Nachhaltige Geschäftsmodelle in der Textilbranche
Wussten Sie, dass die Textilbranche die drittgrößte Verursacherin von Wasserverschmutzung und Flächenverbrauch ist? Warum das so ist und was das konkret bedeutet, erfahren Sie im nachfolgenden Beitrag.
Fast Fashion:
Früher gab es eine Sommer- und Winterkollektion und das wars! Die Vielfalt einzelner Kollektionen ist gestiegen und somit auch Umweltbelastungen wie Wasserverbrauch, weite Transportwege etc. Mode wurde immer billiger, die Tragedauer immer kürzer und das alles machte sie zu Wegwerfware.
Maßgeblich verantwortlich ist das Geschäftsmodell Fast Fashion der Bekleidungsindustrie. Fast Fashion verfolgt das Ziel,
- jährlich viele trendige Kollektionen zu designen,
- kostengünstig zu produzieren und
- die Ware zu sehr niedrigeren Verkaufspreisen anzubieten.
Fast Fashion lässt sich nur schwer mit den drei Säulen der Nachhaltigkeit in Einklang bringen und steht deshalb unter ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten in der Kritik.
Zahlen der Textilbranche
Innerhalb der Europäischen Union entstehen durch die Bekleidungsindustrie rund 121 Mio. Tonnen Emissionen. Die Färbung und Veredelung von Textilien im Rahmen ihrer Herstellung ist für rund 20 % der weltweiten Wasserverschmutzung verantwortlich.
Im Durchschnittlich ist jeder EU-Bürger für 400 m² Flächen-, 9 m³ Wasser- und 391 kg Rohstoffverbrauch verantwortlich. Allein zur Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts werden rund 2.700 Liter Süßwasser verbraucht. Beim Waschen von Polyesterbekleidung werden Mikroplastikfasern freigesetzt und gelangen über das Abwasser in unsere Nahrungskette.
Konsumentendaten:
Im Durchschnitt kauft jeder EU-Bürger jährlich bis zu 26 kg Textilien, wovon er rund 11 kg wieder wegwirft. Und lediglich aus 1 % ausgedienter Kleidungsstücke werden durch Recycling neue Kleidungsstücke hergestellt. Bis dato können können Altkleider in Länder außerhalb der EU exportiert werden, wo sie allerdings zu 87 % verbrannt werden oder auf Deponien landen.
EU-Maßnahmen:
Im März 2024 wurde vom Europäischen Parlament eine Änderung im Umgang mit Textilabfällen vorgestellt, welche u.a. Hersteller von Textilien, die diese auf den europäischen Binnenmarkt bringen, stärker in die Verantwortung nehmen soll. Zudem wurde die Vernichtung von unverkauften, fabrikneuen Textilien durch die Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) verboten.
Neue EU-Öko-Designrichtlinie
Die EU-Öko-Designrichtlinie für Textilien beinhaltet Möglichkeiten neuer Geschäftsmodelle im Bereich Nachhaltig. Die EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien beschäftigt sich mit der Struktur im Bereich Textil von der Gestaltung, über die Herstellung und Nutzung bis hin zur Entsorgung und Wiedereinführung. Ziel ist es, bis 2030 kreislauffähige Textilien abbilden zu können, wozu Themen wie recyclingfähige Fasern ohne gefährliche Stoffe.
Dieser Umgang mit Kleidungsstücken durch die Hersteller soll sich jetzt ändern, denn unverkaufte Ware darf nicht mehr vernichtet werden. Somit komme ich zum Thema nachhaltige Geschäftsmodelle als Chance.
Neue Geschäftsmodelle gesucht!
Die Welt braucht kluge Köpfe, um die Kreislauffähigkeit von Textilien voranzutreiben, denn da stehen die Unternehmen erst am Anfang. Darüber hinaus benötigen Unternehmen eine Möglichkeit, unverkaufte Ware aus vergangenen Saisons sinnvoll zu verwerten. Zum Beispiel zu handgefertigten Kleidungsstücken bzw. reinen Unikaten aus alten Kleidungsstücken. Eine Idee, die sich nun endlich durchsetzen und massenfähig werden sollte. Bisher gibt es nur wenige, die das umsetzen – als best practise sei hier zum Beispiel moot genannt – aber Textilunternehmen suchen dringend kreative Köpfe, die alte Kleidungsstücke im neuen Glanz erstrahlen lassen.
Kundenanreiz am POS:
Mit diesem Wissen über die Schadschöpfung innerhalb der Wertschöpfungskette in der Textilbranche und die anstehenden Änderungen beim Umgang mit Textilabfällen ist mir aufgefallen, dass vereinzelte Händler das Thema bereits aufgegriffen haben. Sie bieten Kunden an, alte Kleidungsstücke aller Marken am POS in eine Box zu werfen und gewähren ihnen dafür sogar einen kleinen Rabatt beim Kauf neuer Kleidungsstücke:
Ein gutes Konzept wie ich finde, da es alle drei Säulen der Nachhaltigkeit bedient. Der Händler kann die Altkleider verkaufen, der Kunde erhält einen Rabatt beim Einkauf und die Natur wird geschont, da die ausgedienten Kleidungsstücke nicht auf einer Deponie landen oder verbrannt werden.
Fazit
Die Auswirkungen der Fast Fashion auf Umwelt und Klima sind enorm. Deshalb hat sich der Gesetzgeber eingeschaltet und versucht, das Thema zu regulieren. Aus meiner Erfahrung heraus ergeben sich durch diese Nachhaltigkeitsthemen extrem viele Chancen für innovative Geschäfts- oder Servicemodelle. Nutzen Sie diese und machen Sie mit!
Quellen: European Parliament, Umweltbundesamt, McKinsey Studie, Europäische Union
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