ZDE Podcast 107: Unterstützung für den Handel durch Kooperationen des HDE
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat gemeinsam mit Kooperationspartnern gute Unterstützungsprogramme für den Handel auf die Beine gestellt. Stephan Tromp, stellv. Hauptgeschäftsführer vom HDE, gibt einen Einblick in die Möglichkeiten.
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Frank Rehme: Heute habe ich Stephan Tromp hier am Mikrofon. Hallo Stephan, grüß dich.
Stephan Tromp: Hallo Frank.
Frank Rehme: Stephan, für unsere Hörerinnen und Hörer ein paar Worte zu dir.
Stephan Tromp: Ja, stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband Deutschland. Dort unter Anderem verantwortlich für das Querschnittsthema Digitalisierung, aber auch verantwortlich für alle gewerblichen Aktivitäten des HDE und auch dort setzen wir seit 20 Jahren digitale Tools ein, weil ohne die geht es heute nicht mehr.
Frank Rehme: Logisch. Also da ist ja einiges, was sich in diese Richtung schon gut weiterentwickelt hat in den letzten Jahren. Die nächsten Schritte, die ihr jetzt macht, sind ja stark im Bereich Kooperationen.
Stephan Tromp: Ja natürlich. Die Großen können sich selber helfen, weil die Ressourcen wie Finanzen und Personal vorhanden sind, aber gerade die ganzen inhabergeführten Handelsunternehmen, Mittelständer, die brauchen eben Unterstützung. Denen muss man eine Brücke aufbauen und deswegen hat der HDE verschiedene Kooperationen angeschoben. Wir sind zum Beispiel mit Google, Signal Iduna, DHL, Amazon und eBay unterwegs und alles immer mit dem Ziel, den Mittelständern Angebote zu unterbreiten, wie sie ihren Weg in die Digitalisierung finden können.
Frank Rehme: Der HDE selber ist ja praktisch die Heimat der Händler. Ihr habt ja wahnsinnig viele Mitglieder, die in diesem Bereich bei euch organisiert sind. Und gerade auch der Mittelstand braucht jetzt diese Unterstützung und die Kooperationen zielen ja ganz klar darauf ab, genau diese Klientel auch weiter nach vorne zu bringen. Und damit seid ihr auch in der Verbandswelt, soweit ich das beurteilen kann, ziemlich einmalig unterwegs, so stark gerade auch den inhabergeführten Mittelstand zu fördern. Jetzt sieht man ja in der Fernsehwerbung auch immer sehr stark diese Werbung von Google zum Thema ‚kauf hier lokal‘ und da ist immer euer Logo mit dabei. Erzähl mal ein bisschen was zu der Kooperation mit Google, wo erstmal ja viele Angst vor diesem amerikanischen, monopolistischen Unternehmen haben. Letztendlich ist Google ja der, der momentan auch total viel für die Händler tut.
Stephan Tromp: Generell muss man erstmal voran schicken: Wir haben die großen Tech-Unternehmen in den USA und in Asien, die in der Digitalisierung den Takt vorgeben. Da können sich Deutschland und Europa an die Nase fassen, wir sind da einfach zu spät. Und gerade für den Mittelstand ist es aber wichtig, das ich im Internet sichtbar bin. Jeder Kunde benutzt, wie selbstverständlich, sein Smartphone. Sucht damit, telefoniert damit, etc. Und wenn jetzt jemand in der Innenstadt in der Fußgängerzone steht und ein bestimmtes Bedürfnis hat und sucht, und Google hat einen Marktanteil von 90% bei den Suchmaschinen, und ich tauche dann dort als mittelständisches Handelsgeschäft nicht auf, dann bin ich digital nicht existent. Und genau das war der Ausgangspunkt, warum der HDE mit Google die Initiative „Zukunft Handel“ gestartet hat; Um die Sichtbarkeit, gerade des mittelständischen Handels, im Internet zu verbessern. Das ist der Ursprung und das zahlt komplett auf das Konto des lokalen Handels ein: Sichtbarkeit bedeutet Auffindbarkeit, bedeutet mehr Frequenz und darauf zielt es ab, dort Hemmschwellen abzubauen und den Mittelständern den Weg in die Digitalisierung zu zeigen.
Frank Rehme: Google hat ja auch mit seiner Zukunftswerkstatt und dem ‚Grow My Store‘ Programm ordentlich was aufgelegt an Workshops und so weiter. Wir haben an anderer Stelle auch schon im Kompetenzzentrum darüber berichtet. Da läuft ja einiges und man muss echt sagen, dass Google in dieser Sache nichteinfach der Türsteher ist, sondern viel mehr der Türöffner. Ich weiß aus eigener Erfahrung, sobald du bei Google eine super Sichtbarkeit hast, läuft dein Business. Und da kommt keine Printwerbung oder ähnliches überhaupt noch mit.
Welche Kooperationen sind denn noch unterwegs?
Stephan Tromp: Die Sichtbarkeit im Internet ist das eine, die verlängerte Ladentheke das Andere. Soll heißen, wir wollen auch dem Mittelstand zeigen, wie er über den Marktplatz Produkte verkaufen kann. Und da gibt es in Deutschland zwei ganz große Player. Der eine ist Amazon, da haben wir ‚Quick Start Online‘ zusammen an den Start gebracht, was darauf abzielt, das kleine Einmaleins des Marktplatzhandels allen Mittelständern nahe zu bringen und auch hier Hemmschwellen abzubauen, um relativ zügig ins Business zu kommen. Und dann haben wir ‚eBay deine Stadt‘ was darauf abzielt, dass man nicht über den Marktplatz eBay handelt, sondern eine Verknüpfung zwischen dem stationären Geschäft und dem Marktplatz herstellt. Der Vorteil bei eBay ist, dass sie den direkten Kontakt zwischen Handelsunternehmen und Kunden zulassen. Also eBay spielt da keine Gatekeeper-Rolle, sondern eine vermittelnde und das war der Grund, dass sich der HDE neben Amazon auch mit eBay engagiert und die Initiativen auf den Weg gebracht hat, um am Ende des Tages Onlinehandel auch für Mittelständer möglich zu machen, die sich keinen eigenen Onlineshop leisten wollen oder können.
Frank Rehme: Ja, wir gehen ja gerade so richtig die Shopperjourney durch. Wir waren bei Sichtbarkeit, jetzt sind wir bei Kaufen, irgendwo müssen wir auch mal bei Delivery landen, aber da gibt es ja auch eine gute Kooperation mit DHL.
Stephan Tromp: Delivery ist genau das richtige Stichwort. Daran anknüpfend, an die Costumerjourney: Sichtbarkeit, dann Handel und am Ende des Tages Fullfillment und Delivery. Der HDE ist hier auch mit DHL, dem großen Anbieter im Paketversand, zusammengegangen, um eben all dieses Wissen, was passiert eigentlich nach der Transaktion, nachdem der Kauf Online getätigt wurde, was muss dann kommen, damit letztendendes die Ware auch physisch beim Kunden landet. Nennt sich ‚DHL Lokal Handel‘ und ist letztendlich auch das kleine Einmaleins, was muss ich alles berücksichtigen, damit das Paket auch wirklich beim Kunden ankommt oder auch Retourenmanagement, all diese Dinge die nachgelagert sind, die nicht so im Scheinwerferlicht sind, aber die mindestens genau so wichtig für einen geschäftlichen Erfolg stehen. Nichts ist schlimmer, als dass ein Kunde glücklich etwas gekauft hat und dann ist er unzufrieden über das ‚After Sales Handling‘ und dann kommt er nie wieder. Also auch hier Fehler vermeiden, Brücken bauen, das macht der HDE mit DHL an der Stelle zusammen.
Frank Rehme: Hervorragend. Man sieht, dass die Shopperjourney ja dann immer noch nicht zu ende ist, denn jetzt gibt es noch so eine Geschichte mit Signal Iduna, wo ich mich erst gefragt hat, was eine Versicherung denn für Angebote, die für den Handel oder den Shopper interessant sind. Aber wir haben wunderbar dazu gelernt, dass auf einmal das ganze Thema Abmahnversicherung und -schutz ein ganz wichtiger Punkt geworden ist für viele Händler.
Stephan Tromp: Ja klar, Frank du weißt das, der Teufel steckt im Detail. Ich gehe auf den Marktplatz, habe ein schickes Foto des Produktes und eine Produktbeschreibung. Da laufen die ersten Fallstricke, nämlich, dass ich ein Foto mit Copyright nehme, die Produktbeschreibung nicht ordentlich ist und ich ganz schnell darauf abgemahnt werde. Und da haben wir uns mit der Signal Iduna zusammengesetzt und überlegt, was man machen kann, damit Mittelständer mehr Rechtssicherheit haben. Und was mir an diesem Projekt gut gefällt ist, dass wir nicht am Ende anfangen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sondern zunächst aufgeklärt wird. Also was muss ich beachten, wie mache ich es von Anfang an so rechtssicher, dass erst gar nicht der Abmahnfall eintritt. Natürlich kann man keine Unwägbarkeiten von vornherein zu 100% ausschließen, aber dieser Ansatz der Prävention, den der HDE und die Signal Iduna hier fahren, der ist mir wichtig, weil es letztendlich einen Mittelständer schützt und deswegen diese fünfte Kooperation, plus, dass Signal Iduna ohnehin über fast 100 Jahre eine Verbundenheit mit dem stationären Handel hat. Und da gehen wir deshalb auch in die Richtung Imagekampagne ‚anfassbar gut‘, um gegenüber dem Endkonsumenten zu zeigen, dass der stationäre Handel ein Kulturgut ist und, besonders in der Post-Corona Zeit, zu unserer Innenstadt gehört.
Frank Rehme: Man sieht, dass an vielen Ecken daran gearbeitet wird, für eure Mitglieder immer wieder neue Felder aufzumachen, neue Mehrwerte zu liefern. Wenn jetzt einer unserer Hörerinnen und Hörer Interesse hat und mehr über diese Kooperationen erfahren möchte, an wen können die sich dann wenden?
Stephan Tromp: Die haben zwei Möglichkeiten. Es gibt zum einen unsere Webseite www.handel4punkt0.org und der HDE ist Konsortialführer des Kompetenzzentrums Handel mit Stand 4.0, gefördert von Bundeswirtschaftsministerium, wo wir ausdrücklich einen Auftrag des BMWI und des deutschen Bundestages haben, das gesamte Digitalisierung in den Mittelstand rein zu tragen. Und das macht der HDE nicht alleine, sondern als Konsortialführer arbeiten wir mit dem Institut für Handelsforschung an der Universität Köln im IFH, mit dem ibi Research an der Universität Regensburg und dem EHI, dem europäischen Handelsinstitut in Köln, zusammen. Unmittelbar auch mit GS1 Germany. Also das sind eigentlich die entscheidenden Player im deutschen Handel und zusammen bringen wir viel Kraft auf die Strecke und stellen all die Informationen für den Mittelstand zur Verfügung. Individuell beraten dürfen wir nicht, aber ich denke, es gibt so viele Beispiele, die einfach die Phantasie anregen und wo dann jeder auch die Transformation in sein eigenes Geschäftsmodell mit bewerkstelligen kann.
Frank Rehme: Wunderbar, lässt sich auch alles noch einmal in den Shownotes finden. Stefan, vielen Dank für die Zeit.
Stephan Tromp: Ja, herzlichen Dank.
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