Bezahlen im Einzelhandel: Bleibt es beim hohen Bargeldanteil?
Schon häufig haben wir über die Vorliebe der Deutschen für das Bezahlen mit Bargeld geschrieben. Eine Zusammenfassung verschiedener Untersuchungen zum Bezahlen im Einzelhandel, u.a. von der Deutschen Bundesbank, dem EHI, ING und der Schufa, aus dem Februar dieses Jahres zeigt, dass zwar die Umsätze mit bargeldlosen Verfahren fast gleichgezogen haben (48,6 %). Doch immer noch werden 76 Prozent aller Transaktionen im deutschen Einzelhandel mit Münzen und Scheinen durchgeführt.
Dabei gilt: Je kleiner der Betrag, umso häufiger wird bar bezahlt. Der durchschnittliche Einkaufsbetrag mit Bargeld liegt bei unter 15 Euro – Einkäufe mit Kreditkarte belaufen sich im Mittel auf 50 Euro. Die hohe Bargeldnutzung trifft insbesondere auf den Lebensmitteleinzelhandel zu, wo knapp 70 Prozent aller Barzahlungen im Handel anfallen.
Bargeldnutzung ist keine Generationenfrage
Wie die Umfrageergebnisse zeigen, wird Bargeld von jüngeren Menschen weniger häufig genutzt, bleibt jedoch primäres Zahlungsmittel. Gleichzeitig sind jüngere Verbraucher neuen Bezahlmethoden gegenüber aufgeschlossener. 88 Prozent der Jugendlichen sagen, dass digitale Bezahlmethoden in Zukunft wichtig werden. Aber für sie hat auch Bargeld Zukunft: 63 Prozent der Jugendlichen zahlen lieber bar als mit Girocard- oder Kreditkarte.
Mobile Payment oder bar – Bedenken halten sich die Waage
Unaufgeschlossen gegenüber neuen Bezahlmethoden sind die Deutschen nicht. Vielmehr sehen sie auch klare Vorteile: Zum Beispiel sagen 69 Prozent, dass Mobile Payment das Bezahlen schnell macht. 59 Prozent sind sogar der Meinung, dass durch Mobile Payment das Einkaufen weniger kompliziert ist.
Dem gegenüber stehen jedoch viele Sicherheitsbedenken: So halten ebenso viele Verbraucher (59 %) herkömmliche Zahlungsmethoden für die sichersten. Ein unsicheres Gefühl bei neuen Payment-Methoden und mangelnde Kontrolle ist offensichtlich einer der Hauptgründe, häufiger zu Münzen und Scheinen zu greifen: Nahezu 88 Prozent führen Ausgabekontrolle und Anonymität als Grund für die intensive Bargeldnutzung an.
Der Auftraggeber der Analyse, die von statista durchgeführt wurde, ist Glory, ein Anbieter von Cash-Management-Technologien. Daher wundert es nicht, dass konstatiert wird, Barzahlung seien auch in Zukunft beliebt. Die meisten Deutschen (79 %) wollen auch künftig Kleineinkäufe wie beim Bäcker oder Kiosk bar begleichen – sogar beim Einkauf im Supermarkt trifft dies knapp auf die Hälfte zu – und wünschen sich selbst beim Online-Shopping eine Barzahlungsmöglichkeit. Einige Online-Shops haben auf diesen Kundenwunsch bereits reagiert und bieten die Option, im Internet bestellte Ware bei einem stationären Partner-Geschäft an der Kasse bar zu bezahlen.
Wie sieht das Bezahlen im Einzelhandel nach COVID-19 aus?
Es wird spannend werden, wie sich dieses Kundenverhalten durch die derzeitige Corona-Krise verändern wird. Bargeld gilt, vielleicht abgesehen von Smartphone-Displays, als das Schmutzigste, was wir regelmäßig anfassen. In diesen Tagen wird der Ruf nach mehr Self-Checkouts und kontaktlosen Bezahlverfahren lauter, nicht nur im stationären Handel. Auch Lieferdienste haben bereits kontaktlose Auslieferungen eingeführt.
Ob und wie sich Verhalten und Prozesse durch die Corona-Pandemie verändern werden, besprechen wir in unserer nächsten Podcast-Folge. Wenn Sie diese nicht verpassen möchten, abonnieren Sie am besten unseren Newsletter.
Die Zahlen der Untersuchung gibt es auch noch einmal als Infografik.
Beitragsbild: Stockfoto – pixinoo/Shutterstock
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