ZDE Podcast Folge 114: Visual Merchandising – So wichtig ist das Schaufenster!
Das Schaufenster ist deine Visitenkarte, mit der du dem Stadtbesucher deine Kompetenz signalisieren kannst. Gut gemacht ist es ein Magnet für Menschen, mehr von deinem Angebot entdecken zu können. In dieser Folge gehen wir intensiver auf das Thema ein.
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In einen anderen Beitrag haben wir anhand von Beispielen gezeigt, wie man mit einfachen Mitteln sein Bild zur Straße, also dem Schaufenster, verbessern kann. Jetzt haben wir uns echte Expertise ins Studio geholt: Karin Wahl ist eine absolute Expertin im Bereich des Visual Merchandisings.
Die Folge zum Nachlesen
Das ist die Folge 114 unseres Retail Innovation Radios, heute zum Thema Visual Merchandising und ich hatte vor Kurzem einmal die Wahl, nämlich die Karin Wahl, am Telefon.
Frank Rehme: Hallo Karin, grüß dich.
Karin Wahl: Hallo Frank, grüß dich.
Frank Rehme: Bevor wir aber jetzt mit dem Thema starten, würde ich erst einmal einen kleinen Hinweis auf unseren Sponsor einspielen.
Wir werden auf den verschiedensten Kanälen immer wieder gefragt, welches Warenwirtschaftssystem, also ERP System, das passende ist. Da hilft vielleicht ein Hinweis auf den Sponsor unserer heutigen Sendung, nämlich auf Comarch.
Comarch ist ein weltweiter Anbieter von IT-Lösungen für den Mittelstand und hat ein ERP System, welches sich sicherlich lohnt, anzuschauen. Wir reden hier über ERP XT, welches ein mini ERP System für Kleinst- und Kleinunternehmen ist und eine Web- und Browserbasierte Software zur Unternehmensverwaltung mit eigener App bietet, speziell für Selbstständige, Freelancer, StartUps, Digitale Nomaden und natürlich auch Einzelunternehmer. Es gibt verschiedenste Funktionen und Module, wie Rechnungen und Angebote schreiben, Lagerverwaltung, POS-Modul mit Kassensoftware für iOS, Businessmodul zur Analyse von Geschäftsdaten und natürlich eine Integration in den Comarch Webshop. Letzteres ist natürlich ein Highlight, denn in vielen Geschäftsbereichen sehen wir immer wieder, dass Webshops nicht mit Warenwirtschaftssystemen arbeiten wollen und das ist mit ERP XT wunderbar gelöst. Du findest also mit Comarch einen Partner für deine Digitalisierung, bekommst die nötige Flexibilität, um dich voll auf dein Kerngeschäft verbringen zu können, du kannst zeit- und ortsunabhängig auf deine Unternehmensdaten zugreifen und hast alles aus einer Hand. alle Daten liegen sicher in einer cloud und das auch noch in mehreren sprachen, wie zum Beispiel deutsch, englisch, polnisch und französisch.
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Frank Rehme: Jetzt geht es weiter mit unserem Thema Visual Merchandising. Karin, du hast mir ein Wort ins Ohr gesetzt, das ich sofort geklaut und in einem meiner ZdE-Beiträgen genutzt habe, und zwar das Wow-Fenster. Vom Schaufenster zum Wow-Fenster. Sag mal ein paar Worte zu dir, was du mit einem Wow-Fenster zu tun hast.
Karin Wahl: Erst mal stelle ich mich ganz kurz vor. Ich bin gelernte Schaufenstergestalterin, so hieß das früher. Heute heißt es Gestalterin/Gestalter für visuelles Marketing. Ich habe in großen Kaufhäusern gearbeitet, bin von München, wo ich zuletzt bei Ludwig Beck gearbeitet habe, nach Köln gezogen und habe mich selbstständig gemacht. 2008 habe ich dann noch eine Trainerausbildung gemacht. Das heißt, ich gebe jetzt mein Wissen an Wissbegierige weiter: Was Visual Merchandising ist, wie Schaufenster gestaltet werden. In Workshops, Seminaren, Vorträgen und ich habe noch drei kleine Bücher geschrieben über Gebrauchsanweisungen Visual Merchandising.
Frank Rehme: Da gehe ich gleich nochmal drauf ein, um aufzuzeigen, wo sich unsere Hörerinnen und Hörer entsprechendes Wissen abgreifen können. Aber ich wollte mit dir darüber sprechen, dass ich vor Kurzem einen Weltmeister kennengelernt habe. Und zwar habe ich ein weltmeisterliches Schaufenster gesehen, nämlich den Weltmeister „langweiligstes Schaufenster der Welt“. Da standen irgendwelche Schaufensterpuppen drin, die nicht attraktiv angezogen waren und in einem riesigen Schaufenster ganz alleine, ohne irgendwelche Deko, standen. Und dann habe ich mich gefragt, was jetzt die Shopperin oder der Shopper denken, wenn sie oder er an diesem Schaufenster vorbeigeht. Und du hast ja sehr lange Erfahrung in diesem Bereich und diese Bücher geschrieben, die ich alle hier in den Shownotes verlinken werde, und bist in der Richtung echt erfahren. Erzähl doch mal, was ein attraktives Schaufenster eigentlich ausmacht.
Karin Wahl: Ein Wow-Fenster braucht natürlich eine Bremse. Ich hatte auf meinem Auto mal einen Aufkleber drauf: Ich bremse auch für Schaufenster. Was ich heute noch tue, und übrigens auch eben getan habe, als ich hierher fuhr, ist, anzuhalten für besondere Schaufenster und Fotos zu machen. Da war ein Stoffladen, der aus Reststoffen riesengroße Eistüten genäht hatte. Das hatte eine wahnsinnige Fernwirkung. Das heißt, ich brauche irgendwas, was merkwürdig ist. Das Wort sagt es ja schon. Es ist würdig, dass man es sich merkt. Irgendeine Bremse, irgendein Stolperer, damit jemand sagt: „Wow, das gucke ich mir jetzt an, das ist ja was ganz besonderes“. Und bei dem Modeladen kann ich auch nur empfehlen, dass die Puppen, die eigentlich Figuren heißen, professionell bekleidet werden. Wir haben eine Ausbildung über drei Jahre, wie man so etwas überhaupt anzieht, wie man die steckt und zurechtrückt. Und dann dazu ein Eyecatcher. Das können ganz einfache Elemente sein. Beispielsweise Papierflieger oder Papierschiffchen an Seilen von der Decke hängend. Vielleicht einen Ventilator dazu stellen, dass sich die Schiffe bewegen. Und schon habe ich einen super Eyecatcher, ohne großen Aufwand. Gut, ich muss mich hinsetzen und Papierschiffchen falten, aber schon ist es ungewöhnlich und lohnt sich, dass man es genauer anguckt, weil sich jemand Mühe für den Betrachter gegeben hat, dass der ein schönes Bild bekommt.
Frank Rehme: Da hast du etwas gesagt: Mühe und Leidenschaft. Also die Leidenschaft für die eigenen Produkte muss man natürlich auch in so einer Gestaltung auch ausdrücken. Muss denn ein Schaufenster, was attraktiv gestaltet ist, teuer sein? Du hast grad schon diese Beispiele gebracht mit Papierschiffchen und so.
Karin Wahl: Ich bin ja Schwäbin und da zählt für mich immer auf erster Linie, was für eine originelle Idee ich habe. Es muss ein Konzept gemacht werden, irgendein lustiger Slogan dazu, wie „Frische Brise auf dem Meer“. Da fällt einem vielleicht noch was besseres ein, aber irgendwas einfaches, ohne großen Aufwand, um die Leute neugierig zu machen. Man kennt ja das emotionale Einkaufen und da gibt es nur die Neugier und die Freude als positive Emotionen. Und darauf sollte ich mich versteifen. Also ich muss jemanden neugierig machen, damit er auch stehen bleibt, und muss ihm dann eine Freude bringen.
Frank Rehme: Jetzt haben wir ja in vielen Städten eine große Herausforderung. Wir haben festgestellt, dass die Innenstädte neue Aufgaben bekommen und viel mehr Erlebniswert zukünftig bringen können und da kann eine attraktive Schaufenstergestaltung gut drauf einzahlen. Wenn ich jetzt dir einfach mal so ein Szenario unverhofft vor die Füße werfe: Ich bin Frank Rehme und habe einen Herrenausstatter Laden mit zehn Metern Schaufensterfläche. Was würdest du mir jetzt, im Juli, an Deko empfehlen?
Karin Wahl: Da muss ich kurz überlegen. Juli heißt, wir müssen uns auf den Herbst vorbereiten. Also brauche ich ein cooles Herbstfenster. Bleiben wir mal bei dem Ventilator, denn Bewegung ist ja immer ein Hingucker. Sobald sich etwas bewegt, muss man hinschauen. Ich habe meine Figuren oder Schneiderbüsten. Man stellt die grafisch, also in einer Reihe symmetrisch, rein und lässt die um ein paar Zentimeter kippen. Alle im gleichen Winkel und stellt dann dort den Ventilator hin und mache dort Laubblätter mit Bändern dran und kann dann sagen „Bei uns ist jetzt wieder frischer Wind in der neuen Ware!“ oder „Mit unserer Ware kannst du den Herbststürmen trotzen!“.
Frank Rehme: Hervorragend! Also ich habe mal in einem Schaufenster gesehen, dass die Schaufensterpuppen alle heruntergelassene Hosen, mit den Händen vor dem Gemächt, und dann stand ganz groß darunter: „Wir lassen die Hosen runter. Alles 20% reduziert!“. Was hältst du von sowas? Ich fand, es war ein super Eyecatcher, denn wer stellt sich so Schaufensterpuppen rein.
Karin Wahl: Kann man machen, muss aber natürlich zum Unternehmen passen. Ist es ein cooler Skaterladen, kann man das schonmal machen. Ich sag immer, dass Fenster ein bisschen provozieren dürfen, mit Humor und einem Augenzwinkern. Bei dem Herrenausstatter würde ich es jetzt nicht machen, auch nicht, wenn er coole Shorts hätte.
Frank Rehme: Du hast da gerade etwas wunderbares gesagt. Das ist immer Zielgruppen abhängig. Wir stellen immer die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt und die sind natürlich bei den Generationen verschieden, aber natürlich auch bei denen, die sich in bestimmten Genres aufhalten. Siehst du da einen großen Unterschied, dass irgendwo die, die sich mit jungen Leuten beschäftigen, vielleicht sogar kreativer sind, als die, die eher so die gesetzteren Baujahre ansprechen?
Karin Wahl: Nicht unbedingt. Es gibt jetzt auch einen Wandel bei den Eigentümern, wo vieles an junge übergeben wurde, selbst wenn das Unternehmen schon lange besteht. Die jungen kommen dann wirklich mit frischen Ideen, aber mit der Tradition des alt Eingesessenen. Aber da darf ruhig ein bisschen frischer Wind rein. Bei den Fenstern muss etwas mehr passieren. Bei den Innenstädten, du hast es eben angesprochen, muss mehr passieren. Wir brauchen diese Wow-Fenster, damit die Leute diesen Schaufensterbummel wieder interessant finden und Lust drauf haben. Bei den Händler wird grad so viel gesprochen von Multimedia, Social Media, eCommerce und was haben wir da noch alles, wie Multichannel und Omnichannel. Die müssen grad viel bewerben und vergessen dabei vielleicht ihr wichtigstes Werbemittel. 24/7, wie es auch online ist, ist das Schaufenster zu sehen. Doch wird leider total vernachlässigt. Das finde ich schade, denn es gibt so einfache Mittel, wie man das eben aus dem Dornröschenschlaf herausholen kann.
Frank Rehme: Also könnte man ja praktisch sagen, dass das Schaufenster die ureigenste Erfindung des Social Media eigentlich ist.
Karin Wahl: Unbedingt! Und das sogar noch Dreidimensional, denn da kann ich mich hin und her bewegen, es von der Seite angucken und sehe die Passform. Nicht wie auf einem Zweidimensionalen Foto im Internet.
Frank Rehme: Da hast du ja auch den Vergleich mit dem Stichwort Internet gebracht. Wenn wir eine langweilige, lausige Webseite haben, gehen wir da nicht drauf und genau so wenig gehen wir auch an einem langweiligen, lausigen Schaufenster vorbei.
Karin Wahl: Ja genau. Das ist ja der Türöffner für den Shop, wenn ich ein besonderes Fenster habe. Es gibt Studien darüber, dass, wenn jemand länger als 9 Sekunden vor einem Fenster stehen bleibt, sich auch interessiert. Und dann wird das Geschäft zu 80% auch betreten.
Frank Rehme: Ach ok. Also da gibt es auch Untersuchungen drüber. Hast du die irgendwie auch in deinen Büchern drin, dass man da mal nachschauen kann?
Karin Wahl: Da steht auch ein bisschen was drüber, was dann passieren muss, mit so genanntem Storytelling oder wie es emotional aufgeladen sein muss. Das ist schon eine eigene Wissenschaft, die aber für jeden zugänglich ist. Ich biete jetzt auch Webinare an und erzähle dort auch, wie das gemeint ist und wie man das umsetzen könnte.
Frank Rehme: Wo kann man denn deine Workshops und Webinare finden?
Karin Wahl: Erstmal habe ich es nur für verschiedene IHKs und Handelsverbände angeboten. Das hatte so einen durchschlagenen Erfolg. Ich bin einmal von der Stadt Korschenbroich eingeladen worden, dieses Webinar zu machen. Und da hat sogar die Referentin des Bürgermeisters am Schluss gesagt, dass das unglaublich sei und dass, seit ich dieses Webinar gehalten habe, in Korschenbroich gewerkelt und gebastelt wird und sich jeder ins Zeug legt und es nur noch tolle Schaufenster gibt. Das ist für mich das grüßte Kompliment.
Frank Rehme: Und das ist ja ein wichtiger Punkt. Wir haben ja in unserer Zuhörerschaft sehr viele, die Verantwortung in Städten tragen. Und da wäre es eigentlich ganz interessant, dich mal einzuladen, um den Händlern einfach mal zu zeigen, welche Möglichkeiten sie eigentlich haben, zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadt beizutragen.
Karin Wahl: Ja, und interessant war, dass eine Teilnehmerin beim Feedback sagte, dass sie ihr Schaufenster nie mochte und es immer nur mit Widerwillen gemacht hatte und jetzt aber total Lust hätte, direkt ins Fenster zu steigen und komplett alles umzubauen.
Frank Rehme: Absolut, finde ich auch. Wir haben so Beispiele ja schon bei uns auf Zukunft des Einkaufens auch schonmal gezeigt. Ich glaube, ich werde den Artikel komplett hier in den Podcast nochmal reinbringen, dass wir diese Best Cases aus New York nochmal parat haben. Das hört sich zwar immer erst so hochgestochen an, dass die New Yorker das ja auch können. Aber wir haben ja auch dabei geschrieben, was das so kostet. Und da hat man gesehen, dass man mit kleinem Geld wirklich große Effekte erzielen kann.
Kommen wir mal zu dem Thema Digitalisierung. Die Händler beschäftigen sich jetzt alle auf einmal damit und vernachlässigen praktisch die Analogisierung ihres Ladens. Und auf einmal sieht man jetzt, dass die Anmutung vom Laden etwas in den Hintergrund tritt. Die ganzen Investitionsmittel gehen jetzt auf einmal in Onlineshops und solche Dinge rein. Aber das darf man auf keinen Fall vernachlässigen, oder?
Karin Wahl: Nein, gar nicht! Es ist wie mit Allem im Leben. Man geht ja auch des Öfteren zum Friseur, denn die Haare müssen gepflegt werden. Und so ist es auch mit dem Schaufenster, es muss gepflegt werden. Es muss zeigen, dass ich moderne Ware, Neuheiten und Trends habe. Und das Schaufenster muss diese Aussage treffen.
Frank Rehme: Und da sprichst du ja auch nochmal so einen Punkt an, den wir im Vorgespräch auch schon besprochen haben. Und zwar habe ich Händler getroffen, die von ihrem Schaufenster total begeistert war, ich diese Begeisterung aber überhaupt nicht teilen konnte. Die haben dann gesagt, dass das der Rudi macht, der zwar schon seit 20 Jahren in Rente sei, aber das schon 40 Jahre für sie macht und sich richtig auskennt. Oder jemand sagte, dass die eigene Frau das ganz gerne mal macht. Und wenn ich fragte, ob die Frau gelernte Schauwerbegestalterin oder so sei, wurde das immer verneint. Und genau so ähnlich sehen die Ergebnisse dann auch manchmal aus.
Karin Wahl: Es ist schade, dass nicht gesehen wird, dass das wirklich auch ein Lehrberuf ist und wir das lernen und dass man glaubt, dass das jeder selber mal schnell machen kann. Und deshalb plädiere ich halt sehr dafür, dass man sich Hilfe holt oder aber sich wirklich auch Wissen selber aneignet. Das gilt für jemanden, der Geschick hat. Aber das geht auch nur unter Anleitung. Denn zum Frisör geht man ja auch, weil man es selber nicht kann. Hilfe kann man sich aber zum Beispiel beim Verband für visuelles Marketing Merchandising holen, wo ich bin ja auch Vorständin bin.
Frank Rehme: Manchmal lohnt es sich ja auch, einen Fachmann oder eine Fachfrau zu holen. Jetzt hast du grade nochmal den Verband angesprochen. Was ist denn die Aufgabe des Verbandes?
Karin Wahl: Wir unterstützen die Gestalter, versorgen die mit Informationen und neuem Wissen und Trends bei Fachtagungen, Networking untereinander. Es sind sehr viele Mitglieder bei uns, die selber Gestalter für visuelles Marketing sind. Das sind selbstständige Gestalter, aber auch Gestalter in großen Unternehmen und Kaufhäusern, wie Sinn Leffers, L&T. Wir haben auch eine Arbeitsgruppe dazu, dass sich das Berufsbild verändern muss, weil mehr Digitalisierung rein muss. In dieser Arbeitsgruppe, die das Berufsbild anpassen soll, bin ich auch mit dabei. Es sind also ganz viele Aufgaben rund um den Gestalter / die Gestalterin, damit das auch frischen Wind wieder bekommt.
Frank Rehme: Also wer da Fragen hat, kann sich an den Verband wenden und der leitet es dann an die Fachleute und die Arbeitsgruppen weiter.
Da sieht man auch, dass die Verbände wirklich auch die Kraft haben, die Branche nach vorne zu bringen. Ich bin jetzt auch schon viele Jahre im Handel unterwegs und habe den VMM auch immer im Hinterkopf gehabt, aber genau für dieses Thema Schaufenster habe ich den eigentlich nie irgendwo in Verbindung gebracht.
Karin Wahl: Daraus kommen wir. Es hieß früher ‚Bund deutscher Schauwerber‘. Und das haben wir verändert, weil wir natürlich ein europäischer Verband sein sollen. Wir haben Mitglieder aus der DACH Region und mit den Schweizern arbeiten wir super zusammen, mit dem Verband dort. Es ist fast ein bisschen international und wir genießen natürlich auch den Austausch untereinander.
Frank Rehme: Ich gehe nochmal auf dieses Thema Digitalisierung ein. Und zwar habe ich viele Jahre auch in einem Marketingverband, dem POPEI Verband, der jetzt Shop heißt, das Thema Digitalisierung betrieben und ich weiß noch, dass vor über 10 Jahren das Thema Digital Signage ziemlich weit vorne war. Da hat man gesagt „Komm her, du hängst jetzt hier im Regal irgendwo einen Monitor auf und dann machst du 10’% mehr Umsatz“. Das waren ja damals Versprechungen, die von irgendwelchen windigen Rittern da losgetreten wurden. Das Gleiche war aber auch im Bereich von den Schaufenstern, wo man gesagt hat „Mensch, häng dir da doch auch mal einen schönen Monitor rein“. Und dann hat man gesehen, dass viele sich irgendwo einen Monitor oder einen abgewandelten Fernsehapparat geholt haben, der da aber überhaupt nicht wirkte, weil der nicht für Tageslicht gemacht war.
Karin Wahl: Genau. Ich werde auch oft gefragt, was ich von Digital Signage halte. Meine Antwort darauf ist, dass wenn man genug Content hat, man eine riesen Wand, die Herbststürme und die schrägen Schaufensterpuppen hat, es super unterstützend wirken kann. Aber ich habe so meine eigene Studie gemacht, genau von diesem Bildschirmen. Von 10, sag ich mal, sind 7 nicht an oder das Wort Error kreist schön herum oder es gibt einen Bluescreen, weil Windows abgestürzt ist. Also wenn man nicht den technischen Support und den Content dazu hat und nur ein paar Öffnungszeiten draufspielen lässt, dann lieber lassen. Lieber ein cooles Fenster machen mit einer schönen Beschriftung. Das muss nicht über Digital Signage laufen, wenn es nicht zu betreuen ist.
Frank Rehme: Jetzt hast du grade auch ein Zauberwort reingebracht. Neben diesem gestalterischen, diesem attraktiven Design meines Schaufensters, muss ich natürlich auch bestimmte Informationen rüberbringen. Das fängt an bei Preisen. Haben wir eigentlich noch die Auszeichnungspflicht bei Schaufenstern, gibt es die noch?
Karin Wahl: Danke für die Frage, dann kann ich nämlich gleich wieder mit wissen glänzen. Es gibt in Deutschland die Preisangabenverordnung, welche bis 2016 sagte, dass jedes Teil, jedes Produkt im Schaufenster ausgezeichnet werden muss. An dieser Stelle wurde es aber angepasst, dass es nicht mehr ausgezeichnet werden muss. Bei mir kommt da aber immer ein aber. Ich kann nur empfehlen, es auszuzeichnen. Ich kenn es von mir selber. Ich sehe ein schickes Teil im Schaufenster und will es vielleicht schnell holen, weil ich es eilig hab und sehe, es ist kein Preis dran. Bis ich dann aber jemanden finde, der mir sagen kann, was es kostet und ich dann feststelle, dass es mir zu teuer ist, ist so viel Zeit vergangen, dass ich erst gar nicht reingehe. Der Kunde nimmt sich also die Zeit nicht, rein zu gehen weil er denkt, ist bestimmt eh zu teuer.
Frank Rehme: Da sind wir bei dem Thema, dass ich ja nicht nur meine Produkte mit den Preisen vorstelle, sondern ich beobachte sehr stark, dass viele Unternehmen jetzt im Bereich Nachhaltigkeit unterwegs sind. Die haben eine Firmenphilosophie, die haben Unternehmensleitbilder und die wollen diese natürlich auch in ihren Schaufenstern kommunizieren. Bietet sich das dort an?
Karin Wahl: Super, dass du das ansprichst. Genau das ist jetzt das große Thema. Ob es jetzt eine Schaufenstergestaltung ist, die nachhaltig ist, weil ich mir ein Stühlchen vom Sperrmüll hole und es immer wieder neu benutzen kann oder, weil ich die Möglichkeit nutze, es auf das Preisschild zu schreiben, dass es zum Beispiel Biobaumwolle ist. Damit rechtfertigt sich vielleicht ein etwas höherer Preis oder es sagt jemand „Wow, das habe ich schon lange gesucht. Und dann auch noch nachhaltig“. Das kann ein zusätzlicher Grund sein, warum jemand einen Laden betritt.
Frank Rehme: Also hat das Schaufenster, neben der Produktpräsentation, auf einmal viele zusätzliche Aufgaben, die man so vorher nicht gesehen hat und ist auch Teil der Architektur des Gesamtgebäudes.
Sag doch mal abschließend so ein paar Positivbeispiele. Musst keine Namen nennen, aber was genau für dich dieses Positivbeispiel ausgemacht hat.
Karin Wahl: Also ich habe ja schon erzählt. Ich bin hierher gefahren, da war ein Laden auf der anderen Straßenseite und ich habe gebremst und mir einen Parkplatz gesucht, weil ich mir das Fenster genauer ansehen wollte. Diesen Effekt muss man schaffen in ein Schaufenster reinzubringen. Als ich an Pfingsten unterwegs war, war es ein Schmuckladen. Dort wurden aus Pappe zwei, drei Elstern ausgeschnitten, die den Schmuck geklaut haben. Und da ist man länger davor stehen geblieben, denn dort wurde eine Geschichte erzählt. Das hat mich so fasziniert. Da war ein handgeschriebenes Zettelchen „Frohe Pfingsten euch allen“. Für mich als Betrachter war das eine ganz tolleAnsprache. Der liebt seine Kunden und macht seine Schaufenster für den Kunden. Da passt der Spruch „Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“. Das ist, glaube ich, ein gutes Schlusswort, dass man versucht sich in die Zielgruppe ein zu denken, um der eine gute Story bieten zu können.
Frank Rehme: Hier haben wir sogar ein Highlight in Düsseldorf, was sogar in der Tageszeitung beschrieben wird. Nämlich wenn der Kaufhof kurz vor Weihnachten sein Steiff-Fenster dekoriert hat, in dem diese ganzen beweglichen Steiff-Tiere drin sind. Das ist etwas, wo sich Kindern ohne Ende vor tummeln und natürlich auch die Erwachsenen.
Karin, vielen Dank für deine Zeit, aber jetzt nochmal ganz wichtig: Wo kann man dich erreichen?
Karin Wahl: Also ich baue grad auch meine Social Media Kanäle aus, habe aber auch eine Internetseite www.karin-wahl.de, aber jetzt auch neu einen Instagram Kanal ‚Karin Wahl Warenpräsentation‘. Ich denke, da kann man mich gut finden und versuche demnächst auch, das Webinar selber online zu stellen. Also bei mir ist grad auch Einiges im Umbruch.
Frank Rehme: Wenn du mal irgendwo richtig coole Sachen siehst, dann schick uns die gerne rüber oder schreib gerne auch dazu einen Gastbeitrag auf Zukunft des Einkaufens. Wir freuen uns immer, wenn eine Expertise für unsere Leserinnen und Leser zur Verfügung gestellt wird. Wir freuen uns drauf.
Karin Wahl: Gerne!
Frank Rehme: Ansonsten, Karin. Schönen Dank für deine Zeit nochmal und komm gut nach Hause.
Karin Wahl: Super lieben Dank, dass ich auch hier sein durfte. Dank dir, Frank.
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