Der Irrtum in der Out of Shelf Diskussion: Organisation ist alles
Out of Shelf Detection, also Systeme zur Regal-Lückenerkennung, haben absolute Hochkonjunktur auf allen Messen und Kongresse. Flugdrohnen, Roboter, digitale Vorschubsysteme oder Kamerainstallationen sollen Regale überwachen um diesen Zustand schnell zu ändern.
Out of Shelf: Das Horrorszenario im Handel
Nichts ist für den Handel und der Konsumgüterindustrie schlimmer als ein kaufwilliger Kunde, der den Inhalt seiner Geldbörse nicht in Umsatz für den Händler verwandeln kann. Der Verlust für den Handel und damit auch für die Konsumgüterindustrie bei einer typischen Out-of-Shelf (OOS) Quote von 8% zu Umsatzverlusten von 4% Führen kann. Andererseits werden die Zahlen von anderen Lehrstuhlinhabern ebenso in Frage gestellt. Was auch immer: Generell ist das Problem vorhanden, die tägliche Wahrnehmung am PoS reflektiert das Problem in aller Deutlichkeit.
Die Lösungsanbieter geben Vollgas
Das Problem hat viele Lösungsanbieter motiviert, viel Entwicklungsarbeit in eine Lösung zu investieren. Rückblick: Bereits vor 10 Jahren haben wir 3 verschiedene Ansätze im Real Future Store getestet, allerdings mit begrenztem Erfolg. Die Zeiten ändern sich, und seit wenigen Jahren sieht man nun auf vielen Messen und Kongresse neue Technologien mit verschiedenen Ausprägungen:
- Roboter, die durch die Regale rollen und per Bilderkennung Lücken aufdecken
- Drohnen, die mit der gleichen Technologie Regale abfliegen
- Vorschubsysteme, die Leerzustände erkennen und melden
- RFID-Funklösungen, mittels derer entsprechende Situationen analysiert werden
- Kameralösungen, die ebenfalls mit Bilderkennungstechnik arbeiten
- Neue Regale, die durch spezielle Sensoren (Gewicht, Licht etc.) Leerstände erkennen
Der Handel zeigte sofort eine große Offenheit gegenüber den Entwicklungen und testete diese gern. Aktuell ist uns aber kein Unternehmen bekannt, das eines dieser Systeme produktiv betreibt oder gar ausgerollt hat.
Nebelkerzen-werfen mittels Technologie
All diese Technologien dienen aber nur einem Zweck: Grundsätzliche organisatorische und prozessuale Probleme zu kompensieren. Sie erfüllen im Grunde nur eine Funktion: Gucken und melden, wo was fehlt. Punkt. Mehr nicht. Nachverräumen tun die nicht, da ist der Kollege Mensch gefragt.
Moment mal, Kollege Mensch? Der ist doch eh den ganzen Tag da und durchläuft fast jede Stelle des Stores. Man darf sich durchaus fragen, warum er die Funktion „gucken und melden“ dann nicht übernimmt? Die Aufgabe stellt damit nicht nur eine Aufwertung für den Job im Einzelhandel dar, sondern ist auch eine der Kernaufgaben des Personals: Kundenzufriedenheit durch Sortimentsvollständigkeit herstellen. Das Verräumen bleibt doch eh beim Personal hängen, dann kann man den einfacheren Job der Out of Shelf Zustandserkennung auch dort belassen und auch belohnen anstatt teure Technologie einzusetzen.
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