ZDE Podcast 216: Galeria dreht auf!
Die Warenhauskette Galeria hat eine turbulente Geschichte hinter sich, die wir mit dem Attribut „am Siegen gehindert“ bezeichnen würden. Das hat sich jetzt geändert, wir würde es nun auf „von der Leine gelassen“ ändern.
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Die Shownotes
Unser Gesprächspartner ist Michael Becker, Geschäftsführer Galeria Düsseldorf Königsallee
Die Folge zum Nachlesen
Intro: Zukunft des Einkaufens – Der Podcast für Innovation im Handel
Frank Rehme: Ja, und da haben wir wieder eine neue Folge unseres Retail Innovation Radios. Heute von einem Ort, wo ich wirklich stolz bin, dort zu sein. Denn ich bin eingeladen worden, ja in eine der, ich glaube, exklusivsten und teuersten Handelsimmobilien die Deutschland überhaupt zu bieten hat, an der Straße, die man ruhig die Fashion-Nummer-1-Straße in Deutschland bezeichnen kann: Nämlich die Königsallee in Düsseldorf in Hausnummer 1. Und hier im Marktleiterbüro der Galeria, ehemals Kaufhof. Hallo Michael, grüß dich.
Michael Becker: Hallo lieber Frank und auch herzlich willkommen an alle Hörer.
Frank Rehme: Ja, genau. Michael, du, ein paar Worte zu dir. Du bist, du leitest hier diesen Standort schon seit, ja geraumer Zeit jetzt auch mittlerweile. Und sag mal ein paar Worte zu dir, ein bisschen zu deiner Vergangenheit, wie lange du schon im Handel bist, was du da so alles gemacht hast, dass man sich so ein Bild von dir machen kann.
Michael Becker: Ja, also mein Name ist Michael Becker. Ich bin jetzt Geschäftsführer in Düsseldorf, seit viereinhalb Jahren bin ich hier an der Kö. Die Station davor war München Marienplatz. Das war meine erste Tätigkeit als Filialgeschäftsführer und da war ich für den Einkauf zuständig. Jetzt bin ich hier in Düsseldorf komplett für Einkauf und Verkauf zuständig. Und ja, meine Vergangenheit ist: 1996 habe ich angefangen beim Karstadt in Wiesbaden, damals noch als Lebensmittler. Ich war immer sehr, sehr interessiert mit Sport und Ernährung. Deswegen lag es nahe, dass ich dann da angefangen habe, meine Lehre angefangen, habe danach mein Sommelier gemacht, die Ausbildung und bin dann weiter zur Führungskraft rangereift und wurde dann, das ist üblich im Warenhaus, wurde ich viel versetzt. Das heißt, ist jetzt hier meine vierzehnte Filiale. Ich war schon gefühlt in jeder großen Stadt in Deutschland und habe es auch ins Blut mitbekommen. Wir sprechen ja immer so von der Karstadt-Welt, die wir als blau bezeichnen, die Kaufhof-Welt als grün bezeichnen. Jetzt gibt es die Galeria-Welt, die ist türkis und ich bin auch türkis geboren. Das heißt, meine Eltern sind auch schon, meine Mama ist aus der Horten-Welt, also in dem Fall der Vorgänger von Kaufhof, aus der grünen Welt und mein Vater Karstadt und Hertie. Und von daher habe ich das schon in die Wiege gelegt bekommen. Auch das Händlertum. Und ich liebe einfach dieses Warenhaus. Es macht Riesenspaß.
Frank Rehme: Ja, dann seid ihr ja praktisch schon fast so eine Warenhaus-Dynastie…
Michael Becker: Definitiv.
Frank Rehme: …in die du reingeboren wurdest, kann man ja schon fast sagen.
Michael Becker: Ja, natürlich. Also mein Vater ist dann auch später in den Einkauf gegangen, hat auch eng mit Lovro Mandac zusammengearbeitet. Und klar ist natürlich auch mein stetiger Berater, seit ich klein bin an meiner Seite und hilft mir natürlich immer als Joker, wenn es mal irgendwelche herausfordernde Themen gibt.
Frank Rehme: Ja. Also für die, die gerade den Namen Lovro Mandac nicht zuordnen konnten: Lovro Mandac war praktisch einer der Kaufhauskönige. Ich kannte den auch noch. Wir beide haben ja eigentlich die gleiche Vergangenheit. Wir waren beide unter dem Dach der METRO-Gruppe. Ich damals hier für dieses Thema Innovation und du damals dann eben halt beim Kaufhof auch. Und Lovro Mandac war jemand, der wirklich eine Eminenz war. Der war wirklich sehr innovativ in seinen Bereichen auch, hat sehr viel auch für die Innenstädte gekämpft, muss man sagen. Er hat sich immer wieder sehr engagiert in diesem Bereich und war da auch immer, ja, ich sag mal, mit vielen Preisen auch ausgezeichnet. Den letzten, den er bekommen hat, soweit ich das weiß, war für sein Lebenswerk. Hat er den Deutschen Handelspreis nochmal bekommen, müsste vor drei, vier Jahren gewesen sein. Also insofern Lovro Mandac ist ein Name, den kennt man in der Branche sehr gut eigentlich. Ja, so, aber wir haben ja den Abgesang in Deutschland auf den Warenhäusern irgendwie komischerweise. Ich wundere mich immer, dass wir in Deutschland nicht mal den Blick so mehr weiten. Ich bin ja viel in der Welt unterwegs und schaue mir da auch Warenhauskonzepte an und sehe, dass die teilweise sehr, sehr erfolgreich sind auch. Und man fragt sich immer wieder: Warum in Deutschland nicht? Wir wissen es jetzt mittlerweile. Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass man solche Konzepte wirklich, ja, ich sag mal, mit Investitionen auch angehen muss und nicht kaputtsparen darf. Und in der Vergangenheit sind die ja rumgereicht worden zu verschiedenen Investoren. Und mittlerweile sind wir da aber an so einem Punkt jetzt, wo es wieder weitergeht und losgeht. Und genau darüber möchte ich mit dir sprechen. Gar nicht so den Rückspiegel mehr dran haben. Da wissen wir jetzt alle, was passiert ist, sondern was losgeht. Und du hattest ja hier uns vom Handelsausschuss der IHK, in dem ich auch Mitglied bin, hast du uns hier mal gehostet. Du hast eine Veranstaltung hier mal stattfinden lassen. Und da hast du erzählt, was ihr jetzt alles vor habt, was ihr macht. Und da habe ich mir gedacht, so: Mensch, der Löwe ist von der Leine gelassen. Er läuft jetzt los und geht auf die Jagd nach Kunden und nach Attraktivität. Und darüber möchte ich mit dir eigentlich gerne sprechen. Was hat sich verändert seit, ich sage mal jetzt, dem Ausstieg vom Benko aus diesem ganzen Konglomerat?
Michael Becker: Ja, da sind natürlich mehrere Punkte. Ich glaube, der entscheidendste Punkt ist einfach, dass wir einen neuen CEO bekommen haben mit Olivier Van den Bossche. Als ich damals vom Abteilungsleiter zum Trainee gegangen bin, war er auch schon bei uns im Unternehmen. Und Olivier steht einfach absolut für den Handel, für totaler Fokus auf unsere Kunden. Das heißt, unser Chef ist der Kunde. Also auch unser Chef auf den Flächen ist der Kunde. Und wenn der Kunde etwas sucht, dann müssen wir gucken, dass wir es besorgen können. Dass wir uns informieren, was können wir dafür tun? Und dass wir das dann auch rückspiegeln in unser Service Center, in den Einkauf. Das heißt, der Einkauf ist jetzt gar nicht mehr so seine eigene Welt, sondern die bekommen sehr viele Informationen von uns aus dem Verkauf, von dem, was der Kunde möchte. Das heißt, wir auf der Fläche wissen ja, was fehlt den Kunden? Was können wir anders machen? Und davor war es eher so, zumindest gefühlt, dass der Einkauf bestimmt hat, wie wir agieren, was wir für Ware haben, wie die Strategien sind. Die sind vom Einkauf gemacht worden und das dreht sich jetzt halt völlig. Das heißt, wir sagen wirklich dem Einkauf: Pass mal auf, wir brauchen dies, wir brauchen das. Und dann wird sich darum gekümmert. Und das ist, glaube ich, der größte, größte Wechsel. Dann natürlich die Freiräume, die wir jetzt haben in den Filialen. Das heißt, wir waren ja, davor hatten wir Handfesseln, das muss man schon sagen. Natürlich auch bedingt durch die Insolvenzen, die wir leider durchlaufen mussten. Aber es ist halt jetzt so, dass wir freie Hand haben. Das heißt, wir können auch selbst mal entscheiden. Wir können viel mehr in die kulturelle Integration machen. Also wir können wirklich vor Ort mit Partnern arbeiten in den Städten. Wir haben jetzt einen Charity Wald eröffnet mit zehn Organisationen, wo wir selbst die Akquise gemacht haben. Das heißt, alles, was vor Ort passiert, entscheiden wir. Wir entscheiden selbst, wie viele Mitarbeiter wir einstellen. Natürlich müssen wir auf die klassischen KPIs achten. Wir können Events machen. Wir haben ein Budget zur Verfügung, um Möglichkeiten auszuschöpfen, die wir sehen auf dem Markt und das hilft halt einfach. Weil aus einer Zentrale kann man einfach nicht alles steuern, auch wenn das immer schön wäre. Aber es gibt so viele lokale Bedürfnisse in den Städten, in den Regionen. Das kann ich einfach bestätigen nach den 14 verschiedenen Filialen und Bundesländern, dass da einfach so große Unterschiede sind. Und da müssen wir drauf pochen und müssen gucken, mit unseren Teams, was wollen die Kunden und was können wir vor Ort leisten?
Frank Rehme: Ja, also ist ja die komplette A…, ich sag mal, der Hund hat früher immer, nee, der Schwanz hat immer mit dem Hund gewedelt, als der Einkauf noch die große Macht hatte. Ich kenne sowas ja auch aus vielen anderen Unternehmen. Das führt dann manchmal zu so kuriosen Dingen, wenn ich zum Beispiel im September dann manchmal vor einem Supermarkt stehe und die haben da Streusalz, eine Palette stehen, dann weiß ich genau: Ok, der Einkauf bestimmt hier, was letztendlich in den Filialen landet und ob es zur Unzeit da ist oder nicht, ist dann erst mal auf einem anderen Blatt. Aber das ist ja etwas, was auch die ehemalige Steuerung von solchen Unternehmen letztendlich auch immer bedingt hat, weil der Einkauf hat immer die nachträglichen Vergütungen und die Werbekostenzuschüsse verhandelt und am Jahresende hat er die dann abgerufen und dann waren wieder alle glücklich, weil die Zahlen dann auf einmal stimmten. Und das hat sich ja mittlerweile vollkommen geändert. Also dass man jetzt Gott sei Dank den Weg geht, dass man den Vertrieb fragt: Was wird denn eigentlich da draußen gebraucht? Und ich glaube, Warenhaus ist auch ein sehr, sehr lokales Thema. Kein Warenhaus ist vergleichbar mit einer Kundschaft, man redet ja immer vom kundenzentrierten Category Management, dass wir wirklich komplett andere Kunden haben hier zum Beispiel in Düsseldorf, an der Königsallee, als in einer anderen Stadt. Das passt manchmal nicht zusammen und deshalb muss das Angebot auch angepasst werden.
Michael Becker: Ja, definitiv. Also selbst, es geht gar nicht mal nur um Interessen, es gibt selbst körperliche Unterschiede. Also wenn ich überlege, in München-Marienplatz, wir hatten sehr viele Italiener, Italienerinnen, sehr viel Asiaten dort, die natürlich auch unten wegen den Sehenswürdigkeiten waren. Wir brauchen schon völlig andere Größenspiegel in den unterschiedlichen Städten. Und im Norden haben wir viel mehr große Größen, die dann sehr schnell ausverkauft waren. Bei uns im Süden, in München, war es dann sehr, sehr oft, dass die kleinen Größen S und M ausverkauft waren und allein da haben wir in München noch zukaufen können. Was wir dann in den letzten vier Jahren ja jetzt nicht mehr machen konnten in den Filialen. Und das ist einmal das körperliche, aber auch die Interessen sind einfach völlig unterschiedlich. Du hast es vorhin gesagt, die tollste Straße in Deutschland zum Einkaufen ist Düsseldorf. Jetzt haben wir noch die Nummer eins als Adresse, also Kö 1. Für mich ist es auch fast auf der Welt. Wir vergleichen uns dann mit einer Oxford Street, Champs-Élysées, Fifth Avenue, dann kommt für mich schon die Königsallee. Es ist eine unfassbare Einkaufsstraße, die jetzt auch nochmal mehrere Milliarden investiert, um auch die Bankenseite nochmal richtig hübsch zu machen, Gastronomie herzubringen. Ich glaube, dass da auch in den nächsten Jahren, auch wenn das KDW, also das Carsch-Hause, gebaut wird, das wird ganz, ganz toll und ja, wie wir erwarten, da Großartiges. Und wir sind mitten drin.
Frank Rehme: Ach, übrigens, wir teilen ja mit dir Einblicke, Trends und inspirierende Geschichten direkt aus der Welt des Einzelhandels. Und du kannst uns aber dabei unterstützen, diese Mission auch zukünftig fortzuführen. Und das Beste daran, du kannst uns helfen, ohne auch nur einen Cent auszugeben. Dazu erzähle einfach deinen Kolleginnen und Kollegen von uns, abonniere unseren Newsletter und wenn dir gefällt, was du hörst, bewerte uns in deinem Podcatcher mit fünf Sternen. Deine Stimme zählt und hilft uns enorm. Für diejenigen unter euch, die unsere Arbeit auch finanziell unterstützen möchten, bieten wir verschiedene Unterstützer-Pakete an, die teilweise schon bei einem Euro anfangen. Schon für sehr kleines Geld kannst du also dazu beitragen, unser Retail Innovation Radio am Laufen zu halten. Schau da auf unsere Webseite ins obere Menü bei „Unterstützer“. So, jetzt geht’s aber weiter.
Also alle Besucherinnen und Besucher, die noch nie in Düsseldorf waren, kann ich echt nur empfehlen: Kommt hierhin. Guckt euch die Königsallee mal genauer an und vor allen Dingen aber auch die Verlängerung mittlerweile, den sogenannten Kö-Bogen, den man hier praktisch aus dem Fenster auch sehen kann. Da ist auch architektonisch wirklich ein Highlight nach dem anderen realisiert worden. Einmal die Bauten hier von Liebeskind, aber auch das Ingenhoven-Tal mit zigtausend Bäumen an der Fassade gepflanzt. Also wirklich, das sind Highlights hier ohne Ende. Also Königsallee meiner Meinung nach auch immer noch eine der Top-Straßen weltweit mit. Und du hast gerade hier so Fifth Avenue mal erwähnt. Ich bin da jedes Jahr ja immer anlässlich meines Besuchs hier zur Messe in New York. Und die Fifth Avenue, die kannst du aber wirklich auch nur, ja ich sag mal, auf 300 Metern als gut bezeichnen, dann kippt es schon wieder ab. Also ich sag mal, alles oben vom Central Park und dann so 300, 400 Meter runter, das ist noch ganz gut, aber alles andere ist dann auch schon ein bisschen trashig in diese Richtung. Also man sieht, wie auch da bei den Top-Straßen sich einiges verändert und das hier in Düsseldorf, ja Gott sei Dank, immer zum Guten. Hier sind ja auch ein paar Baustellen gerade, die uns ein bisschen ärgern manchmal, aber da passiert einiges wieder zum Guten. Calatrava hier, der große Architekt, der auch in New York hier am Ground Zero, da die U-Bahn-Station so toll gebaut hat, der soll ja hier auch noch etwas bauen. Es ist momentan ein bisschen in’s Stocken gekommen, aber das wird ja auch gemacht. Also ich kann echt nur empfehlen, Leute, besucht hier mal die Königsallee, lohnt sich in jedem Fall. So, jetzt aber zu dir. Der Tiger ist von alleine gelassen. Was machst du jetzt anders? Was ist das, wo du gesagt hast: So, das gehe ich jetzt als erstes an, als zweites, als drittes? Und ich sehe hier, du hast hier eigene Produkte stehen, auch auf dem Tisch. Jetzt haben wir natürlich keinen Video-Podcast, sondern Audio-Podcast. Erklär mal, was es damit auf sich hat.
Michael Becker: Ja, also am wichtigsten war mir natürlich, aus dieser unglaublichen Adresse was zu machen. Das heißt, wir haben schon tolle Kooperationen in der Stadt und wir werben halt einfach mit unserem Namen. Der Galerie Kaufhof ist eine Institution, aber dieses Thema Kö 1 muss einfach noch mal in aller Munde. So, und ich habe gesagt, ich möchte einfach ganz, ganz tolle Produkte. Und ich habe ja schon vorhin gesagt, ich bin Sommelier. Das heißt, ich bin auch, ich bin in der Zeit groß geworden und auch jetzt, als der Gin aufgekommen ist. Und ich habe damals in Heidelberg gearbeitet als Trainee, Studentenstadt natürlich, jeder wollte Gin Tonic trinken. Und ich habe gesagt: Okay, ich möchte hier nicht nur zwölf Gins haben – ich möchte hier 70 haben. Und habe ein ganzes Schaufenster voller Gins gemacht. Und damals gab es einen netten, jungen Mann, Christopher Wloka, der hat einen eigenen Heidelberg-Gin gemacht. 351 Upstairs, also die Stufen bis zum Schloss in Heidelberg, was wunderschön ist. Und ich bin danach dann nach München gekommen. In München habe ich das ausgebaut auf 130 Gins. Wir wurden dann als House of Gin deklariert. Es war eine Riesenauswahl. Und für mich war, ich habe alle 130 probiert, es gibt zwei Gins, die sind für mich die besten, so. Und das ist der Brockman Gin, extrem fruchtig, schmeckt nicht jedem. Und eben der aus Heidelberg, 351 Upstairs. Und ich habe dann irgendwann, als ich nach Düsseldorf kam, gesagt: Boah Christopher, wir müssen unbedingt was machen. Ich will den besten Gin hier auf der Kö haben. Ich will den als Kö 1 haben und lass uns ein bisschen feilen. Und wir haben dann aus dem Gin noch ein Upgrade gemacht. Das heißt, wir haben ein bisschen weniger Bergamotte genommen, ein bisschen mehr Waldbeeren dazu genommen, dass er noch ein tickle Fruchtigkeit mehr hat und ein bisschen mehr Ecken und Kanten. Und das war unser erstes Kö 1 Produkt. Und somit hat das Ganze gestartet. Ich weiß, noch am 1. März hieß es, wie du sagst, der Löwe wird von der Leine gelassen. Am 2. März kam schon mein Anruf: Christopher, wir müssen uns treffen. Und so ist dann der Kö 1 Gin entstanden. Wir haben dann weitere Produkte gemacht. Wir haben einen ganz, ganz tollen Sommerdrink hergestellt. Jetzt, als die Temperaturen dann nach oben gingen. Und jetzt für den Winter auch tolle Partner gefunden, wo wir einen wahnsinnig leckeren Winterlikör gemacht haben, den man auch toll mit Glühwein mischen kann, passend zu dem Weihnachtsmarkt. Hat einen Riesenanklang gefunden. Wir haben einen Pflaumen-Zimt-Likör gemacht. Wir haben eigenen Glühwein gemacht und so fing das Ganze an. Natürlich noch mit meinen Kontakten in die Lebensmittelindustrie und Partner, wo ich einfach weiß, wer macht tolle Arbeit, mit wem kann man was machen. Dann hat der Kollege Schnitzler drüben einen ganz, ganz tollen Düsseldorf Königsallee-Duft hergestellt, einen wahnsinnig leckeren und hat den gelauncht. Das war im Herbst diesen Jahres. Und ich habe gesagt: Ganz im Ernst, also natürlich schön, wenn ihr einen Königsallee-Duft habt, aber auf der Kö 1, das wäre natürlich eine super, super Symbiose, wenn wir da was zusammen machen. Und genauso ist es gekommen. Wir haben den Duft dann auch als Erster bekommen, nach dem Atelier Fleur und haben ihn jetzt unten angeboten. Der Andy als Hersteller und Parfümeur war auch persönlich einige Tage hier und hat an den Wochenenden unseren Kunden dann erklärt, wie er drauf gekommen ist. Ein Produkt, wo so viel Herzblut und Liebe dran steckt, wo wir einfach gesagt haben, das musst du hier auf der Kö 1 zeigen. Jetzt kommen natürlich noch viele andere Produkte. Wir werden eigene T-Shirts, Baseball Kappen, es wird noch vieles, vieles mehr geben. Alles unter dem Kö 1 Branding und auch die Hotelkooperation, wo wir überall mit zusammenarbeiten, dass die Touristen, wenn sie in Düsseldorf sind, schon gleich wissen, wo sie gut einkaufen können. Und ja, da haben wir schöne Kooperationen. Also Kö 1 war erstmal meine erste Tat, gleich am 2. März.
Frank Rehme: Ach übrigens, wusstet ihr, dass unsere Autorinnen und Autoren auch für Vorträge, Beratungen oder Expertengespräche zur Verfügung stehen? Wenn ihr also tiefere Einblicke in die Zukunft des Handels wünscht, seid ihr bei ihnen genau richtig. Und wenn ihr vor Herausforderungen bei der Transformation im Handel steht, ist unser Partner, die GMV-Team GmbH, bereit, euch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Zögert nicht, Kontakt aufzunehmen. Einfach hier an: . Kommt immer an. Danke, dass ihr Teil unserer Community seid. Jetzt geht es aber weiter.
Jetzt hast du ja, wie viele Quadratmeter hast du hier zur Verfügung?
Michael Becker: 20.000.
Frank Rehme: 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. So, jetzt sag ich mal, deine Produkte, die du jetzt gerade so beschrieben hast, die stellen wir jetzt auch mal auf 50 Quadratmeter. Was machen wir mit den anderen 19.950 Quadratmetern? Was ändert sich da? Wo kannst du sagen, da sind wir unterwegs und machen da jetzt die Veränderungen, die du dir immer schon mal vorgestellt hast. Was passiert da?
Michael Becker: Ja, wir haben natürlich neue Produktpartner gefunden, also viele, die mit uns arbeiten. Wir werden jetzt ein neues Beauty-Konzept im Frühjahr machen, wo wir einfach auf unsere heiß begehrte Browery unten an der Rolltreppe, werden wir aufsetzen mit Wimpernverlängerung, permanent Make-up. Das heißt, eine ganz tolle Partnerin mit der Giamia werden wir was machen. Das wird neu sein im Warenaus. Da bin ich mir sicher, das wird gut funktionieren. Und im Prinzip sind es fast alle Branchen, wo wir jetzt unsere Finger mit drin haben und wo wir mitbestimmen können und das ist halt das Schöne. Also nächstes Beispiel. Wir hatten seit 30 Jahren einen Charity-Baum bei uns in der dritten Etage. So, das war immer schon so. Und das war immer der gleiche Partner Elterninitiative, Krebshilfe, wo wir einfach geholfen haben, mit unseren Besuchern und Kunden Gutes zu tun für Kinder, die es halt wirklich schwer haben. Und ich habe mir dann gedacht, auch durch ein Erlebnis mit zwei Kunden, habe ich mir gedacht: Warum machen wir eigentlich nur einen Baum? Es gibt so viele Kinder, die bedürftig sind. Lass uns doch mal einen ganzen Wald machen. Und habe dann mein Team zusammengerufen, habe gesagt: Komm, wir machen mal was. Ich versuche, Partner zu finden und wir gucken mal, welchen Kindern es noch nicht gut geht, die jetzt nicht mit der Krankheit Krebs konfrontiert sind, sondern es gibt ja auch andere Gründe, warum einfach Kinder in Not sind. Und bin dann auf einer Ehrenamtmesse gewesen und bin alle Stände abgelaufen, habe einfach mal geguckt, mit wem können wir gut zusammenarbeiten. Und hatten dann letztes Jahr zehn Institutionen, mit denen wir hier oben einen großen Charity-Wald gemacht haben. Das Ganze garniert natürlich mit unseren Lieferantenpartnern. Das heißt, wir haben riesengroße Schaustücke besorgt, dass dieser Wald auch wirklich wie ein Zauberwald wirkt. Das heißt, es ist ein Mix aus Erlebnis und wir tun wirklich Gutes und das war richtig schön. Wir hatten letztes Jahr schon 700 Geschenke. Dieses Jahr sind wir auf 1.200 Geschenke. Das heißt, 1.200 Kindern haben unsere Kunden und Besucher geholfen, was riesig ist.
Frank Rehme: Ja, man sagt ja, Thema Erlebnis-Aufenthaltsqualität sind so für den stationären Lande die Themen der Zukunft und sind ja sehr stark auch beeinflusst von dem Personal, was man da hat. Und du hast gerade gesagt, dass du jetzt auch von der Leine gelassen wirst, auch Personal selber zu bestimmen, einzustellen und solche Geschichten alle. Was ist da jetzt so der Weg in die Zukunft?
Michael Becker: Also der Weg ist natürlich, wir müssen alle auf unsere KPIs gucken und in Zeiten, wo der Onlinehandel stärker wird und die stationären Geschäfte Probleme kriegen, müssen wir natürlich immer gucken: Was machen wir am klügsten mit unserem Budget? Und wir arbeiten jetzt sehr, sehr gut mit Verkaufsunterstützern zusammen. Das heißt, wir konnten jetzt im Weihnachtsgeschäft über 80 Mitarbeiter rekrutieren, die uns unterstützt haben, wo wir gesagt haben, ungefähr die Hälfte übernehmen wir dann ab Januar. Der Rest fällt durch das Raster bzw. das sind dann halt reine Weihnachtsunterstützer gewesen. Aber es ist schon so, unsere Filiale ist, glaube ich, immer sehr, sehr gut aufgeräumt, sehr, sehr gut geführt und wir haben diese Verkaufsunterstützer, helfen uns einfach, um die Kabinen sauber zu machen, um alles wieder schön hinzulegen, wirklich gucken, dass es repräsentativ ist für unsere Kunden. Und da haben wir ein richtig tolles Team jetzt geschaffen. So und mit einem Großteil gehen wir jetzt auch dann ins neue Jahr.
Frank Rehme: Also, dass ihr so viele neue Stellen geschaffen habt, diese 40, die du gesagt hast, hier gerade dann eben, das ist ja schon mal sehr, sehr viel eigentlich, wenn man so eine P&L, also eine Gewinn- und Verlustrechnung, von so einem Laden gesehen hat, der weiß, wie die Personalkosten da reinpacken. Das heißt aber, ihr merkt auch, dass die den Mehrwert schaffen, in der P&L natürlich dann auch, diesen Mehrwert an Umsatz zu bringen.
Michael Becker: Ja, das merken wir. Natürlich sieht man es an der Conversion Rate. Also, ich habe viele Mitarbeiter, die wussten genau gegen Ladenschluss müssen sie die Kabinen noch sauber machen, damit alles steht für den nächsten Tag. Diese Arbeiten sind jetzt nicht mehr, die machen unsere Verkaufsunterstützer. Und deswegen sind die Mitarbeiter viel mehr frei, um unsere Kunden zu bedienen, um sich um die einfach zu kümmern. Das hilft uns auf jeden Fall in der Conversion Rate. Also, wir sehen, dass unsere Bedienumsätze hochgehen und dass die Selbstbedienungsumsätze zum Glück wieder runtergehen und wir wieder mehr mit dem Kunden agieren. So, und das Modell der Verkaufsunterstützer ist natürlich ein besonderes. Das heißt, das sind fast alles durch die Bank sehr flexible Menschen, die das Geld nicht zwingend brauchen. Also, jeder von uns braucht Geld, du natürlich auch Frank, genauso wie ich, aber die es nicht zum Leben brauchen. Das heißt, als Beispiel, das sind Studenten, die in einem Monat mal sagen: Boah, ich habe gerade wahnsinnig viel zu tun, mir reichen 10, 20 Stunden im Monat. Wir haben die Möglichkeit, das auf 160 Stunden hochzuziehen. Das heißt, wir können in einem guten Sparring mit diesen 40 Personen können wir überlegen: Boah, jetzt ist gerade viel zu tun. Oder: Wir haben Messezeiten, wir brauchen jetzt mehr Unterstützung. Oder: Wir haben mal weniger. Das ist ein sehr, sehr gutes Zusammenspiel. Und da hat sich halt auch gezeigt, bei welchen von den 80, wo klappt das gut? Wo hat das nicht so gut geklappt? Und ich glaube, jetzt haben wir bei vielen, vielen Gruppen echt ein perfect Match.
Frank Rehme: Jetzt ist ja die große Diskussion gewesen, hier aus dem Carsch-Haus direkt vis-a-vis hier praktisch vom Kaufhof ein KDW zu machen. Das hat sich ja jetzt nicht ergeben durch die Insolvenz, jetzt letztendlich von der Benko-Gruppe. Hast du da Informationen, in welche Richtung sich das da weiterentwickelt und ob das vielleicht sogar ja ein Teil von euch wird oder so?
Michael Becker: Also die Informationen schwanken, natürlich. Die ganze Stadt fiebert natürlich darauf hinaus, weil es zum einen eine hässliche Baustelle derzeit die dort ist. Aber wir wollen halt auch einfach aus dieser Königsallee und so als Verbindungsstück zwischen Königsallee und unserer längsten Theke der Welt und der Altstadt ist das Carsch-Haus da einfach ein Wahnsinnsmonument. Es geht in die richtige Richtung. Das heißt, die Central Group hat ja immer noch 51 Prozent. Die suchen noch einen zweiten Partner und sind immer mal wieder mit Partnern in sehr, sehr guten Gesprächen. Also wenn wir über Hoffnung sprechen, habe ich eine Riesenhoffnung oder bin mir sehr, sehr sicher, dass sich da in diesem Jahr was tun wird, das weitergebaut wird. Ich glaube, da wird ein tolles Warenhaus entstehen, was uns auch hier einfach riesig hilft. Ja, nicht nur, dass dann die Baustelle weg ist, sondern wir haben einige Sortimentsgruppen, wo wir vielleicht noch nicht im Luxusbereich sind. Und es ist natürlich schön, einen Partner direkt nebenan zu haben, der das dann anbietet. Und wir vermissen auch aus der Carsch-Haus Zeit, das muss ich schon sagen, natürlich auch mit meinem Herz als Lebensmittler, vermissen wir diesen riesen Gastronomie-Part. Wir vermissen die Lebensmittel, die dort angeboten waren. Und wir glauben auch, dass das ein richtig gutes Zugpferd wird. Und die Modelle, die ich gesehen habe vom damaligen Carsch-Haus, an was ja wahrscheinlich das neue Modell auch angelehnt ist, mit einer tollen Gastronomie oben in der fünften Etage, da wurde ja schon alles ausgebaut. Eigentlich stehen alle Weichen auf eine richtig tolle Zukunft, auch was das Carsch-Haus angeht. Jetzt hoffen wir, dass Central Group noch einen Partner findet und dann freue ich mich auch hier auf dieses schöne Eck.
Frank Rehme: Ja, das gibt ja dann eine doppelte Magnetwirkung eigentlich, und das ist ja immer ganz gut.
Michael Becker: Ja.
Frank Rehme: Agglomerationen, die jeweils eine individuelle Anziehungskraft haben, befeuern sich ja auch gegenseitig.
Michael Becker: Ja.
Frank Rehme: Muss man ja auch mal sagen. Jetzt aber nochmal zum Klientel, was hier in Düsseldorf zum Einkaufen kommt. Einerseits haben wir natürlich viele aus den Niederlanden, die hier gerne immer wieder in Düsseldorf sind. Und auch jetzt gerade hier zu Weihnachtszeit, die ja jetzt gerade zu Ende gegangen ist, auch gerne diese Weihnachtsmärkte und hier alles mitnutzen. Aber wir haben auch viele aus dem, ich sage mal, arabischen Bereich, teilweise auch aus den USA, die hier zum Einkaufen kommen. Wie verteilen die sich hier bei euch so ungefähr? Wie stellt ihr euch darauf ein?
Michael Becker: Ja, wir haben natürlich, wir haben tolle Luxusprodukte. Ich glaube, bei Beauty haben wir alles, was Rang und Namen hat unten in dem Bereich mit ganz, ganz tollen Countern. Wir haben auch im Handtaschen-Bereich wahnsinnig viele super, super Partner. Wir haben jetzt ganz neu auch Luxus Taschen bekommen, pre-owned. Im Moment steht sogar eine Birkin Bag bei uns unten drin für 35.000 Euro. Das ist natürlich ein super Highlight. Ich glaube, die Araber und, wir sind ja schön eingebettet zwischen dem Steigenberger und dem Breidenbacher Hof…
Frank Rehme: Die Hotels hier.
Michael Becker: Die Hotels, genau, danke. Und die wissen natürlich, die Gäste, dass man hier richtig toll einkaufen kann, ja, dass wir ein Warenhaus sind mit Herz. Wir sind ein Warenhaus, wo man früher gesagt hat, der alte Spruch: Alles unter einem Dach. Das heißt, die arabischen Besucher in Düsseldorf, die wissen auch, sie bekommen hier von Villeroy & Boch vielleicht mal ein richtig tolles Besteck Set in Gold oder wir haben da auch angepasstes Geschirr. Von daher, sie wissen, für die Kinder können Sie in der Spielwarenabteilung was Schönes raussuchen. Es gibt hier wirklich dann auch für die ganze Familie was. Es ist nicht nur Luxus. Luxus ist eher wirklich in den Bereichen, Damenwäsche ist wahnsinnig, da haben wir auch mit Simone Pérèle, mit Aubade, mit Sarda haben wir wirklich die wichtigsten und exklusivsten Marken auf dem Markt. Bei Beauty sind wir toll ausgestattet, da sagte ich schon. Bei Handtaschen und auch bei Schuhen wachsen wir jetzt immer mehr mit rein.
Frank Rehme: Ja, also Summa summarum, sage ich jetzt mal, kann man hier sagen, wir sind hier besser als die Fifth Avenue. Wir haben auch vis-a-vis gegenüber Tiffany’s, gibt es da auch, die Saks Off Fifth Avenue ja auch direkt in der Nähe von Tiffany’s ist, aber wir haben hier noch eine kleine Besonderheit. Du hast gerade den Breidenbacher Hof angesprochen. Ein Hotel, in dem ein ganz wichtiger Deutscher mal als Liftboy angefangen hat, nämlich Udo Lindenberg. Der hat da ganz, ganz früher mal gearbeitet.
Michael Becker: Ach guck!
Frank Rehme: So. Also vielen Dank, Michael, für den Ausblick in Richtung der Zukunft, wie das jetzt hier weitergeht. Wie gesagt, alle Hörerinnen und Hörer, schaut auf die Webseite, kommt hier vorbei, guckt euch dieses Ganze mal an. Kauft hier dieses Birkin Bag, geht gegenüber nach Tiffany’s, kauft euch da noch irgendwie Diamantschmuck und geht dann in den Breidenbacher Hof und genießt noch mal da, ich sage mal, das Gefühl, dass Udo Lindenberg da seine ersten Schritte ins Berufsleben gemacht hat. Vielen Dank, Michael.
Michael Becker: Sehr gerne. Vielen Dank auch dir, Frank. Und ja, alles Gute und allen Hörern und dir natürlich noch ein tolles Jahr 2025.
Frank Rehme: Danke, dir auch.
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