ZDE 220a. Prof. Rüschen, was ist im Biomarkt und bei den Smart Stores los?
Einiges hat sich im Bio Bereich verändert, zudem nimmt die Anzahl von Smart Stores immer mehr zu. Heute spreche ich mit Stephan Rüschen über die aktuellen Entwicklungen.
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Intro: Zukunft des Einkaufens – Der Podcast für Innovation im Handel.
Frank Rehme: Ja, da sind wir wieder mit einer neuen Folge unseres Retail Innovation Radios. Heute habe ich wieder einen, ja, ich sag mal, alten Gast bei mir. Wir haben schon viel miteinander gemacht, über viele Jahre auch zusammengearbeitet. Denn der Mensch, der hier neben mir steht live im Studio, ist Professor Dr. Stephan Rüschen. Hallo Stephan, grüß’ dich.
Stephan Rüschen: Ja, hallo Frank, freu mich mal wieder bei dir zu sein.
Frank Rehme: Ja, wir haben ja schon einiges zusammengemacht, wir haben ja beide eine METRO-Vergangenheit, haben dort einiges auch im Bereich der Innovation gerockt und du bist heute aber Professor. Und ein paar Worte zu dir, für die drei Leute in Deutschland, die dich noch nicht kennen, damit das auch aufgeklärt ist.
Stephan Rüschen: Ja, wir haben uns tatsächlich bei der METRO kennengelernt. Ich war von 2000 bis 2012 bei METRO Cash and Carry, da im In- und Ausland in verschiedenen Funktionen, hauptsächlich Marketing und auch Einkauf. Und seit 2013 bin ich Professor für Lebensmittelhandel an der DHBW, Dualen Hochschule Baden-Württemberg, in Heilbronn, also schon seit, ja, über zwölf Jahren. Und meine Schwerpunkte sind dort im sogenannten Forschungsbereich unbemannte Stores, Smart Stores 24/7 und beschäftige mich auch mit diversen Nachhaltigkeitsthemen.
Frank Rehme: Ja, und du hast dort natürlich neben ganz vielen White Papern, die auch immer wieder hier bei uns auf Zukunft des Einkaufens mit erscheinen, hast du aber eine Veranstaltung dort auch etabliert, die vorher nicht da war, ne?
Stephan Rüschen: Ja, wir haben zu fünft, mit fünf Kollegen und Kolleginnen haben wir seit 2016 unsere sogenannten Retail Innovation Days, zweitägiges Symposium in Heilbronn auf dem Bildungscampus mit 500 Leuten. Und das hat uns, glaube ich, auch gelungen, die Veranstaltung zu etablieren, dass sie Bekanntheit hat. Und dieses Jahr, 2025, am 15. und 16. Juli auf dem Bildungscampus in Heilbronn, haben wir dieses Jahr das Thema Smart Stores 24/7, also unbemannte Store-Lösungen, die Kunden im Fokus mit über 20 Vorträgen und Diskussionen.
Frank Rehme: Ja, und ich war auch schon öfters da und ich kann echt nur empfehlen: Leute, sehr authentisch die Veranstaltung. Meldet euch da an, wenn überhaupt noch Plätze zu vergeben sind. Du sagtest, irgendwie habt ihr noch ein paar, ne?
Stephan Rüschen: Ja, Stand heute, Ende April, haben wir noch 40 Tickets von den 500, also werden bald ausverkauft sein. Darüber freuen wir uns dann auch sehr, dass die, wenn ich es mal formulieren darf, die Hütte voll sein wird.
Frank Rehme: Ja, gut, aber unser Thema heute, oder wir haben ja zwei Themen. Du hast ja gerade schonmal Smart Stores erwähnt. Ich glaube, du bist auch der Smart Store Papst hier in Deutschland, so nehm ich dich immer wahr und viele andere geben mir immer den Tipp, wenn ich über Smart Store rede: Sprich doch man mit dem Rüschen, der hat mehr Ahnung davon als du.
Stephan Rüschen: Ja, es ist tatsächlich so. Ich beschäftige mich sehr intensiv, nämlich seit fast viereinhalb Jahren mit unbemannten Stores, Smart Store 24/7, wie wir die nennen. Papst, das ist sehr nett, Frank, lehne ich als Katholik aber ab, weil der Papst in seinem Fachgebiet einen Unfehlbarkeitsanspruch hat und den habe ich nicht. Beschäftige mich intensiv damit. Aber Papst, also das alles, was ich dazu sage und einschätze, 100 Prozent richtig sein muss, das würde ich für mich nicht in Anspruch nehmen wollen.
Frank Rehme: Das ehrt dich aber ganz besonders jetzt. Fand ich total gut jetzt den Vergleich. Gut, und das zweite Thema, was wir auch immer wieder hier veröffentlichen, sind dein Blick auf den ganzen Biomarkt. Lebensmittel sowieso, das ist ja dein Heimgebiet, aber Biomarkt unverpackt haben wir auch schon mal darüber gesprochen, über diese ganzen Themen. Lass uns mal über den Biomarkt jetzt mal einsteigen. Und zwar ist ja vieles passiert, das mit Inflation und so weiter zusammenhängt, dass viele Leute jetzt auf einmal mehr auf den Euro schauen. Wie sieht der Gesamtmarkt da eigentlich jetzt aus?
Stephan Rüschen: Ja, der Biomarkt ist tatsächlich, finde ich, wirklich spannend. Er war über 20 Jahre, ich will nicht sagen langweilig, aber er ist halt einfach jedes Jahr gestiegen. Jedes Jahr plus, was natürlich auch sehr, sehr positiv war. Und noch mal deutlicher gestiegen in den Corona-Jahren, 2020 und 21, da hat er noch mal richtig zweistellige Umsatz plus gehabt, auch noch deutlich mehr als der klassische LEH. Das hat sich geändert mit dem Ukraine-Konflikt, nämlich mit der steigenden Inflation, mit der sinkenden, vor allem wahrgenommenen sinkenden Kaufkraft, hat der Biomarkt 2022 das erste Mal Umsatz verloren. Das kannte die Branche gar nicht, dass sie Umsatz von einem Jahr zu dem anderen verliert, konnte aber jetzt 2023 und 24 wieder Umsatz gewinnen und ist mittlerweile auch wieder vor dem Niveau, vor dem Ukraine-Konflikt. Also die Steigerungsraten sind wieder da.
Frank Rehme: Jetzt bin ich ja mit einer Frau glücklich verheiratet, die sehr stark immer auf meine Ernährung achtet. Also da bin ich ja wirklich auch froh drum. Und wenn wir einkaufen gehen und ich achte jetzt ja auch sehr auf Bio, gelernt durch meine Frau, und sie sagte mir aber immer: Nee, das Bio kannst du nicht kaufen. Da gibt es ganz bestimmte Siegel, auf die man achten muss. Sie sagt mir immer, Bioland und Demeter, das ist so die höchste, die S-Klasse eigentlich, die man da kaufen kann. Und die normalen Bio-Siegel, sagte sie: Ja, das kann man nehmen, aber wenn etwas Besseres da ist, nimm lieber das. Wird der Verbraucher nicht so ein bisschen verunsichert durch diese ganze Vielfalt?
Stephan Rüschen: Naja, Vielfalt, es ist natürlich so, dass nicht mehr alle Messages, wie wir immer glauben, beim Verbraucher ankommen. Aber zuallererst mal ist ja mal positiv, dass da der Biomarkt eigentlich ein geregelter Markt ist, weil das Bio-Siegel ist eineindeutig definiert, gesetzlich auch definiert. Damit kann kein Schmu betrieben werden. Und dann gibt es aber tatsächlich on top die Naturland, Bioland, Demeter, das sind die drei größten, die on top sind, die höhere Anforderungen haben. Am Schluss wird es wahrscheinlich so sein, dass tatsächlich sehr viele Kunden und Kundinnen gar nicht die Unterschiede kennen, gar nicht wahrnehmen, gar nicht benennen können, was zum Beispiel der Unterschied zwischen Bioland und Naturland ist. Aber sie haben in ihrer Wahrnehmung, ich würde das mal so sagen, das ist das bessere Bio für mich und für die Umwelt. Und das ist schon positiv zu sehen, wie bei Markenartikeln auch: Es ist eine Kennzeichnung, eine Qualitätskennzeichnung eines Produktes, was Kunden Orientierung gibt. Und von daher, ja, Vielfalt von Siegeln ist immer ein bisschen schwierig. Aber im Kern, wenn jetzt umgekehrt deine Frage wäre: Wäre es nicht besser, wir hätten die alle gar nicht? Wir hätten einfach nur das europäische, deutsche Bio-Siegel, würde ich sagen: Nee, Markenvielfalt in dem Bereich hilft auch.
Frank Rehme: Ja, stimmt ja auch wieder und zeigt ja auch dann dementsprechend, dass auch dieser Wettbewerb dadrunter auch genau da so ein bisschen den Markt belebt. Ja, wenn wir jetzt mal schauen, es gibt ja auch die verschiedenen Formate jetzt, ob das denns ist oder hier die anderen Formate in dem Bereich. Da passiert ja einiges jetzt, die haben sich auch wieder gefangen dann in diese Richtung, wenn jetzt die Umsätze wieder da sind. Siehst du neue Player irgendwo am Hintergrund oder wie sieht es da aus?
Stephan Rüschen: Naja, zu allererst mal muss man schauen, dass eine Verschiebung da ist. Nicht unbedingt neue Player, aber eine Verschiebung. Also wenn man unterscheidet zwischen, du gerade sagtest denns, Alnatura, den sogenannten Bio-Naturkost-Fachgeschäften, dem klassischen LEH, der natürlich auch Bio verkauft, also LIDL, ALDI, EDEKA, REWE etc. und den sogenannten Sonstigen, darunter verbergen sich dann Hofläden und Bio-Metzger und Bio-Bäcker beispielsweise. Dann sehen wir, dass der Marktanteil 2024 circa 20 Prozent nur noch bei den Naturkost-Fachgeschäften ist, also denns und Alnatura, das 67 Prozent beim klassischen LEH ist und der Rest dann, circa 13 Prozent müssen übrig bleiben, bei den sogenannten Sonstigen. Und diese Marktanteilsverschiebung zugunsten des klassischen LEH findet seit Jahren statt. Das ist kein neues Phänomen durch Ukraine oder Corona gewesen, sondern das war schon immer so, dass wir quasi pro Jahr ungefähr ein Prozent Marktanteilsverschiebung von den Naturkost-Fachgeschäften und Sonstigen zum klassischen LEH haben, der mittlerweile die mit Abstand dominanteste Betriebsform ist. Das hat sich aber natürlich verschärft in den letzten zwei Jahren. Kunden haben mehr auf den Preis geguckt, Bio-Fachgeschäfte haben ein relativ teures Preis-Image, ob berechtigt oder nicht ist egal, aber ist in dem Fall egal, um den Markt zu verstehen, weil die Kunden sind dann dort hingegangen, wo sie glauben, dass sie es günstiger bekommen. Und da hat der denns, Alnatura, also vor allem die selbstständigen Bio-Geschäfte sehr stark gelitten und haben auch diverse geschlossen. Der größte Verlust ist basic gewesen, basic in München, die verkauft haben an tegut und damit als Player im 100 Prozent Bio-Fachgeschäft auch verloren gegangen sind.
Frank Rehme: Jetzt haben wir ja gesehen, dass sehr stark auch die Discounter, ich beobachte immer bei LIDL, sehr stark in diese Richtung reingehen, auch Bioland-Produkte anbieten, die natürlich dann im Premiumbereich da unterwegs sind. Siehst du da eine große Verschiebung auch der Umsätze dann in Richtung dieser Formate beim Discounter?
Stephan Rüschen: Ja, definitiv. Also wir kommen gerade richtigerweise noch mal zu den Siegeln, nämlich dass wir schon vor einigen Jahren die Siegel, das bessere Bio, das sonst immer dem Bio-Fachhandel vorbehalten war, eben jetzt auch im klassischen LEH zu finden ist und zwar vor allem auch auf den Eigenmarken, also Bioland auf der LIDL Eigenmarke, Naturland auf der ALDI Eigenmarke und Demeter auch bei Kaufland und alle, sprich Demeter, Bioland und Naturland mittlerweile mehr oder weniger in allen klassischen LEHs vertreten sind. Damit natürlich Problem für den Bio-Fachhandel, der sich damit nicht mehr profilieren kann. Das ist die eine Verschiebung. Die andere ist damit einhergehend, die Bio-Fachmarken, jetzt mal als Synonym dort zu nehmen, Rapunzel als die größte Bio-Fachmarke, die haben über einen exklusiven Vertrieb über die Fachkanäle gemacht, also nicht über den klassischen LEH in der Vergangenheit. Und das führte dazu, dass der klassische LEH einfach hergehen musste und musste Handelsmarken machen, um Bio sozusagen überhaupt zu verkaufen. Und dadurch sind die Handelsmarken im klassischen LEH im Bio-Bereich auch groß geworden, groß geworden eben sogar mittlerweile auch mit einer Bioland-, Naturland- oder auch Demeter-Zertifizierung. Also Verschiebung, deine Frage war, ja, hin zu mehr Handelsmarke, hin zu das bessere Bio auch im Discount und auch bei EDEKA und REWE und ein starkes Problem vor allem für die klassischen Bio-Markenartikel, als Synonym Rapunzel genannt.
Frank Rehme: Ach übrigens, wir teilen ja mit dir Einblicke, Trends und inspirierende Geschichten direkt aus der Welt des Einzelhandels. Und du kannst uns aber dabei unterstützen, diese Mission auch zukünftig fortzuführen. Und das Beste daran: Du kannst uns helfen, ohne auch nur einen Cent auszugeben. Dazu erzähle einfach deinen Kolleginnen und Kollegen von uns, abonniere unseren Newsletter und wenn dir gefällt, was du hörst, bewerte uns in deinem Podcatcher mit fünf Sternen. Deine Stimme zählt und hilft uns enorm. Für diejenigen unter euch, die unsere Arbeit auch finanziell unterstützen möchten, bieten wir verschiedene Unterstützer-Pakete an, die teilweise schon bei einem Euro anfangen. Schon für sehr kleines Geld kannst du also dazu beitragen, unser Retail Innovation Radio am Laufen zu halten. Schau da auf unsere Webseite ins obere Menü bei „Unterstützer“. So, jetzt geht’s aber weiter.
Ich habe jetzt so eine Wahrnehmung auch, also ist erst mal nur eine Wahrnehmung, vielleicht kannst du da etwas zu sagen. Ich hab ja noch so ein zweites Zuhause im Hunsrück. So und da ist natürlich erstmal die Anzahl an Einkaufsmöglichkeiten sowieso geringer, ländlicher Bereich, sehr stark zerklüftet alles da. Und da stelle ich fest, dass nicht nur die Anzahl der reinen Bioläden, sondern auch der Bioprodukte in den etablierten Supermärkten geringer ist. Hat das etwas mit der Ländlichkeit zu tun? Sehe ich in verschiedenen Bereichen auch, dass verschiedene Bioprodukte hier im urbanen Bereich viel verbreiteter sind als im ländlichen Bereich.
Stephan Rüschen: Ja, ich glaube, dass du das richtig einschätzt. Es ist tatsächlich so, dass das Bio im ländlichen Bereich nicht so vertreten ist. Im ländlichen Bereich spielt das Thema Regionalität eine viel größere Rolle, eine noch größere Rolle, als es im städtischen Bereich auch tut. Das heißt, im ländlichen Bereich, in deinem beschriebenen Hunsrück, wird es so sein, dass die Menschen, die dort dauerhaft wohnen, für die Regionalität, Lokalität, Naturschutz, Naturverbundenheit zeigt und nicht unbedingt, da muss nicht unbedingt Bio-Siegel drauf sein. Ja, das ist so, was du sagst.
Frank Rehme: Ja, die haben eben halt Vertrauen zu ihrem Nachbarn, der die Sachen anbaut.
Stephan Rüschen: Genau, die kaufen das lokale Ei vom Bauern. Das muss aber nicht Bio sein, weil sie sagen: Auch das ist ein gutes Ei.
Frank Rehme: Ja, interessant. Wie ist so der Ausblick in diese Richtung? Wo siehst du so die Zukunft in dem Bio-Bereich? Weiterausbau? Stagnation?
Stephan Rüschen: Ein wichtiges Thema, Frank, möchte ich gerne noch mal aufgreifen, nämlich der Handelsmarkenanteil.
Frank Rehme: Ach ja, genau. Richtig.
Stephan Rüschen: Der Handelsmarkenanteil bei Bio ist bei circa 67 Prozent und Marke entsprechend 33 Prozent. Über Food gesamt, konventionelle Lebensmitteln, ist der Handelsmarkenanteil bei circa 45 Prozent. Da merkt man, dass er bei Bio überproportional ist mit 67 und vor allem ist die Verschiebung in den letzten drei, vier Jahren von, sorry, mit den vielen Zahlen, bei Zahlen sagt man häufig, sie sind nicht podcastgeeignet, aber von 52 Prozent auf 67 Prozent hochgegangen innerhalb von drei bis vier Jahren. Das ist wirklich eine sogenannte, um jetzt das Buzzwort mal zu verwenden, diskruptive Entwicklung, die wir sonst so im LEH so drastisch Verschiebungen nie wahrnehmen. Das heißt, was jetzt sozusagen, wenn man nach vorne guckt, um deine Frage aufzunehmen, die klassischen Bio-Fachmarken-Artikel, Rapunzel etc., Zwergenwiese, wie sie alle heißen, haben durchaus ein Profilierungsproblem, weil sie relativ teuer sind. Der Preisabstand von Markenartikeln zu Handelsmarken im Bio-Bereich ist noch mal deutlich höher als bei konventionellen auch schon der Fall ist. Und deshalb drängen die jetzt, dass sie in den klassischen LEH, also sie geben ihren selektiven Vertrieb nur über Bio-Fachhandelskanäle auf und sind jetzt zunehmend auch bei REWE und EDEKA gelistet. Was ich für einen richtigen Schritt halte, weil sie damit ihre Distribution natürlich dramatisch im Positiven ausweiten. Vor allem im ländlichen Bereich auch, wo es Bio-Fachgeschäfte teilweise überhaupt gar nicht gibt, die gibt es eigentlich nur in der Stadt, also weiten ihre Distribution aus, ein richtiger Schritt. Aber ein richtiger Schritt ist kein Selbstläufer, weil jetzt hast du plötzlich Marken beim EDEKA und REWE stehen, die viele Kunden gar nicht kennen. Die kaufen zwar Bio, aber die sagen: Rapunzel? Kenn ich nicht. Hab noch nie eine Werbung gesehen. Ich war noch nie in einem Alnatura, wo es war. Kenn ich nicht. Das heißt, im Prinzip müssen sie jetzt viel in Marketing, Marketing, Marketing investieren, um Bekanntheit zu erzeugen, um überhaupt zu erklären, warum ihre Marke einen Preisaufschlag rechtfertigt, wenn ich Bio kaufe und der Kunde deshalb nicht zu günstigen Bio-Handelsmarken greifen sollte, sondern zur Bio-Marke. Dieselben Fragestellungen, die man bei allen anderen Produkten auch hat: Handelsmarke/Marke. Also die hat man auch bei Cola und Nutella etc., das ist kein Bio-Phänomen, aber für die Bio-Branche ist das jetzt doch durchaus neu, sich damit auseinandersetzen zu müssen.
Frank Rehme: Praktisch der Next Level der Handelsmarke.
Stephan Rüschen: Das ist der Next, ja der Next Level der Handelsmarke ist, wie kann ich jetzt als Markenartikel dem Next Level der Handelsmarke entgegenstehen und kann sozusagen auch weiter in die Zukunft bestehen, um nicht sogar zu sagen, das Wort überleben zu nehmen. Und deshalb Ausblick, Ausblick für mich ist, noch am Anfang vielleicht vergessen, dass der Bio-Markt mittlerweile circa 6,5 bis 7 Prozent Umsatzanteil am Gesamt Food hat. Das ist jetzt gut, Gottes Willen. Es gibt ein politisches Ziel, das heißt: 30 Prozent bis 2030. Ist vom politischen Ziel 30 Prozent weit entfernt, wird auch nicht erreichbar sein, überhaupt gar keine Chance, Stand heute. Aber wir gehen schon davon aus, dass Bio jetzt wieder auf dem Wachstumspfad sein wird, aber auf einem, der halt heißt: Immer so ein bisschen besser als der Gesamtmarkt und keine dynamische Entwicklung, wenn jetzt nicht von außen irgendetwas kommt. Von außen bedeutet übrigens auch, da komme ich jetzt zu einer Forderung, wenn ich das sagen darf, Frank, ich bin einer derjenigen, die der Meinung sind, es ist im Sinne der Nachhaltigkeit, wir sollten die sogenannten externen Effekte internalisieren, also die Kosten, die mit konventionellen Produkten entstehen durch Produktion und Verbrauch, aber im Preis nicht drin sind, mit einpreisen, das würde dazu führen, dass der Abstand zwischen konventionellen und Bio-Produkten dramatisch sinken würde, wenn nicht sogar Bio sogar günstiger werden könnte, was aber richtig ist, im Sinne der Allokation von Ressourcen, um mal ein bisschen vorlesungsdeutsch zu verwenden. Wenn man das versuchen würde, gesetzlich letztendlich einzugreifen und das Preisverhältnis zu verändern, dann könnte das Bio einen großen Aufwind geben, den ich auch übrigens für sehr berechtigt und richtig halte.
Frank Rehme: Ja, da sieht man mal wieder dieses Thema Total Cost of Ownership von solchen Sachen, die mal mitzuberechnen, dann kommt gleich was ganz anderes dabei raus. Ja, Stephan, ich erinnere mich an einen Vortrag, den ich vor mindestens zehn Jahren gehört habe, und zwar vom Thorsten Töller, das ist der Chef von Fressnapf, und der hat gesagt, seine beste Idee, die er hatte, war, zu erkennen, dass wenn Menschen Bio essen, sie das Gleiche auch für ihre Tiere wollen und dann hat er Eigenmarken im Bio-Bereich hergestellt. Und als dann die ganzen Kochshows alle hoch kamen hier, mit Tim Melzer und Co., dann hat er festgestellt, wenn die Menschen jetzt auf einmal mehr gourmetmäßig unterwegs sind, wollen die das auch für die Tiere. Und dann war sein größter Verkaufsschlager, war dann Katzenfutter Shrimps mit Trüffel. Also man sieht, dass das auch bei den Menschen etwas auslöst, was sie dann auch ihren Tieren zum Wohle kommen lassen, und er hat damit wirklich ganz tolle Margen erreicht. Ja, so viel mal zum Thema Bio. Jetzt haben wir ja noch dein Pabst-Thema, nein Pabst bist du ja nicht an der Ecke, das Thema Smart Stores. Kurzer Recap mal für euch da draußen: 2018 oder 2019, ich weiß gar nicht mehr, wann das war, doch muss 2018 gewesen sein, hab ich in New York den ersten Amazon Go, den ich je gesehen habe, dann mal ausprobiert auch. Und ich war mit unserer lieben Karin Wunderlich da und wir haben gesagt: Den tricksten wir jetzt mal aus. Und dann sind wir da reingegangen und haben dann eingekauft, so über Kreuz gegriffen, ich Sachen vor ihrer Front weggenommen und sie bei mir und dann haben wir die auch in unsere Taschen dann gepackt und so. Und es ist alles erkannt worden. Allerdings erst haben wir den Kassenbon, den haben wir erst eine halbe Stunde später bekommen. Ich tippe mal, dass dann irgendwo doch noch mal ein Mensch drüber gucken musste, weil die Technik sich nicht sicher war. Heutzutage sind wir ja in dem Bereich unterwegs, dass Amazon Go jetzt die erreichte oder angepeilte Zahl von 3.000 Stores in den USA überhaupt nie erreicht hat. Ich glaube, die sind da irgendwo in so einem zweistelligen Bereich noch unterwegs. Aber wir in Deutschland sind schon gut unterwegs. Wie viele haben wir an den Smart Stores mittlerweile?
Stephan Rüschen: Ja, zuallererst mal muss man es ein bisschen definieren. Sorry, dass ich das erst noch mal mache. Nämlich sind unbemannte Stores, die man 24/7 dadurch auch aufmachen könnte, die in der Regel bargeldlos sind, die in der Regel eine Registrierung brauchen, die in der Regel auf einer kleinen Fläche sind. Und dass es ein bisschen weiteres Feld, wenn ich jetzt ganz eng mal deinen Ausgangspunkt nehme, nämlich Amazon Go, also die Grab-and-Go-Technologie, die über Kameras erfasst, was ich als Kunde einkaufe, da haben wir in Deutschland in Anführungsstrichen nur 20 Stores. Aber immerhin, immerhin. Wir haben 20 Stores. Der erste ist 2021 eröffnet worden. Wir haben also diverse Tests auch nach wie vor. Die REWE hat tatsächlich sechs Stores, aber dann gibt es eben einzelne Tests. Von teo gibt es zwei, von einem Bäcker in Sylt gibt es einen, von Q1 gibt es einen Test und so weiter. Das ist eine Technologie, die also ein Teststadium ist und wo man schon merkt, sie wird immer besser, die Genauigkeit wird immer besser. Die Customer Journey ist auch deutlich verändert worden im Vergleich zum Anfang. Aber das große, wo die Musik spielt in den sogenannten unbemannten Stores, das sind relativ einfache Self-Scanning Lösungen. Da wäre also das Synonym dafür wäre teo, weil die jetzt mit auch am bekanntesten sind, sind aber in Anführungsstrichen nur an dritter Stelle. An erster Stelle ist Tante Enso, die fast 70 Märkte mittlerweile haben, Tante M., die circa 60 Märkte haben und teo mit 42 Märkten. Und dann gibt es aber noch ganz, ganz viele kleinere. Sodass wir, wenn man die Definition nochmal nimmt, insgesamt übrigens circa über 600 Smart Stores in Deutschland zählen. Wir mappen das ja auch auf einer Google Maps Karte, die jeder einsehen kann, absoluter kostenloser Link, jeder einsehen kann.
Frank Rehme: Stelle ich hier in die Shownotes.
Stephan Rüschen: Und aktualisieren das regelmäßig und um dir mal eine Dimension zu geben vielleicht, warum man sich nach viereinhalb Jahren mit sowas immer noch beschäftigt. Diese Google Maps Karte haben wir seit einem Jahr und haben über 62.000 Aufrufe für eine B2B Karte, es ist keine B2C Karte, Endkunden kennen das nicht, die können damit keinen Store suchen, weil sie die Karte gar nicht kennen. Und das zeigt dieses ungemein große Interesse in der Branche nach wie vor an diesem Thema. Wobei, wir sagen immer, es ist eine boomende Nische, es ist eine Nische. Wir werden nicht massenhaft Schließungen von LIDL, ALDI, REWE und EDEKA etc. von normalen Stores sehen wegen solchen unbemannten Stores.
Frank Rehme: Jetzt habe ich, ich hoste ja auch den Podcast von den Stadtrettern, da habe ich mit den Tante M.-Leuten mal einen Podcast gehabt. Und die haben mir gesagt, das große Problem ist immer Standorte zu finden. Die haben gar nicht große Anforderungen. Aber trotzdem ist es wirklich schwierig, die Standorte immer irgendwie verfügbar zu haben.
Stephan Rüschen: Ja, es gibt ja zwei Dinge, die grundsätzlich da gemacht werden. Das eine ist, man macht eine Box, die man dann irgendwo hinstellen muss. Der Standort zu finden dafür ist jetzt dann nicht mehr so schwierig. Boxen haben aber viele Nachteile in der Logistik, in dem Platz, den man hat. Und vor allem das Genehmigungsverfahren dauert durchaus für eine Box, die ich irgendwo hinstelle, durchaus neun Monate oder länger. Das zweite ist, was wir aber häufiger finden, ist, weil es eben vom Platzangebot und wie gesagt von der Logistik auch besser ist, dass man in ein bestehendes Ladenlokal reingeht. Und ist es so, das gibt zwei Dinge. Nämlich das eine ist, die Anfragen von Orten, die einen solchen Store haben wollen, wie beispielsweise Tante M., Tante Enso und teo, das ist immens. Das ist so groß, das können die gar nicht bewältigen, die ganzen Anfragen überhaupt qualitativ vorzuselektieren. Aber dann in dem Ort ein wirklich geeignetes Ladenlokal zu finden, das ist tatsächlich die Herausforderung. Wobei bisher ist es schon so, dass die, jetzt die beiden, die vor allem sehr expansiv unterwegs sind, Tante M. und Tante Enso, ich glaube, denen ihre Expansion wird weniger daran gebremst, dass die Standorte nicht finden, als dass sie die Ressourcen eher nicht haben, noch schneller zu expandieren, als sie eh schon tun.
Frank Rehme: Jetzt braucht man ja eine Mindestanzahl, gerade im nicht urbanen Bereich, eine Mindestanzahl an Bürger, die dort einkaufen. Ich glaube, die liegt so bei 4.000 oder so ähnlich in der Ecke.
Stephan Rüschen: Nein, sogar niedriger. Also 2.000 sagt man, es gibt auch durchaus Orte, wo man sogar noch in kleinere Orte reingeht, denn es gibt natürlich schon sozusagen zwei Zielgruppen, die einkaufen. Das eine sind diejenigen, die wirklich aus dem Ort kommen und dann spielt der Standort eben eine Rolle. Wenn ich aber an einem Ort bin, der halt auch eine Durchgangsstraße hat und ich habe an der Durchgangsstraße mein Tante M. oder Tante Enso, dann kann ich auch ganz viel sozusagen erreichen, die eben durchfahren, im wahrsten Sinne des Wortes, wie die Durchgangsstraße sagt, die eben durchfahren und eine oder zwei Orte weiter wohnen, aber zum Arbeiten oder wo auch immer, dann dort vorbeifahren. Deshalb müssen es nicht immer sozusagen die 2.000 sein, wichtiger wäre dann eher eine Durchgangsstraße zu haben, wo eine relevante Frequenz ist.
Frank Rehme: Ich sehe das in dem kleinen Hunsrück Ort, in dem ich da immer bin. Der ist, Altlay heißt der, der ist ein paar Kilometer von der Mosel weg, da wo ganz viele Holländer auch immer Urlaub machen gerne und der hat allerdings nur 400 Einwohner, so da wird also keiner hinkommen. Aber da sehen wir doch dieses Problem eigentlich, was wir in Deutschland gerade im nicht urbanen Bereich haben und zwar: Ich fahre da immer sehr gerne hin, weil ich mit einer der jüngsten in diesem Ort bin, mit 64 Jahren. Also eine starke Überalterung. Die jungen Leute ziehen alle weg und der nächste Supermarkt ist 14 Kilometer entfernt. Das heißt, ich habe wirklich einen weiten Weg. Ich bin nicht vielleicht nicht mehr mobil. Man sieht da auch vor jedem Dritten Haus einen Pflegedienstwagen parken. Und das wäre ja auch die Idee für den nicht urbanen Raum mit weniger als 2.000 Einwohner überhaupt die Menschen noch versorgen zu können.
Stephan Rüschen: Ja, bewerbt euch doch mal. Schreibt an Tante Enso, Tante M. beispielsweise. Schreibt euch und dann werdet ihr feststellen, ob die Standortkriterien funktionieren. Und dann, wenn es nur 500 sind, dann schreibt doch schon mal rein, welche Orte noch drum rum sind und dass der nächste Supermarkt 14 Kilometer entfernt ist. Das heißt, der Ort, der zwei Kilometer entfernt ist, der wäre auch noch besser aufgehoben, dann zu euch zu fahren, als die zwölf Kilometer zum Supermarkt. Why not, Frank? Ihr müsst euch melden, weil es einfach so viele Standorte im ländlichen Raum sind, die grundsätzlich denkbar sind, dass ich gesagt hätte, die Anbieter werden euch nicht finden, weil sie euch nicht suchen…
Frank Rehme: Genau.
Stephan Rüschen: …weil sie einfach so viel Anfragen von Orten haben.
Frank Rehme: Ja.
Ach, übrigens, wusstet ihr, dass unsere Autorinnen und Autoren auch für Vorträge, Beratungen oder Expertengespräche zur Verfügung stehen? Wenn ihr also tiefere Einblicke in die Zukunft des Handels wünscht, seid ihr bei ihnen genau richtig. Und wenn ihr vor Herausforderungen bei der Transformation im Handel steht, ist unser Partner, die GMV Team GmbH, bereit, euch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Zögert nicht, Kontakt aufzunehmen. Einfach hier an . Kommt immer an. Danke, dass ihr Teil unserer Community seid. Jetzt geht es aber weiter.
Also, das ist so die große Problematik an der Stelle, dass ja nicht nur irgendwie die Versorgung da sein muss, ich sag mal, irgendwie mit Kartoffeln, Eiern und…
Stephan Rüschen: Ja.
Frank Rehme: …sondern auch mit irgendwelchen anderen Dienstleistungen. Da wäre ja zum Beispiel auch so ein Thema Telemedizin da gleich mit unterzubringen oder irgendwie auch ein Geldautomat mit dabei zu haben, wäre ja auch eine Geschichte, die interessant wäre.
Stephan Rüschen: Ja, sehr gutes Thema. Ich war tatsächlich gerade Bestandteil auch von einem Forschungsprojekt mit dem Fraunhofer Institut, wo es genau um die Frage ging. Jetzt ist das Ergebnis noch nicht veröffentlicht, wird aber bald veröffentlicht und dann ging es genau um die Fragen: Was ist eigentlich der Bedarf in so einem Ort? Da war das Thema Telemedizin, da war das Thema temporär irgendwie eine Bank, natürlich nicht die ganze Zeit, da war das Thema, einen Gesellschaftsraum zu haben, eine Möglichkeit, einen Treffpunkt für den Ort zu haben und viele andere Themen, die das dann sozusagen, also das ganze Potpourri, den Blumenstrauß an Bedarf von einer Gemeinde aufgezeigt haben und auch aufgezeigt haben, wie man das lösen könnte. Also beispielsweise Medizin über das Thema Telemedizin. Spannendes Thema.
Frank Rehme: Ja, da geht es ja auch generell um Teilhabe bei dem Ganzen und die aktuelle Bundesregierung hat ja auch ein großes Programm aufgelegt gegen Einsamkeit in unserem Land. Und da sind diese Gesellschaftsräume natürlich etwas Ideales, wo man Menschen wieder zusammenbringt im Zeitalter der Digitalisierung.
Stephan Rüschen: Ja, das ist ja gerade sind die unbemannten Stores auch immer mal wieder in der Kritik, dass so gesagt wird, naja: Sie würden aber das Gemeinschaftsgefühl, die Gemeinschaft in einem Ort ja nicht unbedingt stärken, weil du gehst dann zwar alleine rein, es ist keiner da, mit dem du reden kannst etc. Und dann ist es natürlich schon so, dass wenn du aber Orte schaffst, wo dann Menschen vielleicht gemeinsam einkaufen gehen, wo sie zufällig, ich meine Einsamkeit wird ja auch überwindbar durch zufällige Möglichkeiten, zufälliger Begegnung. Muss man ja auch mal so sehen, es muss ja nicht immer gleich der Skat-Verein sein oder das, der Bingo-Club, whatever, um sich zu treffen, sondern einfach Städten zu schaffen, wo man sich auch sozusagen zufällig treffen kann und da sind solche Stores eigentlich auch hilfreich tatsächlich. Und es ist tatsächlich so, dass wir diese unbemannten Stores vor allem im ländlichen Raum bisher finden und im städtischen Bereich noch sehr wenig.
Frank Rehme: Ja, jetzt die Technologien, da haben wir ja gerade mal ganz kurz nochmal angesprochen, die ich bei Amazon gesehen habe, das war ja Hochtechnologie pur, Computer Vision da und Kameratechnik, Sensorik in den Regalen und solche Sachen alle, der ist natürlich nicht bezahlbar auf Dauer. Welche Technologien gibt es da noch?
Stephan Rüschen: Ja, genau, ich versuch’s einmal durchzugehen, also das Grab and Go, Amazon Go sind circa 20 Stores in Deutschland, Self-Scanning, so wie wir das aus dem Supermarkt kennen, nimmst die Produkte und gehst am Schluss an den Self-Scanning-Terminal, scans und bezahlst bargeldlos, sind circa und ländliche Nahversorgung sind circa 300. Die ländliche Nahversorgung bedeutet in dem Fall, die haben so 1.000 Produkte oder mehr, das heißt von jeder Warengruppe etwas und davon unterscheiden wir dann noch die Direktvermarktung, also der Hofladenbesitzer, der über unbemannte Stores seine Produkte verkauft, das sind circa 150, nochmal zusätzlich, die wir bisher zählen und dann gibt es noch Spezialfälle und da kommt man nochmal zu den Technologien, nämlich Metzger. Metzger, gibt circa 40 Metzger, unbemannte Metzger, häufig in Boxen, häufig aber auch in bestehenden Ladenlokalen und die nutzen sehr häufig, Frank, du wirst staunen: RFID.
Frank Rehme: Oh! Kennen wir.
Stephan Rüschen: RFID. Und da haben wir ja auch eine gemeinsame, zumindest mal Erfahrung, Vergangenheit/Erfahrung von der METRO, wir haben das ja 2011/12 glaube ich mal komplett mal testweise eingesetzt, ausprobiert und unser Ergebnis war ja damals gewesen: Ist super und wird nie kommen. Im Food-Bereich und mit der These bin ich auch sozusagen, hab ich zehn Jahre gelebt oder mit dieser Hypothese, mit der Annahme, im Non-Food wissen wir mittlerweile, kommt ganz viel RFID, Kleidung, Fashion, HEMA aus Holland haben gerade gesagt, sie werden jetzt auf RFID umstellen, aber die Metzger, warum nutzen die das denn? Weil das ein Problem von RFID ist ja, du musst es irgendwann mal anbringen und wenn du sozusagen bei Nutella nicht irgendwann mal sagst, bei der Produktion wird das angebracht, dann wäre das nicht rentabel, dass jeder im Laden irgendwie so ein Tag anbringt. Der Metzger muss aber sein Produkt eh in die Hand nehmen, weil er muss es verpacken, muss es abwiegen und dann macht er ein Etikett und dann kommt RFID automatisch raus. Also der Prozessschritt, der sonst im klassischen LEH nicht bezahlbar wäre, der ist automatisch beim Metzger mit drin, bei den meisten Produkten. Und der zweite Nutzen, den er dann hat, ist der RFID, der kann ja mehr, er hat eine Eindeutigkeit des Produktes und der trägt das Mindesthaltbarkeits- oder das Verfallsdatum in dem Fall, der Produkte mit. Das heißt, der Metzger kann per Knopfdruck im System sehen, welche Verfallsdaten er noch im Regal hat. Er muss nicht ins Regal gehen und durchwühlen, gucken, was der Kunde denn gekauft hat, er kann das sehen und das vereinfacht natürlich und verbessert seinen ganzen Prozess in der Wertschöpfungskette. Und deshalb finden wir RFID bei einer ganzen Menge von Metzgern, nämlich über 40, die diese Technologie einsetzen. Das ist natürlich aus Kundensicht eine Bezahltechnologie, weil du wie bei H&M die Produkte nimmst, legst sie in einen Schacht und die werden automatisch ausgelesen, musst du nichts mehr scannen. Aber aus Sicht eines Metzgers ist es eher, wie gesagt, den Prozess viel besser managen zu können.
Frank Rehme: Ja und hat einen großen Einfluss auf dieses Thema Preventing Foodwaste, die Abschriften sinken. Nämlich, das haben wir ja im Future Store in Tönisvorst damals auch gehabt, da haben wir die teuerste Kühltruhe der Welt gehabt, die war anderthalb Millionen Euro teuer, die konnte RFID lesen. Und da haben wir viel gelernt über den Prozess und zwar, wenn du siehst, da laufen Produkte aus dem Mindesthaltbarkeitsdatum raus, dann kannst du die zwei Tage vorher rausnehmen und sogenannt veredeln, dann wird eben halt das Fleisch dann zu Fleischkäse, zu Buletten und so weiter verarbeitet, die dann wieder komplett auch ein neues Haltbarkeitsdatum bekommen. Also das reduziert Abschriften und da wollen wir auch hin, dass wir immer weniger wegwerfen.
Stephan Rüschen: Es gibt noch eine Technologie, die eingesetzt wird, einfach nur mit der App. Das heißt, ich habe eine App, registriere mich, scanne die, dadurch habe ich den Zutritt, ich scanne die Produkte innen mit der App und kann in der App bezahlen. Manchmal gibt es auch noch einen kleinen Bezahlterminal, das wird viel von Direktvermarktern genutzt. Warum? Der Vorteil ist, dass ich fast keine Hardware kaufen, investieren muss. Also ich brauche noch nicht mal mehr einen Terminal und ein Scanning und so weiter, eigentlich gar nichts. Das ist dann wirklich low cost und das finden wir auch immer öfter, vor allem in der sogenannten Dorfladenbox, wo wir fast 20 Läden haben in Deutschland oder auch ein technologischer Provider ist LockBest, die bereits über 30 Läden damit ausgestattet haben. Also verschiedenste Technologien im Einsatz. Es gibt noch welche wie geschlossene Boxen, Robotikboxen, wo ich am Terminal bestelle und dann im Hintergrund über eine Robotik oder Mechanik die Produkte an einem Ausgabefach dann zur Verfügung gestellt werden. Davon gibt es tatsächlich auch, je nachdem wie man es misst, 20 bis 40 in Deutschland. Ist jetzt nicht so eine der Dinge, wo ich nicht so ganz so optimistisch bin. Warum? Es ist gar nicht so günstig, so eine Box zu kaufen und es ist dann auch aus der Customer Journey, wie man so schön sagen, du muss da irgendwie die Produkte suchen am Terminal nicht so convenient, wie du gehst irgendwo rein und siehst die Produkte und kannst sie rausnehmen. Deshalb glaube ich, dass die Lösung sich nicht unbedingt durchsetzen wird. Die anderen, die wir angesprochen hatten, selbst Grab and Go, kleine Stores in der Stadt, teure Technologie hast du recht, auf dem Land, deshalb glaube ich, würden wir das nicht machen, aber kleine Stores in der Stadt, so wie Zappka das macht in Polen, glaube ich, das könnte in Deutschland auch kommen und Zappka ist ja ganz spannend. Die haben ja fünf solcher Stores im Tesla Werk Grünheide, für uns alle nicht einsehbar. Ich weiß nicht, ob du im Tesla Werk Grünheide schon mal warst?
Frank Rehme: Nee.
Stephan Rüschen: Ich nicht. Ich habe es aber auch noch gar nicht versucht, könnt ja mal klingeln, mal gucken, ob es geht. Aber die haben ja neulich einen sechsten Store in Potsdam, also außerhalb dieses Werks, ganz normal in einem Studentenwohnheim eröffnet, mit dieser Technologie und deshalb könnte spannend sein, ob Zappka ein polnischer Händler, also mal wieder ein ausländischer Händler, wir haben ja schon lange keinen mehr gehabt, der es versucht hat in Deutschland, den Markteintritt in Deutschland, damit versuchen könnte.
Frank Rehme: Ja, Einschätzung für die Zukunft?
Stephan Rüschen: Einschätzung, Zahlen würde ich tatsächlich keine nennen wollen, weil das echt schwierig ist, Frank, mit Zahlen liegt man meistens daneben. Ich würde mal so sagen, im Moment kann ich zumindest mal schon klar messen, dass wir mindestens jeden zweiten Tag eine Neueröffnung haben, eigentlich sogar, es war jetzt vom Stand Januar, 31. Januar, waren es 600, wir sind jetzt bei 660 Ende April, nach knapp 90 Tagen, also eigentlich jede anderthalb Tage eine Neueröffnung, die wir identifizieren. Insofern könnte man das sozusagen hochrechnen, bzw. von vielen Expansionsplänen, die jetzt nicht so wie Amazon 3.000 sind, sondern die irgendwie einigermaßen realistisch sind oder scheinbar sind, deshalb glaube ich, es ist erstens mal eine Betriebsform, die ist gekommen, um zu bleiben, erste Aussage. Zweite, ich glaube wir werden eine Technologievielfalt, wie ich sie beschrieben habe, auch weiterhin haben. Ich glaube nicht, dass es sich auf eine Technologie nur beschränken wird. Die Standorte, die werden eigentlich, die Potenziale werden deutlich noch zunehmen, Tankstelle ist ein riesen Potenzial, die wissen nur nicht, wie sie es machen sollen, sinnvollerweise. Ich glaube in den Innenstädten werden wir auch viel erleben, deshalb wäre ich tatsächlich sehr, sehr optimistisch für diese Vertriebsform. Es gibt auch viele, wir haben jetzt die drei großen genannt, Tante M., Tante Enso und teo, mit der größten Anzahl an Filialen, aber darunter gibt es eine ganze Reihe, die so fünf haben, die so sechs haben, die jetzt den Markteintritt angekündigt haben und so weiter und so fort, so dass ich tatsächlich sehr optimistisch bin. Aber eine Zahl werde ich dir nicht sagen, weil ich fürchte, dass du mich dann irgendwann in zwei Jahren einlädst und sagst: Stephan, du hast gesagt, dass…, es ist aber nur… Warum hast du dich getäuscht? Und das versuche ich einfach zu vermeiden.
Frank Rehme: Den Ball legst du nicht auf den Elfmeterpunkt.
Stephan Rüschen: Nein.
Frank Rehme: Aber ich habe jetzt noch ein Spiel und zwar, jeden, den ich hier im Podcast habe, mit dem mache ich immer so ein kleines Spielchen: Wie viel Handel bist du? Und du darfst jetzt auf keinen Fall nach rechts schauen, denn da sind die Antworten drauf. Ich mache mit dir jetzt ein kleines Spielchen und ich hoffe, dass du wirklich noch, keiner hat alle Fragen bis jetzt richtig beantwortet, nicht alle so. Aber es sind einige dabei, die sind für dich ein Elfmeter und wir fangen gleich mal an: Wofür steht der Begriff WKZ?
Stephan Rüschen: Werbekostenzuschüsse.
Frank Rehme: Top. Wofür steht LMIV?
Stephan Rüschen: LMIV? Lebensmittel… LMIV… Lebensmittel….gescheitert!
Frank Rehme: Lebensmittelinformationsverordnung.
Stephan Rüschen: Jaaa…
Frank Rehme: GTIN?
Stephan Rüschen: GTIN, die Abkürzung? Keine Ahnung, das ist der alte EAN Code.
Frank Rehme: Genau.
Stephan Rüschen: GTIN. Nee das weiss ich… Identification Number wird es hinten sein, General könnte das G sein und das T weiß ich nicht.
Frank Rehme: Global Trade Item Number.
Stephan Rüschen: Aber vielleicht auch schon die Vergangenheit, Frank? Wird durch den QR-Code vielleicht abgelöst, komplett.
Frank Rehme: Jaja, da steckt ja die GTIN, die kommt übrigens aus dem ganzen RFID-Thema, weil man musste dann etwas finden, was weltweit funktioniert und EAN ist ein European Article Number und dann kam die GTIN und die hat dann den EPCIS-Code dann dargestellt auf den ganzen Chips. Dieses Thema RFID ist ein 13-stelliger Code gespeichert, mehr nicht und dahinter steckt dann in der Datenbank die GTIN. Gut, wie viel Umsatz hat der Einzelhandel 23 gemacht? 650, 730 oder 810 Milliarden?
Stephan Rüschen: Food und non-food?
Frank Rehme: Alles zusammen, mit Online.
Stephan Rüschen: 650.
Frank Rehme: Sehr gut, Treffer. Der Online-Anteil von diesem Umsatz ist der 14, 22 oder 26 Prozent? 2023.
Stephan Rüschen: 14.
Frank Rehme: Ja, stimmt, richtig. Siehst du. Wie viel Beschäftigte hat der Handel aktuell? 2,7, 2,9 oder 3,1 Millionen?
Stephan Rüschen: 3,1.
Frank Rehme: Richtig. Wie viele Ladengeschäfte gibt es? 357.000, 411.000 oder 436.000?
Stephan Rüschen: 411.000.
Frank Rehme: 436, sind doch ein paar mehr. Unfassbar viel, wenn man mal überlegt, wie viel…
Stephan Rüschen: Vielleicht war ich gar nicht falsch, weil irgendwann hast du die Zahl ja erhoben, die ist vielleicht schon drei Monate alt und mittlerweile sind es nur noch 411.000, Frank. Kann sein.
Frank Rehme: Kann sein. Also ich habe hier immer den Zahlenspiegel vom HDE, nehme ich immer dafür. Wie viele davon, jetzt pass auf, 436.000 Läden haben wir, wie viele von denen liegen unter zwei Millionen Umsatz? Was schätzt du, wie viele sind das? 436.000 und wie viele von denen haben unter zwei Millionen Umsatz?
Stephan Rüschen: 400.000.
Frank Rehme: Nee, 252.000.
Stephan Rüschen: Leicht daneben.
Frank Rehme: Die 36.000 wären ja praktisch die von den Filialisten und so. Aber diese Viertelmillionen sind ja die, die bei uns auch Innenstadt relevant sind, weil die Filialisten machen ja die Magnetwirkung, dass die Leute in die Stadt kommen, aber die Individualität, die kommt immer wieder von den Kleinen und deshalb ist es so traurig, wenn die dann letztendlich zumachen müssen. So, letzte Frage: Wie viel Prozent der Inventurdifferenzen werden vom eigenen Personal bzw. Servicekräfte verursacht? Sind das 16, 21 oder 28 Prozent?
Stephan Rüschen: 28.
Frank Rehme: Top.
Stephan Rüschen: Ich hätte sogar gesagt, vielleicht sogar noch höher, aber auf jeden Fall die höchste Zahl.
Frank Rehme: Also keiner hat so viele Fragen richtig beantwortet wie du.
Stephan Rüschen: Ja?
Frank Rehme: Aber ich sag mal, das erwarte ich natürlich auch von einem Professor aus dem Handel. Okay, ich sag vielen Dank, Stephan, und wir werden auch immer wieder auf, das Ohr auf der Schiene halten, dich immer wieder einladen hier, denn so interessante Insights in diese verschiedenen Themenbereiche reinzukriegen, ist immer interessant. Deine Message an die, die sich Gedanken darüber machen, im Handel sich selbstständig zu machen und einen Laden zu eröffnen, welche wäre die?
Stephan Rüschen: Es gibt keine, sorry, wenn ich es sehr unakademisch sage, keine geilere Branche wie der Einzelhandel.
Frank Rehme: Top, sehe ich auch so. Menschen und mit Menschen zusammenarbeiten und Bedürfnisse von Menschen zu erfüllen, ist wirklich ein cooler Job. Besten Dank.
Stephan Rüschen: Ich danke dir, Frank.
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