ZDE Podcast 199: Generation Z und Handel mit Anastasia Barner
Keine Generation wird so kontrovers diskutiert wie die ganz junge Generation Z – geboren zwischen 1995 und 2010. Anastasia Barner ist Influencerin, hat eine Mentoring-Plattform gegründet und berät Unternehmen zu den Bedürfnissen dieser Generation. Sie verrät Marilyn Repp im Podcast, was diese jungen Leute erwarten, hoffen, wie sie kaufen und arbeiten wollen.
Die Folge zum Nachlesen
Marilyn Repp: Wie tickt eigentlich die Gen Z? Die Generation Z, das sind die ganz jungen KonsumentInnen-Gruppen und zwar sind die geboren zwischen 1995 und 2010 und man kann es nicht anders sagen: Es gibt schon echt viel Diskussion um diese jungen Leute, viele Vorurteile, aber wir wollen der Sache heute mal im Podcast ein bisschen auf den Grund gehen, natürlich mit unserem Retail Background und gucken: Was sind das eigentlich für Leute? Wie ticken die? Wovon sind die geprägt? Wie können wir sie als Kundinnen/Kunden, aber eben auch als Mitarbeitende gewinnen für unsere Unternehmen und wie kann man hier in den Austausch gehen? Darum soll es heute gehen und zwar habe ich natürlich wieder eine top Gästin an Bord, nämlich Anastasia Barner. Sie ist Influencerin, sie berät zum Thema Gen Z und sie hat eine eigene Plattform gegründet zum Thema Reverse Mentoring, also Hinhören und Zuhören der jungen Generation und jetzt wünsche ich euch beim Zuhören ganz viel Spaß.
Intro: Zukunft des Einkaufens – Der Podcast für Innovation im Handel
Marilyn Repp: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe des Zukunft des Einkaufens Podcasts. Mein Name ist Marilyn Repp, ich beschäftige mich mit Innovationen, Trends und Digitalisierung im Handel seit vielen Jahren und hier kommen die Zukunftsgestalterinnen des Handels zu Wort. Herzlich willkommen, liebe Anastasia, schön, dass du bei uns bist. Ich freue mich sehr. Du bist Gründerin, du bist Gen Z Expertin, eine junge Konsumentin, aber auch und jetzt freue ich mich auf deine Vorstellung ganz kurz.
Anastasia Barner: Super. Vielleicht kurz zu mir, genau. Ich war eine der jüngsten Gründerinnen Deutschlands, bin mittlerweile 25 Jahre alt, also typisch Gen Z, bin Autorin von „(Ge)Gründet!: Start-up-Szene uncovered“ und schreibe tatsächlich schon mein zweites Buch zum Thema „Generation Z verstehen“.
Marilyn Repp: Und genau das ist unser Thema. Also ich freue mich total und ich bin auch total gespannt auf die Einblicke. Du berätst ja auch Unternehmen zum Thema Gen Z und worauf sie da ganz konkret achten müssen, also step-by-step sozusagen, darauf kommen wir später zu sprechen. Jetzt möchte ich aber erstmal von dir wissen, du bist ja super umtriebig, du machst ja total viel und bist viel unterwegs. Wo kaufst du denn selber ein? Seien es jetzt Lebensmittel, Kleidung, Elektronik und so weiter, wie ist das bei dir?
Anastasia Barner: Ich bin Influencerin.
Marilyn Repp: Du kriegst alles zugeschickt.
Anastasia Barner: Ich krieg alles zugeschickt. Also wirklich, darüber sprechen so wenige, aber es ist einfach so: Als Influencerin kriegst du so oft Sachen zugeschickt, die ich auch dann manchmal zurück schicken lasse, weil ich so denke: Das will ich nicht, danke schön, aber nein, danke. Das ist schon ein großes Thema, aber tatsächlich, wenn ich einkaufen gehe, ich liebe dm. Ich bin großer dm-Vertreter oder Vertreterin, um es richtig zu gendern. Ich mag, wenn ich so einmal im Monat so einen Großeinkauf bei Rewe machen kann und ich hab so ein, ich wohne in Berlin-Mitte und wir haben so einen sehr, sehr schön Rewe, wenn ich da so einmal im Monat so einen Großeinkauf machen kann, das ist so für mich, da fühle ich mich wie so eine Vorstadt-Mutti, die irgendwie einfach ein tolles Leben lebt und nach Hause gehen kann und einen Apple-Pie backen kann oder so was und das finde ich richtig toll, also das Gefühl liebe ich. Und sonst tatsächlich, die Orte, wo ich am meisten einkaufen gehe, sind noch sonst so Apotheken und so was.
Marilyn Repp: Also das ist ja jetzt alles stationär, also Lebensmittel tatsächlich auch stationär oder hast du auch schon mal so liefern lassen?
Anastasia Barner: Also, das ist ja tatsächlich Generation Z, ist ja Generation Liefern. Ich bin da ein kleines Einhorn, sage ich jetzt mal. Ich habe noch nie was bei Amazon bestellt oder sonst irgendwo. Ich weiß nicht, irgendwie ist das nicht so mein Ding, ich mag das auch noch anfassen, aber ich weiß, dass viele aus meiner Generation auch zum Beispiel Food-Takeout, ich gehe zum Beispiel gern noch essen, wenn ich Zeit dafür habe, was natürlich auch weniger ist, aber ich weiß, dass viele meiner Freunde zum Beispiel sich eigentlich nur noch Essen liefern lassen.
Marilyn Repp: Ja, aber dann wahrscheinlich fertig gekochtes Essen und jetzt nicht so sehr Lebensmittel zum Kochen.
Anastasia Barner: Total. Oder wenn dann so Boxen wie HelloFresh oder eben auch vorgefertigte Produkte, die du einfach nur noch in die Mikrowelle schmeißen musst.
Marilyn Repp: Ja. Oh mein Gott, HelloFresh haben wir auch eine ganze Weile lang gemacht. Genau, das war total praktisch, als mein kleiner Sohn noch sehr klein war und man dann halt nicht mit dem ganzen Kinderwagen und Mist da zum Einkaufen gehen musste, sondern dann wurde einfach… Mental-Load kochen wurde auch abgenommen, aber irgendwann hat man dann doch wieder Lust auf was Neues.
Anastasia Barner: Ja, und du musst ja auch überlegen, dass du viele Sachen kannst du dir auch gar nicht leisten als Gen Z. Also mal ganz ehrlich, viele von uns im Studium haben gerade erst angefangen oder sind gerade fertig geworden und haben eben noch nicht das Gehalt, von dem man sich eben HelloFresh oder ähnliches leisten kann. Das heißt, da ist eigentlich eine riesige Marktlücke, ein kleines Gen Z-Studienangebot zu machen. Zum Beispiel machen ganz ganz viele in meinem Umfeld mittlerweile auch Food-Saving, weil sie sagen, sie wollen halt Nachhaltigkeit oder gehen dann halt zum Plattformen wie To Go To Go.
Marilyn Repp: Ja, super. Cool. Du, wir müssen, glaube ich, noch mal einen Schritt zurückgehen.
Anastasia Barner: Ja.
Marilyn Repp: Du hast gegründet. Was hast du gegründet? Damit die Zuhörerinnen und Zuhörer auch mal wissen, was du so treibst.
Anastasia Barner: Genau, ich habe, ich war, wie gesagt, einen der jüngsten Gründer in Deutschland ist von der Plattform FeMentor, der ersten Reverse-Mentoring-Plattform in Europa. Das heißt, wir bieten Reverse-Mentoring an für Frauen, von Frauen. Das heißt, bei uns findet man eine Mentorin, die nicht nur älter ist als man selber, sondern auch jünger sein kann. Das heißt, wenn ihr eine Gen Z Expertin sucht, die euch ganz persönlich mentort und ihr sagt: Hey, lass uns doch auf Augenhöhe treffen und voneinander lernen, dann ist das die Plattform für euch. Und wir arbeiten tatsächlich mit Unternehmen zusammen. Unser Geschäftsmodell ist B2B. Das heißt, wir bieten Unternehmen an, über uns zu rekrutieren, aber auch FeMentor zu integrieren. Das heißt, Unternehmen müssen kein eigenes Reverse-Mentoring-Programm mehr aufbauen und kuratieren, sondern das übernehmen wir.
Marilyn Repp: Ja, super spannend. Sehr schön, gerade in Zeiten von Personalmangel an allen Ecken und Enden. Also, es ist tatsächlich so, ich spreche auch mit vielen Unternehmen und dann frage ich auch öfters mal so: Hey, was ist eigentlich so euer größter Pain Point im Moment? Und da ist Personalmangel immer, also zumindest auf den ersten zwei Plätzen.
Anastasia Barner: Ja.
Marilyn Repp: Ja, genau.
Anastasia Barner: Das ist ja auch eine Sache, wo wir zum Beispiel viel in Unternehmen gehen und auch beraten und in die beratende Rolle gehen. Wie erreicht ihr zum Beispiel auch die Generation Z? Weil man, ich weiß, dass viele HRler sich sagen: Hey, wir wollen gar nicht die Generation Z ansprechen. Wir wollen die ja auch gar nicht rekrutieren, weil die sind anstrengend, die sind faul, die sind unzuverlässig, bla bli blubb. Ich verstehe es, aber wir können uns davon nicht verschließen. Wir können nicht sagen: Wir bestellen die Generation nicht ein, sondern bevorzugen den Millennial. Wir müssen langfristig uns daran setzen, die Generation Z zu rekrutieren, mit ihr zu sprechen und sie auch einzustellen, um ihnen auch erstmal diese Berufserfahrung, ja, erstmal die ersten Berufserfahrungen zu sammeln und die Möglichkeit zu geben, das zu tun. Und jeder darf dann auch mal kurz zurückdenken und denken, wie sein erster Job war oder seine erste Arbeitsstelle, die bezahlt war. Das war bestimmt kein glorreicher Job und es war bestimmt auch kein super Job. Man lernt einfach und das muss man verstehen, dass wir auch ganz viel noch lernen müssen und dann ein bisschen mehr Verständnis gegenüber der Generation Z zeigen, ist an der Stelle wichtig.
Marilyn Repp: Also das finde ich auch ein starkes Stück. Ich finde, da wird auch ganz viel Bashing betrieben in den letzten Monaten und Jahren. Also ich finde es ganz schwierig zu sagen, eine Generation ist so und so und dann vor allem halt mit negativen Beschreibungen aufgeladen. Genau, wie stehst du dazu und wie kam es dazu?
Anastasia Barner: Wie es dazu kam? Ich glaube, man findet immer die Generation unter sich und über sich doof. Das ist einfach so. Genau wie man in der Pubertät gegen die Eltern rebelliert, versucht man sich natürlich so weit wie möglich von anderen Generationen abzugrenzen. Wir sind besser, wir sind cooler, wir haben besseren Musikgeschmack. Wenn man sich jetzt mal anschaut, was in den Clubs heutzutage gespielt wird, dann sind das Remix von ABBA. Das heißt, wir sind eigentlich wieder da angekommen, was früher trendig war, bloß halt mit anderen Beats und genauso ist es ja auch beim Kleidungsstil. Also gerade sind die Klamotten der 80er-Jahre wieder total trendig und wer sich mal auf der Straße anschaut oder early 2000s, also Y2K-Look, das heißt diese Baggy-Pants, Hüfthosen, ich hasse sie, ich finde kaum einer Person stehen Hüfthosen und verurteile und verabscheue diesen Trend ebenfalls. Aber es ist ganz, ganz wichtig zu verstehen, dass das Phänomen Generation Z so spannend ist, weil wir die erste Generation sind, die halt komplett anders groß geworden sind. Wir sind 100 Prozent mit dem iPhone, mit Technologien groß geworden. Wer vor 1998 geboren ist, der kennt eine Welt ohne Google. Ich nicht. Ich kenne keine Welt ohne Google. Für mich gibt es das nicht. Google gibt es länger als mich. Das heißt, was nachzuschlagen in einem Lexikon oder in einem großen Buch, was rauszufinden, das sind für mich zwei Klicks gewesen. In 0,016 Sekunden kommen alle Antworten zu dem Thema. Ob die jetzt richtig sind oder nicht, sei jetzt mal dahingestellt. Aber es ist auch ganz wichtig zu verstehen, wenn wir über diese Generationsthemen sprechen und über Altersgruppen, dann geht es eben darum, dass es um das geht, was in der Zeit passiert ist. Das heißt, wir sind die erste Generation, die mit Cybermobbing groß geworden sind. Eben mit Google, mit Technologien, Social Media Accounts, Instagram, TikTok. Wir sind davon geprägt und keine andere Generation wird uns bis dato verstanden haben, weil sie es nicht verstehen, weil sie es nicht kennen und da ist es ganz wichtig zu erklären. Und deswegen gehen wir auch in diese beratende Rolle, zu erklären, warum sind wir so, wie wir sind. Und ja, das muss einfach manchmal gesagt werden.
Marilyn Repp: Werbung. Ja, ihr findet das, was wir machen, gut bei Zukunft des Einkaufens. Wir machen das natürlich super gerne weiter kostenlos für euch und möchten euch an der Stelle bitten, uns fünf Sterne in den Podcatchern eurer Wahl zu geben. Ihr könnt uns aber auch ein paar Euro in den Hut werfen und Unterstützer oder Unterstützerin werden. Und zwar bei ZukunftDesEinkaufens.de auf der Webseite findet ihr einen Bereich „Unterstützer werden“. Oder völlig kostenlos: Teilt unsere Inhalte in Social Media oder erzählt euren Kollegen, euren Kolleginnen oder euren Freunden von uns und unseren tollen Inhalten. Man kann mich und auch die anderen Autorinnen und Autoren bei Zukunft des Einkaufens auch buchen als Speaker. Ich spreche vor allen Dingen zu den Themen Trends, Digitalisierung, Technologien im Handel. Meine Themen sind die Zukunft des Handels und ich beschäftige mich da hauptsächlich mit den jungen Zielgruppen. Also, was machen die so abgespacetes? Das Thema Metaverse, Web3, aber auch künstliche Intelligenz, Gamification und Gaming. Das sind so meine Themen. Ich gehe weniger darauf ein, was diese Technologie, also was dahinter steckt, wie die funktionieren, sondern ich spreche eher darüber, was sie können, welche Tools gibt es, welche guten Beispiele gibt es und welche Unternehmen machen schon was. Ich zeige viele Best Practices und jetzt viel Spaß weiter beim Podcast.
Okay, also du würdest sagen, eines was eben die Generation ausmacht ist so dieses ganze Digitale. Und was würdest du denn sagen, erwächst denn noch so daraus? Oder wie ticken die anders in wie fern?
Anastasia Barner: Probleme, viele Probleme.
Marilyn Repp: Ja, ja. Nee, ich find es, also wir wollen uns jetzt gar nicht darauf irgendwie beschränken oder konzentrieren auf diese Faulheitsnummer. Ich finde das echt unsäglich.
Anastasia Barner: Es gab schon immer Faule, also ganz ehrlich, in jeder Generation. Danke.
Marilyn Repp: Ich hasse das, wirklich. Da kommt mir echt alles hoch, wenn ich halt irgendwie lese: Ja die Generation Z ist faul oder so. Also ich finde das echt unsäglich und kennst du diese Aussage von Seneca oder so, wo es hieß die, wo er irgendwie vor 2000, 3000 Jahren gesagt hat: Die Jugend von heute ist unsäglich, unmöglich und geht gar nicht. Ja und also das zieht sich halt einfach durch die Generationen durch und deswegen finde ich das so dumm zu sagen: Ja ach die, die sind faul. Ja, darauf wollen wir uns eigentlich gar nicht konzentrieren.
Anastasia Barner: Weg von faul.
Marilyn Repp: Ja ich will nur irgendwie meine Verwunderung zum Ausdruck bringen. Genau, aber was würdest du sonst noch sagen? Also dieses digitale, was hat die Generation noch geprägt, was vielleicht auch für das Businessumfeld wichtig ist?
Anastasia Barner: Trennungskinder. Wir sind Trennungskinder, das heißt in der Nachkriegsgeneration generell gab es einfach diese Trennung nicht. Damals war das Motto „reparieren statt verlassen“ und darum geht es nicht nur um Gegenstände, sondern auch Liebesbeziehungen. Und viele in meiner Generation haben Verlustängste, das heißt uns ist Sicherheit ganz ganz wichtig. Wenn man sich mal statistisch anschaut, was meiner Generation am wichtigsten am Arbeitsplatz ist, dann ist eben nicht die Work-Life-Balance, das ist deine Generation, nämlich die Millennials. Uns ist am wichtigsten Geld, weil wir natürlich Sicherheit lieben und Sicherheit wollen und brauchen, weil wir das von zu Hause aus nicht kennen. Wir wollen die Sicherheit, die wir damit meistens mit Geld verbinden, weil wir damit sozusagen ein Polster erschaffen können. Dann kommt noch mal das Rententhema dazu. Wir wissen, dass viele von uns keine Rente mehr beziehen werden bzw. in so einen kleinen und marginalen Anteil, dass man davon nicht wirklich leben kann oder gar die Miete bezahlen könnte. Und was auch ganz ganz wichtig ist, ist, dass wir die Generation Versuchskaninchen sind in sehr vielen Bereichen. Also nicht nur in digitalen Themen, sondern auch zum Beispiel, als ich eingeschult worden bin, von der ersten bis zur vierten Klasse habe ich gelernt: Schreiben nach Gehör. Das war damals, im Schulsystem war das ein Versuch, um zu gucken: Wie funktioniert es denn, wenn wir unsere Kinder schreiben lassen, wie sie hören? Das Problem ist, dass sich heutzutage viele darüber aufregen, dass meine Generation keine gute Rechtschreibung beherrscht. Das ist aber tatsächlich daraus erwachsen, dass wir die ersten drei Jahre gelernt haben, zu schreiben nach Gehör. Und es für uns auch schwieriger war, dann zu dem zu kommen: Okay, jetzt hast du was falsch gemacht, jetzt musst du es richtig schreiben. Und da kommen auch ganz ganz viele Probleme her. Das heißt Versuchskaninchen, digitale Themen, Social Media und eben Sicherheitsthema wie Trennungskinder und Verlustängste.
Marilyn Repp: Bei diesem Versuchskaninchen-Thema muss ich auch an Corona denken. Die Zeiten waren natürlich auch sehr prägend für junge Leute.
Anastasia Barner: Also ich war 20, 21 als Corona angefangen hat und muss sagen, diese early 2000s, oder nicht early 2000s, die Anfang 20er, die du so miterlebst, die machen was mit dir und die sind so prägend. Und wir haben die zuhause verbracht mit Bananenbrot backen und ständigen Corona-Tests. Und noch schlimmer war es für diejenigen, die in der Schule waren und die socially awkward sind. Das heißt wir sind eher Generationen: Wir wollen zu Hause bleiben, wir wollen von zu Hause aus arbeiten, wir sind unter uns. Und tatsächlich ist das Problem nicht nur in Deutschland, das ist weltweit. In Südkorea zum Beispiel wird meiner Generation 400 Euro im Monat gezahlt, damit wir wieder auf die Straße gehen und am Sozialleben teilnehmen. Und das ist ein total spannender Fakt, den ich tatsächlich auch in meinem Buch aufgenommen habe, weil wir eben kleine Sesselpuper sind. Also wir sind richtig kleine Grottenolme, die sozusagen zu Hause sind und nicht mehr gelernt haben, zu socializen, weil wir das natürlich ganz lange nicht machen konnten und dadurch auch eine socially awkwardness kommt, was dann auch zum Beispiel im Datingleben eine Rolle spielt. Also Dating macht ja, man denkt jetzt, das hat nichts mit dem Beruf zu tun, aber tatsächlich ein erfülltes Liebesleben und auch eine tolle Beziehung sorgt ja auch für eine Zufriedenheit im Leben, ein Glücksgefühl und das Thema, dass man sich wohl fühlt. Und viele von uns haben das nicht. Und das heißt, wir wünschen uns natürlich diesen Wohlfühl-Moment irgendwo anders. Und dann ist die Arbeit frustrierend, das und jenes. Und dann ist eine rundume Unzufriedenheit da. Und das macht ganz ganz viel mit der Generation.
Marilyn Repp: Ja und diese ganzen Eigenschaften oder Prägungen, wie würdest du sagen, wirkt sich das jetzt auf das Berufsleben oder vielleicht auch auf das Gebärden als Kundin oder Kunde aus? Also was kannst du da vielleicht auch unseren Hörerinnen und Hörern mitgeben, die natürlich im Handel unterwegs sind, in großen oder in kleinen Unternehmen?
Anastasia Barner: Das Thema ist natürlich, dass wir viele, für uns ist es ja normal, mentale Gesundheit ist ja ein riesiges Thema und deswegen ist auch normaler, dass wir Therapien machen. In diesen Therapien lernen wir Grenzen zu setzen und über unsere Gefühle zu reden. Wir wollen über Gefühle reden, wir wollen emphatische Leader. Das heißt, die Generation vor uns meistens, da war es nicht normal, Therapien zu machen, nicht normal über seine Gefühle zu sprechen und am Arbeitsplatz sowieso nicht. Und da muss man einfach verstehen, als Arbeitgeber oder -geberin, dass da eine Generation auf euch zukommt, die sich das eben wünscht, die wünscht sich emphatische Führung. Und ihr müsst auch verstehen, wir müssen das selber auch erst lernen, dass unsere Grenzen, dass wir die vielleicht nicht ganz so früh setzen, wie wir sie gerade setzen, nach dem Motto: Wenn ich das gehaltlich bekomme und nicht die Kondition, dann arbeite ich hier nicht. Das Problem ist, dass das Verhältnis sich verschoben hat. Meine Generation kann es sich heutzutage aussuchen, wo wir arbeiten wollen, durch den Fachkräftemangel. Das heißt, wir überlegen uns dreimal, welchen Job wir annehmen und für welches Unternehmen wir arbeiten. Und da ist Transparenz, als Tipp, ganz, ganz wichtig. Also es ist wichtig, dass Unternehmen uns erklären, was können wir erwarten, was für Aufstiegsmöglichkeiten haben wir, was für Möglichkeiten könnte ich uns biete. Und damit meine ich jetzt nicht den Obstkorb oder remote Arbeit, sondern was für langfristige Ziele und Schritte erwarten mich und warum lohnt es sich vielleicht einem Unternehmen treuer zu bleiben? Das ist ja auch ein Thema. Wir verlassen ja Jobs meist nach ein, zwei Jahren, weil wir sagen: Wir haben hier ausgelernt. Das heißt, uns ist ganz, ganz wichtig, immer wieder neue Challenges zu haben, neue Lernmöglichkeiten zu wachsen. Und als dritter Punkt noch hinten dran ist es ganz, ganz wichtig, zu verstehen die Ansprache. Wir wollen anders angesprochen werden als alle anderen Generationen. Und das fängt eben auch schon im Bewerbungsgespräch an. Also eine Transparenz nicht nur auf unserer Seite, sondern auch auf eurer Seite und die Möglichkeit, uns so vorzustellen, wie wir sind und eben nicht in einer Art und Weise. Und jeder von euch, der schon mal ein Bewerbungsgespräch hatte, weiß, man verkauft sich meistens in einem Bewerbungsgespräch als sehr unauthentische Version seiner selbst. Das heißt, da den Raum zu geben, sich wirklich so vorzustellen, wie man ist und das auch vom Gegenüber zu bekommen, ist ganz, ganz wichtig.
Marilyn Repp: Das ist spannend, du sprichst so viele Kulturthemen an. Also gar nicht so harte, harte Themen wie Gehalt, Urlaubstage oder sonstige Benefits, sondern einfach diese soften Themen. Aber weißt du was, es fällt vielen älteren Menschen sehr schwer…
Anastasia Barner: Erfahreneren, nicht älteren, einfach erfahreneren.
Marilyn Repp: …erfahreneren Menschen oder vielleicht auch aus anderen Generationen sehr schwer, die Menschen, die in Entscheidungspositionen sind heutzutage, darum geht es ja. Denen fällt es sehr schwer, das runterzubrechen auf ganz konkrete Maßnahmen. Was bedeuten denn jetzt diese Kulturthemen? Und ich glaube, das ist ganz wichtig zu verstehen. Was sind denn jetzt konkrete Maßnahmen, um eine solche Kultur zu schaffen, die vielleicht wertschätzend ist, die offen ist, die Feedback gibt und so weiter? Was wären ganz konkrete Maßnahmen im Unternehmen?
Anastasia Barner: Vielleicht da vorab, es ist ganz, ganz wichtig: Ich verstehe euch. Ich verstehe jede Person, die sagt: Ja, sorry, aber warum wollt ihr denn diese soften Themen? Das ist doch totaler Nonsens. Ich verstehe, dass ihr damals groß geworden seid und Lehrjahre sind keine Herrenjahre und dass meine Generation das kippen will. Und ich verstehe, dass da vielleicht auch manchmal, also mit vielen reflektierten, erfahreneren Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten darf, spreche ich auch sehr, sehr häufig und die sagen ganz ehrlich: Wir sind neidisch auf euch. Da spielt natürlich Neid mit, wenn du eine junge Generation hast, die auf einem ganz anderen Level einsteigen kann, die es vielleicht auch leichter hat, als man vorher es hatte. Und ich verstehe es, dass die Babyboomer-Generation ganz anders kämpfen musste. Und ich glaube, da bin ich auch schon beim ersten praktischen Tipp, dass man erklären muss, warum seid ihr, wie ihr seid, und dass ihr uns aber auch Verständnis entgegenbringen müsst, einfach langfristig, um dieses Miteinander zu ermöglichen, sei es in der Kultur, im Unternehmen oder auch im Privatleben. Dass wir einfach verstehen, dieses Gegeneinander und nur mit Vorurteilen begegnen, bringt nichts. Ich kenne so tolle junge Leute. Ich kenne auch tolle Babyboomer. Ich kenne tolle Generationen. In jeder, jeder Generation dazwischen. Es ist wichtig, miteinander zu sprechen. Und es ist wichtig, auch Wünsche zu verstehen, einzugehen, auch vielleicht mal ehrlich zu erklären: Wir können euch das Gehalt noch nicht auszahlen, weil wir das einfach finanziell nicht stemmen können. Oder wir können euch das ermöglichen, aber es sind Kompromisse. Wir müssen aufeinander zugehen. Wir dürfen diese harten Fronten nicht zu festfahren. Und tatsächlich kann ich sagen, wir müssen mit der Führungsebene arbeiten. Die Führungsebene muss verstehen, dass da ein Wandel auf sie zukommt. Sie müssen sich teilweise Berater und Beraterinnen reinholen. Vielleicht auch jemanden in den Vorstand setzen, der eben jünger ist und einfach mal erklärt, wie erreicht ihr uns nicht nur als Arbeitnehmer und -nehmerin, sondern auch als Zielgruppe, als Kunden und Kundinnen. Denn das sind wir langfristig. Wir sind langfristig die Leute, die bei euch einkaufen, sei es entweder von einem Unternehmen B2B oder sei es B2C. Das heißt, es ist auch ganz, ganz wichtig zu verstehen, wie wir sprechen, wie unsere Ansprache ist, wie ihr uns erreicht, über welche Tools, über welche Medien. Gebt keine Gelder mehr aus für irgendwelche große TV-Werbung, wenn ihr meine Zielgruppe ansprechen wollt. Wir gucken kein Fernsehen, wir gucken Netflix. Ich weiß nicht, wann das letzte Mal mein Fernseher an war, aber der ist eigentlich nur noch dafür da, dass ich meinen Laptop damit verbinde und darauf Netflix schaue. Ohne Werbung, wohlgemerkt.
Marilyn Repp: Ja, also zuhören, aufeinander zugehen, ist natürlich auch Arbeit. Es ist natürlich viel einfacher zu sagen: Ich bin hier der Chef oder die Chefin, ich habe hier eine Botschaft zu verkünden, so jetzt hört ihr alle mal zu oder ich schreibe es ins Intranet ein.
Anastasia Barner: Das ist auch vollkommen in Ordnung, aber dann wird es halt schwierig.
Marilyn Repp: So funktionieren ja auch Marketingkampagnen immer noch. Wir haben eine Botschaft, wir platzieren sie, stecken viel Geld rein, da wird gesendet, so und ihr habt zu empfangen und zu konsumieren oder umzusetzen, also als Mitarbeiter umzusetzen, als Kundin zu kaufen sozusagen. Und ich glaube, das ist auch eine sehr wichtige Botschaft. Wir müssen lernen, dass das auch andersrum funktioniert und gerade durch Social Media, User-generated Content, User-generated Products kommt auf uns zu. Social Listening, so. Jetzt habe ich schon ganz viel vorweggenommen.
Anastasia Barner: Super, mach weiter.
Marilyn Repp: Aber das ist halt so eine Denkweise, so ein Mindset Switch, der da auf uns zukommt. Ja.
Anastasia Barner: Ja.
Marilyn Repp: Genau.
Anastasia Barner: Stille.
Marilyn Rapp: Jetzt habe ich dir wahrscheinlich deinen Text so ein bisschen vorweggenommen.
Anastasia Barner: Überhaupt nicht, gar nicht.
Marilyn Repp: Aber das ist ja auch etwas, was ich predige so in meinem Inhalt, dass ich sage so: Hey Leute, ihr müsst zuhören. Und das ist leider Arbeit und ja, das sind wir vielleicht auch nicht so richtig gewöhnt und vielleicht auch das Thema Fehler passieren, Fehlerkultur, das finde ich auch ganz spannend.
Anastasia Barner: Scheitern. Also auch zum Beispiel, man darf nicht vergessen, das ist vielleicht ein wichtiger Fakt für alle, jetzt zuhören, ein Drittel der Generation Z möchte einen Start-up gründen. Ein Drittel der Generation Z zusätzlich möchte Influencer oder Influencerin werden. Das da natürlich eine riesige Frustration auf die Generation Z hinzukommt, weil nicht jeder Influencer oder Influencerin werden kann, sei mal dahingestellt, aber als Unternehmen kann man das tatsächlich nutzen. Das heißt, für alle, die im Recruitment-Prozess sind und jemanden aus meiner Generation rekrutieren wollen, kann man in der Ansprache vermitteln: Okay, wir verstehen, dass viele von euch diesen Influencer-Status gerne hätten. Statt Influencerin zu werden in der Selbstständigkeit kannst du Influencer oder Influencerin fürs Unternehmen werden. Du kannst unseren Social-Media-Account leiten, du kannst als Botschafter oder Botschafterin fungieren, du darfst sozusagen Inhalte teilen, vor der Kamera stehen, du kannst sozusagen was vermarkten, vielleicht nicht verschiedene Produkte mit Rabattcode, sondern unser Produkt als Firma und da sozusagen in der Repräsentanz sein, so in der Art wie Botschafter oder Botschafterin und das in der Ansprache umzusetzen kann ganz, ganz viel bewirken und ich glaube, da müssen wir einfach viel mehr darauf eingehen, auf die Wünsche der Generation Z und mal ganz ehrlich, wenn man sich einfach mal Revue passieren lässt, wie wir aufwachsen und welche drei Berufsthemen wir am häufigsten sehen, dann sind das nicht Lehrer, Ärzte oder andere Jobs, sondern wirklich Influencer oder Influencerin und das sind die Berufsbilder, die uns prägen und deswegen ist es ganz, ganz wichtig in diesem Bereich Influencer oder Influencerin zu haben, die auch für gewisse Berufsthemen einstehen. Zum Beispiel gibt es Influencerinnen, die sich im Handwerk positionieren, sagen: Hey, ich bin Handwerkerin, ich teile aus meinem Leben als Handwerkerin. Unglaublich viele Leute sehen das und fühlen sich davon inspiriert, diesen Beruf ebenfalls nachzugehen, weil sie das cool finden, aber dafür muss es erst mal eine Visibilität geben, eine Sichtbarkeit für ein gewisses Thema und ein gewisses Berufsfeld und viele Unternehmen kennt man einfach nicht, wenn das familiäre Umfeld das vielleicht auch damit nichts zu tun hat und keine Berührungspunkte hat und damit schließt man einfach eine ganz, ganz breite Masse der Gesellschaft aus.
Marilyn Repp: Machen das schon viele mit dem Thema…
Anastasia Barner: Nee.
Marilyn Repp: …hauseigene Influencer aufbauen oder lassen?
Anastasia Barner: Deswegen sage ich es.
Marilyn Repp: Warum?
Anastasia Barner: Und wir machen das immer wieder, weil wir… Ich verstehe es auch nicht und viele Unternehmen verbieten dann ihren Mitarbeitenden sogar noch LinkedIn: Du darfst da nicht posten, du darfst da keine persönlichen Inhalte teilen.
Marilyn Repp: Oje.
Anastasia Barner: Was funktioniert im Netz gut? Im Internet funktionieren gute, authentische Inhalte. Du kannst noch so, wenn ich einen Beitrag mache mit einem vorgefertigten Slide, ich spreche da und da, dann wird das niemals so gute Aufrufe bekommen und Impressionen wie einen Beitrag, wo ich über ein Thema spreche aus meiner Erfahrung, aus meinem Leben. Zum Beispiel habe ich jetzt einen Beitrag gemacht, wann ist man eigentlich reich, habe darüber gesprochen, warum mich das betrifft, warum es viele andere auch betrifft, ab welchem Gehalt man eigentlich als reich gilt in Deutschland. Als Single, ist das bei einem Nettogehalt zwischen 3 bis 4.000 Euro. Das ist nicht so viel, wie man vielleicht denkt und trotzdem gehört man damit zu den 10 Prozent der reichsten in Deutschland im Schnitt und das ist krass. Das heißt, dieser Beitrag ging total viral, wohingegen ein Beitrag, wo ich was bewerbe wie gesagt ein Talk bei einer Konferenz, das wird niemals so gut funktionieren, weil es eben kein authentischer Inhalt ist und das spüren die Leute.
Marilyn Repp: Ja, auch da wieder das Thema, wenn ich was verkaufen will, wenn ich den Leuten was andrehen will, da sind sie vielleicht auch sensibel.
Anastasia Barner: Ja.
Marilyn Repp: Wohingegen Mehrwert, Inhalte, Storytelling, darauf kommt es an. So, jetzt möchte ich noch über ein Thema sprechen, was mich in den letzten Wochen total beschäftigt hat, nämlich das Thema TikTok.
Anastasia Barner: Wegen AfD oder warum?
Marilyn Repp: Nee, TikTok als Kanal, um junge Menschen zu erreichen und die Vorbehalte gegen diese Plattform.
Anastasia Barner: Streicht sie, streicht sie alle. In China ist es eine Lernplattform, Leute, es ist keine Tanzplattform mehr, schon lange nicht mehr. Das war früher Musical.ly. Also da muss ich jetzt mal nicht aus meiner persönlichen Meinung. Was ich persönlich von TikTok halte, sei jetzt mal dahingesteckt, aber aus Marketing-Sicht und als Sicht, als Kanal für eigentlich letztendlich kostenloses Marketing, wo ihr nicht darüber darauf hoffen müsst, dass ein Magazin oder ein Produkt, euer Produkt in einem, ja, irgendwo gehyped wird oder vorgestellt wird. Ihr dürft es selber machen und das Einzige, was ihr machen müsst, ist eine Fachkraft oder eine Expertin oder Experten zu casten, einzustellen, der sich um diesen Kanal kümmert oder vielleicht zwei, drei. Aber letztendlich ist es eine tolle Plattform. Es ist eine Möglichkeit aufzufallen. Ich empfehle allen Personen über 30, auf TikTok aktiv zu werden, statt auf LinkedIn und den Jungen auf LinkedIn aktiv zu werden. Warum? Weil ich natürlich als junge Person, ich mit 25, falle natürlich nicht auf TikTok auf, weil ich eine von vielen jungen Gen Z Mädels bin, die da ihre Tanzvideos macht oder ihre Lerninhalte oder whatever. Aber als über 30 Personen fällst du auf der Plattform auf, weil du einfach diesen einen Faktor hast, allein durch dein Aussehen, durch deine Art zu sprechen, fällst du auf dieser Plattform auf. Warum gehe ich zum Beispiel viral auf LinkedIn? Weil ich als junge Frau auffalle unter vielen Baby-Boomern, Generation X. Das ist ja auch so ein bisschen das neue Facebook, let’s be honest. Und auf TikTok zum Beispiel habt ihr einfach die Möglichkeit, unglaublich schnell zu wachsen, mit dem Algorithmus eine Zielgruppe zu erreichen, auf die gerade ganz, ganz viele scharf sind. Deswegen macht TikTok, Vorbehalte weg und wir können auch gern nochmal sprechen.
Marilyn Repp: Danke. Das ist genau meine Botschaft.
Anastasia Barner: Nein, es ist auch, vielleicht auch nochmal ganz wichtig, wenn ihr TikTok-Kampagnen plant. Hired keine Werbeagentur, die aus einer anderen Generation kommt. Man kann noch so sehr versuchen, TikTok zu verstehen aus einer anderen Generation. Der Algorithmus spricht für sich und der Algorithmus einer Gen Z ist komplett andere als für einen Millennial, X, Baby-Boomer, whatever. Meine Generation weiß, was wir sehen wollen. Meine Generation ist auf der Plattform, meine Generation formt diese Plattform, meine Generation bespielt diese Plattform. Das heißt, wir erkennen Trends, wir wissen, wie wir damit umzugehen haben. Wir wissen auch, wie die Sprache läuft. Wisst ihr zum Beispiel, was POV bedeutet oder SAS? Falls nicht, googelt bei Urban Dictionary bitte.
Marilyn Rapp: Genau, ja, vielen Dank.
Anastasia Barner: Gerne.
Marilyn Repp: Ich glaube, da sind wir uns sehr einig. Ich glaube, was halt, der Grund weshalb viele das nicht machen ist, da muss man Kontrolle abgeben, weil du kannst ja gar nicht jeden Tag, du musst jeden Tag posten bei TikTok, ansonsten wirst du abgestraft vom Algorithmus, also das muss sein.
Anastasia Barner: Shadowban.
Marilyn Repp: Und das kannst du ja gar nicht so schnell kontrollieren und die Videos freigeben, wie die früheren Prozesse so waren. Die Pressestelle gibt etwas frei, das wird dann vielleicht noch mit irgendjemandem aus dem Vorstand besprochen und so weiter, sondern du musst loslassen, musst abgeben. Und da sind wir wieder beim Punkt Scheitern, Fehlerkultur, Mindset, vielleicht doch einfach mal loslassen. Schwierig.
Anastasia Barner: Und auch zu verstehen, dass es vielleicht nicht, die ersten Videos werden vielleicht 100 Views bekommen und man muss dran bleiben. Also das, was man ja meiner Generation vorwirft, wir hätten kein Durchhaltevermögen mehr oder sowas, das müsst ihr auch beweisen auf solchen Plattformen und ihr müsst einfach weiter warten, zu gucken, klappt es oder nicht, und wenn es nicht klappt, dann halt einfach weitermachen, weil irgendwann kommt der Erfolg, aber man muss leider dran bleiben.
Marilyn Repp: Ja, vielen Dank. So. Also du hast ganz viel genannt, was ich auch in meinen Podcasts immer wieder bringe, also loslassen, machen, ausprobieren, testen, raus und loslegen und keine Ängste, bitte keine Ängste. Das Ding ist halt, die Welt dreht sich immer schneller und, ja?
Anastasia Barner: Doch, Ängste. Lest euch die Datenschutzbedingungen durch und schaut, ob das für euer Unternehmen möglich ist überhaupt. Also da ist es schon wichtig zu recherchieren, das werde ich auch nicht verschweigen, dass man schon sich mit der Plattform auseinandersetzen muss, auch was mit den Daten passiert, aber es gibt auch Möglichkeiten da zu gucken, welche Daten habe ich auf dem Handy, wie nutzen wir das, wie konsumieren wir das, was laden wir da hoch, welche Zugriffe ermöglichen wir TikTok überhaupt, haben wir ein Diensthandy, auf dem sich nichts anderes befindet? Es gibt Möglichkeiten, das so gut wie möglich zu schützen, aber trotzdem sollte man sich dessen bewusst sein und das sollte keine Angst sein, ist vielleicht der falsche Begriff, aber es sollte Recherche sein einfach, sagen wir es mal so.
Marilyn Repp: Ja und irgendwie auch eine Strategie dahinter stecken irgendwo, wenn man das macht, ein kleines Commitment eigentlich. Ja, liebe Anastasia, wir sind am Ende angekommen. Wie denkst du, geht es weiter mit dem Einkauf, mit dem Shopping, mit dem stationären, mit dem online Bereich? Also meine Theorie ist ja, dass es sehr stark entertainment-basiert auch werden wird in Zukunft, dass der Einstieg halt sehr viel mehr mit Inspiration und Entertainment zu tun hat und weniger mit Solistendarstellung. Ja, wie siehst du das?
Anastasia Barner: Also ich glaube viel mehr kuratiert, also ich glaube, dass gerade im Shopping, wir haben eine extreme Überauswahl, gerade für Frauen und Männer zu gucken, was kann man ermöglichen, wie kann man zum Beispiel Styles vorkaufen, wie kann man es schaffen, dass man gewisse Trends nachkaufen kann, wie kann man eine Kapsel-Wardrobe zum Beispiel im Kleidungsbereich erstellen, also wirkliche Essential Pieces zu finden, zu verkaufen, wie kann man aber auch Produkte anbieten, die eben auch mit einem gewissen Gesicht verbunden sind. Was man immer wieder merkt, wie gesagt, ich habe es schon angesprochen, Influencer-Kampagnen. Zu gucken, mit wem kann man zusammenarbeiten, wer passt zu Brand, ist es vielleicht eine unbekanntere Person, ist es ein Micro-Influencer, es muss ja nicht immer der teuerste Influencer sein, der 9 Millionen Follower hat, wie eine Pamela Reif, sondern es reicht auch manchmal zu sagen, wir arbeiten mit kleineren Content-Creatorinnen zusammen, die zwischen neun und 30.000 Follower haben, die sozusagen auch eine Community haben, die vielleicht noch nicht so viele Rabatt-Codes haben, die vielleicht auch keine Rabatt-Codes verwenden, weil ich zum Beispiel auf meinen Kanälen, ich mache keine Rabatt-Codes, weil du dadurch direkt Werbung kennzeichnest und direkt das Gefühl bekommst, dass die Person Geld mit dir verdient, sondern zu sagen, wie kann man authentischen Produkt vorstellen und sich da auch einfach auch mal mit diesen Creatoren hinzusetzen und denen auch diese Freiheit zu geben und wieder loslassen. Also das ist wirklich Influencer-Marketing, ich kann es einfach immer wieder nur empfehlen, weil in meinem Umfeld die meisten kaufen online, aber die meisten kaufen nicht online, weil sie die Marke so cool finden oder auf sie aufmerksam geworden sind durch googeln, sondern weil sie es bei TikTok oder Instagram gesehen haben, bei einer Creatorin und gefragt haben: Wo ist dein Top her? Und diese Empfehlungen sind teilweise Gold wert und das sollte man nicht unterschätzen.
Marilyn Rapp: Sehr schön. So, ich würde sagen, wir machen jetzt noch ein Bild für Social Media oder?
Anastasia Barner: Ja.
Marilyn Repp: Ein kurzes Foto und an der Stelle sage ich lieben herzlichen Dank, dass du bei mir im Podcast warst und ich wünsche dir alles Gute für dein Unternehmen und deine Bücher und dein Influencer-Dasein. Vielen Dank.
Anastasia Barner: Vielen, vielen Dank und für Gen Z-Themen schreibt mir gerne.
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