Euroshop 2020: Das gab es da zu sehen (oder auch nicht)?
Die Euroshop 2020 ist auch in diesem Jahr wieder ihrem Ruf als die größte Handelsmesse der Welt gerecht geworden. Für uns ein absolutes Heimspiel, deshalb waren wir auch an allen Tagen vor Ort. In jedem dritten Jahr trifft sich die Handelswelt in Düsseldorf, um sich über die neuesten Entwicklungen zu informieren. Hier unser Fazit und der Einblick vom ZDF:
Die gesamte Handelswelt an einem Ort
In insgesamt 16 Hallen wurden folgende Schwerpunktthemen ausgestellt:
- Retail Marketing in 2 Hallen
- Retail Technology (Die EuroCIS) in 3 Hallen
- Messebau und Event Marketing in 2 Hallen
- Licht in einer Halle
- Visual Merchandising in fast einer Halle
- Ladenbau in 4 Hallen
- Kühlmöbel und Energiemanagement in 3 Hallen
Leider hatte der Corona Virus auch einen Einfluss auf die Messe: 40 von 350 chinesischen Ausstellern haben ihre Teilnahme abgesagt. Rein subjektiv betrachtet waren die Gänge leerer als sonst, besonders fiel das am ersten und letzten Tag auf. Wir sind auf die offiziellen Zahlen gespannt, falls diese veröffentlicht werden.
Was waren die Highlights?
Leider ist unser Blick auf den Technikteil der Messe sehr unfair: 4 Wochen vorher sind wir auf der größten Handelstechnologiemesse in New York (wir berichteten hier). Dort sieht man Technologien von Unternehmen, die später auf ihren Ständen in Düsseldorf nur abgespeckte Versionen zeigen. Was waren also die Highlights? Hier ein Überblick
- Wanzel zeigt auf seinem Stand einen kassenlosen Grab & Go Store á la Amazon go, betont allerdings , dass es ein Prototyp ist. So wirkte auch die gesamte Anmutung, siehe Video oben.
- Die Online Software AG verfolgt den Bereich Voice Commerce weiter. Nachdem sie vor 3 Jahren einen kleinen Hit Markt in die Alexa gebracht hat, lässt sie nun über Amazons Sprachassistenten Waagen sprechen und erklärt Kunden im Store wo genau die Currywurst liegt.
- Der Zahlungsprovider Wirecard und SES Imagotag zeigen, wie man ESL´s (Elektronische Preisetiketten) zum Bezahlen am Regal und zur Out of Shelf Erkennung verwenden kann.
- Der Warenvorschubexperte POS Tuning hat sein neues Format Neoalto vorgestellt. Er hat seiner Technologie das Sprechen beigebracht und verfügt über viele Daten, die in wertvolle Informationen für die Händler verwandelt werden.
- In der Startup Ecke zeigt Acameo, wie man seinen Store in die virtuelle 3D Welt bringt und entsprechend online ganz anders Kunden aktiviert
- Knapp, bekannt als Roboterhersteller im Apothekenbereich, zeigt mit seinem Format RetailCX, wie man das Thema Automatenverkauf mit 4 verschiedenen Shopper Journeys vollkommen neu angehen kann.
- Oktalite, der Lichthersteller für den Handel schlechthin, hat neue Maßstäbe im Bereich der Instore Beleuchtung gesetzt. Vollkommen neue LED Leuchten sorgen für eine bessere Farbwiedergabe und Produktinszenierung.
- Live Stream Shopping ist praktisch Verkaufsfernsehen im Internet. In Asien sehr weit verbreitet, bringt das junge Startup Lisa die Technik nun zu uns.
Natürlich kann das nur den Teil darstellen, der uns aufgefallen ist. Im Bereich des Ladenbaus, der Kühltechnik und des Instore Marketings gab es auch noch einiges, war aber nicht in unserem Fokus. Das kann man aber hier bei unserem Partner EuroShop Mag im Film nachsehen.
Was gab es sonst noch auf der Euroshop 2020?
- Natürlich darf das Thema Payment nicht fehlen. Jetzt, wo so langsam kontaktloses und mobiles Bezahlen beim Konsumenten ankommt, legt man wieder nach und bringt mit VR-Payfree eine neue Variante, die sicherlich noch Jahre bis zur Shopperakzeptanz brauchen wird.
- Self Scanning Apps dürfen natürlich auch nicht fehlen. Jeder, der etwas auf sich hält, hat sie im Programm. Leider aber nicht der Shopper, er braucht noch etwas Mehrwert.
- Keine Euroshop oder NRF ohne Smart Mirror und smarte Shopping Carts. Ich bin begeistert, welch hohes Durchhaltevermögen manche Technologien trotz nicht vorhandener Marktakzeptanz haben. Es sind aber immer wieder neue Player, die ihr Glück versuchen.
- Was immer geht: Self Service Terminals in allen Variationen, zum Bestellen, Kassieren, Informieren und Kommunizieren. Im Zeitalter des Fachkräftemangels sicherlich ein Faktor, an dem sich die Kunden gewöhnen müssen.
Das hat uns gewundert
Auf der Euroshop 2020 hätten wir erwartet, dass die in 2017 vorgestellten kassenlosen Stores (wir berichteten hier), also die Amazon go Derivate, in den 3 darauffolgenden Jahren zur Serienreife entwickelt wurden. ITAB und POS Tuning sind damals vorgeprescht, keiner von beiden hat mehr darüber geredet. In Zeiten, in denen Amazon go in den USA ausgerollt wird (über 3.000 Stores in den nächsten 3 Jahren, hier unser Video dazu) kann man sich die Frage stellen, ob das Thema in Deutschland ignoriert wird.
Die Antwort ist einfach: Ja! Die Lösungsanbieter sind bereit, die Technologie ist ausgereift, der Ball liegt also auf dem Elfmeterpunkt. Was fehlt ist der Handel, der den Ball ins Tor bringen muss. In der Schweiz gibt es dieses Format schon, der deutsche Handel tut sich da wirklich schwer. Aber das kennen wir ja schon. Wie war noch der Satz? Ach ja: Zuviel Luft für zu wenig Trompeten. The same Procedure as every year, James. Cheerio, Miss Sophie! Innovation sieht aber anders aus.
Wir freuen uns auf die Euroshop 2023!
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