, mit online. So, und da wir online da drin haben, was schätzt du, wie viel Prozent war der Online-Anteil?
Oliver Voßhenrich: Oh, der war relativ hoch.
Frank Rehme: 14, 22 oder 26 Prozent?
Oliver Voßhenrich: Gesamt, 22.
Frank Rehme: 14. Das ist gar nicht so viel, wie viele immer glauben. Also jetzt muss man natürlich schauen, da ist Lebensmittel mit bei und Lebensmittel hat ja irgendwie ein Prozent oder so Online-Anteil, das ist also nicht so hoch. So, und dann kommen wir zur letzten Frage. Wie viel Prozent der Inventurdifferenzen, das Thema hatten wir ja gerade, werden vom eigenen Personal oder Servicekräfte verursacht? 16, 21 oder 28 Prozent?
Oliver Voßhenrich: 28.
Frank Rehme: Genau, richtig.
Ach übrigens, wusstet ihr, dass unsere Autorinnen und Autoren auch für Vorträge, Beratung oder Expertengespräche zur Verfügung stehen? Wenn ihr also tiefere Einblicke in die Zukunft des Handels wünscht, seid ihr bei ihnen genau richtig. Und wenn ihr vor Herausforderungen bei der Transformation im Handel steht, ist unser Partner, die GMV-Team GmbH, bereit, euch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Zögert nicht, Kontakt aufzunehmen, einfach hier an . Kommt immer an. Danke, dass ihr Teil unserer Community seid. Jetzt geht es aber weiter.
Ja Oli, man sieht, du bist ganz schön viel Handel, du kennst dich aus. Übrigens, wer mehr wissen will zu den Themen, die wir in den Fragen jetzt gerade hatten, den kann ich immer nur den HDE Zahlenspiegel empfehlen. Der ist auf der Seite Einzelhandel.de und da unter „Publikation“ findet man den Zahlenspiegel. Da ist echt alles drin, was den Handel betrifft. Oli, du hast heute Homeoffice, deine Handwerker legen gleich los. Bevor der ganze Krach anfängt, sage ich vielen, vielen Dank für deine Zeit jetzt hier und wir drücken die Daumen, ich drücke wirklich ganz feste die Daumen, dass sich das Personalthema im Handel irgendwann mal wirklich gut löst und wir wieder zu Zuständen kommen, wo wir den Kunden maximalen Service anbieten können. Und wenn wir das nicht schaffen, dass wir Technologien haben, die uns dabei unterstützen, dieses Ziel zu erreichen. Oli, schönen Dank.
Oliver Voßhenrich: Alles klar, ich drücke mit die Daumen, Frank. Vielen Dank und bis die Tage.
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