ZDE Podcast 197: Welcher Klimatyp bist du? Mit Nadja Hirsch
Psychologin Nadja Hirsch gilt als Vorreiterin der Klimapsychologie. Sie sagt Marilyn Repp im Podcast, welche Klimatypen es da draußen gibt und wie man diese Gruppen als Unternehmen ansprechen kann. Außerdem: wie können wir psychisch besser mit der Klimakatastrophe umgehen?
Shownotes
Die Folge zum Nachlesen
Marilyn Repp: Ja, heute steigen wir ein, in die Welt der Klimapsychologie. Wir gucken uns an: Welche unterschiedlichen Klimatypen gibt es? Wie kann ich die adressieren als Unternehmen? Und was ich auch persönlich super wichtig finde: Wie können wir das Thema mentale Gesundheit in unseren Unternehmen und vielleicht auch in unserem privaten Umfeld besser umsetzen? Ich glaube, ein ganz großes Zukunftsthema und dazu habe ich natürlich wie immer die passende Expertin an Bord. Viel Spaß und viele tolle Tipps heute für euch im Podcast. Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe des Zukunft des Einkaufens Podcast. Mein Name ist Marilyn Rep. Ich beschäftige mich mit Innovation, Trends und Digitalisierung im Handel seit vielen Jahren und hier kommen die Zukunftsgestalterinnen des Handels zu Wort. Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Zukunft des Einkaufens Podcast. Heute wird es gehen um Konsumverhalten, um die psychologische Seite unseres Einkaufens und aber auch um die Attitude Behavior Gap über die wir oft sprechen, wenn es um Nachhaltigkeit geht und dafür haben wir eine tolle Expertin zu Gast, nämlich die Nadja Hirsch. Herzlich willkommen.
Nadja Hirsch: Hallo. Ich freue mich, dass ich da sein darf.
Marilyn Repp: Schön, dass du da bist. Stell dich mal ganz kurz selbst vor. Wir kennen uns ja auch schon eine ganze Weile und du hast super viel gemacht, bist total rührig und aktiv und du kannst das am besten selbst beschreiben.
Nadja Hirsch: Okay. Also mein Hintergrund ist tatsächlich ganz, ganz ursprünglich einfach Diplompsychologin. Ich habe dann aber noch so ein bisschen weil es mich interessiert hat, natürlich noch ein, sage ich mal, ein zweites Studium draufgesetzt, eher im Bereich der Wirtschaftspsychologie und dann auch noch letztendlich dem Bereich der Nachhaltigkeit dazu genommen, weil das eigentlich alles, finde ich, so ineinander zusammen spielt und daraus ist dann auch das Institut für Klimapsychologie entstanden. Und das heißt, da unterstützen wir tatsächlich mit dem psychologischen Wissen, sowohl Kommunen, aber eben auch viele Unternehmen dabei, ihre Klimaziele zu erreichen.
Marilyn Repp: Sehr spannend. Und du beschäftigst dich aber auch mit dem ganzen Thema Konsumverhalten. Wir haben es jetzt schon ein bisschen angerissen, Thema Nachhaltigkeit. Also ich hatte das auch schon mehrfach im Podcast. Die Menschen wollen immer nachhaltiger sein, aber sie verhalten sich oft nicht so. Wie geht das denn einher? Und hast du da auch ein paar Fakten und Einblicke mitgebracht?
Nadja Hirsch: Also tatsächlich ist diese Lücke, die wir da haben, zwischen dem, dass wir eigentlich eine Einstellung haben, die durchaus positiv ist gegenüber klimafreundlichen, nachhaltigen Produkten auf der einen Seite und das, dass wir dann doch ganz was anderes in unseren Warenkorb legen. Etwas, was tatsächlich schon relativ lange bekannt ist, aber einfach auch noch nicht so einfach ist, es zu schließen. Denn das hat auch ganz viel damit zu tun, dass wir Gewohnheiten haben, gerade auch bei, sage ich mal, Produkten, die wir immer und immer wieder einkaufen. Das heißt, wir müssen da theoretisch Menschen erst mal wieder dahin bekommen, dass sie nicht dieses automatisierte Verhalten zeigen, sondern wieder in eine aktive Entscheidungsfindung quasi zurückkommen. Das ist durchaus machbar, aber es ist eben manchmal gar nicht so einfach. Und ich glaube, was ganz wichtig ist, dass man hier wirklich aktiv auch mit Kundinnen und Kunden in Interaktion treten muss. Also es reicht jetzt nicht aus, das reine Wissen sozusagen hier über nachhaltige Produkte oder dergleichen zu vermitteln. Das haben wir ja schon alle irgendwie so auch ein bisschen im Hinterkopf, sondern es muss wirklich diese Aktion passieren, dass ich wirklich wieder in diese Entscheidung komme, dass ich wirklich sage: Okay, jetzt probiere ich aktiv mal ein anderes Produkt zum Beispiel aus.
Marilyn Repp: Ja, aber die Preis-Sensibilität spricht dann da oft dagegen.
Nadja Hirsch: Absolut.
Marilyn Repp: Also das sieht man ja insbesondere im Handel, im Fashion-Bereich ganz doll. Wir sprechen ja auch über junge Zielgruppen, die dann für Nachhaltigkeit natürlich sind, denen das ganz wichtig ist, wenn man sie fragt, gerade in Umfragen, aber dann doch die SheIn-App auf dem Smartphone haben und Ultra-Fast-Fashion kaufen und sich da irgendwie ein bisschen anders verhalten. Also ich finde das immer wieder echt bewundernswert. Die Leute sagen, es ist mir total wichtig, aber irgendwie konsumieren sie dann doch anders, beziehungsweise sie sind nicht bereit mehr Geld auszugeben dafür.
Nadja Hirsch: Auch ja. Also der Punkt ist der, es ist natürlich ein Aspekt nur. Letztendlich sind es viele unterschiedliche Punkte, die auch zusammenspielen, warum jemand ein nachhaltiges Verhalten auch zeigt. Und da ist tatsächlich natürlich dieses Thema Einstellung, ist ganz wichtig. Es ist aber auch zum Beispiel das Thema soziale Zugehörigkeit, soziale Norm. Und das spielt natürlich gerade auch bei jungen Leuten natürlich schon auch mit rein. Wenn es halt einfach gerade cool ist, weil jeder dort einkauft und weil man dann sozusagen hier sich das schickt: Ah, das habe ich jetzt in meinem Warenkorb, was hast du denn drin? Dann ist das natürlich auch nochmal eine sozusagen, ein Faktor, eine Dimension, die genau so einen Verhalten auch mit beeinflusst. Und wie du gerade gesagt hast, das Geld ist natürlich auch nochmal ein wichtiger Punkt gerade bei jüngeren Leuten, die da natürlich auch teilweise einfach drauf achten müssen, weil sie vielleicht auch selbst noch nicht, gar so viel Geld auch zur Verfügung haben.
Marilyn Repp: Ja, also wir wollen doch jetzt alle gemeinsam, sowohl, sag ich mal, der Handel, die Wirtschaft, die Gesellschaft, nachhaltiger werden. Du weißt, wie wir das machen und du berätst ja auch Unternehmen, wie das konkret funktioniert. Und ihr habt da Klimatypen ausfindig gemacht, sechs Klimatypen. Vielleicht gehst du darauf mal kurz ein und darauf aufbauend, gehen wir dann zum Thema: Wie kann man das jetzt konkret im Unternehmen umsetzen?
Nadja Hirsch: Ja, sehr gerne. Also tatsächlich ist es natürlich immer so ein bisschen, wenn man mit den Typen arbeitet, vereinfacht das Ganze natürlich und ist ein bisschen nach einem Schema, aber ich glaube zur Orientierung hilft das echt ganz gut. Auch gerade so ein bisschen dieser Aspekt, es fallen ja auch verschiedene Aspekte mit rein, warum jemand sich so verhält, wie er verhält und wie am besten darüber angesprochen wird und das bündeln wir zum Beispiel eben in diesen Klimatypen. Und dann haben wir zum einen zum Beispiel, der ist, glaube ich, vielleicht für jeden auch klar und nachvollziehbar, die Offenen, die sehr interessiert sind an dem Thema Klima, Nachhaltigkeit, die also intrinsisch motiviert sind. Das heißt, die Leute können wir auch wirklich direkt ansprechen über dieses Thema. Dann haben wir aber auch eine Gruppe, die zum Beispiel eher so in dem Bereich fällt, die zwar Verantwortung übernehmen für die Gesellschaft, auch oft ehrenamtlich sich engagieren, die nennen wir die Engagierten. Weil die Leute sind jetzt nicht unbedingt nur über das Thema Klimaschutz irgendwie zu bekommen oder Nachhaltigkeit, aber man kann sie sehr gut auch sozusagen bei dem Punkt auch mit ansprechen, etwas für die Gesellschaft, für die eigene, ja auch für die eigene Gruppe, in der man sich bewegt, im eigenen Unternehmen über diesen Wert auch zum Beispiel ansprechen. Und eine Gruppe, die ganz groß ist und vielleicht auch der Eine oder Andere von uns sich dann auch wieder selbst drin erkennt, das sind tatsächlich die Pragmatischen. Das heißt, die grundsätzlich auch durchaus sehr nachhaltig und klimafreundlich eingestellt. Also da haben wir diese Einstellung definitiv, die da sehr positiv ist, aber diese Gruppe hat wahnsinnig viel um die Ohren. Also die hat, die muss darauf achten, dass ihr Tagesablauf nicht gestört wird, weil irgendwie was dazwischen kommt. Die haben nicht besonders viel Flexibilität, sondern die haben eben wirklich einen durchgetakteten Tag, die wissen ganz genau, wer was zu Hause zum Beispiel auch essen will und was dann im Endeffekt stehen gelassen wird. Also da ist jemand, wenn man sich mit so einer Person unterhält, die weiß, was sie will und hat wenig Spielraum, ist aber trotzdem insgesamt dem Thema sehr positiv zugewandt. Dann haben wir auch so eine Gruppe, die sehr, sehr stark auf sich selbst schaut. Also das heißt, eher Personen, die für sich auch einen Vorteil rausziehen wollen, ist das jetzt ein Kosten-Nutzen, also wirklich immunitärer Nutzen, kann aber auch ein Thema Status zum Beispiel sein. Das sind so bei uns die, die wir dann auch unter die Gleichgültigen packen, weil denen das Thema Klimanachhaltigkeit jetzt nicht besonders wichtig ist. Also sie haben nichts dagegen, aber es muss immer noch für sie sozusagen unterm Strich was Positives rumkommen. Also das ist zum Beispiel auch noch so eine Gruppe, die ist nicht ganz einfach, aber man kann sie mit entsprechenden Maßnahmen durchaus auch für sich gewinnen. Und dann kommen wir schon zu den zwei Gruppen, die ein bisschen schwieriger tatsächlich sind. Das sind einmal eher die, die zweifeln, also die eher so ein bisschen skeptisch grundsätzlich eingestellt sind, die auch Dinge sehr stark hinterfragen, die insgesamt auch eher pessimistisch durch die Welt gehen und auch ganz schnell immer irgendwie Dinge negativ bewerten und sich vielleicht auch angegriffen fühlen. Und da haben wir aber oft trotzdem noch den Zugang, dass man tatsächlich über, zum Beispiel über eine bestimmte Marke, der sie schon lange vertrauen oder über eine bestimmtes Unternehmen, also dass man über einen sozusagen über jemand Dritten geht, der ein gewisses Vertrauen dieser Personen genießt, sodass man dadurch auch die Möglichkeit hat, auf die Menschen zuzugehen. Dann haben wir natürlich auch noch Menschen, die komplett das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit für Humbug erklären oder es ja gar nicht für notwendig erachten. Da muss man immer fairerweise sagen, da hat man auch tatsächlich natürlich Schwierigkeiten an die ran zu kommen. Ich glaube, man muss sich aber auch nicht immer auf die dann fokussieren, das ist auch in Ordnung. Man kann versuchen immer wieder in Kommunikation zu treten. Ich glaube, man sollte aber auch ganz klar die Grenzen setzen, weil man sich sonst einfach auch selbst aufarbeitet. Also das sind so die, die sechs Typen, die wir da so rausgearbeitet haben und die wir dann nutzen, um eben ganz gezielt auch anzusprechen, zu verschauen, in welchem Prozess kann man sie auch frühzeitig einbinden, wo man auch vielleicht später, zu einem späteren Zeitpunkt, Leute auch mitnimmt, gerade so bei Veränderungsprozessen. Das hilft tatsächlich ganz gut, da nicht hier zu sagen, alle mit allem gleichzeitig zu beglücken, weil das funktioniert nämlich in den seltensten Fällen.
Marilyn Repp: Hast du so ein bisschen Überblick, also wie das in der Bevölkerung so verteilt ist, so diese Gruppen? Aber wahrscheinlich habt ihr da jetzt auch keine große repräsentative Umfrage gemacht oder wie ist das?
Nadja Hirsch: Nein, also wir haben tatsächlich jetzt keine Zahlen, sozusagen, wie du es komplett in der Gesellschaft verteilt hast. Das muss man immer tatsächlich ein bisschen auch auf das entweder Unternehmen oder die eigene Gruppe auch beziehen, weil sich das auch sehr unterschiedlich darstellen kann, weil man natürlich auch schon grundsätzlich oft als Unternehmen oder als Marke andere Personen anspricht und dadurch ist die Zusammensetzung derer, die ich grundsätzlich sozusagen in meiner Grundgesamtheit habe, auch schon wieder so ein bisschen anders. Also da muss man tatsächlich ein bisschen für sich selbst schauen: Mit wem kommuniziere ich überhaupt schon? Wer ist denn aktuell überhaupt schon mein Kunde? Und dann da ein bisschen reingucken, wie sich das dann aufteilen könnte.
Marilyn Repp: Ja, und wenn wir jetzt mal ein bisschen konkreter werden, also ein Unternehmen plant Nachhaltigkeitsmaßnahmen, möchte das kommunikativ begleiten und möchte auf dieser Grundlage der sechs Typen jetzt einen Plan entwickeln. Was könnten denn geeignete Maßnahmen sein? Genau.
Nadja Hirsch: Also hängt natürlich dann auch ein bisschen davon ab, was, sozusagen in welchen Unternehmen ich bin, welche Produkte oder Dienstleistungen ich habe. Ganz wichtig ist aber auf jeden Fall immer transparent zu kommunizieren, von Anfang an, also das ist immer das aller, allerwichtigste und auch die Leute mitzunehmen. Also tatsächlich partizipativ auch, egal ob das jetzt Mitarbeitende sind oder auch Kundinnen oder Kunden, von vornherein mitzunehmen. Und spannend ist es zum Beispiel, wenn ich jetzt sage: Ich möchte zum Beispiel auch schauen, dass ich jetzt irgendwie nachhaltigere Produkte an den Mann und an die Frau bekomme. Dass ich da einfach dann auch mir bewusst bin, ich habe zum Beispiel, wenn ich irgendwie zum Beispiel einen Workshop anbiete mit entsprechend nachhaltigen Produkten zum Beispiel, dass ich da Leute dabei haben werden, die super vielleicht intrinsisch motiviert sind, die haben dann da auch Lust, zwei oder drei Stunden Workshop zu machen. Wenn ich aber jetzt eben jemanden anspreche aus der Gruppe die Pragmatischen, dann weiß ich: Ich habe da Leute, die sind vielleicht sogar sehr offen für dieses Thema, aber die haben keine Zeit für zwei, drei Stunden, sich irgendwo in Präsenz hinzugeben. Also da würde zum Beispiel ein Workshop nicht funktionieren. Da wäre zum Beispiel ein kurzes Online-Format, genau das Richtige. Also will heißen, ich muss ein bisschen verstehen dann auch: Wie ticken jeweils diese einzelnen Klimatypen? Welche Ressourcen haben die? Wie kann ich sie ansprechen? Und dann kann ich zum Beispiel schauen, ob ich das eher online mache, ob ich es vor Ort mache, ob ich das etwas länger mache vom zeitlichen Rahmen her, wirklich für einen Workshop oder ob ich da eher Tipps sozusagen, mitgebe. Also das ist glaube ich, so die, oder das ist das, was wir als Erfahrung gemacht haben, dass das eigentlich ganz gut funktioniert dann auch, da diese unterschiedlichen Personengruppen auch abzuholen.
Marilyn Repp: Du hattest noch geschrieben: Früher gab es sowas wie, in den Baumärkten, Frauenkurse, warum nicht Nachhaltigkeitskurse? Jetzt werden wir noch mal ganz konkret, ja. Wir sagen jetzt mal, wir haben eine Fashion-Händlerin mit drei Stores, die jetzt einsteigen will in das ganze Thema Nachhaltigkeit. Also 2025 wird ihr Nachhaltigkeitsjahr, was würdest du sagen? Was würdest du ihr empfehlen? Wie anfangen?
Nadja Hirsch: Ja gut, das ist natürlich insofern spannend, dass sie natürlich zweigleisig fahren müsste. Insofern, als dass sie es intern macht, also sozusagen intern überhaupt das eigene Unternehmen auch auf das Thema Nachhaltigkeit ausrichtet und natürlich dann auf der anderen Seite ihre nachhaltigen Produkte auch sozusagen in, ja zu kommunizieren, zu verkaufen und dann eben auch da eine Gruppe anzusprechen. Also das ist schon mal insofern ganz spannend, weil du natürlich unter dem Aspekt zweigleisig auch definitiv fahren musst, wobei es auch spannend ist, weil man natürlich auch das verbinden kann. Also das ist auch die Herausforderung, aber ich glaube, was immer auch natürlich spannend ist, auf der einen Seite sollte man sich nicht ins Boxhorn jagen lassen im Sinne von: Oh Gott, ich darf gar nichts nach außen kommunizieren, weil sonst kriege ich den Vorwurf von Greenwashing. Da sollte man, glaube ich, sich nicht davon abhalten lassen. Man sollte sich aber auch ganz klar darüber sein, dass man eben auch wirklich entsprechende Schritte, nachhaltige Prozesse, Abläufe, aber auch, ich meine Nachhaltigkeit hat ja mehrere Dimensionen, also nicht nur die Klima- oder Umweltaspekte, sondern hat ja auch das Thema Soziales und auch letztendlich die Dimension ökonomische Nachhaltigkeit, dass ich das dann tatsächlich auch alles in so meine Unternehmenskultur, meine Unternehmensprozesse und Produkte auch hinein, mit rein packe.Also insofern ist das schon auch dann eine Herausforderung, das Schritt für Schritt zu gehen, aber es ist auf jeden Fall machbar und es lohnt sich.
Marilyn Repp: Ja, ich finde es super wichtig, dass du dieses Thema interne Kommunikation so betonst, weil, also das sehe ich auch immer wieder bei, sag ich mal, Veränderungen in Unternehmen, dass die halt nicht von vorne bis hinten gut begleitet werden und dass da Neuerungen oftmals einfach wieder eingestellt werden, obwohl es eigentlich ganz gut lief. Also jetzt mal ein ganz kurzes Beispiel, wir haben halt im Mittelstand Digitalzentrum immer wieder Digitalisierungsprojekte gemacht und die laufen gut, wir implementieren etwas und dann fragt man nach einem Jahr nochmal nach: Und? Wie läuft es? Macht ihr das noch so erfolgreich wie vor einem Jahr? Und dann heißt es: Oh nee, das haben wir jetzt irgendwie nicht weiter verfolgt. Und ich könnte mir vorstellen, das ist ja immer bei Veränderungen so, dass man die halt wirklich nahhaltig begleiten muss und tief verankern muss und es hat so viel damit zu tun, dass die Mitarbeitenden Bock drauf haben und dass sie den Mehrwert sehen, ja, und da muss man eigentlich von Anfang an so richtig motivieren und mitnehmen und das halte ich für gar nicht so leicht, ja, das ist ein sehr weiches Thema, sehr schwer umzusetzen und nicht alle Menschen sind Kommunikationsprofis und auch nicht alle Chefinnen und Chefs sind es. Und ich glaube, da ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, dass überhaupt Veränderungen nachhaltig angestoßen werden, weil es bringt da nichts, wenn ich irgendwas Cooles einführe und umsetze und zwei Wochen später ist es einfach wieder vorbei. Das ist ja total traurig.
Nadja Hirsch: Absolut und ich meine, ich glaube, das Spannende ist ja auch zu schauen: Warum ist so was dann ganz schnell auch wieder vorbei? Weil einfach sozusagen entsprechendes Leadership auch nicht da ist. Also für uns ist auch mal so ein Stichwort Green Leadership, weil das einfach auch natürlich sich widerspiegeln muss, in dem was ich dann auch als Mitarbeitender zum Beispiel als Zielvorgaben habe, was überhaupt auch gelebt wird, also wenn ich Nachhaltigkeit nicht auch wirklich runterbrechen kann in den Alltag meiner Mitarbeitenden, was ich dann auch in den Zielvorgaben und so weiter widerspiegelt, dann verflüchtigt sich genau sowas nämlich auch. Dann habe ich so ein, zwei bestenfalls Leuchtturm-Projekte, die man vielleicht noch eine Weile durchzieht, aber dann irgendwann, ja, spätestens mit dem nächsten Wechsel dann irgendwo vom Teamleiter oder dergleichen, verschwindet es halt dann auch ganz schnell wieder. Und das ist wirklich schade, weil dadurch verliert man natürlich auch so ein bisschen die Lust, auch als Mitarbeitender und denkt sich: Naja, okay, das ist jetzt sozusagen das nächste, was jetzt mal wieder gemacht wird und dann verschwindet es aber auch wieder. Und das ist sehr schade, weil viele Ressourcen ja trotzdem da oft reingesteckt werden.
Marilyn Repp: Werbung. Ja, ihr findet das, was wir machen gut bei Zukunft des Einkaufens. Wir machen das natürlich super gerne weiter kostenlos für euch und möchten euch an der Stelle bitten, uns fünf Sterne in den Podcatchern eurer Wahl zu geben. Ihr könnt uns aber auch ein paar Euro in den Hut werfen und Unterstützer oder Unterstützerin werden und zwar bei ZukunftDesEinkaufens.de auf der Webseite findet ihr einen Bereich Unterstützer werden oder völlig kostenlos, teilt unsere Inhalte in Social Media oder erzählt euren Kollegen, euren Kolleginnen oder euren Freunden von uns und unseren tollen Inhalten. Man kann mich und auch die anderen Autorinnen und Autoren bei Zukunft des Einkaufens auch buchen, als Speaker. Ich spreche vor allen Dingen zu den Themen Trends, Digitalisierung, Technologien im Handel. Meine Themen sind die Zukunft des Handels und ich beschäftige mich da hauptsächlich mit den jungen Zielgruppen. Also was machen die so abgespaces? Das Thema Metaverse, Web 3, aber auch Künstliche Intelligenz, Gamification und Gaming, das sind so meine Themen. Ich gehe weniger darauf ein, was diese Technologie, also was dahinter steckt, wie die funktionieren, sondern ich spreche eher darüber, was sie können, welche Tools gibt es, welche guten Beispiele gibt es und welche Unternehmen machen schon was. Ich zeige viele Best Practices und jetzt viel Spaß weiter beim Podcast.
Ja, liebe Nadja, du bist ja auch, du bist Psychologin. Eine Sache, die mir auch so ein bisschen auf dem Herzen liegt, ist das ganze Thema mentale Gesundheit. Ich bin in der Mitte meines Lebens, ich bin 35 Jahre alt und ich muss ehrlich sagen, sehr viele Menschen in meinem privaten Umfeld haben gerade sehr massiv zu kämpfen mit dem Stress, der auf uns lastet und ich habe das Gefühl, dass das nicht nur ein Thema meines privaten Umfeldes ist, sondern dass die digitalen Inhalte, die auf uns einprasseln und die Anforderungen an uns einfach wachsen und viele Menschen sich zumindest zeitweise dem nicht mehr gewachsen sehen und das Thema mentale Gesundheit wird immer wichtiger und ich glaube, hier ist auch ein großes Potenzial für Unternehmen, die immer rufen: Wir finden keine Leute. Wir wissen auch nicht, wie wir die halten und so viele Kündigungen. Kann man denn das ganze Thema mentale Gesundheit auch als ja, sage ich mal, Benefit oder wie kann man das im Unternehmen so fördern, verankern? Welche Angebote kann man schaffen? Um hier einen guten Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu haben, so als Pluspunkt sozusagen.
Nadja Hirsch: Also das, was du als Pluspunkt ansprichst, ist sozusagen glaube ich schon der zweite Schritt. Der allererste Schritt ist, dass es auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit tatsächlich das Unternehmen schon mal sich bemüht, nicht selbst ein Stressfaktor zu werden. Also will heißen, dass ich ordentliche Arbeitszeiten habe, dass ich mich an die auch halte, Pausen, faire Entlohnung, all diese Rahmenbedingungen. Wenn ich weiß, dass mein Dienstplan eben dann auch so ist, wie er ist und dann nicht doch noch mal kurzfristig umgeschmissen wird. Also das sind ja schon auch alles Stressoren, die quasi aus dem Unternehmen als Arbeitgeber quasi selbst schon unter Umständen entstehen könnten. Also ich glaube, das ist schon mal die erste Basis, dass ich da ein verlässliches und ja eine gewisse Vertrauensbasis auch habe als Arbeitnehmer und als Arbeitnehmerin. Das zweite, was du es noch ansprichst, ist natürlich sozusagen das On Top. Also will heißen, dass ich einfach auch wirklich aktiv als Arbeitgeberin oder als Arbeitgeber Interesse habe, mein Team zu unterstützen. Und das können natürlich unterschiedliche Angebote sein. Das können direkt Angebote sein, wie zum Beispiel auch zusätzliche Urlaubstage. Das können, manchmal ist es sehr beliebt, zum Beispiel Kurse, Fitnesskurse, die unterstützt werden, egal ob das jetzt so zu sagen Aktivsport ist oder eher Entspannungskurse. Das sind so Benefits, die sicherlich auch ganz spannend sind. Was aber auch sicherlich ganz wichtig ist, ist dieses ganze Thema Resilienz drum herum gebaut, also sozusagen diese persönliche Resilienz, die wir auch aufbauen können. Also die muss man nicht haben oder nicht haben, sondern die kann man wirklich auch aufbauen und da ist Stress ein Teil davon. Da gehört aber auch genauso dazu: Wie kann ich mir auch ein Netzwerk aufbauen, das mich gegebenenfalls auch unterstützt in bestimmten Situationen? Also das sind ja auch immer, wir werden ja immer wieder mit bestimmten Situationen konfrontiert, egal ob das jetzt etwas massiveres ist, wie, dass ich sage: Ich muss mich beruflich neu orientieren. Kann aber auch was sein: Oh Gott, mir ist jetzt in letzter Minute der Speaker ausgefallen. Wenn ich da ein gutes Netzwerk habe, finde ich vielleicht auch ganz schnell Ersatz. Also das ist auch zum Beispiel so ein Punkt, wo man auch sagen kann, wenn man in Netzwerke investiert, in Resilienzaufbau, ist das auch etwas, was eben für Arbeitnehmende wahnsinnig wertvoll sein kann. Aber dann natürlich auch Zusatzangebote, die den Alltag, sage ich mal, etwas erleichtern, also so Sachen wie Kinderbetreuung, aber auch letztendlich sozusagen die Großeltern Betreuung, also wenn man sozusagen schon wieder die eigenen Eltern betreut, das sind ja auch alles so Themen, die da schon auch einfach nicht nur zeitliche Ressourcen, sondern auch einfach mentale Ressourcen enorm in Anspruch nimmt. Und das ist einfach was, wo man glaube ich schon sich darüber klar sein muss, dass das eine zusätzliche Belastung ist, definitiv.
Marilyn Repp: Klar. Mental load.
Nadja Hirsch: Genau.
Marilyn Repp: Aber auch die Sorge ums Klima.
Nadja Hirsch: Auch.
Marilyn Repp: Also ich habe ehrlicherweise, als wir jetzt zuletzt in Kontakt getreten sind, musste ich da ganz stark daran denken, Institut für Klimapsychologie, dass sehr viele Menschen immer mehr Angst eben vor diesem Klimawandel und was da auch vor uns zukommt haben und ja, das ist so eine große Unbekannte und ich glaube, dass das sehr viele Menschen auch unbewusst, extrem unter Druck und unter Stress setzt. Ich weiß nicht, ob das vielleicht auch irgendwie so ein Aspekt ist, den ihr adressiert. Du kannst vielleicht auch gleich nochmal so ein bisschen sagen, wie ihr konkret unterstützt, was ihr genau macht.
Nadja Hirsch: Ja, also was du tatsächlich ansprichst, Thema so einfach diese Folgen des Klimawandels, das erleben wir ja tatsächlich jeden Tag. Also im Sommer ist es die Hitze, dann haben wir wieder ein Starkregen oder hier Mini-Tornados, teilweise auch schon grössere Tornados. Also das sind ja alles Sachen, die erleben wir tatsächlich, entweder direkt und persönlich oder zumindest spätestens dann, wenn wir uns irgendwie Nachrichten anschauen und natürlich macht einem das nervös. Also das macht einen nervös, macht einen ängstlich und oft merkt man das auch gar nicht so, dass das Thema ist. Also man merkt dann nur, weil man vielleicht ein bisschen gereizter ist, genervter ist und das summiert sich ja zusammen. Also ich glaube, das ist immer so der Punkt, dass man immer sich denkt: Naja, das ist jetzt so eine Nachricht, die schiebe ich gleich wieder weg oder nehmen sie noch nicht mal bewusst wahr, das ist nämlich manchmal auch noch das Problem, dass wir den ganzen Tag irgendwie so laufend Nachrichten konsumieren und da manchmal gar nicht so uns darüber klar sind eigentlich, was uns auch alles da an Stress und Faktoren auch beeinflusst, die dann wieder Stress auslösen.
Marilyn Repp: Ja und man fühlt sich so hilflos. Ich finde, das spielt dann auch mit rein.
Nadja Hirsch: Absolut.
Marilyn Repp: Dass man irgendwie denkt: Wie kann ich denn jetzt als einzelne kleine Person…?
Nadja Hirsch: Ja, ja. Das ist dieser Kontrollverlust, der noch mal Stress verursacht. Also das ist tatsächlich so eine schwierige Mengelage. Aber da ist es auch ganz, ganz wichtig, wirklich für sich dieses Bewusstsein dann auch zu entwickeln. Und das ist zum Beispiel auch was, was wir anbieten tatsächlich für Einzelpersonen, aber auch zum Beispiel für Arbeitgeber, dass man sich mal einfach mit diesem Thema Klimawandel auseinandersetzt, versteht, dass man da auch Emotionen bekommt, egal ob das jetzt Angst ist, Hoffnungslosigkeit oder auch einfach vielleicht eine enorme Wut. Also auch das erlebe ich sehr, sehr häufig, dass Leute einfach richtig wütend werden, weil sie sagen: Das kann doch nicht sein, dass das einfach so weitergeht und vergleichsweise wenig passiert. Also insofern, da wirklich für sich das zu verstehen: Was passiert da mit mir? Und wie kann ich vor allem auch damit umgehen? Und sozusagen für mich auch Methoden entwickeln, dass es mich nicht so in diesem Moment auch überwältigt. Wie du sagst, man kann jetzt nur bedingt auch was machen, man kann natürlich aktiv werden, man kann auch Verhalten selbst verändern im Privaten, man kann sich politisch engagieren, gesellschaftlich engagieren, all das sind ja Möglichkeiten, die man für sich dann schon auch auf den Weg bringen kann. Aber es ist natürlich auch mal erst wichtig für sich selbst da eine gewisse Stabilität herzustellen, damit man da nicht zu sehr mitgenommen wird davon, absolut.
Marilyn Repp: Genau, also ihr macht Trainings, Einzelstunden, Workshops, so?
Nadja Hirsch: Auch alles zu diesem Themenbereich, genau. Also wir haben im Prinzip sind wir in zwei Bereiche groß aufgestellt, das eine ist eben, wie du gesagt hast, dieses Thema mentale Gesundheit im Bereich auch von der Klimakrise und Klimawandel. Der andere Bereich ist aber eben dann eher dieser Bereich für Unternehmen selbst, dass wir sie darin auch unterstützen, wie man das Verhalten mit psychologischem Wissen einfach auch verändern kann und eben auch so dieses Thema Nachhaltigkeit aufbaut, damit es eben dann auch langfristig und nachhaltig auch dieser Veränderungsprozess auch bleibt. Also das ist ja genau auch das Ziel, Ressourcen dann eben sinnvoll einzusetzen, Nachhaltigkeit aufzubauen und dazu gehören eben so Themen wie Nachhaltigkeit in die Unternehmenskultur einzubinden, in das Thema Führung einzubinden, damit das eben auch wirklich Hand und Fuß hat.
Marilyn Repp: Vielen lieben Dank, liebe Nadja, Wir sind hier schon am Ende angekommen
Nadja Hirsch: Ich danke dir.
Marilyn Repp: Habe ich was vergessen?
Nadja Hirsch: Gut, das Thema ist unendlich groß, aber ich glaube wir haben jetzt ganze wichtige Aspekte auf jeden Fall schon angesprochen.
Marilyn Repp: Also das allerwichtigste, was ja die Kernbotschaft meines Podcasts ist: Machen.
Nadja Hirsch: Ja.
Marilyn Repp: Das ist glaube ich das allerwichtigste, nicht die Dinge vor sich herzuschieben, sondern irgendwo mal anfangen. Man kann nicht alles immer sofort in seiner Gänze perfekt umsetzen, ist gar nicht möglich, aber es ist wichtig, Dinge anzufangen und wenn sie vielleicht mal nicht so gut laufen, dann macht man wieder was anderes. Aber machen ist das allerwichtigste und irgendwie den Kopf in den Sand stecken und denken: Ach, das ist mir eher alles zu viel und zu groß. Das glaube ich, führt gar nicht zum Erfolg. Genau.
Nadja Hirsch: Absolut.
Marilyn Repp: Sechs Buchstaben: M-A-C-H-E-N.
Nadja Hirsch: Richtig.
Marilyn Repp: Ja, vielen lieben Dank, liebe Nadja, für diese Einblicke und diese konkreten Hinweise.
Nadja Hirsch: Ich danke dir.
Marilyn Repp: Ganz viel Erfolg für euer Institut und ja, alles Gute.
Nadja Hirsch: Danke, dir auch.
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